Mark 6
Jesus findet in Nazaret kein Gehör
1Und er ging von dort weg, und er kommt in seine Heimat ▼▼D.h. Nazaret (vgl. Mk 1,9.24)
, und seine Jünger folgen ihm. 2Und als es Sabbat geworden war, begann er, in der Synagoge zu lehren, und viele Zuhörer waren erstaunt und sagten: „Woher [hat] der das, und was [ist] die Weisheit, die ihm gegeben worden ist, und solche Wunderkräfte, die durch seine Hände geschehen? 3Ist das nicht der Handwerker, der Sohn von Maria und der Bruder von Jakobus und Joses und Judas und Simon? Und leben ▼▼E „sind“
nicht seine Schwestern hier bei uns?“ Und sie nahmen Anstoß an ihm. 4Da sagte Jesus zu ihnen: „Ein Prophet ist nicht ohne Ehre, außer in seiner Heimat und bei seinen Verwandten und in seinem Haus.“ 5Und er konnte dort keinerlei Wunderkraft tun, außer einigen wenigen Kranken die Hände aufzulegen und sie zu heilen. 6Und er wunderte sich über ihren Unglauben ▼▼W „wegen ihres Unglaubens“
. Und er zog durch die Dörfer ringsum und lehrte. Jesus bevollmächtigt zwölf Apostel
7Und er ruft die zwölf [Jünger] zu sich, und er begann, sie ‹jeweils zu zweit› ▼▼W „zwei (und) zwei“
auszusenden, und er gab ihnen Vollmacht über die unreinen Geister, 8und er wies sie an, nichts ‹für unterwegs› ▼▼W „zum Weg“
mitzunehmen außer einem Wanderstock – kein Brot, keine Tasche, keine Münze im Gürtel, 9sondern getragene Sandalen … „und zieht keine zwei Hemden an!“ 10Dann sagte er zu ihnen: „Wo auch immer ihr in ein Haus hineingeht, dort bleibt, bis ihr von dort weitergeht. 11Und welcher Ort auch immer euch weder empfängt noch zuhört, von dort geht weiter und schüttelt den Staub ab, der unter euren Füßen [ist], für sie zum Zeugnis!“ 12Und sie gingen los und predigten, dass [die Menschen] Buße tun sollten. 13Auch viele Dämonen vertrieben sie, und sie salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie. Herodes enthauptet Johannes den Täufer
14Und König Herodes ▼▼D.h. Herodes Antipas, Sohn von Herodes dem Großen; zwar hatte Cäsar Augustus ihm die Königswürde ausdrücklich verweigert (weshalb Matthäus und Lukas ihn korrekt als „Tetrarch“ bezeichnen), doch für die Bevölkerung Galiläas machte dies sicher nur wenig Unterschied
hörte [von Jesus], denn sein Name war bekannt geworden, und sie sagten: „Johannes der Täufer ist auferweckt worden von den Toten, und deshalb wirken die Wunderkräfte in ihm.“ 15Andere hingegen sagten: „Er ist Elija!“, andere wiederum sagten: „Ein Prophet wie einer der Propheten.“ 16Als nun Herodes [von Jesus] hörte, sagte er: „Den ich enthauptet habe, Johannes, der ist auferweckt worden.“ 17Denn er, Herodes, hatte [Soldaten] gesandt und Johannes ergriffen, und er hatte ihn im Gefängnis gefesselt, wegen Herodias, der Frau seines Bruders Philippus, weil er sie geheiratet hatte. 18Johannes hatte nämlich wiederholt zu Herodes gesagt: „Es ist dir nicht erlaubt, die Frau deines Bruders zu haben.“ 19Herodias aber hegte einen Groll gegen ihn, und sie wollte ihn töten, aber konnte es nicht. 20Denn Herodes respektierte Johannes, weil er ihn als einen gerechten und heiligen Mann kennengelernt hatte, und er beschützte ihn, und wenn er ihm zuhörte, war er für gewöhnlich sehr verunsichert, und doch hörte er ihm gerne zu. 21Aber als ein günstiger Tag kam (als Herodes zu seinem Geburtstag ein Festmahl veranstaltete für seine Hofbeamten und die Hauptmänner und die wichtigsten ▼▼E „ersten“
[Leute] Galiläas) 22und seine Tochter Herodias ▼▼Die einfache Übersetzung „seine Tochter Herodias“ ist wohl auszuschließen, da keine Tochter dieses Namens bekannt ist (Josephus nennt sie Salome) und die Parallelstelle Mt 14,6 sie unmissverständlich als „die Tochter der Herodias“ bezeichnet; möglicherweise ist der gr. Text an dieser Stelle fehlerhaft (vgl. France 2002, 258)
) hereinkam und tanzte, da gefiel sie Herodes und denen, die mit [zu Tisch] lagen. Der König sagte zu dem Mädchen: „Bitte mich, was auch immer du willst, und ich werde es dir geben!“ 23Und er schwor ihr mehrmals ▼▼O „nachdrücklich“; E „viel“; hier wohl intensivierend gemeint
: „Was auch immer du mich bittest, werde ich dir geben, bis zur Hälfte meines Königreiches!“ 24Und sie ging hinaus und sagte zu ihrer Mutter: „Was soll ich erbitten?“ Sie aber sagte: „Den Kopf von Johannes dem Täufer.“ 25Und sofort ging sie eilig ▼▼W „mit Eile“
zum König hinein und bat ihn, indem sie sagte: „Ich will, dass du mir umgehend auf einer Platte den Kopf von Johannes dem Täufer gibst!“ 26Und obwohl der König zutiefst traurig wurde, wollte er sie wegen der Eide und der [zu Tisch] liegenden [Gäste] nicht abweisen. 27Und sofort sandte der König einen Henker und ordnete an, seinen Kopf zu bringen. Und er ging und enthauptete ihn im Gefängnis, 28dann brachte er seinen Kopf auf einer Platte, und er gab ihn dem Mädchen, und das Mädchen gab ihn ihrer Mutter. 29Und als seine Jünger davon hörten, kamen sie und holten seinen Leichnam, und sie legten ihn in eine Grabhöhle. Jesus macht fünftausend Menschen satt
30Und die Apostel ▼▼Markus setzt hier den Bericht von der Aussendung der Jünger (Vv. 7-13) mit deren Rückkehr fort. Den Begriff „Apostel“ verwendet er wohl im doppelten Sinn: Zunächst einmal bezeichnet er die zuvor ausgesandten Jünger (so die wörtliche Bedeutung von „Apostel“; vgl. das Verb „aussenden“ in V. 7); für seine christlichen Leser spielt er aber schon auf die spätere Rolle der Jünger als Apostel an (Guelich 1989, 338)
versammeln sich zu Jesus und berichteten ihm alles, was sie getan und was sie gelehrt hatten. 31Und er sagt zu ihnen: „Kommt – ihr ganz allein – an einen einsamen Ort und ruht euch ein wenig aus!“ Denn es waren viele, die kamen und gingen, und sie hatten keine Zeit, [etwas] zu essen. 32Und sie fuhren mit dem Boot an einen einsamen Ort, ganz allein. 33Aber [die Leute] sahen sie gehen, und viele erfuhren davon, und zu Fuß liefen sie aus allen Städten dort zusammen, und sie kamen ihnen zuvor. 34Und als er ausstieg, sah er eine große Menschenmenge, und er hatte Mitleid mit ihnen, denn sie waren wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und er begann, sie vieles ▼▼O „ausgiebig/lange“
zu lehren. 35Und weil ▼▼O „als“
die Stunde schon spät geworden war, kamen seine Jünger zu ihm und sagten: „Einsam ist der Ort, und die Stunde schon spät. 36Schicke sie fort, damit sie zu den umliegenden Bauernhöfen ▼▼E „Feldern“
und Dörfern gehen und sich etwas zu essen kaufen.“ 37Er aber antwortete und sagte zu ihnen: „Gebt ihr ihnen zu essen!“ Und sie sagen zu ihm: „Sollen wir losgehen und für zweihundert Denare ▼▼Ein Denar entspricht etwa dem Lohn eines Tages
Brote kaufen und ihnen zu essen geben?“ 38Er aber sagt zu ihnen: „Wie viele Brote habt ihr? Geht, seht nach!“ Und nachdem sie es in Erfahrung gebracht hatten, sagen sie: „Fünf, und zwei Fische.“ 39Da ordnete er ihnen an, dass sich alle ‹in Gruppen› ▼▼W „(jeweils) Gruppen (und) Gruppen“; Gr. symposion bezeichnet eigentlich ein abendliches Gast- und Trinkmahl samt Tischgesellschaft und Unterhaltung (vgl. France 2002, 267)
auf dem grünen Gras niederlassen. 40Und sie lagerten ‹in Gruppen› ▼▼W „(jeweils) Beete (und) Beete“; im Gegensatz zu V. 39 steht hier wohl die geordnete Sitzgruppe im Vordergrund
zu je hundert und je fünfzig [Personen] ▼▼Möglicherweise eine Anspielung auf 2Mo 18,21, gemeint sind jedoch wahrscheinlicher Gruppen zwischen 50 und 100 Personen (France 2002, 267)
. 41Dann nahm er die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf und segnete sie, und er brach die Brote, und er gab sie seinen Jüngern, damit sie sie ihnen austeilen, auch die zwei Fische verteilte er an alle. 42Und sie alle aßen und wurden satt, 43und sie hoben zwölf Körbe voller ▼▼W „die Fülle von zwölf Körben“
Brocken auf, auch von den Fischen ▼▼Es ist unklar, ob die Fischreste zum Inhalt der zwölf Körbe gehören oder nicht (vgl. Guelich 1989, 343)
. 44Und die die Brote gegessen hatten, waren fünftausend Mann. Jesus erscheint den Jüngern auf dem See Gennesaret
45Und gleich darauf drängte er seine Jünger, in das Boot zu steigen und ans gegenüberliegende [Ufer] nach Betsaïda vorauszufahren, während er selbst die Menschenmenge fortschickte. 46Und nachdem er sie verabschiedet hatte, ging er auf den Berg, um zu beten. 47Und als es Abend wurde, war das Boot mitten auf dem Meer ▼▼Gemeint ist der See Gennesaret (siehe Anm. zu Mt 4,18); so auch Vv. 48-49
, und er allein an Land. 48Und als er sah, dass sie sich beim Rudern quälten, weil der Wind ihnen entgegen stand ▼▼W „war“
, da kommt er um die vierte Nachtwache ▼▼D.h. zwischen 3 und 6 Uhr morgens
zu ihnen, indem er auf dem Meer umhergeht, und er wollte an ihnen vorübergehen. 49Sie aber sahen ihn auf dem Meer umhergehen und meinten, dass es ein Gespenst sei, und sie schrien auf; 50denn sie alle sahen ihn und erschraken. Er aber redete sofort mit ihnen, und er sagt zu ihnen: „Seid guten Mutes! Ich bin es; fürchtet euch nicht!“ 51Dann stieg er zu ihnen ins Boot, und der Wind legte sich. Und unter sich selbst waren sie ganz besonders fassungslos; 52sie hatten nämlich nicht verstanden, ‹was es mit den Broten auf sich hatte› ▼▼W „aufgrund/angesichts der Brote“
, sondern ihr Herz war verhärtet. Jesus heilt die Kranken in Gennesaret
53Und nachdem sie übergesetzt hatten, gingen sie in Gennesaret an Land und ankerten. 54Und als sie aus dem Boot stiegen, erkannten sie ▼▼D.h. die Bewohner jener Gegend
ihn sofort und 55liefen umher in jene gesamte Gegend, und sie begannen, die Kranken ▼▼I „die (es) schlecht haben“
auf [ihren] Matten umherzutragen, [jeweils] wo sie hörten, dass er sei. 56Und wo auch immer er hinging – in Dörfer oder in Städte oder zu Bauernhöfen ▼▼E „Feldern“
–, legten sie die Kranken auf die Marktplätze und baten ihn, wenigstens den Saum seines Gewandes berühren [zu dürfen]; und alle, die ihn berührten, wurden geheilt ▼▼E „gerettet“
.
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