‏ James 2

Kapitel 2

Die vorliegende Übersetzung (SF) entstand für ein Studienprojekt, bei dem der gesamte Jakobusbrief übersetzt, mit Kommentaren abgeglichen und exegesiert werden sollte. Allerdings folgt die Übersetzung nicht immer Offene-Bibel-Konventionen: So wurden so gut wie alle Partizipien (bis auf einige substantivierte) aufgelöst und die Sätze so natürlich wie möglich aufgebaut, ohne die Genauigkeit zu beeinträchtigen oder den griechischen Satzbau aufzubrechen. Der Imperativ in der dritten Person wurde gewöhnlich mit dem Hilfsverb „sollen“ übersetzt (jeweils vermerkt); auf Aspektbedeutung und Sinnrichtung (bei adverbialen Partizipien u.a.) wurde besonderer Wert gelegt. Beim Übersetzen wurde auch auf den Transport des Textsinns geachtet und stellenweise Vorschläge und Anmerkungen zur kommunikativen Übersetzung gemacht (jedoch unvollständig). Der gesamte Text wurde unter Zuhilfenahme des Neuen sprachlichen Schlüssels (NSS), der Kurzgrammatik zum ntl. Griechisch (KG) und dem Wörterbuch von Bauer/Aland (B/A) übersetzt und, stellenweise ausführlich, mit dem exegetischen Kommentar von Blomberg u. Kamell abgeglichen. Wo es nützlich erschien, wurden wichtige deutsche Übersetzungen in den Fußnoten zitiert (LUT, EU, Menge, REB, SLT, NGÜ), teilweise auch englische (NIV, NASB, ESV, NET). An kritischen Stellen wurden die Jakobuskommentare von M. Dibelius und L.T. Johnson, teilweise auch F. Mußner konsultiert. Weitere Referenzen entstammen entweder der Diskussion während der Vorlesung (so Maier, Louw/Nida), der Pflichtlektüre (so Bauckham) oder den genannten Quellen. Lückenhaft ist noch der Abgleich mit Kommentaren in den Kapiteln 4 und v.a. 5 (dort meist auch angegeben). Bei manchen Angaben wurden die Quellen nicht angegeben; entweder weil sie mit jeder Grammatik zu verifizieren sind, oder weil sie meinem NSS oder Blomberg/Kamell entstammen und ich es schlichtweg vergaß. Nicht jedes Wort oder jede Wendung erhielt bei der Ergründung der tatsächlichen Bedeutung die Aufmerksamkeit, die sie verdienten, auch wenn ich sicherlich die brennendsten Probleme erhellen konnte. Meine ursprüngliche Übersetzung enthielt Anführungszeichen. Wo diese noch bestehen, habe ich sie entweder übersehen, oder sie dienen der Abgrenzung eines Zitats (z.B. 4,6). Vielleicht sind beim Kopieren der Verse und Transport der Fußnoten Fehler entstanden. Ich werde die Übersetzung wohl weiter pflegen und auch noch eine Einleitung verfassen (es sei denn jemand anderes ist schneller :-) ). --Ben 15:12, 21. Feb. 2010 (UTC) 1
[Status: Zuverlässig]
Meine Geschwister (Brüder, Brüder [und Schwestern]), habt den Glauben [an] unseren Herrn
Wörtlich: „Glauben unseres Herrn“. Gen. subi.
der Herrlichkeit
Im Urtext: „unseren Herrn Jesus Christus der Herrlichkeit“. Es gibt verschiedene Deutungsmöglichkeiten: 1. als Gen. qualitatis: „unseren herrlichen Herrn Jesus Christus“ (Dibelius, Johnson). In manchen Übersetzungen zu finden. 2. Grammatikalisch möglich, wenn auch im Rest der Bibel nicht anzutreffen wäre die Deutung als Apposition – der „Herr Jesus Christus“ würde also als „Herrlichkeit“ bezeichnet. Blomberg/Kamell ziehen diese Übersetzung vor. 3. als Gen. obiectivus; dann Glauben an die „Herrlichkeit des Herrn...“. 4. Als Titel Jesu, dann „Herrn Jesus Christus der Herrlichkeit“ (Bauckham). 5. Als attributiver Genitiv, wie hier gewählt (Mußner). Das erscheint am natürlichsten, außerdem haben sich die Übersetzer aller wichtigen deutschen Bibelübersetzungen für diese Variante entschieden. Nur Menge differenziert: „unsern Herrn Jesus Christus, (den Herrn) der Herrlichkeit“. Die nächstbeste Lösung ist wohl Option 1.
, Jesus Christus, nicht in Parteilichkeit!
2Denn wenn in eure Synagoge
Oder neutraler „Versammlung“, dann wohl als christlicher Gottesdienst (cf. Dibelius, Mußner, Johnson, Blomberg/Kamell). Blomberg sieht hier eine christliche Gerichtsszene. So werde in Vv. 1-4 Gerichtssprache verwendet. Weiter verwende der Autor  συναγωγή und nicht  ἐκκλησία (wie in 5,14) – das wäre der einzige Fall im NT, wo das Wort einen christlichen Gottesdienst meint. Auch könne der Autor auf 3. Mose 19,15 angespielt haben, was wieder auf eine Gerichtssituation hinweisen könnte. Und in V. 6 wird erwähnt, wie die Reichen die Armen verklagen. Andererseits könne der Gebrauch von  συναγωγή auf den jüdischen Kontext oder ein frühes Entstehungsdatum des Briefs hinweisen, und die Szene wäre sehr leicht auch in einem Gottesdienst vorstellbar (Blomberg/Kamell). Dibelius wendet aber ein, dass es nicht als Beleg für einen jüdischen Hintergrund herhalten kann.
ein Mann mit goldenen Ringen an den Fingern
Auf Griechisch ein einziges Adjektiv, „goldfingrig“.
in prächtiger
Wörtlich: „strahlender“, „glänzender“
Kleidung kommt, {es kommt} aber auch ein Armer in schmutziger Kleidung,
3und (doch) ihr kümmert euch um denjenigen, der die prächtige Kleidung trägt
Subst. Ptz.
, und sagt: Setze du dich hier auf den guten Platz
Wörtlich: „hierher [auf diesen] gut[en Platz]“
!, doch (und) zu dem Armen sagt ihr: Stelle du dich [dorthin] oder setze dich da
Variante im Urtext:  ἐκεῖ („da“) steht in manchen Handschriften hinter  κάθου („setze dich“). Übersetzung dann: „Du stehe oder setze dich dort...“ (gefunden im NSS; sollte noch belegt werden).
unten [auf] meinen Fußschemel!,
4habt ihr da nicht in eurem Inneren (in eurem Herzen; untereinander)
Wörtlich „in euch selbst“ oder „untereinander“. Die meisten Übersetzungen entscheiden sich für die reziproke Deutung. So etwa Menge: „seid ihr da nicht in Zwiespalt (oder: Widerspruch) mit euch selbst geraten“. HfA: „Habt ihr da nicht mit zweierlei Maß gemessen.“
unterschieden
Dasselbe Wort wird weiter oben für „zweifeln, Bedenken haben“ verwendet, kommt hier aber in seiner Grundbedeutung vor.
und seid Richter [mit] böser Gesinnung
Wörtlich „Richter schlechter Gedanken“. Kann auch als „eine schlechte Entscheidungen fällen“ interpretiert und frei übersetzt werden (NSS). Die „Gesinnung“ kann sowohl für „leise“ wie „laute“ Gedanken stehen (Blomberg/Kamell).
geworden?
Vv. 2-4 sind ein gewöhnlicher, prospektiver Konditionalsatz.
5Hört, meine geliebten Geschwister (Brüder, Brüder [und Schwestern]): Hat (Erwählt nicht) Gott sich nicht die [in den Augen] der Welt
„[in den Augen] der Welt“: Hier als „ethischer Dativ“ (Blomberg/Kamell) interpretiert, was das Augenmerk nicht auf ihre materielle Armut, sondern ihre niedrige Stellung lenkt. Möglich wäre auch die Deutung als lokaler („die Armen, die in der Welt sind“) oder „Dativ der Hinsicht“ („die Armen in Hinsicht auf weltliche Güter“).
Armen [dazu] erwählt
Der Aorist könnte gnomisch sein. Dann: „Erwählt Gott nicht...?“ (Blomberg/Kamell).
, [um] Reiche im (durch den) Glauben und Erben des Reiches [zu sein]
Alternativ: „als Reiche...“. LUT bezieht „erwählt“ auch auf die „Reichen“ und „Erben“.
, das er denen verheißen hat, die ihn lieben?
6Doch ihr habt den Armen verachtet (verächtlich behandelt). Unterdrücken (Behandeln ... gewalttätig) euch nicht die Reichen, und schleppen [nicht]
Das  οὐχ am Satzanfang bezieht sich auch auf dieses Verb.
sie euch vor Gericht?
7Lästern nicht [gerade] sie den guten Namen, der über euch ausgerufen wurde? 8Wenn ihr wirklich [das] königliche Gesetz gemäß der Schrift erfüllt, „Liebe
Eigentlich ein Futur; drückt ein besonders starkes Gebot aus.
deinen Mitmenschen (Nächsten) wie dich selbst!“, s [dann] handelt ihr gut (richtig)
Das Adverb  καλῶς bezeichnet hier das moralisch Richtige. In V. 3 bezeichnet es dagegen einen angemessenen, bequemen Sitzplatz...
.
Indefiniter Konditionalsatz.
9Wenn ihr aber bestimmte Menschen bevorzugt („parteiisch handelt/urteilt“, „die Person anseht“
so NSS
), begeht ihr Sünde, indem ihr vom Gesetz als Übertreter
So wörtlich. Lt. B/A hier auch „Sünder“.
überführt werdet
Modale Auflösung des Ptc. coni. Möglicherweise auch kausal („weil … ihr überführt werdet“) bzw. einfach mit „und“
.
Indefiniter Konditionalsatz.
10Denn wer das ganze Gesetz einhält (bewahrt), aber in einem [einzigen Punkt (Gebot)] strauchelt
Bedeutung: „auch nur gegen ein Gebot verstößt“
, ist [dadurch an] allen [Geboten] schuldig geworden
Hier steht im Urtext ein Pf., das das Resultat einer Handlung betont; daher die Einfügung „[dadurch]“.Es ist unklar, ob mit „in Einem“ – „in Allen“ einzelne Gebote oder ähnliche Bereiche gemeint sind.
.
11Denn derjenige, der sagte: „Brich die Ehe nicht!“, der sagte auch: „Morde nicht!“ ab ,
Aus 2. Mose 20,14.13. Beide Gebote stehen hier im prohibitiver Konjunktiv, während sie in der LXX – analog zum Hebräischen – im verneinten Futur stehen, was eine ähnlich starke Verneinung ist. Hier also etwas sinngemäßer wiedergegeben.
Wenn du aber [jetzt zwar] keinen (nicht) Ehebruch begehst, aber mordest, bist du [dadurch] ein Gesetzesbrecher geworden
Hier steht im Urtext ein Pf., das das Resultat einer Handlung betont; daher die Einfügung „[dadurch]“.
.
Indefiniter Konditionalsatz.
12Sprecht {so} und handelt {so} wie [Menschen] (als [solche]), die einmal nach
Wörtlich „durch“. Alternativ „anhand“, „auf Grundlage“.
dem Gesetz der Freiheit gerichtet (werden wollen)
Attr. Ptz.
.
13Denn das Gericht [ist] („[soll … sein]“, „[wird … sein]“) unbarmherzig [gegenüber] demjenigen, der keine Barmherzigkeit geübt hat – [die] Barmherzigkeit triumphiert über [das] Gericht. 14Was nützt es,
Wörtlich: „Was [ist] der Nutzen“.
meine Geschwister, wenn jemand Glauben zu haben behauptet, aber keine Werke hat?
Prospektiver Konditionalsatz.
Vermag der Glaube etwa, ihn zu retten?
15Wenn ein Bruder oder eine Schwester nackt (dürftig gekleidet) sind und ihnen die tägliche Nahrung fehlt, 16aber einer von euch zu ihnen sagt: „Geht hin in Frieden
Griechischer Abschiedsgruß. Lt. B/A entspricht das etwa dem Dt. »Bleiben Sie gesund!«. Alternativ sicher auch »Leb wohl!« o. ä.
, wärmt euch und esst euch satt!“, aber ihr gebt ihnen nicht, was für den Leib erforderlich ist
Vulgo: „was sie zum Leben brauchen“, „das Lebensnotwendige“
, was nützt das
Wörtlich: „Was [ist] der Nutzen“ (cf. 14).
?
Vv. 15-16: Wieder ein prospektiver Konditionalsatz.
17So ist auch der Glaube, wenn er keine Werke [zur Folge] hat, für sich allein tot.
Prospektiver Konditionalsatz.
18Aber jemand wird sagen: Du hast Glauben und ich habe Werke – zeige mir deinen Glauben ohne Werke, und ich werde dir aus meinen Werken meinen Glauben zeigen.
Es gibt verschiedene Theorien darüber, wie weit die direkte Rede reicht. Davon ist die Bedeutung der Stelle abhängig. Blomberg zählt verschiedene Möglichkeiten auf: 1. Lässt Jakobus hier einen fiktiven Gegner zu Wort kommen? 2. Wie weit verläuft seine Rede? 3. Kommt dazu noch ein fiktiver Verbündeter? 4. Oder handelt es sich um einen fiktiven, etwas langsamen Zuhörer, der weiterer Erklärung bedarf? (So bei Bauckham; von Blomberg unberücksichtigt.) 5. Denkbar wäre auch, „Du hast Glauben?“ als Frage zu formulieren; alles weitere wäre dann die Antwort des Autors. Blomberg entscheidet sich dafür, dass der Autor indirekte Rede verwendete – das „ich“ beziehe sich also auf ihn, das „du“ auf sein Gegenüber (Blomberg/Kamell).
19Du glaubst, dass es [nur] einen Gott gibt
Wörtlich „dass nur [einer] Gott ist?“. Alternativ als Frage: „Glaubst du, dass es nur einen Gott gibt?“
– Du hast recht!
Wörtlich: „Du handelst gut/richtig!“
Auch die Dämonen glauben [das] und zittern (schaudern)!
20Willst du [wohl] einsehen
Oder in Form einer echten Frage: „Willst du wissen/einsehen...“ (so bei Blomberg/Kamell).
, o törichter Mensch, dass der Glaube ohne Werke nutzlos ist?
21Wurde nicht Abraham, unser Vater, aufgrund [seiner] Werke für gerecht erklärt (freigesprochen
Von B/A präferiert.
), als er Isaak, seinen Sohn, auf dem Altar [als Opfer] darbrachte
Hier temporale Auflösung des attributiven Ptz. Alternativ modal „indem er … darbrachte“, möglicherweise auch kausal „weil/da“. Neben der gleichzeitigen Übersetzung kann das Ptz. Aor. auch vorzeitig übersetzt werden.
?
22Du siehst, dass der Glaube mit seinen
I.e. Abrahams.
Werken zusammenwirkte
Imperfekt; mit durativer/iterativer Bedeutung; hier vielleicht als schrittweise Prozess zu deuten.
und durch die
Oder dem Kontext nach „[seine]“.
Werke der Glaube zur Vollendung gelangte,
23und die Schrift wurde erfüllt, die besagt
Attr. Ptz.
: „Abraham {aber} glaubte Gott, und es wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet“ ay, und er wurde „Freund Gottes“ genannt.
24Ihr seht, dass [der] Mensch aufgrund seiner Werke für gerecht erklärt (freigesprochen
So B/A.
) wird und nicht aufgrund [des] Glaubens allein.
25Wurde {aber} nicht genauso auch die Prostituierte Rahab aufgrund von Werken für gerecht erklärt (freigesprochen
So B/A.
), als sie die Boten gastlich aufnahm und [auf] einem anderen Weg
Dat. modi.
hinausführte?
Hier temporale Auflösung zweier Ptc. coni. Alternativ auch modal: „indem“ oder kausal: „weil“
26Denn genau wie der Körper ohne Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot.
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