‏ Jeremiah 3

Kapitel 3

1
[Status: Ungeprüft]
[Gott] spricht:
[Gott] spricht - W.: „besagend“. Rudolph meint, hier sei der erste Teil der häufigen ein Gotteswort einleitende Formel: „Und es erging das Wort JHWHs an mich, besagend:“ ausgefallen, wobei das lemor („besagend“) meist mit „folgendermaßen“ oder dem Doppelpunkt wiederzugegeben ist, weil es eine wörtliche Rede einführt (Rudolph 1968, S. 24).
Wenn
wenn -  הן heißt im Hebr. "siehe!", im Aramäischen "wenn". Rudolph vermutet, dass die Vokabel hier wie in 2,10b in aramaisierender Weise verwendet wird (Rudolph 1968, S. 24).
ein Mann seine Frau fortschickt (entlässt),
und sie geht weg von ihm und gehört einem anderen Mann,
kann sie [dann] noch zu ihm zurückkehren?
Würde [dann] nicht jenes Land völlig (gewiss)
völlig (gewiss) - Der absolute Infinitiv nach einer Verbform desselben Stammes hebt hier die Gewissheit oder Nachdrücklichkeit eines Geschehens hervor.
entweiht?
Und du gingst fremd (buhltest, triebst Hurerei) mit vielen (zahlreichen) Fremden
und willst zurückkehren
Inf. abs.
zu mir? Spruch JHWHs.
2Hebe deine Augen auf (Blicke hin) zu den Hügeln und sieh:
wo hast du dich nicht schänden lassen (bist du nicht geschändet worden)?
hast du dich nicht schänden lassen (bist du nicht geschändet worden) - So das Ketib. Das Qere  שכב bedeutet "sich legen, liegen". In der Vokalisation der Stelle wäre die Form Pu'al und müsste mit "beschlafen" übersetzt werden (Ges17, S. 825). Rudolph vermutet, dass das Qere "das als zu gemein empfundene  שגל überall durch  שכב ersetzt" habe; daher ist hier dem Ketib zu folgen (Rudolph 1968, S. 24)

Auf den Wegen hast du für sie gesessen,
wie ein Beduine (Araber) in der Wüste.
Und du hast entweiht das Land (die Erde)
durch deine Unzucht
Unzucht - Im Hebr. Plural, einige Übersetzungen haben den Singular.
und durch dein Böses
Böses - Im Hebr. Plural, die LXX und VUL haben den Singular.
(= das Böse, das du getan hast).
3[Daher, deshalb] wurden versagt (entzogen)
[Daher (deshalb)] wurden versagt (entzogen) - Im Hebräischen Wayyiqtol, daher ist im Dt. am sinnvollsten mit „daher“ oder „deshalb“ anzuschließen.
die Regen,
und der Spätregen fiel
fiel - W.: "war", „geschah“.
nicht.
Spätregen fällt in Israel im März/ April.

[Aber] die Stirn einer Frau, die hurt
die hurt - Partizip Qal Sg. fem., relativisch aufgelöst. Man könnte auch zusammenziehen: „die Hure“.
hast du,
die sich weigert
die sich weigert - Partizip Hif'il Sg. fem., relativisch aufgelöst.
, sich zu schämen.
4Rufst
Rufst - Das Ketib hat die 1.Sg. = „ich rufe“; zu lesen ist mit dem Qere die 2.Sg.fem.
du nicht von jetzt an
von jetzt an - Rudolf meint, "von jetzt an" sei schwer zu erklären; er will daher  גם־עתה lesen: "sogar da, selbst unter diesen Umständen" (Rudolph 1968, S. 24). Die LXX liest "Aufenthalt, Wohnung" =  מְעׂנָה.
zu mir „mein Vater!
mein Vater - Rudolf meint, dieses Wort sei zu streichen, da es aus V. 19 hier eingefügt wurde (Rudolph 1968, S. 24).
,
Freund meiner Jugend (Jugendfreund) [bist] du!“?
5„Er wird [doch] nicht für ewig zürnen
oder bewahren (aufbewahren, im Gedächtnis behalten, nachtragen) für immer?“
Sieh
Sieh - Rudolph 1968 will hier  הֵנָּה lesen und übersetzt es mit "so", das kann ich aber mit meinen Lexika nicht nachvollziehen (es wird mit "hier, hierher" übersetzt).
du hast geredet
hast du geredet - Das Ketib hat die 1.Sg. = „ich habe geredet“; zu lesen ist mit dem Qere die 2.Sg.fem.
und getan
das Böse
das Böse - Im Hebr. Pl.
und du brachtest es fertig (vermochtest, konntest es).
6(Und) Da sprach JHWH zu mir in den Tagen des Königs Josia: hast du gesehen, was das
das - W.: „die“; Israel ist im Hebr. fem.
abtrünnige
abtrünnige - im Heb. Nomen statt Adjektiv: „Israel, die Abtrünnige“; Rudolph 1968 sieht darin sogar einen Abstraktbegriff, der wie ein alternativer Eigenname für „Israel“ fungiert: „Israel, die Abrünnigkeit“.
Israel tut? Wie es auf auf jeden hohen Hügel steigt
steigt - W.: „geht“, Partizip Sg. fem. Qal
und unter jedem grünen Baum {dort} fremdgeht (Unzucht treibt, hurt)?
fremd geht (Unzucht treibt, hurt) - Rudolph bezieht das Verb  זנה („huren, Unzucht treiben“) auf beide Satzteile. Man könnte wohl besser (allerdings etwas freier) "fremdgehen" übersetzen, denn es ist das Darbringen von Opfern für die kanaanäischen Götter Ba'al (auf den Bergen, den sog. "Höhen") und Astarte (unter den grünen Bäumen) gemeint.
7[Da] sagte (dachte)
[Da] sagte (dachte) - Im Heb. Wayyiqtol; im Dt. ist daher besser mit „Da“ anzuschließen.
ich
ich - Sprecher ist JHWH.
: Nachdem es das alles getan hat, wird es zu mir zurückkehren. Aber es kehrte nicht [wieder] zurück. [Das] sah [seine] treulose
treulose - Im Hebr. ein Nomen; Rudolph übersetzt es wie V. 6 als Eigenname.
Schwester Juda.
8[Da] sah
[Da] sah - Im Heb. Wayyiqtol; im Dt. ist daher besser mit „Da“ anzuschließen. Das Ketib 1.Sg. („ich sah“) ist zu ersetzen durch das Qere 2.Sg.
es, dass, weil das abtrünnige Israel fremdging (die Ehe brach)
weil das abtrünnige Israel fremging (die Ehe brach) - W.: „Da sah es, dass wegen dessen, wovon gilt: das abtrünnige Israel brach die Ehe“.
, ich es wegschickte und ihm den Scheidebrief gab. Aber das treulose Juda, seine Schwester, fürchtete sich nicht, sondern auch es ging hin und ging fremd (trieb Unzucht).
9Und {es geschah} durch sein leichtfertiges
leichtfertiges - Rudolph verweist auf die Randmasorah, die  קׂל vom Verb  קלל („leichthin, leichtfertig“) ableitet. Das Nomen  קׂל bedeutet eigentlich „Lärm, Stimme“.
Fremdgehen (Huren, Unzucht) wurde entweiht das Land (die Erde), und es ging fremd (hurte, trieb Unzucht) mit Stein
Stein = die dem Ba'al geweihten "Höhen"
und Holz
Holz = die der Astarte geweihten Bäume. Rudolph zieht diesen letzten Satz zu Vers 10 und übersetzt "Und auch als sie Stein und Holz verwarf" und liest dafür statt  ותנאף, ehebrechen  ותנאץ, verschmähen, verwerfen. Er begründet seine Entscheidung: „1. kommt das [= der Satz] hinter dem vorhergehenden Satz, der die Folge schildert, zu spät, und 2. setzt 10 ein bestimmtes Handeln Judas voraus, das als Umkehr gedeutet werden könnte.“ (Rudolph 1968, S. 26)
.
10Trotzdem
Trotzdem - W.: „auch wegen all diesem“.
kehrte nicht zu mir um seine treulose Schwester Juda mit ihrem ganzen Herzen, außer zum Schein, Spruch JHWHs.
11Da sprach JHWH zu mir: als gerecht erweist sich die Seele des abtrünnigen Israels (das abtrünnige Israel) gegenüber dem (im Vergleich zum) treulosen Juda. 12Geh und rufe diese Worte nach Norden {und sprich}: „Kehr zurück, abtrünniges Israel!“ Spruch JHWHs. Ich lasse nicht fallen mein Antlitz gegen euch (Ich schaue euch nicht mehr ungnädig an), denn ich bin gnädig (gütig). Spruch JHWHs. Ich grolle nicht für immer (ewig). 13Nur (jedoch) erkenne deine Schuld (Sünde, Vergehen)
Schuld (Sünde, Vergehen) - Der Begriff „Sünde“ ist problematisch, weil er für heutige Menschen übersetzungsbedürftig ist. Hier soll „Schuld“ als Begriff für Vergehen gegen JHWH verstanden und verwendet werden.
, denn gegen JHWH, deinen Gott, hast du dich aufgelehnt, da du deine Wege zerstreut hast (herumgeschweift bist) mit den Fremden unter jedem grünen Baum ah ai und auf meine Stimme habt ihr
habt ihr - Wechsel der Person von 2.Sg. auf 2.Pl., weshalb Rudolph vorschlägt, mit der LXX die 2.Sg. = „שֶׁמֵעֵתְּ“ („du hörst“) zu lesen.
nicht gehört. Spruch JHWHs.
14Kehrt um, meine abtrünnigen Kinder
Kinder - W. „Söhne“.
! Spruch JHWHs. Denn ich habe euch zu Besitz genommen (bin euer Herr)
habe euch in Besitz genommen (bin euer Herr) - Das Verb  בעל hat die selben Konsonanten wie das Nomen, das „Herr, Besitzer“ bedeutet und wiederum ebenso geschrieben wird wie der kanaanäische Gott Ba'al. Es liegt hier also ein Wortspiel vor, das allerdings im Deutschen nicht wiederzugeben ist.
und ich nehme (hole) euch, einen aus einer Stadt und zwei aus einer Familie (Sippe), und ich bringe euch [zum] Zion.
15Und ich gebe euch Hirten nach meinem Herzen, und sie weiden euch [mit] Erkenntnis und Verstand. 16Und es wird geschehen, wenn ihr zahlreich werdet und fruchtbar sein werdet im Lande (auf Erden) in jenen Tagen, Spruch JHWHs, werden sie nicht mehr sprechen von der Lade des Bundes JHWHs
Lade des Bundes JHWHs - Nicht die Bundeslade, sondern die Lade des JHWH-Bundes!
und sie wird [ihnen] nicht aufs Herz (in den Sinn)
aufs Herz (in den Sinn) - Im alten Israel wurde das „Herz“ oft nicht als Sitz der Emotionen, sondern als Sitz der Gedanken angesehen; daher besser: „in den Sinn“.
kommen, und sie werden ihrer nicht gedenken, und sie werden [sie] nicht vermissen (suchen) und keine [neue] mehr anfertigen (machen).
17Zu dieser Zeit werden sie Jerusalem nennen „Thron JHWHs“, und alle Völker werden sich in ihr sammeln, beim Namen JHWHs in Jerusalem. Und sie werden nicht mehr wandeln (leben) nach der Verstocktheit (Starrsinn) ihres bösen Herzens. 18In jenen Tagen wird das Haus Juda zum Haus Israel gehen, und sie werden zusammen (miteinander) kommen vom Land im Norden (Nordland) zum Land, das ich ihren Vätern zum Besitz (Erbe) gab. 19Aber (Und) ich dachte (sprach)
Ab hier spricht wieder JHWH.
:
Wie will ich dich machen zu (herausstellen unter den) Kindern
Kindern - W.: Söhnen
!,
und dir kostbares (begehrenswertes) Land geben,
herrlichsten
herrlichsten - W.: "Herrlichkeit der Herrlichkeiten", eine der hebr. Möglichkeiten, den Superlativ auszudrücken (Rudolph 1968, S. 28).
Erbbesitz [unter den] Völkern.
Darum meinte ich, „mein Vater“ würdet ihr mich nennen
ihr mich nennen - Das Qere will 2.fem.Sg. lesen; richtig ist das Ketib 2.Pl. (Rudolph 1968, S. 28).
,
und von {hinter} mir würdet ihr euch nicht kehren
ihr euch nicht kehren - Das Qere will 2.fem.Sg. lesen; richtig ist das Ketib 2.Pl.
.
20Aber (fürwahr, gewiss) [wie] eine Frau treulos ist von
Aber [wie] eine Frau treulos ist von - Schwer zu verstehen; W.:„ Wenn es eine verheiratete Frau ist, betrügt sie ihren Mann mit ihrem Geliebten ( רֵעַ )“, man müsste übersetzen: „wegen ihres Geliebten“. Aber die Präposition  מִן bedeutet „von - weg“, also ist sie ihrem Geliebten gegenüber untreu? Deutlich ist, dass es - wie in den oben gebrauchten Bildern - um die Untreue einer Frau ihrem Mann gegenüber - ob Geliebter oder Ehemann - geht.
ihrem Geliebten,
so seid ihr treulos zu mir, Haus Israel. Spruch JHWHs.
21Man hört Lärm (Geräusch, Stimme, Laut) auf kahlem Hügel:
Weinen, Flehen der Kinder
Kinder - W.: Söhne
Israels.
Denn verkehrt haben sie ihren Weg,
vergessen JHWH, ihren Gott.
22„Kehrt um, meine abtrünnigen Kinder
wörtl.: Söhne
,
ich will euch von eurer Abtrünnigkeit heilen.
Da sind wir, wir kommen zu dir,
denn du bist JHWH, unser Gott.“
23Fürwahr (gewiss, aber), Lüge (Trug, Täuschung) [kommt] von den Hügeln,
Getöse [von] den Bergen.
Gewiss (fürwahr, aber) bei JHWH, unserem Gott,
[ist] Rettung [für] Israel.
24Aber (Und) „der Schändliche“
der Schändliche - Heb.  בֹשֶׁת, Schimpfname Ba'als; ähnlich in „Isch-Boschät“, dem Namen von Sauls Sohn in 2 Sam 2,4.
fraß
den Erwerb (Gewinn) unserer Väter, von unserer Jugend [an]
von ... [an] -  מִן hier zeitlich aufgefasst.
,
ihr Kleinvieh
Kleinvieh - W.: „Schafe und Ziegen“
und ihre Rinder,
ihre Söhne und ihre Töchter.
25Wir legen uns hin in unserer Schande,
wir decken uns zu mit unserer Schmach,
denn an JHWH, unserem Gott, haben wir uns versündigt,
wir und unsere Väter, von unserer Jugend an
bis zu diesem Tag,
und nicht haben wir gehört auf die Stimme JHWHs, unseres Gottes.
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