James 5
Kapitel 5
Die vorliegende Übersetzung (SF) entstand für ein Studienprojekt, bei dem der gesamte Jakobusbrief übersetzt, mit Kommentaren abgeglichen und exegesiert werden sollte. Allerdings folgt die Übersetzung nicht immer Offene-Bibel-Konventionen: So wurden so gut wie alle Partizipien (bis auf einige substantivierte) aufgelöst und die Sätze so natürlich wie möglich aufgebaut, ohne die Genauigkeit zu beeinträchtigen oder den griechischen Satzbau aufzubrechen. Der Imperativ in der dritten Person wurde gewöhnlich mit dem Hilfsverb „sollen“ übersetzt (jeweils vermerkt); auf Aspektbedeutung und Sinnrichtung (bei adverbialen Partizipien u.a.) wurde besonderer Wert gelegt. Beim Übersetzen wurde auch auf den Transport des Textsinns geachtet und stellenweise Vorschläge und Anmerkungen zur kommunikativen Übersetzung gemacht (jedoch unvollständig). Der gesamte Text wurde unter Zuhilfenahme des Neuen sprachlichen Schlüssels (NSS), der Kurzgrammatik zum ntl. Griechisch (KG) und dem Wörterbuch von Bauer/Aland (B/A) übersetzt und, stellenweise ausführlich, mit dem exegetischen Kommentar von Blomberg u. Kamell abgeglichen. Wo es nützlich erschien, wurden wichtige deutsche Übersetzungen in den Fußnoten zitiert (LUT, EU, Menge, REB, SLT, NGÜ), teilweise auch englische (NIV, NASB, ESV, NET). An kritischen Stellen wurden die Jakobuskommentare von M. Dibelius und L.T. Johnson, teilweise auch F. Mußner konsultiert. Weitere Referenzen entstammen entweder der Diskussion während der Vorlesung (so Maier, Louw/Nida), der Pflichtlektüre (so Bauckham) oder den genannten Quellen. Lückenhaft ist noch der Abgleich mit Kommentaren in den Kapiteln 4 und v.a. 5 (dort meist auch angegeben). Bei manchen Angaben wurden die Quellen nicht angegeben; entweder weil sie mit jeder Grammatik zu verifizieren sind, oder weil sie meinem NSS oder Blomberg/Kamell entstammen und ich es schlichtweg vergaß. Nicht jedes Wort oder jede Wendung erhielt bei der Ergründung der tatsächlichen Bedeutung die Aufmerksamkeit, die sie verdienten, auch wenn ich sicherlich die brennendsten Probleme erhellen konnte. Meine ursprüngliche Übersetzung enthielt Anführungszeichen. Wo diese noch bestehen, habe ich sie entweder übersehen, oder sie dienen der Abgrenzung eines Zitats (z.B. 4,6). Vielleicht sind beim Kopieren der Verse und Transport der Fußnoten Fehler entstanden. Ich werde die Übersetzung wohl weiter pflegen und auch noch eine Einleitung verfassen (es sei denn jemand anderes ist schneller :-) ). --Ben 15:11, 21. Feb. 2010 (UTC) 1 ▼▼[Status: Zuverlässig]
Wohlan nun, [ihr] Reichen, weint [und] heult ▼▼Modal aufgelöstes Ptc. coni.
über eure Nöte (Elende, Mühsale. Alternativ: „über euren Nöten“), die [euch] bevorstehen ▼▼Das hier gebrauchte Ptz. Präsens hat normalerweise eine durative/iterative Aspektbedeutung, die hier vermutlich aber in den Hintergrund tritt.
. 2Euer Reichtum ist vermodert ▼▼Hier und im Folgenden (bis einschließlich 3a) steht das Perfekt, das den Ist-Zustand hervorhebt. Hier wird es möglicherweise futuristisch gebraucht (NSS), analog zum hebräischen Perfekt. Durch die Hervorhebung des Zustands im griechischen Perfekt wird betont, dass der beschriebene Sachverhalt noch nicht eingetroffen ist, aber schon verbindlich festgelegt wurde.
und eure Gewänder sind [von] Motten zerfressen {worden} ▼▼Wörtlich: „mottenzerfressen geworden“
. 3Euer Gold und Silber sind verrostet ▼▼Da Gold weder rostet noch anläuft, ist dies entweder eine stilistische Übertreibung oder es müsste alternativ etwa „angelaufen“ oder „matt/stumpf geworden“ heißen (Blomberg/Kamell).
und ihr Rost (Gift) wird [gegen] euch zum Beweis (Zeugnis) sein ▼▼Kommunikativ: „dienen“
und euer Fleisch ▼▼Im Original im Plural.
wie Feuer fressen. Ihr habt in den letzten Tagen [Reichtümer] ▼▼Durch das Verb impliziert (cf. B/A, NSS).
gesammelt. 4Seht (Siehe), der Lohn der Arbeiter, die eure Felder abmähen ▼▼Attr. Ptz.
, der [ihnen] von euch vorenthalten wurde ▼▼Ptz. Pf. Pass.; attributives Ptz.
, schreit, ▼▼Alternativ: „der [ihnen] vorenthalten wurde, schreit von euch...“
und die Schreie der Erntearbeiter sind zu den Ohren [des] Herrn Zebaot ▼▼Transkribiert „Sabaoth“. Alternativ auch mit Übersetzung des hebräischen Worts: „Herr der Heerscharen“
hingekommen. 5Ihr habt geschwelgt ▼▼Oder kommunikativer: „habt ein üppiges Leben geführt“ (NSS)
auf der Erde und üppig gelebt ▼▼Oder kommunikativer: „habt euch dem Vergnügen hingegeben“ (NSS)
, ihr habt eure Herzen am ▼▼Wörtlich: „an [einem]“
Schlachttag ▼▼Wörtlich „Tag der Schlachtung“. Dies kann sich konkret auf einen gewöhnlichen Schlachttag beziehen, der im Leben der Reichen sicherlich regelmäßig vorkam, spielt aber auf den Tag von Gottes Gericht an.
gemästet (ernährt, gefüttert), 6ihr habt den Gerechten ▼▼Die Deutung dieses Begriffs bestimmt, ob es sich um ein generisches Maskulinum oder ein bestimmtes Individuum handelt. In jedem Fall geht es hier um einen prototypischen „Gerechten“. „Der Gerechte“ bezeichnet im frühen Christentum häufig Jesus. Das größte Problem mit dieser Deutung ist jedoch, dass der letzte Satzteil im Präsens steht – was auf einen fortlaufenden oder kurz zurückliegenden Vorgang hinweist. Der Kontext weist aber eher auf Tagelöhner oder Leibeigene hin, die auf den täglichen Lohn zum Überleben angewiesen sind. Wird der Lohn vorenthalten, muss der Arbeiter verhungern (cf. Blomberg/Kamell).
verurteilt [und] ermordet (getötet), ▼▼Oder „ihr habt verurteilt, ihr habt den Gerechten ermordet“ (so die wortlautgetreue REB).
er leistet euch keinen Widerstand. ▼▼Der letzte Satzteil ist vom vorherigen eigentümlich abgetrennt. Manche Exegeten sehen das als Grund, ein „obwohl“ zu ergänzen.
7Deshalb (Nun) wartet geduldig, Geschwister, bis zur Wiederkunft ▼▼Im NT Terminus technicus für die Parusie (Wiederkunft Christi). Bezeichnet außerbiblisch den offiziellen Besuch eines hohen Amtsträgers (z.B. des Kaisers) an einem Ort oder die Epiphanie eines Gottes (so NSS; dort Bezug auf „EWNT 3, Sp. 103“). In der Normalbedeutung „Anwesenheit, Kommen, Ankunft“.
des Herrn. Seht (Siehe), der Bauer erwartet die kostbare Frucht der Erde, indem er geduldig auf sie wartet, ▼▼Auflösung eines modalen Ptc. coni., alternativ temp. Oder „und geduldig auf sie wartet“.
bis sie den Früh- und den Spätregen empfangen hat. ▼▼Anspielung auf Hos 6,4 (Bauckham).
8Auch ihr, wartet geduldig, stärkt eure Herzen, weil die Wiederkunft des Herrn nahe {gekommen} ist ▼▼Das hier verwendete griechische Perfekt betont das Resultat eines Vorgangs, weswegen hier mit Zustandspassiv übersetzt wurde.
! 9Murrt nicht gegen einander, ▼▼Imperativ Präsens. Oder: „Hört auf, …“ Im Gegensatz zum unmarkierten Imp. Aor. hat dieser häufig negativ die Bedeutung „hör(t) auf, … zu tun“ bzw. positiv „Tu(t) … weiterhin/immer wieder“ haben.
Geschwister, damit ihr nicht verurteilt werdet; seht (siehe), der Richter steht [schon] vor den Türen. 10Nehmt euch, Geschwister, im Leiden und im Ausharren die Propheten [zum] Vorbild (Beispiel), die im Namen des Herrn sprachen. 11Seht (Siehe), wir preisen jene glücklich, die durchgehalten haben ▼▼Auflösung eines subst. Ptz. Aor. Kann ein Rückbezug auf die Propheten sein, ist aber offen formuliert.
: Ihr habt [vom] Durchhalten (Ausdauer, Standhaftigkeit) ▼▼Cf. 1,3
Hiobs gehört und das [vom] Herrn [herbeigeführte] Ende ▼▼Wörtlich „das Ende [des] Herrn“. Genitivus auctoris (NSS). Oder „vom Herrn [bewirkte] Ende“, etc (so alle wichtigen deutschen Übersetzungen, NASB, NIV). Dies passt am besten in den Kontext und würde dann auf das Ende hindeuten, für das Gott in Hiobs Geschichte gesorgt hat. Dann würde „Herr“ für Gott den Vater stehen. Alternativ „das Ziel/den Zweck des Herrn gesehen, dass... “ (ESV, NET). Eine alternative Deutung würde den ersten κυριος als Jesus verstehen; die Übersetzung wäre dann „das Ende des Herrn“, also Jesu Kreuzestod. Dies würde erklären, warum, nachdem in V. 10 Propheten (Pl.) erwähnt wurden, in V. 11 dann nur Hiob genannt wird (die spätere Erwähnung von Elija passt nicht mehr in den Kontext). Das größte Problem mit dieser Deutung ist aber, dass κυριος im selben Vers einmal Jesus und einmal Gott den Vater bezeichnen würde.
gesehen, dass der Herr voller Erbarmen und mitleidig ist. 12Vor allen [Dingen] aber, meine Geschwister, schwört ▼▼Imp. Präs. Dieser markiert gelegentlich die Aufforderung, etwas weiterhin/immer wieder zu tun bzw.(endgültig) mit etwas aufzuhören.
weder beim Himmel, noch bei der Erde, oder bei irgendeinem anderen Eid. Vielmehr soll euer Ja ein Ja und euer Nein ein Nein sein ▼▼3. Sg. Imp. Präs.; s. o.
, damit ihr nicht dem Gericht verfallt ▼▼Wörtlich: „damit ihr nicht unter das Gericht fallt“
. 13Erleidet einer von (unter) euch ein Unglück, soll er beten ▼▼3. Sg. Imp. Präs.; s. o.
; ist einer guten Mutes, soll er Loblieder singen ▼▼3. Sg. Imp. Präs.; s. o.
; ▼▼Die drei Bedingungssätze in diesem und dem folgenden Vers können auch als direkte Fragen verstanden werden. Meine Übesetzung folgt der Zeichensetzung im NA27.
14Ist einer von (unter) euch krank (schwach) ▼▼Die Definition des Wortes wäre wohl „durch Krankheit geschwächt“ (Cf. B/A)
, soll er die Ältesten der Gemeinde herbeirufen ▼▼3. Sg. Imp. Präs.; s. o.
und sie sollen über ihn (für ihn) beten ▼▼3. Pl. Imp. Aor. Med.
[und] ihn [mit] Öl ▼▼Instrumentaler Dativ.
im Namen des Herrn salben ▼▼Adv. Ptz. Aor., das vorzeitig oder gleichzeitig übersetzt werden kann; hier modal interpretiert und mit „und + Verb“ übersetzt. Oder „indem sie ihn ... salben“. Alternativ temporal: „nachdem sie ihn … gesalbt haben“, „während sie ihn … salben“.
. 15Und das Gebet [im] ▼▼Wörtlich: „des Glaubens“; Gen. pertinentiae (Das Gebet geschieht im Glauben.; NSS).
Glauben wird den Kranken (Ermüdeten) retten und der Herr ihn aufrichten; und wenn er Sünden begangen hat ▼▼Wörtlich: „wenn er ein Sünden begangen habender ist“ (Ptz. Pf.); periphrastisch (umschreibend; NSS).
, wird ihm vergeben werden. ▼▼Prospektiver Konditionalsatz (Eventualis). Der Vers sieht Krankheit also nicht im Zusammenhang mit Sünde.
16Also bekennt einander [eure] Sünden und betet für einander, dass (damit) ihr geheilt werdet. [Das] wirksame ▼▼Ptz. Med., hier attributiv aufgelöst (B/A, NSS, REB, EÜ, NGÜ). Oder: „das wirksame Gebet...“, „das Gebet …, das wirksam ist“. Adverbial konditional: „wenn es ernstlich ist“ (LUT, Menge, SLT). NSS deutet kausal-begründend: „da es [ja] wirksam ist“. Blomberg deutet temporal/konditional (dann als Ermunterung für die Leser) und übersetzt „wenn es ausgeführt wird“. Hierzu müssten noch Stimmen weiterer Kommentare ergänzt werden.
Gebet (Bitte) eines Gerechten vermag viel. 17Elija war ein Mensch von gleicher Art [wie] wir, und er betete inständig ▼▼Wörtlich: „er betete [dem] Gebet“; dies ist ein Dat. modi, also „er betete mit einem Gebet“ (Semitismus). Übersetzung nach Blomberg, NSS.
, dass es nicht regnen würde ▼▼Hier offenbar eine „Nachbildung des hebr. infinitivus absolutus“ (NSS).
, und es regnete drei Jahre und sechs Monate nicht auf der Erde (auf die Erde); 18und er betete wieder, und der Himmel ließ es regnen ▼▼Wörtlich: „gab Regen“
und die Erde brachte ihre Frucht hervor. 19Meine Geschwister, wenn einer von (unter) euch von der Wahrheit abirrt (in die Irre geht) und jemand ihn [wieder] auf den rechten Weg bringt, 20soll er wissen ▼▼3. Sg. Imp.
, dass derjenige, der einen Sünder von seinem Irrweg ▼▼Wörtlich: „von [der] Verirrung/vom Irrtum seines Weges“
auf den rechten Weg zurückgeführt hat, ▼▼Auflösung eines subst. Ptz.
seine Seele (Leben) vom Tod erretten und eine Menge Sünden zudecken wird. ▼▼Vv. 19-20: Gewöhnlicher, prospektiver Konditionalsatz.
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