Acts 2
Kapitel 2
Nachdem die 120 Jünger Matthias als Nachfolger des Judas gewählt haben (s. Apg 1,15-26), haben sich ihre Wege wieder getrennt. In Apg 2,1-13 kommen sie alle zum jüdischen Wochenfest wieder zusammen. Das kommt nicht von ungefähr: Nach Ex 23,16f. sollen zu diesem Erntedankfest alle Juden auch aus fernen Ländern nach Jerusalem „zu JHWH“ kommen, also in den Tempel. Der Hinweis auf das Datum macht damit erstens plausibel, warum sich in Apg 2 alle Jünger und so viele ausländische Juden in Jerusalem aufhalten. Zweitens fällt so, nachdem bereits das Letzte Abendmahl mit dem jüdischen Pesachfest zusammengefallen ist (s. Lk 22,7-38), nun ein weiteres „frühchristliches Großereignis“ mit gleich mit dem nächsten großen jüdischen Festtag zusammen. Jüdische und christliche Heilsgeschichte entsprechen sich, wie das schon Leo der Große gesehen hat: „Daraus kann der aufmerksame Christ unschwer ersehen, daß der Anfang des Alten Bundes ein Vorbild des Beginns des Evangeliums war, daß der zweite Bund von demselben Geiste gegründet wurde, von dem auch der erste aufgerichtet worden ist.“ (Sermo LXXV: Predigt über das Pfingstfest). In diesem Rahmen also ereignet sich das „Pfingstwunder“: Der Heilige Geist erfüllt die Jünger, diese werden daraufhin mit der Gabe der „Xenoglossie“ erfüllt (also der Gabe, in fremden Sprachen sprechen zu können, obwohl man sie gar nicht beherrscht) und auf diese Weise befähigt, den verwundert zusammenströmenden Juden aus aller Welt die Frohe Botschaft zu verkündigen und so den Grundstock für eine Mission der Juden in aller Welt zu legen. Die Reaktion der „Anderen“ in V. 13 ist absurd: Die Verse 2-4.6.8.11-12 machen ganz klar, dass sich hier in der Tat etwas Wunderbares ereignet. Dass sie es dennoch mit einer angeblichen Betrunkenheit der Jünger erklären wollen, stimmt damit überhaupt nicht zusammen. Noch gesteigert wird diese Absurdität durch die Verwendung von gleukos in V. 13 (s. FN 13): Nicht von Wein sollen die Jünger betrunken sein, sondern von Traubensaft. Das ist ganz so, als würde heute jemand eine eindeutige Wundertat am Morgen abtun mit: „Der hat ja nur einen Kaffeerausch!“ Das ist nicht die angemessene Reaktion; dass Jesus der Messias ist, als solcher von Gott auferweckt wurde und so auch nach seinem Tod ein Wunder wirkt, kann man „mit Sicherheit“ erkennen (V. 36). Petrus nimmt diese Reaktion dennoch zur Vorlage für seine erste große Missionsrede in Vv. 14-36; die Reaktion auf sie wird in Vv. 37-41 geschildert. Ausgehend vor allem von Joel 3,1-5 und Ps 16,8-11, die beide als prophetische Texte verstanden werden, aus denen sich Gottes Heilsplan ablesen lässt (s. FN al), legt er den versammelten Juden diesen Heilsplan Gottes dar. Diese Darlegungen müssen vor dem Hintergrund der Theologie des Lukas verstanden werden: (1) Jesus ist für Lukas zunächst nicht „präexistenter Gott“, sondern ein „Mann“ (V. 22), der Gott klar untergeordnet ist (vgl. Conzelmann 1977, S. 161f.) – wenn auch freilich einer, dessen Rolle in Gottes Heilsplan von Anfang an feststeht: Er ist der erste Träger des Heiligen Geistes (s. Lk 1,35), stammt aus dem Geschlecht Davids und ist daher der verheißene Messias (V. 30; s. auch Lk 1,31-33), also der, der der Welt das „Heil“ bringen wird. Als solcher leitet er mit seiner Geburt einen neuen Abschnitt in Gottes Heilsplan ein (s. FN r zu Lk 1,51-54) und als diesen hat Gott ihn auch wiederholt „beglaubigt durch die Machttaten und Wunder, die er durch ihn vollbracht hat“ (V. 22). (2) Zu diesem Heilsplan Gottes gehört außerdem zweierlei: Der verheißene Messias muss getötet werden (V. 23); gleichzeitig ist von ihm aber in Ps 16 verheißen, dass er nicht sterben wird (Vv. 25-28), weshalb ihn Gott nach seiner Tötung gerade noch rechtzeitig (s. FN ap) wieder auferweckt hat (V. 24.31f.). (3) Und ein Drittes gilt für Jesu Rolle in Gottes Heilsplan: Es wurde „verheißen“ (V. 33), dass Jesus den Heiligen Geist, dessen Träger schon er selbst war, an seine Jünger weitergeben würde. Aus diesem Grund erweckt ihn Gott nicht nur vom Tod, sondern nimmt ihn auch noch in den Himmel auf und „macht“ (!) ihn damit endgültig zum „Herrn und Christus“ (Vv. 34-36; vgl. besonders gut Zwiep 2010, S. 143f.156). Mit dieser Ausgießung des Heiligen Geistes bricht ein weiterer Abschnitt in Gottes Heilsplan an: Die „Letzten Tage“ (Vv. 17f.) haben nun begonnen (s. FN x; vgl. Fitzmyer 1998, S. 250); jene Zeitspanne, die dem „Ende der Zeit“ unmittelbar vorangehen. Sie sind allerdings noch nicht im vollen Schwange; was in Vv. 19f. geschildert wird, steht noch aus. Das Ziel dieser Darlegungen ist klar; Petrus spricht es in V. 21 und Vv. 38-40 gleich doppelt aus: Das Ende droht; für die Menschen gilt daher: Sie sollen umkehren und sich zu Jesus Christus bekennen, denn dann „werden sie gerettet werden“ (vgl. Kilgallen 2002, S. 86f.). Dieses umkehren-Müssen wird noch zusätzlich durch obigen Aspekt (2) forciert: Durch die Tötung des „von Gott beglaubigten Heiligen“ (Vv. 23.36) hat man größte Schuld auf sich geladen; umso drängender wird darum die Notwendigkeit zur Umkehr. Der Erfolg von Petri Predigt ist gewaltig. Wie gewaltig, berichten Vv. 41-47: 3000 weitere Christen schließen sich der Urgemeinde an; auf einen Schlag versechsundzwanzigfacht sich also ihre Zahl (V. 41). Dass sie nicht nur kurz überwältigt waren von der Wucht der Predigt, sagt V. 42: Beständig halten sie „sehr fest“ an der urchristlichen Theologie, am urchristlichen Kult und am urchristlichen Gebet: Sie werden auf einen Schlag zu vorbildlichen Christen – so vorbildlich, dass dies „in allen Seelen“ Ehrfurcht auslöst, was noch zusätzlich verstärkt wird durch die Wundermächtigkeit der Apostel (V. 43). Und nicht nur in religiösen Belangen sind diese frühesten Christen vorbildlich; auch im „alltäglichen“ Leben: Vv. 44f. spielen auf das alte und häufige ▼▼Für Belegstellen s. Capper 1995, S. 3 FN 6
griechische Ideal der Gütergemeinschaft an (das ist deutlicher bei Apg 4,32-37; s. daher dazu die Anmerkungen zu diesem Abschnitt). Bei den Christen, sagt Lukas, war das realisiert: Man hatte „alles gemeinsam“. Es ist gut möglich, dass hier nicht nur ein Idealzustand geschildert wird, sondern dass Lukas Darstellung tatsächlich der Realität entsprach: Bei den Essenern, einer alten jüdischen Sekte, war eine solche Gütergemeinschaft ebenfalls realisiert, was Lukas Darstellung plausibel macht. ▼▼So richtig z.B. Capper 1995, S. 5.
Man vergleiche z.B.: : 1QS VI 18-20: 18 Hat [einer ein Jahr bei den Essenern verbracht] [...] 19 bringe er auch seinen Besitz darin ein und seine Arbeits(erträge), (und zwar) zu Händen des 20 Aufsehers über die Arbeit der Vollmitglieder.1QS VII 6-8: [... Wenn einer sich] 6 gegenüber einem Besitztum der [Essener] fahrlässig verhält, so daß es verloren geht, dann erstattet er es 7 persönlich. ... 8 Und falls er es nicht zu erstatten vermag, wird er sechzig Tage bestraft. : CD XIV 12-16: 12 Einen Lohn 13 von zwei Tagen mindestens für jeden Monat gebe man zu Händen des Aufsehers und der Richter. 14 Davon soll man erstatten ihren Verlust und davon soll man unterstützen den Elenden und den Armen, den Alten, 15 der gebrechlich ist, den Mann, der geschlagen ist, den, der zu einem fremden Volk verschleppt worden ist, die Jungfrau, die 16 keinen Löser hat, und den Knaben, um den keiner sich kümmert, und jede Arbeit der Gemeinschaft. ▼▼Üss. nach Maier 1995.
Die Verhältnisse, die sich aus diesen Stellen rekonstruieren lassen, dürften in etwa denen entsprechen, die auch Lukas in Apg darstellt: Mit dem Eintritt in die christliche Gemeinschaft verkaufte man etwas (s. Apg 5,1-11; ▼▼Zu diesem Abschnitt vgl. übrigens 1QS VI 24f.
bes. V. 4 und vgl. CD XIV 12f.; eigener Besitz neben dem Gemeinschaftsbesitz ist auch für 1QS vorauszusetzen, s. 1QS VII 6-8) von seinen Eigentümern und übergab es zur Verwaltung den Aposteln (s. Apg 4,34f. und vgl. 1QS VI 20; CD XIV 13). Hatte jemand über das hinaus, was er ohnehin noch besaß, Not, wurde er aus diesem Gemeinschaftsbesitz unterstützt (s. Apg 2,45; 4,34f. und vgl. CD XIV 14-16). Typische Empfänger solcher Unterstützungen waren die sozial benachteiligten Gruppen: In Apg werden die Witwen erwähnt (Apg 6,1); in CD XIV 14-16 findet sich eine sehr viel längere Liste. Vv. 46f. schließlich stellen abschließend noch eine Art psychologisches Gutachten für die Gemeinde der Urchristen aus: Nicht nur leben sie vorbildlich, sondern es geht ihnen auch noch gut damit (sie sind „freudigen Herzens“, V. 46); auch vonseiten ihrer Mitbürger genießen sie allgemeine Anerkennung für ihren Lebensstil (V. 47). Wenig überraschend, dass sich ob dieses Gemeindeprofils immer mehr Menschen der Gemeinde der „Geretteten“ anschließen. 1 ▼▼[Status: Zuverlässig]
Und als sich der Tag des Wochenfests ▼▼Tag des Wochenfests - Nicht: „Tag des Pfingstfests“ (so die meisten Üss.); das Gr. pentekoste ist der griechische Begriff für das jüdische „Wochenfest“ (s. z.B. Tob 2,1), einer Art Erntedank zum Abschluss der Weizenernte, das 50 Tage nach Pesach stattfand (s. z.B. Ex 34,22; Num 28,26). Richtig daher OEB: „the Festival at the close of the Harvest“.
erfüllte (zu Ende ging), ▼▼sich erfüllte (zu Ende ging) - Wörtlich: „beim Erfüllt-Werden des Tags“. Das scheint zunächst zu meinen, dass der Tag bereits „zu Ende ging“; da es aber noch früh am Tage ist (s. V. 15), ist wahrscheinlich eher „erfüllen“ in dem Sinn gemeint, dass mit dem Beginn des besagten Tages ein weiterer Abschnitt aus Gottes Heilsplan vorsehungsgemäß anbricht: Mit besagten Tag „erfüllt“ sich auch Gottes Plan, der bereits in Joel 3,1-5 angedeutet und in Lk 3,16 und Apg 1,5.8 explizit angekündigt wurde (vgl. Fitzmyer 1998, S. 237; Schreiber 2002, S. 75f.; ThWNT, s.v. συμπληρόω ).
waren alle zusammen [als] Gemeinschaft (?, beisammen). ▼▼alle zusammen [als] Gemeinschaft (?, beisammen) - W. „waren sie alle zusammen beisammen“, ein offensichtlich redundanter Ausdruck. Daher und wegen der Verwendung der Wortgruppe epi to auto („beisammen“, ein aus mehreren Worten bestehendes Adverb) in Vv. 44.47 (s. FN bm) besser wie dort zu deuten als Hebraismus mit der Bedeutung „als Gemeinschaft; gemeinschaftlich“ (s. dort). Zusammen mit dem „alle“, von dem auf den ersten Blick nicht klar ist, auf wen es zu beziehen ist, muss man daher am ehesten so auflösen: „Alle“ bezieht sich auf die 120 Jünger aus Apg 1,15, die sich in der Zwischenzeit getrennt hatten, nun aber alle wieder „als Gemeinschaft“ zusammengekommen sind.
2Und plötzlich kam (entstand; ereignete sich) vom Himmel her ein Geräusch (Lärm) wie das Wehen eines heftigen Windes und füllte das ganze Haus, in dem sie [gerade] saßen ▼▼tFN: in dem sie [gerade] saßen (V. 2) + Es hielten sich [gerade] auf (V. 5) - W. „wo sie sitzend waren“ bzw. „Es waren wohnend“; periphrastisches Imperfekt, das man besser mit „gerade“ wiedergeben sollte.
3und ihnen erschienen sich verteilende (teilende) Zungen wie [von] Feuer und sie setzten sich auf einen jeden von ihnen 4und alle wurden mit heiligen Geist ▼▼tFN: mit heiligem Geist - „heiliger Geist“ hier unerklärlicherweise ohne Artikel.
erfüllt und begannen, [so] [in] anderen Zungen zu sprechen, wie der Geist ihnen zu prophezeien (äußern) eingab. ▼▼prophezeien (äußern) (V. 4) + prophezeite (äußerte) (V. 14) - apofthengomai kann zwar auch allgemein „äußern“ bedeuten, steht in der LXX aber meist speziell für das Weissagen (s. 1 Chr 25,1 LXX; Ez 13,9.19 LXX; Mi 5,11 LXX; Sach 10,2 LXX), wie das ja auch hier klar der Fall ist (da der Geist ihnen das Gesagte „eingibt“ und da „von Heiligem Geist erfüllt“ zu werden bei Lk (und noch häufiger; vgl Bruce 1988, S. 51f.) i.d.R. für die Befähigung zur Prophetie steht, s. Lk 1,41.67; Apg 4,8.31; 13,9f.).
5Es hielten sich [gerade] auf (wohnten) ▼▼hielten sich [gerade] auf (wohnten) - Das Wochenfest war eines der drei großen Wallfahrtsfeste im Jahr, zu dem Juden aus der ganzen Welt in Jerusalem erscheinen sollten (s. Ex 23,16f.). Entweder ist hier also die Rede von diesen ausländischen Juden, die anlässlich des Wallfahrtsfestes nach Jerusalem gereist waren (so z.B. Bruce 1988, S. 53f., z.B. auch HfA: „Zum Fest waren viele fromme Juden aus aller Welt nach Jerusalem gekommen“) oder von Diasporajuden, die schon früher wieder nach Jerusalem gezogen waren und nun dauerhaft dort lebten (so z.B. Witherington 1998, S. 135; z.B. auch GN: „Nun lebten in Jerusalem fromme Juden aus aller Welt, die sich hier niedergelassen hatten“). Die Tatsache, dass gerade am Wallfahrtsfest von diesen Multikulti-Verhältnissen in Jerusalem die Rede ist, legt eher ersteres nahe, obwohl das Verb (katoikeo, „wohnen“) für sich genommen eher letzteres anzudeuten scheint.
{aber} Juden in Jerusalem, fromme ▼▼fromme - W. „haltende“, nämlich „[Fasten] haltende“ Männer.
Männer aus allen Völkern unter dem Himmel, 6[und] als {aber} dieses Getön ▼▼Getön - Könnte sich sowohl auf das Geräusch des Geistes als auch auf den Lärm der durcheinanderprophezeienden Jünger beziehen.
entstand, kam die Menge zusammengelaufen und war bestürzt (verstört, verwirrt), denn ein jeder hörte sie in der eigenen Sprache sprechen. 7Sie (Alle) ▼▼Textkritik: Viele Handschriften haben zusätzlich ein pantes, „alle“ („Alle waren fassungslos“), einige aber nicht. TCGNT, S. 252 hält das für sekundär; genauer für eine durch V. 12 beeinflusste Steigerung der Intensität der Erzählung, die auch viele Schreiber unabhängig voneinander eingefügt hätten haben können (ähnlich schon Ropes 1926, S. 13). Wir folgen dem; theoretisch könnte man dies aber auch für eine Streichung aus stilistischen Gründen halten, um nicht in Vv. 5.7 dreimal „alle“ schreiben zu müssen.
waren {aber} außer sich (fassungslos, erstaunt) und wunderten (erstaunten) sich, [indem sie] sagten: „Siehe! Sind nicht alle diese Sprechenden Galiläer? 8Und wie hören wir [sie dann] jeder in unserer eigenen Sprache, in der wir geboren wurden? 9[Wir sind ja] Parther ▼▼Mit Parther beginnt eine Auflistung einer Vielzahl von Regionen, die anfangs scheinbar ungefähr von Ost nach West sortiert sind, dann aber immer mehr zum Durcheinander zerfasert. Von fast allen Orten weiß man heute, dass dort in der Tat Juden lebten. Mehr soll diese Liste wahrscheinlich nicht betonen: Es sind viele Juden da, es sind diese Juden aus den unterschiedlichsten Ländern und auf diese Weise wird mit der Missionierung dieser Menschenmassen der Grundstock zur Ausbreitung des Christentums unter den Juden aller Welt gelegt.
und Meder und Elamiter und die Bewohner von Mesopotamien, vom Judäischen ▼▼vom Judäischen - d.h. »von Judäa«, das hier aber unerklärlicherweise keinen Artikel hat. Textkritik: Auch darüber hinaus ist das Wort schwierig, weil Judäer schwerlich ihre Anwesenheit in Jerusalem betonen müssten und auch nicht erstaunt sein sollten, Galiläer in ihrer Sprache reden zu hören. Außerdem ist die Platzierung von »Judäa« zwischen Mesopotamien und Kappadozien merkwürdig. All dies hat zu mehreren Vorschlägen zur Korrektur des Textes geführt, aber da sich das Wort in sämtlichen griechischen Handschriften findet, muss man es doch mit Ropes 1926, S. 14; TCGNT, S. 253f. u.a. für ursprünglich halten.
und auch Kappadozien, von Pontus und Asien, 10von Phrygien und auch Pamphylien, von Ägypten und den Gebieten Lybiens um Zyrene, und die sich [hier] aufhaltenden Römer, 11Juden und auch Proselyten, ▼▼Juden und auch Proselyten - könnte sich sowohl nur auf »Römer« beziehen (also »die sich hier aufhaltenden Juden und Proselyten aus Rom«) oder auf die gesamte vorangehende Liste von Regionen (also »jüdische und proselytische Parther, Meder, ...«). Naheliegender wäre Letzteres (so z.B. auch Fitzmyer 1998, S. 243). »Proselyten« sind zur Zeit des Lk Konvertiten zum Judentum (vgl. z.B. Proselyten (AT) (Wibilex)), gemeint sind also »sowohl gebürtige als auch konvertierte Juden«, was im frühen Judentum noch eine wesentlich wichtigere und umstrittenere Unterscheidung war als z.B. für heutige Christen (selbst die Modalitäten der Konversion waren noch über Jahrhunderte nach der Abfassung des NT in der Diskussion).
Kreter und Araber - wir hören sie in unseren Zungen die Großtaten Gottes rühmen!“ ▼▼rühmen - W. „reden“.
12Alle waren {aber} außer sich (fassungslos, erstaunt) und ratlos, [indem] sie zueinander sagten: „Was mag dies sein!?“ ▼ 13Andere aber sagten spottend: „Mit Traubensaft (Wein?) ▼▼Traubensaft (Wein?) - Das gr. Wort gleukos steht eigentlich nicht für Wein, sondern für ungegorenen Traubensaft (vgl. z.B. Bacchiocchi 2001, S. 153; Bumstead 1881, S. 81; Patton 1874, S. 93-95). In der Antike pflegte man, solchen Traubensaft des Morgens zu trinken (s. z.B. Horaz, Sat iv 2) und konnte ihn auch bereits so konservieren, dass er selbst am Wochenfest noch nicht fermentiert war (s. z.B. Cato, De Agricultura 120). An der einzigen anderen Stelle, an der sich das Wort in LXX+NT findet (Ijob 32,19) wird es allerdings erweitert durch zeon (»gärend«), steht also dort als »gärender Traubensaft« doch für »Wein«. Geleitet von dieser Stelle könnte man also auch hier von der unüblichen Bedeutung »Wein« ausgehen; da es hier aber gerade nicht durch zeon o.Ä. erweitert ist und man auch das »Traubensaft« sinnvoll verstehen kann (s. die Anmerkungen), übersetzen wir nach der üblichen Bed. des gr. Wortes.
sind sie voll (angefüllt)!“ 14Petrus jedoch stellte sich mit den [anderen] Elf hin, erhob seine Stimme ▼▼stellte sich hin, erhob seine Stimme - d.h., bereitete sich darauf vor, eine Rede im Stil und in der Pose eines klassischen Redners zu halten. Auch für andere Reden in Apg stellt man sich derart öffentlich „hin“ (s. Apg 5,20; 17,22; 21,40; 27,21); auch das „Erheben der Stimme“ soll das Folgende als deutlich und laut geäußerte Rede kennzeichnen (s. ähnlich Lk 11,27; Apg 14,11; 22,22), ebenso die Einleitung der Rede mit direkter Ansprache der Hörer und dem förmlichen „Es sei bekannt“ (s. ähnlich Apg 4,10; 13,38; 28,28). Sinnvoll daher: „[Da] trat Petrus zusammen mit den elf anderen Aposteln vor die Menge (NGÜ) und redete laut und feierlich (Zink): Juden! Bürger von Jerusalem! (Zink) Hört mich an! (GN)“
und prophezeite (äußerte) ihnen: „[Liebe] Judäer (Juden) ▼▼tFN: W. »[liebe] judäische/jüdische Männer« (V. 14) bzw. »[liebe] israelitische Männer« (V. 22); bzw. »[liebe] brüderliche Männer« (V. 29.37); »Männer« wird hier wie im klass. Gr. nur als Einleitung eines Vokativs verwendet und ist im Dt. auszusparen (vgl. BDR §242).
und all [ihr] euch in Jerusalem Aufhaltenden (all [ihr] Wohnenden)! ▼ Dies sei euch bekannt, {und} vernehmt meine Worte! 15Diese sind nämlich nicht, wie ihr annehmt, betrunken – es ist ja (nämlich) [erst] die dritte Stunde des Tages ▼▼die dritte Stunde des Tages, also 9:00 Uhr. Gelegentlich wurde vorgeschlagen, dass diese Verteidigung Petri scherzhaft gemeint sei (z.B. von Bruce 1988, S. 60; Dormeyer/Galindo 2003, S. 50). In diesem Fall müsste man stilistisch treffender paraphrasieren à la »Leider hatten wir noch gar keine Gelegenheit, uns zu betrinken; es ist ja erst früher Morgen!« Und in der Tat: Ist die »Verteidigung« ernst gemeint, ist sie nicht sehr schlagkräftig; denn davon, dass Trunkenbolde selbstverständlich auch um 9:00 Uhr betrunken sein können, spricht z.B. schon Cicero (s. Phil. 2,41,104). Gegen die Deutung als Scherz spricht auch nicht, dass Petri Ansprache im Stil einer antiken Rede dargeboten wird; selbst in antiken Gerichtssäälen war Humor in öffentlichen Reden ein beliebtes Stilmittel. Wenn das richtig ist, ist das durchaus etwas, worüber es sich zu meditieren lohnt: Dann ist die erste Äußerung, die vom »Apostelfürsten« Petrus unter dem Einfluss des Heiligen Geistes getan und sogar als Prophetie ausgezeichnet wird – ein Scherz.
–, 16sondern: Dies ist ▼▼Dies ist - es folgt eine sog. »Pesher-Auslegung«: Eine alte Prophezeiung wird ausgelegt, indem sie auf aktuelle Geschehnisse bezogen wird. »Dies«, also das, was die Menge in V. 12 aus der Fassung gebracht hatte und über dessen Bedeutung sie nachdenken, ist »jenes, was vom Propheten Joel vorhergesagt wurde«: »Was hier geschieht, ist nichts anderes als die Erfüllung dessen, was Gott durch den Propheten Joel angekündigt hat« (NGÜ).
das durch den Propheten Joel Vorhergesagte: ▼▼durch den Propheten Joel Vorhergesagtes - nämlich von Gott, ein sog. »Passivum divinum«. Gut daher NGÜ: »was Gott durch den Propheten Joel angekündigt hat«.
17»»Und es wird sein ▼
▼und es wird sein in den Letzten Tagen: Ich werde... - Übersetze: »In den letzten Tagen werde ich...«. tFN: Denn: Semitismus: »Und es wird sein« entspricht dem Heb. wehajah (»Und es wird sein«), mit dem häufig Prophezeiungen u.Ä. eingeleitet werden, das nur das Folgende als Aussage über Zukünftiges markieren soll und das daher im Dt. fast immer besser auszusparen ist.
in den Letzten Tagen:« ▼▼in den Letzten Tagen (V. 17) + Tag des Herrn (V. 20) - Zwei häufige Motive aus den Prophetenbüchern. Hinter ihnen steht die Erwartung, dass Gott dereinst am sog. »Tag JHWHs« Gericht über die Menschheit halten und die Herrschaft auf Erden völlig an sich reißen wird (vgl. z.B. Tag Jahwes (AT) (WibiLex)). Diesem besagten Tag gehen die »Letzten Tage« voraus: eine Zeit des Leids, in der sich u.a. auch kosmische Katastrophen abspielen werden (s. z.B. Mk 13,24f.: Sonne und Mond werden sich verfinstern, die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte im Himmel erschüttert werden).
– sagt Gott ▼▼sagt Gott - Ins Dt. besser zu übersetzen, indem man es an den Anfang des Zitats verschiebt; gut z.B. BB: »Gott spricht: Das wird in den letzten Tagen geschehen:...« Denn: Semitismus: Ein solches eingeschobenes »sagt Gott« (aus dem Heb. wörtlicher: »Spruch JHWHs«) findet sich oft in den Prophetenbüchern und soll einer Prophezeiung zusätzliche Autorität verleihen, indem es sie noch einmal zurückbindet an Gott, ihren Auftraggeber (vgl. FN am zu Ob 8).
–»Ich werde ausgießen [etwas] von meinem Geist auf alles Fleisch, ▼
▼alles Fleisch - d.h. »auf jedermann«.
Und prophezeien werden eure Söhne und eure TöchterUnd eure jungen [Menschen] werden Visionen sehenUnd eure alten [Menschen] werden durch Träume träumen.
18Und auch (selbst) auf meine Sklaven und auf meine Sklavinnen ▼
▼meine Sklaven und Sklavinnen - Etwas merkwürdige Stelle. Das gr. kai ge (»und auch/sogar«) zeigt deutlich an, dass diese Zeile als Steigerung der vorigen Zeilen zu verstehen ist und also offenbar von einer anderen Personengruppe als »euren Söhnen, Töchtern, Jungen und Alten« die Rede ist (so richtig NSS). Im ursprünglichen Joeltext ist nicht von »meinen Sklaven und Sklavinnen« die Rede, sondern nur von »Sklaven und Sklavinnen«, hier wird also nur der Merismus weitergeführt: ([{Söhne und Töchter} + {Junge und Alte} = Freie Menschen] + [Versklavte Menschen] = Alle Menschen). Warum der Autor der Apg dagegen von »Gottes Sklaven und Sklavinnen« spricht und wer diese sein sollen, ist ganz unsicher.
werde ich in jenen Tagen [etwas] von meinem Geist ausgießenUnd sie werden prophezeien.19Und ich werde darbieten ▼ Wunder im Himmel drobenUnd Zeichen auf der Erde drunten:Blut und Feuer und Rauchqualm.
20Die Sonne wird verwandelt werden zu FinsternisUnd der Mond zu Blut ▼
▼Die Sonne wird verwandelt werden zu Finsternis und der Mond zu Blut - d.h. »die Sonne wird sich verfinstern und der Mond wird blutrot werden.«
Vor dem Kommen des Tags des Herrn, des großen und sichtbaren (prachtvollen). ▼▼sichtbaren (prachtvollen) - Schwierige Übersetzungsfrage: Aus LXX übernommene Fehlübersetzung des heb. Textes; dort steht nora´ (»furchtbar«), LXX las offenbar nir´eh (»sichtbar«) und Lukas widerum übernimmt dies aus LXX (vgl. Fitzmyer 1998, S. 253). OEB orientiert sich am MT (»that great and awful day«); wörtlich JJ (»der große und offenbar werdende Tag«) und KAR (»der große, der Erscheinung Tag«); die meisten anderen Üss. orientieren sich an der zweiten Bed. des gr. Wortes, »prächtig, glanzvoll«, und übersetzen daher mit »leuchtender/prachtvoller Tag« o.Ä. Auf den ersten Blick macht diese dritte Alternative Sinn, ist aber klar nicht gemeint - vgl. z.B. Am 5,18-20: Der Tag JHWHs ist gerade »Finsternis und nicht Licht« und der Verweis auf den Tag JHWHs an unserer Stelle eine Drohung, keine Heilsankündigung.
21{Und es wird sein:} ▼
▼{Und es wird sein:} - Im Dt. besser auszusparender Semitismus ähnlich dem in V. 17: »Und es wird sein« soll im Heb. nur markieren, dass nun in einem anderen Modus gesprochen wird, nämlich im Kommissiv (d.h., es wird nicht mehr nur vorhergesagt, sd. versprochen).
Jeder, der den Namen des Herrn anruft, ▼▼den Namen des Herrn anrufen - Doppelte Antanaklasis: Im Kontext des Joelbuches ist klar, dass mit dem »Herrn« JHWH gemeint ist und »anrufen« soviel bedeutet wie »ihn verehren und ihn um Beistand anrufen«. In Apg 2 dagegen muss der Vers mit V. 38 zusammengelesen werden, und liest man ihn von diesem Vers aus, ist der »Herr« Jesus und »seinen Namen anrufen« meint »sich taufen lassen«.
wird gerettet werden.«« al 22[Liebe] Israeliten, hört diese Worte: Jesus, den Nazoräer, ▼
▼Nazoräer - Unsicheres Wort, das häufig von Jesus und auch von seinen Jüngern gesagt wird. Die meisten Exegeten halten es für eine Nebenform von »Nazarener« (vgl. Fitzmyer 1998, S. 254), also: »Jesus aus Nazaret«. Einen alternativen Vorschlag haben z.B. Berger 1996; Black 1967, S. 197-200 und Wagner 2001 gemacht, sind damit aber offenbar nicht auf viel Zustimmung gestoßen: nazoraios (»Nazoräer«) sei entweder abzuleiten vom Heb. natsar (»bewahren, befolgen«) und Jesus sollte mit dieser Bezeichnung als besonders gesetzestreuer Mensch ausgezeichnet werden (»Jesus, der Befolger [der Gebote]«, so Wagner) oder es sei vom Heb. nazar (»aussondern«) abzuleiten und es sollte damit gesagt sein, dass Jesus wie z.B. auch Samson (s. Ri 13,3-5; 16,17) ein »Nasiräer« war (Berger, Black), also eine Art asketischen Lebensstand auf Zeit hatte, zu dem es gehörte, auf Fleisch, Alkohol und Geschlechtsverkehr zu verzichten und sich nicht die Haare zu schneiden (vgl. z.B. Nasiräer (AT) (WiBiLex)).
einen von Gott für euch beglaubigten (bestellten) Mann durch [die] Machttaten und Wunder und Zeichen, welche Gott durch ihn in eurer Mitte vollbracht hat – wie ihr [ja selbst] wisst – 23diesen [euch] – wegen dem beschlossenen (festgesetzten) Plan und dem Vorauswissen Gottes! ▼▼wegen dem beschlossenen (festgesetzten) Plan und dem Vorauswissen Gottes! - Eine für den Autoren der Apg sehr wichtige Präzisierung: Dass der Sohn Gottes getötet worden war, war ein Skandal; und dies umso mehr, als er mit seiner Kreuzigung den Tod eines Verbrechers starb. Aus diesem Grund betont Lukas noch häufiger, dass dieser Skandal eigentlich gerade kein Skandal ist – sondern dass all dies zurückzuführen ist auf Gottes verborgenen Heilsplan. S. ähnlich Lk 24,6f..25f..44-46; Apg 3,18; 4,28.
– Ausgelieferten habt ihr getötet, indem [ihr ihn] durch Hände Gesetzloser ▼▼Gesetzloser, nämlich die der Römer, die nicht unter dem Gesetz der Juden standen (vgl. z.B. Bruce 1988, S. 63f.; ähnlich wird das Wort z.B. verwendet in 1 Kor 9,21).
[ans Kreuz] geschlagen [habt]; 24[ihn,] den Gott auferstehen ließ, indem er die Geburtswehen (Fesseln?) ▼▼Geburtswehen (Fesseln?) - ein ganz ähnliches Übersetzungsproblem wie in V. 20; s. FN ad: Petrus zitiert hier Ps 18,4f. oder 116,3, wo im Heb. von den »Stricken des Todes« die Rede ist. Dahinter steht die Vorstellung, dass man nach dem Tod eingeht in das Reich des Todes, das man sich vorstellte wie eine Stadt mit verriegelbaren Toren, hinter denen man dann gefangen war. Für dieses gefangen-Sein steht die metaphorische Rede von den »Stricken des Todes«. Die LXX übersetzt an beiden Stellen aber nicht mit »Stricke«, sondern falsch mit »Geburtswehen des Todes« und von dort übernimmt das auch der Autor von Apg. Sprachlich unmöglich ist die Deutung, dass Jesus »fürchterlich litt, als er tot war« (T4T); der Sinn des Bildes kann dann nur sein, dass der Tod in Geburtswehen lag und Gott ihm diese nahm, indem er dem Tod half, Jesus wieder »auf die Welt« zu bringen – ein »bizarres Bild« (Bratcher 1959, S. 19), bei dem wir uns sicher sein können, dass es nicht das von Lukas intendierte war und nur darauf zurückzuführen ist, dass er LXX wörtlich zitiert.Viele kommunikative Üss. lösen das Problem, indem sie sich am hebräischen Text orientieren: wörtlich (!) B/N und Stier (»er hat die Fesseln des Todes durchschnitten«); freier HfA (»indem er die Macht/Gewalt des Todes brach«; ähnlich BB, GN, KAM, NGÜ, NeÜ).
des Todes löste, weil es nicht möglich war, dass er unter ihm gehalten wurde. ▼▼dass er unter ihm gehalten wurde - sinngemäß gut EÜ: »denn es war unmöglich, daß er vom Tod festgehalten wurde«.
25Denn ▼▼Denn - Auf den ersten Blick ist nicht gut zu erkennen, worauf das »denn« sich bezieht; viele Üss. lassen es daher aus und zerstören damit die Argumentationsstruktur der ganzen Rede. Zu Jesu Zeit sah man die Bibel nicht nur als Heilige Schrift an, sondern jeder Text war immer auch prophetischer Text; auch ein Psalm wie der, der gleich zitiert werden wird (vgl. gut z.B. Moffitt 2011, S. 82; in 11QPsa XXVII werden Davids Psalmen sogar explizit als »Prophetien« bezeichnet). Aus diesem Grund lässt sich auch aus solchen Texten der Heilsplan Gottes ablesen, und dies tut Petrus hier: »Es war nicht möglich, dass Jesus vom Tod festgehalten wurde, denn [Gottes Plan war ein anderer und lässt sich aus Ps 16 ablesen; dort nämlich] sagt David über Jesus:...«
David sagt über ihn: »Ich hatte den Herrn vor mir vor Augen ▼▼Ich hatte den Herrn vor mir vor Augen - Das Gr. prosoromen heißt selbst schon »vor Augen haben«; die Doppelung mit »vor mir« wirkt im Gr. also redundant. »JHWH vor Augen haben« meint hier natürlich »sich JHWH vor Augen halten« (gut Herkenne 1936, S. 83), also »an JHWH ausgerichtet leben«, nämlich v.a. »by honouring Him and obeying His law« (Kissane 1953, S. 65). Diese JHWH-Treue soll durch die redundante Formulierung und durch das »durch alle [Zeit]« noch zusätzlich unterstrichen werden: »Weil JHWH mir beisteht, bin ich sehr fromm, und zwar immer«. Gut KAR: »Ich halte mir immer den Herrn vor Augen«.
durch alle [Zeit],Weil er zu meiner Rechten ist, damit ich nicht wanken ▼ werde.26Darum freute sich mein Herz ▼
▼mein Herz + meine Zunge + mein Fleisch (V. 26) + meine Seele (V. 27) - d.h. jeweils: »Ich«. In der bibl. Poesie wird oft eine Handlung oder eine Empfindung eines Menschen nicht von ihm ausgesagt, sondern von dem Körperteil, der hauptsächlich an dieser Handlung/Empfindung beteiligt ist; im Dt. muss man das fast stets durch »ich« o.Ä. übersetzen.
Und jubelte meine ZungeUnd noch dazu wird mein Fleisch sich niederlassen (zelten) aufgrund [meiner] Zuversicht (Hoffnung), ▼▼mein Fleisch wird sich niederlassen aufgrund [meiner] Zuversicht, d.h. sehr wahrscheinlich nicht »Ich kann mich sorglos Sterben legen« oder gar »auch im Tot verliere ich nicht die Zuversicht« (so z.B. BB, GN, HfA, KAM, NGÜ, NeÜ, NSS, Zink), denn der Beter wird ja gerade nicht »wanken« (V. 25) und darum gerade nicht sterben (V. 27). Zu vergleichen ist stattdessen z.B. Ps 4,9 und die Bed. ist dann: »Weil ich mir keine Sorgen zu machen brauche, kann ich mich ruhig niederlassen«. Auf Jesus passt dieser und der nächste Vers dennoch sehr genau: »Ein alter jüdischer Glaube war der, dass der Geist einer [verstorbenen] Person drei Tage lang im Körper [dieser Person] blieb und ihn erst am vierten Tag verließ, und dass erst zu diesem Zeitpunkt die Verwesung des Fleisches wirklich einsetzte (vgl. Joh 11,17.39).« (Witherington 1998, S. 145; vgl. z.B. auch Leuenberger 2012, S. 326f.). Nach alter jüdischer Vorstellung ist Jesus also nach den drei Tagen noch gar nicht »richtig« gestorben, sondern gerade noch rechtzeitig vor dem endgültigen Hinabstieg in das Reich des Todes und vor dem Einsetzen der Verwesung von Gott auferweckt worden: Gott hat ihn nicht dem Hades überlassen.
27Weil du meine Seele nicht dem Hades ▼
▼Hades - gr. Begriff für das Reich des Todes.
überlassen (im Hades zurücklassen) wirstUnd nicht zulassen wirst, dass dein Heiliger Verwesung erfährt.28Du hast mir die Wege des Lebens ▼
▼die Wege des Lebens sind ein häufiges Konzept aus ägyptischen und israelitischen Weisheitsliteratur. Gemeint sind nicht die »Wege, die zurück ins Leben führen« (so viele Üss.), sondern ein gottgefälliger und weisheitsgemäßer Lebenswandel, der im Unterschied zu den »Wegen der Frevler« nicht zum Tod führt, sondern ein heilvolles Leben ermöglicht. Vgl. dazu ausführlich Liess 2004, S. 223-247 und s. noch Spr 2,19; 4,11-5,14 (s. bes. 5,6); 10,16f.; 15,24; sehr verwandt in der Vorstellung auch Ps 1.
kundgetan,Du wirst mich erfüllen mit Freude vor deinem Gesicht.« ▼▼Du wirst mich erfüllen mit Freude vor deinem Gesicht - Auch dies spricht sehr wahrscheinlich nicht von »Auferstehung«, sd. meint ungefähr »du wirst mich dadurch mit Freude erfüllen, dass ich bei deinem Gesicht sein kann«, und Letzteres ist wohl eine Abkürzung dafür, dass der Beter »Gottes Gesicht sehen« darf; eine häufigere Metapher für die prinzipielle Erfahrung von Heil, die besonders denen verheißen ist, die Gottes Willen tun. Vgl. ganz ähnlich Ps 17,15; auch Ps 11,7. Vgl. außerdem die häufige Rede davon, dass Gott »das Licht seines Gesichts über jmdn leuchten lässt«, eine weitere Metapher für Heilserweise vonseiten JHWHs. Vgl. zu beiden Metaphern auch Smith 1988b. V. 28 meint also in etwa: »Du hast mir gezeigt, wie man leben soll, [und weil so zu leben zu einem freudvollen Leben führt,] werde ich durch deine Gnade freudvoll leben.«
az 29[Liebe] Brüder, man kann mit Freimut (Offenheit) zu euch über den Patriarchen David sprechen – [nämlich darüber,] dass er sowohl starb als auch begraben wurde, und [dass] seine Grabstätte bis zu diesem Tage bei uns ist. ▼
▼Zu Davids Grabstätte s. 1 Kön 2,10; Neh 3,16. Sie befand sich in Jerusalem und erst einige Jahre zuvor hatte Herodes der Große diese Grabstätte nach einem Plünderungsversuch zusätzlich ausgebaut (vgl. JosAnt XVI.7). Heute ist ihr Ort vergessen; eine neuere und verbreitete Tradition verortet sie allerdings interessanterweise ins selbe Gebäude, in das traditionellerweise auch der Abendmahlssaal verortet wird.
30Weil er nun ein Prophet ▼▼Prophet - Zur Bezeichnung Davids als »Prophet« vgl. 11QPsa XXVII 11: »All diese [seine Psalmen und Lieder] sprach er durch Prophetie, die ihm gegeben worden war vom Höchsten.«
war und wusste, dass Gott ihm mit einem Eid geschworen hatte, [jemanden] aus der Frucht seiner Lende auf seinen Thron zu setzen, bc 31sprach er im Vorhinein über die Auferstehung des Christus – [nämlich,] dass er weder dem Hades überlassen werden würde (im Hades zurückgelassen werden würde) noch sein Fleisch Verwesung erfahren würde. bd 32Diesen Jesus hat Gott auferstehen lassen, wofür wir alle Zeugen sind. 33Nachdem er nun zur Rechten (durch die rechte Hand) Gottes erhöht worden war und auch den verheißenen Heiligen Geist (die Verheißung des Heiligen Geistes) vom Vater empfangen hatte, goß er diesen aus, was (den) ihr sowohl seht als auch hört. 34Denn nicht David ist in den Himmel hinaufgestiegen; stattdessen sagt er selbst: »Es sagte der Herr zu meinem Herrn: »Sitze (Setze dich) zu meiner Rechten,35bis ich deine Feinde zum Schemel für deine Füße mache!«« be
36Mit Sicherheit sei nun dem ganzen Haus Israel bekannt, dass Gott ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat – diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt! 37Als sie {aber} [dies] hörten, wurden sie im Herz durchbohrt. ▼
▼wurden sie im Herz durchbohrt - d.h., »traf es sie mitten ins Herz« (gut KAR; ähnlich BB, GN, NL); »ging ihnen ein Stich durchs Herz« (ZINK); »Als die Leute das hörten, waren sie von dieser Botschaft tief betroffen« (HfA; ähnlich NeÜ, NGÜ).
Sie sagten auch zu Petrus und den übrigen Aposteln: »Was sollen wir tun, [liebe] Brüder?« 38Petrus {aber} [antwortete] ihnen: »Denkt um!«, ▼▼Denkt um - Gr. metanoeo, ein Leitwort in Lk und Apg, das wenn möglich stets gleich übersetzt werden sollte. S. Lk 10,13; 11,32; 13,3.5; 15,7.10; 16,30; 17,3f.; Apg 3,19; 8,22; 17,30; Apg 26,30: Das »Umdenken« ist der Sinneswandel eines Menschen, der zuvor falsch gehandelt hat und von seinem »Umdenken« an – oft: nach zwischengeschalteter »Buße« – anders, nämlich gut, handeln will. Stark ZINK: »Stellt euch um, stellt euch ganz und gar um!«; gut auch ALB, GREB, KNO (»ändert euren Sinn/eure Gesinnung!«), BB (»ändert euer Leben«). Zu kurz greifen die häufigen Üss. »bekehrt euch«, »bereut« oder »tut Buße«.
{sagt[e] er,} ▼▼Textkritik: In sehr vielen Handschriften findet sich ein zusätzliches {sagt[e] er}, das aber sicher erst von späterer Hand eingefügt wurde (vgl. TCNT, S. 261).
»und es lasse sich taufen ein jeder von euch auf ▼▼Textkritik: auf - Gr. epi; untypische Präposition statt gewöhnlichem en. Einige Handschriften ändern daher nachträglich zu en, was aber wieder sicher sekundär ist. S. nächste FN.
den Namen Jesu Christi ▼▼auf den Namen Jesu Christi - Die untypische Präposition (s. vorige FN) ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass Lukas einen wörtl. Rückbezug zu V. 21 schaffen will, wo sich im Joel-Zitat in pas ho epikalesätai to onoma kuriou (»jeder, der den Namen des Herrn anruft«) ebenfalls ein epi findet (vgl. Hartman 2011, S. 406; Labahn 2011, S. 349 FN 51): Die Taufe, bei der sicher auch der Name dessen, »auf den« man getauft wurde, angerufen wurde (s. Apg 22,16: »Lass dich taufen und deine Sünden abwaschen, indem du den Namen des Herrn anrufst (epikalesamenos)!«; vgl. z.B. Avemarie 2002, 41f.), wird zur Erfüllung der Prophezeiung Joels. Dies ist es dann wahrscheinlich auch, was mit der umstrittenen Formel »sich taufen lassen auf den Namen Jesu Christi« gemeint ist: »sich taufen lassen unter Nennung des Namens Jesu Christi« (so z.St. z.B. Avemarie 2002, S. 32.41f.; Bruce 1988, S. 70; Heitmüller 1903, S. 88; NSS; Witherington 1998, S. 154).
zur Vergebung der Sünden von euch! Und ihr werdet empfangen das Geschenk, [das] der Heilige Geist [ist]. 39''Euch'' nämlich gilt die Verheißung ▼ und euren Kindern, und allen, die fern ▼▼fern - mgl. Bedeutungen: (1) »geistliche« Entfernung, also Heiden (s. Eph 2,11.13.17f.); (2) räumliche Entfernung, also entweder Juden anderer Länder (kein guter Beleg im NT) oder Heiden anderer Länder (s. Apg 22,21); (3) zeitliche Entfernung, also künftige Geschlechter (vgl. LSJ s.v. makros II.1). Am wahrscheinlichsten sind an dieser Stelle die Juden anderer Länder gemeint, da Apg 2 noch ganz von der Missionierung der Juden handelt (so z.B. auch Witherington 1998, S. 155).
[sind], wie viele auch hinzurufen ▼ mag der Herr, unser Gott.« 40Auch mit anderen weiteren ▼▼Auch + andere + weitere - etwas überflüssig wirkende Häufung von Worten ähnlicher Bedeutung: Petrus hat noch weiter und noch mehr und noch mit anderen Worten zu ihnen geredet. Dies wird noch durch das Hendyadoin »Zeugnis ablegen und sie ermahnen« verstärkt. Gut daher OEB: »Peter spoke to them for a long time using many other arguments and pleaded with them.«
Worten legte er Zeugnis ab und mahnte sie {indem er sagte}: »Lasst euch retten aus diesem verkehrten Geschlecht!« ▼▼Geschlecht meint w. eigentlich nur die »Generation«, wird im NT aber noch häufiger fast wie ein Schimpfwort verwendet; s. Mk 8,12 (dazu auch FN o; 8,38; 9,19; Lk 9,41; 11,29: Die ganze Generation ist verderbt und so verdammt, und aus dieser Masse der Verdammten sollen die Angesprochenen sich retten lassen, nämlich vor dem drohenden Endgericht. Sehr gut daher NGÜ: »Diese Generation ist auf dem Weg ins Verderben! Lasst euch retten vor dem Gericht, das über sie hereinbrechen wird!«; gut auch GN: »Lasst euch retten vor dem Strafgericht, das über diese verdorbene Generation hereinbrechen wird!«
41Diejenigen nun, die seine Rede annahmen, ließen sich taufen und so wurden an jenem Tag etwa 3000 Seelen ▼ hinzugefügt. 42Sie hielten {aber} [beständig sehr] fest ▼▼Sie hielten [beständig sehr] fest - Gr. äsan proskarterountes, W. etwa »sie waren fest-festhaltend«. Das Gr. kartereo (»festhalten«) wird durch die Vorsilbe pros- (proskartereo) verstärkt zu »entschieden/unentwegt festhalten« (EWNT III, Sp. 416). Zusätzlich steht der Ausdruck im sog. »periphrastischen Imperfekt«, einer Wortform, die ebenfalls entweder noch zusätzlich Emphase auf den Ausdruck legt oder noch mehr als das bloße Imperfekt betont, dass die Handlung des Ausdrucks dauerhaft geschieht (s. Das periphrastische Partizip): Die Jünger sind fortwährend völlig unverrückbar im Festhalten an der Lehre.
an der Lehre ▼▼Lehre - Gr. didachä, gemeint ist hier also nicht die frohe Botschaft von der Auferstehung Jesu, sondern dass auf Jesus zurückgehende »Lehrsystem«, in dem die Jünger von den Aposteln unterwiesen werden (vgl. Fitzmyer 1998, S. 270).
der Apostel und an der Gemeinschaft, ▼▼Gemeinschaft - Gr. koinonia, ein Schlüsselwort in den Briefen des Paulus, das sich in den Schriften des Lukas aber einzig hier findet. Entsprechend unsicher ist seine Bedeutung. Bei Paulus ist der Kern des Begriffs (1) die »Gemeinschaft« (z.B. 2 Kor 6,14; Gal 2,9; Phil 2,1), die die Christen untereinander haben. Entscheidend an dieser christlichen Gemeinschaft ist aber noch mehr, nämlich: (2) Sie ist Gemeinschaft aufgrund ihrer Teilhabe an etwas Gemeinsamen, nämlich z.B. am Evangelium (Phil 1,5), am Opfer Christi (1 Kor 10,16; Phil 3,10; Heb 2,14) oder letztlich Christus selbst (1 Kor 1,9). Und: (3) Als Gemeinschaft führt sie ineins damit zur Teilgabe an den eigenen Gütern bis dahin, dass das Wort koinonia selbst die Bedeutung »Spende, Kollekte« annehmen kann (vgl. 2 Kor 8,4; 9,13; Gal 6,6; Phil 4,14f.; Heb 13,16). Die Aspekte (2) und (3) sieht man sehr schön in Röm 15,26f.: Weil die Bürger von Makedonien und Achaja ekoinonäsan (»teilhaftig geworden sind«) an geistlichen Dingen, haben sie koinonia getan (»Teilgabe an eigenen Gütern gegeben«, also »Geld gespendet«). Da nach einer alten Tradition aber Lukas mit Paulus bekannt war (vgl. z.B. Strelan 2008, S. 161), kann man mit etwas Vorsicht das paulinische koinonia-Konzept auch hier am Werk sehen, was auch gut mit dem Text zusammenstimmt: Dank der Apostel haben die 3000 teil an Christi Lehre (V. 42a); diese gemeinsame Teilhabe äußert sich in Gemeinschaft v.a. in Kult und Gebet (V. 42b) und diese Gemeinschaft widerum äußert sich in der Anteilgabe der anderen an den eigenen Gütern (Vv. 44f.).
(dem gemeinschaftlichen Brotbrechen) ▼▼Textkritik: , (dem gemeinschaftlichen Brotbrechen) - Der ursprüngliche Text ließ beide Deutungen zu, da er noch keine Satzzeichen hatte: »Gemeinschaft« und »Brotbrechen« könnten entweder als zwei Glieder in der Reihung »Lehre der Apostel, Gemeinschaft, Brotbrechen und Gebete« gelesen werden oder als eines (»Lehre der Apostel, Gemeinschaft im Brotbrechen und Gebete«). Letzteres ist z.B. die Deutung von VUL (communicatione fractionis panis); ersteres die Deutung einiger Schreiber, die im Text ein zusätzliches »und« zwischen »Gemeinschaft« und »Brotbrechen« einfügten, um die zweite Deutung auszuschließen. Dieses »und« ist sicher erst von diesen späteren Schreibern eingefügt worden und gehört nicht zum ursprünglichen Text (so z.B. auch Fitzmyer 1998, S. 270).
dem Brotbrechen ▼▼Brotbrechen (V. 42) + Brot brachen (V. 46) - Gemeint ist sicher der Vorläufer der Eucharistiefeier, der zu Zeit von Lk und Apg noch die Form eines Sättigungsmahl hatte, bei dem in Erinnerung an die Handlung Jesu beim letzten Abendmahl auch Brot gebrochen wurde. S. ebenso Lk 24,30.35; Apg 20,7.11; 27,35.
und den Gebeten. 43[Und] es war (da entstand) {aber} Ehrfurcht (Furcht) ▼▼Es war Ehrfurcht - ein sog. »Admirationsmotiv«: Besonders Wundertaten rufen in den Evangelien und in Apg immer wieder »Ehrfurcht« hervor, was die Wunderbarkeit der Wundertaten noch unterstreichen soll. Der nächstliegende Anlass für diese Ehrfurcht wären also die im Rest des Verses geschilderten »Wunder und Zeichen« der Apostel (so z.B. auch Lindemann 2009, S. 218f.; Witherington 1998, S. 161) und einige Schreiber haben daher den ersten Teil des Satzes auch an das Ende des Verses verschoben; ursprünglich ist aber klar die hierige Reihenfolge: Die Ehrfurcht ist offenbar die Reaktion auf die Vorbildlichkeit der Gemeinde der Urchristen – diese ist etwas geradezu »Wunderbares«. Auch möglich wäre, dass der Vers nicht von der Reaktion der Umwelt auf die urchristliche Gemeinde berichtet, sondern von der Geisteshaltung der Christen: Sie halten sich an die Lehren der Apostel, an den christlichen Kult, das christliche Gebet und sind insgesamt ganz von Ehrfurcht durchdrungen.
in allen Seelen; es geschahen sowohl viele Wunder als auch Zeichen durch die Apostel. 44{Aber} alle Glaubenden {waren} [als] Gemeinschaft (?, zusammen) ▼▼Gemeinschaft (?, zusammen) (Vv. 44.47) - schwierige Stellen. W. V. 44: »Sie waren zusammen (epi to auto, ein aus mehreren Worten bestehendes Adverb)«. Nach dem vorangehenden Vers (und auch so) bietet der Satz in seiner wörtl. Bedeutung sehr wenig informativen Mehrwert, wenn man ihn nicht so versteht, dass die 3000 Christen über die Mahl- und Gebetsgemeinschaft hinaus auch noch eine Wohngemeinschaft hatten (daher Fitzmyer 1998: »they lived together«). Noch merkwürdiger V. 47 »Der Herr fügte die Geretteten täglich hinzu zusammen«. In Ermangelung einer besseren Lösung folgen wir einem Vorschlag von Wilcox 1965, S. 93-100: epi to auto (»zusammen«) ist tatsächlich die wörtliche Übersetzung des qumranhebräischen Adverbs jachad, das wörtl. ebenfalls »zusammen« bedeutet, aber als stehender Begriff für die »Gemeinschaft« der Sekte der Essener verwendet wird: »gemeinschaftlich, als Gemeinschaft« (S. 96). Für V. 44 vgl. ebenso z.B. Capper 1995, S. 14f.; LaVerdiere 1998, S. 85; für V. 47 zusätzlich Black 1967, S. 10 FN 4; Dupont 1969, S. 907f.; Payne 1970, S. 143; auch B/N, EÜ, NeÜ, TEXT (»ihrer Gemeinschaft/Vereinigung«); FREE, JJ, SCHÄF, SLT, WIL: (»zur Gemeinde/Versammlung«); TAF (»in der Gemeinde«). Dagegen vgl. allerdings Bauckham 2003, S. 87f.
{und} ▼▼Textkritik: {waren} + {und} - Die beiden Worte fehlen in einigen Handschriften, was recht sicher die ursprüngliche Lesart ist (so richtig Barrett 2004, S. 167). Zurückzuführen sind die unterschiedlichen Lesarten wahrscheinlich auf die ungewöhnliche Verwendung von epi to auto (s. vorige FN und vgl. Ropes 1926, S. 24; Wilcox 1965, S. 97f.). Die Übersetzung »als Gemeinschaft« folgt LaVerdiere 1998, S. 85.
sie hatten alles gemeinsam: ▼▼hatten alles gemeinsam - hierzu s. die Anmerkungen.
45{Und} [immer wieder] ▼▼[immer wieder] - »Das Verbtempus Imperfekt legt nahe, dass dies nicht ein einmaliges Geschehen war, sondern vielmehr eine wiederkerende Praxis, die vermutlich unternommen wurde, sobald Not auftrat« (Witherington 1998, S. 162; ebenso z.B. Lindemann 2009, S. 220).
verkauften sie die Habe und die Besitztümer und verteilten sie an alle, wie jemand Bedarf hatte. 46Indem sie sich täglich einmütig (einträchtig) im Tempel aufhielten und im Haus ▼▼im Haus, d.h. »in den Privathäusern« im Unterschied zum Tempel.
Brot brachen, nahmen sie Speise in Jubel und Schlichtheit des Herzens (jubelnd und mit lauterem Herzen) zu sich; 47sie lobten Gott und hatten Ansehen beim (waren gefällig dem) ganzen Volk. [Und] der Herr {aber} fügte täglich Gerettete ▼▼Gerettete - Sicher in Anspielung an V. 21 (=Joel 3,5: »Gerettet« ist der, der »den Namen des Herrn anruft«. Dies wurde von Petrus interpretiert als Ausdruck für die Taufe (s. FN az zu V. 38); also sind die, die sich der Gemeinde der Christen anschließen, die »Geretteten« oder auch »die, die gerettet werden sollten« (was sprachlich möglich und zumindest in der LF sinnvoller ist, da die Rettung vor der Zeit des Unheils ja noch aussteht).
hinzu zur Gemeinschaft (?, zusammen?). “
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