‏ Titus 3:4-6

Einst und jetzt

Tit 3:1. Im vorhergehenden Kapitel hat Paulus darüber gesprochen, wie sich die verschiedenen Gruppen im Haus Gottes zu verhalten haben. In diesem Kapitel geht er auf die Haltung ein, die Christen in der Welt einnehmen sollten. Die Kreter durften zwar wissen, dass sie von aller Gesetzlosigkeit freigemacht worden waren (Tit 2:14), doch das bedeutete nicht, dass sie sich von der Regierung nichts sagen zu lassen brauchten (vgl. 1Pet 2:13; 14; Röm 13:1). Sie wussten durchaus, dass sie sich der Regierung unterzuordnen hatten, doch es scheint so, als hätten sie das vergessen. Titus sollte sie daran erinnern. Ihr früheres Leben spielte ihnen dabei möglicherweise einen Streich. Damals ließen sie sich von niemandem etwas sagen, auch nicht von amtlicher Seite.

Wie ist das bei dir? Fällt es dir auch schwer, die Autorität der Regierung anzuerkennen? Wie gehst du mit den Verkehrsregeln um? Hältst du dich daran? Und wie sieht es beim Ausfüllen von Formularen zur Studienfinanzierung oder bei der Steuererklärung aus? Vielleicht musst auch du an diese Dinge erinnert werden, damit du dich nicht durch einen Geist der Auflehnung gegen Autoritäten oder der milderen Form des zivilen Ungehorsams mitziehen lässt. Ich jedenfalls habe das nötig. Es wird jedoch nicht nur Gehorsam gefordert, sondern auch erwartet, dass du „zu jedem guten Werk bereit“ bist. In diesem Zusammenhang bedeutet das, dass du in allem, was für den Staat und die Gesellschaft gut ist, zur Zusammenarbeit mit der Regierung bereit bist. Das bedeutet aber auch, dass du darauf achtest, dass alles, was du tust, dem Willen Gottes entspricht.

Tit 3:2. In diesem Vers geht es nicht mehr nur um die Regierung, sondern um alle Menschen. Was hier steht, betrifft dein Verhalten allen Menschen gegenüber. Wie kennen dich deine Nachbarn, deine Mitschüler oder deine Kollegen? Gib acht, dass du nicht abfällig über deinen ungläubigen Nächsten sprichst, der vielleicht wie ein „fauler Bauch“ oder ein „böses Tier“ lebt. Wie siehst du deine ungläubigen Kollegen? Die Aufforderung, niemanden zu lästern, bezieht sich hier auf Ungläubige. Ich hoffe, dass du dich nicht an der Verbreitung eines Gerüchtes beteiligst, das über einen Kollegen im Umlauf ist.

Dann hoffe ich auch, dass du nicht als Streithahn bekannt bist, sondern vielmehr als jemand, der nachsichtig, freundlich und hilfsbereit ist. Es kann doch nicht sein, dass du zu deinem Bruder freundlich bist, während du mit deinem Nachbarn Streit anfängst, weil er sein Auto da abgestellt hat, wo du eigentlich immer parkst, selbst wenn er das tun sollte, um dich zu schikanieren. Du lässt dann eine Gelegenheit verstreichen, „alle Sanftmut zu erweisen gegen alle Menschen“. „Alle Menschen“ heißt nicht: alle Menschen außer deinem Nachbarn, der dich schikaniert. Wenn du Sanftmut übst, zeigst du eine wunderbare Eigenschaft des Herrn Jesus, der dir sagt, dass du das von Ihm lernen kannst (Mt 11:29). Auf diese Weise werden die Menschen erkennen, dass wir Bürger eines anderen Reiches sind. Das soll bei den Menschen den Wunsch wecken, auch Bürger dieses Reiches zu werden. Unser gesamtes Verhalten soll Sanftmut ausstrahlen. Dabei sollten wir stets freundlich sein und Hilfsbereitschaft zeigen, und zwar allen und nicht nur den netten Menschen.

Tit 3:3. Die Erinnerung an das, was du einmal warst, wird dir helfen, das Vorhergehende in die Praxis umzusetzen. Du kannst den Menschen dann die gleiche Liebe entgegenbringen, die Gott dir erwiesen hat. Die schrecklichsten Dinge, zu denen andere in der Lage sind und die dich innerlich tief verletzen können, kommen nicht aus einer Quelle, die verdorbener ist als deine alte Natur. Denke deshalb daran, dass du ebenfalls zu den schlimmsten Dingen fähig bist, wenn der Herr dich nicht bewahrt. Deshalb darfst du nicht abfällig über einen Verbrecher reden, so sehr du sein Tun auch zu Recht verabscheust.

Wie hast du dich denn selbst früher verhalten (und handelst heute leider manchmal auch noch so)?

1. Du warst „unverständig“, d. h. ohne Verstand. Das ist nicht sehr schmeichelhaft für Leute, die sich doch für ziemlich gescheit halten.

2. Du warst auch „ungehorsam“, also nicht bereit, das zu tun, was von dir erwartet wurde.

3. Du hast auch den Sinn deines Lebens nicht erkannt und irrtest umher, ohne zu wissen, wohin dich das führen würde.

4. Dadurch wurdest du ein Sklave von „mancherlei Begierden und Vergnügungen“.

5. Achtung vor anderen gab es nicht. Die Bosheit in dir kam dadurch zum Vorschein, dass du anderen Schmerz zufügtest.

6. Du neidetest dem anderen das, was er hatte, und wolltest das ebenfalls haben.

7. Dein ganzes Benehmen war abscheulich und abstoßend.

8. Die Atmosphäre unter denen, mit denen du Umgang hattest, war von gegenseitigem Hass bestimmt.

Tit 3:4. Wenn Gott mit dir entsprechend deinem Verhalten gehandelt hätte – wo wärst du dann geblieben? Doch das hat Er nicht getan. Er ist dir im Gegenteil mit seiner Güte und Menschenliebe begegnet. Darum lebst du noch und bist nicht in der Gosse gelandet oder, noch schlimmer, in der Hölle. Seine Güte hat dich völlig verändert. Diese Güte sollten die Menschen in dir erkennen können. Du bist nicht deshalb freundlich, weil auch du von anderen freundlich behandelt wirst, sondern weil du Christ bist. Während du dich abscheulich benommen hast, hat Er dich seine Menschenliebe erfahren lassen. Er hat dich dadurch spüren lassen, dass Ihm an dir liegt, an dem, was du als Mensch bist. Mit Ehrfurcht gesagt: Gott hat so gehandelt, weil Er nicht anders konnte. Diese Liebe zu den Menschen sollten andere in dir sehen, nicht, damit sie auch dir Liebe erweisen, sondern weil du einfach nicht anders kannst.

Tit 3:5. Wie hat dich Gott errettet? Jedenfalls nicht aufgrund deiner Werke, denn die waren vor deiner Bekehrung allesamt ungerecht. Sogar deine sogenannten guten Werke waren verwerflich (Jes 64:5). Und dabei hattest du geglaubt, dass Gott sie doch als gerecht anerkennen müsse. Von deiner Seite konntest du nichts vorweisen, was Gott mit Errettung hätte belohnen können. Doch was du nicht tun konntest, tat Gott als Ausdruck seiner Barmherzigkeit. Statt seinen gerechten Zorn über dich auszugießen, hielt Er ihn zurück und gab dir in seiner Gnade, was du niemals hättest erlangen können: Errettung. Barmherzigkeit setzt größte Not bei dem voraus, dem sie erwiesen wird, beinhaltet aber auch das Mittel, dieser Not zu begegnen.

Gott hat dich also errettet, weil Er barmherzig ist. Doch um dich zu erretten, hat Er zwei Dinge als Mittel benutzt. Das erste Mittel ist „die Waschung der Wiedergeburt“. Obwohl die Wiedergeburt sehr der neuen Geburt ähnelt (Joh 3:3-6), ist sie doch nicht dasselbe. Während sich die neue Geburt innerlich in dir vollzieht, ist Wiedergeburt eher eine äußere Sache.

Du kannst das der einzigen Stelle entnehmen, in der das Wort „Wiedergeburt“ sonst noch vorkommt, nämlich in Matthäus 19 (Mt 19:28). Da bezieht sich Wiedergeburt auf die Zeit, wo das Reich Gottes in seiner äußeren Form angebrochen sein wird, wenn nämlich der Herr Jesus auf der Erde regiert und die Seinen mit Ihm regieren werden. Die Schöpfung wird dann sozusagen wiedergeboren sein. Alles, was du dann siehst, wird neu sein.

Was dann allgemein so sein wird, gilt bereits jetzt für dich persönlich. Für dich ist dieser neue Zustand der Dinge bereits jetzt angebrochen. Die Sünden, in denen du früher lebtest (Tit 3:3), sind von dir abgewaschen. Diese Waschung ist durch das Wort geschehen (Eph 5:26; vgl. Jak 1:18; 1Pet 1:23). Dadurch hat sich dein Verhalten völlig geändert. Was die Menschen an dir sehen, ist nicht mehr das, was du früher warst, sondern ist von der Welt, die bald sein wird.

Du kannst allerdings nur dann äußerlich so leben, wenn innerlich mit dir etwas geschehen ist. Dein äußeres Leben entwickelt sich von innen heraus, wo „die Erneuerung des Heiligen Geistes“ stattgefunden hat. Mit der Erneuerung des Heiligen Geistes ist die Erneuerung aufgrund des Heiligen Geistes gemeint, die Erneuerung, die von Ihm ausgegangen und durch Ihn bewirkt worden ist. Durch dieses erneuernde Werk des Heiligen Geistes hast du eine neue geistliche Fähigkeit bekommen, die dich befähigt, die Dinge in Übereinstimmung mit Gott zu sehen und entsprechend zu denken (siehe Röm 12:2, die einzige andere Stelle, wo das Wort „Erneuerung“ noch vorkommt). Der Heilige Geist ist die Quelle eines völlig neuen Lebens und eines völlig neuen Denkens.

Tit 3:6. Hier ist nicht nur von dem Werk des Geistes die Rede, sondern auch von der Gabe des Geistes. Er ist dir gegeben worden (Eph 1:13) und Er gibt dem neuen Leben Kraft, sodass das neue Leben sich nach außen zeigen kann. Er bewirkt in dir eine tägliche Erneuerung und macht dich gleichzeitig frei von dem Leben, dass du früher geführt hast. Die Ausgießung des Heiligen Geistes ist ein einmaliges Ereignis, das zu Pfingsten stattfand (Apg 2:33; 1Kor 12:13). Der Herr Jesus hat aufgrund seines Werkes und als Folge dessen vom Vater die Verheißung des Heiligen Geistes empfangen und Ihn anschließend ausgegossen. Das hat Er nicht spärlich getan, sondern „reichlich“.

Stell dir vor: Du bist nicht nur aus Ihm geboren, sondern Er wirkt auch in dir und steht dir zur Verfügung. Er wohnt in dir, bleibt bei dir und macht dich mit allem vertraut, was dir in Christus gehört. Durch den Heiligen Geist kannst du das wahrhaftige Leben, das Leben in Überfluss, in reichem Maß genießen (Joh 10:10).

Lies noch einmal Titus 3,1–6.

Frage oder Aufgabe: Wie zeigt sich in deinem Leben der Unterschied zwischen einst und jetzt?

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