‏ Psalms 16:11

Der Weg des Leben

Das Wort „darum“ zeigt an, dass eine Schlussfolgerung auf Basis des Vorangegangenen folgt (Ps 16:9). David hat Gott als seinen souveränen Herrn (Adonai) anerkannt und sich an Ihn gewandt (Ps 16:1; 2). Während er jeden Götzendienst ablehnte, hat er die Güte Gottes erfahren (Ps 16:3-8).

„Darum“ freut er sich in seinem Herzen und frohlockt seine Seele (Lk 10:21; Heb 12:2). Sein „Herz“ ist das Zentrum seiner Existenz. Von dort aus wird sein Leben geregelt. Sein Herz ist ständig in Gemeinschaft mit Gott. Das Wort „Seele“ hat die Bedeutung aller Werte seines inneren Wesens, aller seiner Gefühle für Gott. Auch in Bezug auf seinen „Körper“ fühlt er sich sicher. „Mein Herz“, „meine Seele“ und „mein Fleisch“ bilden den ganzen Menschen, wie das Neue Testament von „Geist und Seele und Leib“ spricht (1Thes 5:23).

Petrus zitiert diesen Vers in seiner Rede in Apostelgeschichte 2 als Beweis für die Auferstehung Christi (Apg 2:25-31). Dies ist keine Idee der Autoren dieses Kommentars, sondern es ist der vom Heiligen Geist inspirierte Kommentar der Schrift zu dem, was in diesem Psalm geschrieben steht. Deshalb ist es notwendig, hier die Verse aus Apostelgeschichte 2 zu zitieren.

David schreibt diesen Psalm zehn Jahrhunderte früher als zur Zeit der Rede des Petrus. Er schreibt in der „Ich“-Form. Dennoch kann er nicht über sich selbst schreiben. Schließlich ist er gestorben, begraben worden und, wenn Petrus dieses Schriftwort zitiert, immer noch nicht auferstanden. David ist hier ein Prophet, der über einen anderen, den Herrn Jesus, schreibt.

Niemand, außer dem Herrn Jesus Christus, ist seinen Weg gegangen, ohne für einen Augenblick sein Auge von Gott, seinem Vater, abzuwenden. Er sah immer Gott, seinen Vater vor sich. Er wusste Ihn auch immer mit sich (Joh 8:29). Die Gemeinschaft mit seinem Gott schenkte Ihm Freude in seinem Herzen, die Er mit dem Mund zum Ausdruck brachte, selbst in der Zeit, als er Ablehnung erfuhr (Mt 11:25).

Durch seine Gemeinschaft mit seinem Gott hatte Er Hoffnung auf Frieden für sein Fleisch, seinen Leib. Er wusste, dass Er den Tod des Sünders sterben würde, aber Er trat diesen Tod mit dem Vater vor und neben sich entgegen und sah die Freude, die danach kommen würde (Heb 12:2). Er wusste, dass Gott seine Seele nicht dem Scheol überlassen würde.

Der Scheol ist der Ort, wohin die Seelen der Toten unmittelbar nach ihrem Tod gehen, das Totenreich. Im Zitat des Petrus, das aus der Septuaginta – der griechischen Übersetzung des Alten Testaments – entnommen ist, steht das Wort Hades, die griechische Übersetzung von Scheol.

Dann besagt das Zitat, dass Gott die Seele Christi „nicht im Hades zurücklassen“ wird. Das bedeutet, dass Gott die Seele Christi nicht dem Totenreich überlassen würde. Christus war „der Fromme“ Gottes, der in völliger Treue zum Bund als Gottes Heiliger zu seiner Ehre lebte. Er erlitt die Schmerzen des Todes in seiner Seele für jeden, der an Ihn glaubt, in den drei Stunden der Finsternis am Kreuz unter Gottes Gericht. Nach seinem Tod ging seine Seele ins Paradies (Lk 23:43). Jeder Ungläubige wird im Hades und schließlich ewig in der Hölle leiden.

Nachdem Christus gestorben war, wurde Er in das Grab gelegt, aber sein Körper sah keine „Verwesung“. Das heißt, sein Körper war von dem Verderben des Todes nicht betroffen. Auch in seinem Tod war Er „der Heilige“ Gottes. Deshalb wurde Er nach einem kurzen Aufenthalt im Grab – „ein wenig“ oder „eine kurze Zeit“ (Heb 2:9) – auferweckt. Als Ergebnis seines Werkes weiß der neutestamentliche Gläubige, dass sein Geist und seine Seele unmittelbar nach seinem Tod beim Herrn sind (2Kor 5:8; Phil 1:23), während sein Körper im Grab liegt. Sein Leib wird bei der Ankunft des Herrn Jesus für die Seinen aus dem Grab auferstehen, dann aber erneuert und mit seinem Geist und seiner Seele vereint werden (1Thes 4:16; 1Kor 15:52).

Nachdem wir Christus in dem Zitat über seinen Tod und die darin enthaltene Bewahrung durch Gott sprechen gehört haben, hören wir dann, wie Er über Leben und Freude spricht (Ps 16:11). Hier spricht Er von seiner Auferstehung. Das ist Leben und Freude, nachdem Er durch den Tod gegangen ist. Nach der Auferstehung werden Wege des Lebens geöffnet und offenbart. Das Leben in der Auferstehung ist ein Leben voller Freude; es ist ein Leben, das auf das Angesicht Gottes gerichtet ist. Im geistlichen Sinn gilt dies heute für jeden Gläubigen, der sein Auge auf Christus richtet. Ein solcher Mensch ist immer auf dem Weg des Lebens, auch wenn er durch den Tod führen kann.

Dieser Lebensweg wird von Gott dem Herrn Jesus und damit den Seinen offenbart. Der Weg des Lebens ist immer der Weg durch den Tod. Gott weckt auf aus den Toten. Er ist der Ursprung dieses Weges, denn Er ist das Leben, Er ist der lebendige Gott, das Leben ist nur in Ihm. Es ist nicht so sehr der Weg, der zum Leben führt, sondern vielmehr der Weg, auf dem das Leben genossen wird. Es ist der Weg, der vom Leben geprägt ist (vgl. Ps 25:9; 10).

Leben im vollen Sinne des Wortes und Freude gehören zusammen. Auf dem Weg des Lebens ist „Fülle von Freuden“, weil es ein Weg vor dem „Angesicht“ Gottes ist, der auf seine fortwährende Gegenwart hinweist. Nur auf diesem Weg, nur in einem Leben der Gemeinschaft mit Ihm, gibt es eine Fülle von Freuden. Dies ist sowohl in diesem Leben als auch im Leben nach diesem Leben auf der Erde der Fall.

Dies gilt auch für die „Lieblichkeiten“, die sich in seiner „Rechten“ befinden. Sie sind „immerdar“. Mit „Lieblichkeiten“ ist eine enorme Menge an angenehmen Dingen gemeint, die unser Herz immer wieder und ohne Unterbrechung erfreuen werden. Es gibt keinen Moment, in dem dies nicht so ist. Sowohl in der Gegenwart als auch in der Zukunft ist Er mächtig – die rechte Hand spricht von Kraft –, um die Lieblichkeiten allen zu geben, die mit Ihm in der Auferstehungswelt verbunden sind. Sein Angesicht und seine rechte Hand stehen für seine Person und seine Taten, für das, was Er gibt und was Er tut.

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