axPsalm 60,14
Luke 1
Kapitel 1
1 ▼▼[Status: Ungeprüft]
Seit viele es unternommen haben, aufzuschreiben eine Erzählung der Dinge, die unter uns völlig geglaubt werden, 2so, wie es uns die überliefert haben, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes waren, 3scheint es auch mir, der ich von Anfang an allem sorgfältig nachgegangen bin, der Reihe nach dir aufzuschreiben, vortrefflichster Theophilus, 4damit du erkennst, in den Dingen, in denen du unterrichtet worden bist, die Sicherheit der Worte. 5Es war in den Zeiten des Herodes, König von Judäa, irgendein Priester mit Namen Zacharias, aus der Klasse (Wochendienst) des Abijah, und seine Frau war aus den Töchtern des Aaron und der Name dieser war Elisabeth. 6Es waren aber beide gerecht vor Gott, wobei beide in allen Befehlen und Satzungen des Herrn untadelig (fehlerlos) wandelten. 7Aber es war ihnen kein Kind, weil die Elisabeth unfruchtbar war, und beide waren alt in ihren Tagen. 8Es war aber, als er seinen Priesterdienst leistete, in der Ordnung seiner Klasse (seines Wochendienstes), vor Gott, 9gemäß des Brauches der Priesterschaft, erhielt er das Los, den Weihrauch im Tempel des Herrn darzubringen, 10und die ganze Menge des Volkes war außerhalb, betend, zur Stunde des Weihrauches. 11Es erschien ihm aber ein Engel des Herrn, stehend auf der Rechten des Altars des Weihrauches. 12Und er geriet in Unruhe, als Zacharias ihn sah und es fiel Furcht auf ihn. 32 ▼▼[Status: Ungeprüft]
Dieser wird groß sein und er wird Sohn des Allerhöchsten genannt werden und der Herr, Gott, wird ihm geben den Thron Davids, seines Vaters. 46 ▼▼[Status: Zuverlässig]
Und Maria ▼▼Textkritik: Drei altlateinische Handschriften (ms. a (4. Jh.), b (5. Jh.) und 1* (7./8. Jh. - hier allerdings nachträglich wieder korrigiert zu „Maria“)) haben statt „Maria“ „Elisabeth“; zudem sprechen auch zwei Mss. von Irenäus´ „Adv. Haer.“ 4,7,1 von Elisabeth als der Sängerin des Magnifikats (aber auch hier haben die restlichen Mss. „Maria“; und selbst in diesen bessagten zwei Mss. heißt es an anderer Stelle, dass Maria die Sängerin wäre). Auch eine Origines-Übersetzung des Hieronymus ist überliefert, die erkennen lässt, dass wohl auch Origines diese Elisabeth-Variante kannte, und auch in einer Predigt von Nicetas von Remesiana findet sich diese Tradition. Diese textkritische Evidenz ist sehr gering; dennoch wird seit Loisy 1907 und Harnack 1900 immer wieder darüber diskutiert. Drei Positionen haben sich im Laufe der Zeit herauskristallisiert (vgl. die Übersicht in Metzger 109): # Der ursprüngliche Text hat „Maria“ und in einigen Handschriften wurde dies nachträglich in „Elisabeth“ geändert (In der neueren Forschung die fast ausschließlich vertretene) # Der ursprüngliche Text hat „Elisabeth“ und wurde nachträglich zu „Maria“ geändert (diese Position wird fast gar nicht vertreten) # Explizit wird im ursprünglichen Text überhaupt keine Sprecherin des Magnifikats identifiziert; ursprünglich habe dort einfach καῖ εἰπεν („und sie sprach“) gestanden. Sowohl „Maria“ als auch „Elisabeth“ sind nachträgliche Hinzufügungen (so z.B. ausführlichst Benko 1967) - die Position hat aber die entscheidende Schwäche, dass keine einzige Handschrift überliefert ist, in der diese Textversion überliefert wäre. Für eine Textänderung wie in (2) oder (3) reicht die Evidenz nicht ansatzweise aus; natürlich ist Variante (1) beizubehalten.
sprach: e „Meine Seele (Ich) ▼▼Sehr gebräuchlicher Semitismus; »Seele« und »Geist« dient nur als Wechselbegriff für »ich« (vgl. Wolff 1973, S. 25f; ad. loc. auch Bovon 1989, S. 87; Culy et al. 2010, S. 42; Noland 1989) - eine hebräische Stileigentümlichkeit, die es im Deutschen nicht gibt und die daher in der LF als »ich preise« übertragen werden muss. Sehr ähnliche Stellen finden sich in der Bibel z.B. in Ps 34,3; 35,9; 103,1f.22; 104,1.35; 146,2; Tob 13,15.
preist (macht groß ▼▼So eine häufig gewählte und auch durchaus zulässige Übersetzung von μεγαλύνειν (vgl. BA 1007; BAG 497; Gemoll 518; LSJ; Muraoka 445; Pape 108; Thayer). Sie macht aber in unserem Zusammenhang nicht viel Sinn, denn sicher will der Autor nicht sagen, dass Gottes »Groß-Sein« der Seele Mariens geschuldet wäre.
, dankt) ▼▼Vv. 46f. verdichten einen weiteren Semitismus: »X preist Y, denn Z« ist im Hebräischen eine formelhafte Wendung für »X dankt Y für Z« (vgl. Lande 1949, S. 106f). Hier lässt sich sich besonders leicht ins Deutsche übertragen: Da ἠγαλλίασεν im synonymen Parallelismus zu μεγαλύνει steht, kann eines der beiden Glieder ohne semantische Einbußen problemlos durch »danken« ersetzt werden. Übersetze: »Ich preise den Herrn / und danke ihm dafür, dass...«.
den Herrn i j k l“„ 47und mein Geist (Ich) jubelt (begann, zu jubeln) ▼▼ ἠγαλλίασεν steht im Gegensatz zu μεγαλύνει (Präsens) im Aorist, weshalb z.B. NET hier ingressiv übersetzen will mit »has begun to rejoice«; ebenso Bovon 1989; Nolland 1989. Vermutlich ist aber auch dies als stilistischer Semitismus zu verstehen, nämlich als (bedeutungsloser) T-Shift (so die Mehrheit, z.B. Grosvenor/Zerwick 1993, S. 173; Gunkel 1921, S. 46; NSS; Schürmann 1969, S. 73; Weiss 1901, S. 285).
über Gott (dankt Gott), meinen Retter, n o p“ 48denn (dafür, dass) auf die Armut (Niedrigkeit, Demut) ▼▼Meist: „Niedrigkeit“. Die zweite Alternative, „Demut“, ist recht unwahrscheinlich, denn hierfür stehen in LXX und NT eigene Begriffe bereit. Ταπείνωσις ist hier relativ sicher sozial bzw. wirtschaftlich als „Armut“ zu verstehen (Bovon 1989, S. 88; Clines 2011, S. 5; Krüger 2005, S. 2; Plummer 1903, S. 32), da es gut zusammenstimmt mit dem folgenden δούλη und auch dadurch nahegelegt wird, dass in V. 52 ταπεινούς kontrastiert wird mit δυνάστας; zudem ist der Gegensatz von Reichen und Armen ein häufigeres lukanisches Theologumenon (vgl. z.B. Lk 4,18f). Schnackenburg 1965, S. 346f. glaubt außerdem, zusätzlich Parallelen von hier zum Motiv der Armenfrömmigkeit in Qumran ziehen zu können. „Niedrigkeit“ ist eine unnötige Verallgemeinerung. Einige denken aufgrund der Parallelen des Verses zu 1Sam 1,11; Ps 113 und 4Esra 9,45 daran, dass es sich hier um einen stehenden Ausdruck für Unfruchtbarkeit handeln würde (z.B. Zorell 1928, S. 288f.; ähnlich Klein 2006, S. 108f). Aus dem Mund Mariens macht das aber keinen Sinn und es spricht auch nichts gegen und einiges für die Lesart „Armut“, weshalb diese auf jeden Fall vorzuziehen ist (vgl. auch Bossuet / Weiß 1917, S. 404; Schürmann 1969, S. 73f.). Vgl. außerdem die nächste Fußnote.
seiner Sklavin (Magd) ▼▼Meist: „Magd“; δούλη bedeutet aber „Sklavin“ und nur in Einzelfällen wird es allgemein für soziale Rangunterschiede verwendet (aber auch hierfür wäre „Magd“ eine eher unpassende Übersetzung). Sowohl die Rede von der „Armut“ als auch vom „Sklave-seins“ Mariens ist hier aber merkwürdig funktionslos, abgesehen davon, dass es in Kombination mit der Rede von Gott als Mariens „Herrn“ eine klare Hierarchie verdichtet. Das ist wohl auch der Schlüssel zum richtigen Verständnis der beiden Ausdrücke: Wie auch in 1Sam 1,11 ist die Rede von der „Sklavin Gottes“ wohl nicht wörtlich, sondern als Höflichkeitsstrategie zu verstehen (vgl. z.B. Warren-Rothlin 2007, S. 61f; Dahood 1970, S. 374 zu Ps 19,14; 27,9; 31,17; 69,18; 86,2; 119,135). Man bezeichnet das als „soziale Deixis“: Aus Höflichkeitsgründen wird ein Rangunterschied vom niedriger Gestellten besonders betont (ähnlich, wie man z.B. auch im Deutschen früher einen Brief an einen König unterschrieb mit „Ewr. Maj. untertänigster und gehorsamster Diener“). Das selbe gilt vermutlich auch für V. 54a. Eine wörtliche Übersetzung würde dies aber verschleiern, so dass man in der Lesefassung vielleicht besser auf andere Übersetzungsweisen zurückgreifen sollte, z.B. schlicht auf die Streichung von „seiner Sklavin in ihrer Armut“ in V. 48a (denn das hierarchische Gefüge wird ja schon durch den Ausdruck „Herr“ in V. 47 deutlich genug).
hat er geschaut (sich angenommen) ▼▼Biblizismus: Die Rede von Gottes auf-etwas-Blicken steht im AT metaphorisch für gnädige Akte Gottes wie etwa Gebetserhörungen (vgl. z.B. TLOT 1263f.). Das Verb ἐπέβλεψεν einfach wörtlich zu übersetzen, würde diese eigentliche Bedeutung des Verses verdunkeln. Besser wäre eine Paraphrase wie „Er hat sich seiner Sklavin in ihrer Armut angenommen“; zu „seiner Sklavin in ihrer Armut“ s. aber noch die vorige FN.
t u v w - „ {siehe} ▼▼ ἰδοὺ i.d.R. (wie auch hier) nicht mehr als bloße Fokuspartikel.
von nun an halten für glücklich (werden mich für glücklich halten) ▼▼Allzu viele Übersetzungen und Kommentare denken, dass diese Aussage bedeute, Maria sähe hier bereits ihre Verehrung durch künftige Generationen voraus und übersetzen etwa »preisen mich selig« (vgl. z.B. Bovon 1989, S. 88; Klein 2006, S. 113; Schürmann 1969, S. 74; R-S u.ö.). Aber μακαρίζειν bedeutet wahrscheinlich auch hier (wie auch sonst öfters) einfach, dass sie für glücklich gehalten wird oder aufgrund dieses für-glücklich-gehalten-Werdens als glücklich bezeichnet wird - vielleicht ein Semitismus: Die hebräische Entsprechung von μακαρίζειν ist אָשַר II, was von SDBH folgendermaßen näher bestimmt wird: »[to] communicate to someone else that you consider him/her or someone else fortunate and blessed by God« (SDBH). Diesem wohl falschen Verständnis der Stelle soll mit obiger Übersetzung vorgebeugt werden.Wegen ἀπὸ τοῦ νῦν (v. 48) ist die in der Klammer angegebene futurische Wiedergabe die hier einzig Sinnvolle.
mich alle Geschlechter (jeder)! z aa ab ac- (:) ▼▼V 48a steht mit V 54a, V 49b mit V 50a und V 49a mit V 51a im Parallelismus. Solche Parallelismen markieren in der biblischen Poesie häufig Strophenübergänge (vgl. z.B. van der Lugt 2006, S. 53) und sind damit ein starkes Indiz dafür, dass man an diesen Stellen das Magnifikat in Strophen aufzuteilen hat: Die Parallelismen würden dann den letzten Vers der ersten Strophe(V 48), den ersten und letzten Vers der der zweiten Strophe (V 49.50), den ersten Vers der dritten Strophe (V 51) und den ersten Vers der vierten Strophe (V 54) markieren. Das ὅτι denn in V. 49 ist dann mit Gunkel 1921, S. 47 dentsprechend dem hebräischen כִי als »allergeläufigste Uebergang, mit dem im Hymnus das Hauptstück dem Anfange hinzutritt.«, aufzufassen und im Deutschen auszusparen; etwa: »... von nun an wird jeder mich für glücklich halten: / Denn Der Mächtige hat Großes an mir getan!...«.
“ 49{denn (dafür, dass)} der Mächtige hat Großes an mir getan - ae af„ {und (dessen)} ▼▼Einige Exegeten halten dies für ein relatives καὶ (vgl. BDR §442) und übersetzen mit »der Mächtige ..., dessen Name heilig ist.« (so z.B. NSS; Schürmann 1969, S. 74; vgl. auch GN; KAM; LUT84; ähnlich NeÜ); andere fassen es koordinierend auf und schließen es mit einem »und« an den vorherigen Satz an. Letzteres ist wahrscheinlicher (vgl. z.B. Culy et al. 2010, S. 44); da aber καὶ im Griechischen, anders als im Deutschen, auch einen mit dem vorigen Satz (relativ) unkoordinierten Satz einleiten kann, ist es stiltreuer, das »und« in der deutschen Übersetzung ganz zu streichen.
heilig [ist (sei)] sein Name (er) ▼▼Biblizismus: Der »Name Gottes« steht in der Bibel fast stets für Gott selbst; man bezeichnet damit »Gott im Menschenmund«. Übersetze: »Heilig ist er«.Alternativ könnte es sich hier um ein jüdisches Idiom handeln: »Gottes Namen heiligen« steht in jüdischen Texten häufig dafür, dass »Gott als Herr anerkannt wird und daher seinen Geboten gefolgt wird« (vgl. FN e zu Mt 6,9); dann vielleicht »Geheiligt werde sein Name« i.S.v. »Man erkenne ihn als Herrn an und folge seinen Geboten«. Das καὶ in 50a wäre dann wohl kausales καὶ (dazu z.B. Reiser 1983, S. 126-128): »Man erkenne ihn als Herrn an, denn seine Huld wird auf ewig für jene währen, die ihn fürchten (i.e. als Herrn anerkennen).« Doch ist das m.W. noch nie vorgeschlagen worden.
! - ai“ 50{und} ▼▼S. zu {und} in V. 49.
seine Huld (Gnade, Erbarmen, Barmherzigkeit) ▼▼Meist: „Erbarmen“ oder „Barmherzigkeit“. ἔλεος ist in der LXX aber häufig die Übertragung von חֵסֵד, und daraus, dass es hier als etwas dargestellt wird, demgemäß sich Gott (1) schon Abraham gegenüber verhalten hat (V. 54f), das (2) jenen gilt, die ihn „fürchten“ (V. 50) und das (3) ebenso wie חֵסֵד etwas ist, das meist von Höhergestellten niedriger Gestellten entgegengebracht wird, wird klar, dass wir auch hier an dies חֵסֵד denken müssen (vgl. Clines 2011, S. 2f). חֵסֵד bezeichnet aber nicht etwa (wie es oft falsch heißt) die „weiche Seite“ Gottes, sondern steht für Gottes Bündnistreue und wird bes. in Situationen verwendet, in denen davon die Rede ist, dass ein niedriger Gestellter der Hilfe Gottes bedarf und Gott ihm diese Hilfe - getreu seinem Bund - auch gnädig gewährt (vgl. z.B. Waltke 2010, S. 443). Die treffendste Übertragung ist daher ohne Zweifel „Huld, Gnade“.
[ist (währt, wird währen) ▼▼Verbloser Satz, der als PP fungiert und gelesen werden könnte als PP temporis, PP commodi oder PP relationis (vgl. Culy et al. 2010, S. 44). Weil der Ausdruck γενεὰς καὶ γενεὰς aber wohl idiomatisch ist für „alle Generationen“ (ebd.; vgl. auch das Testament des Levi 18,8), liegt eine andere Lesart als die temporale recht fern. Eine freie, „deutschere“ und funktional äquivalentere Übertragung wäre wohl „Seine Huld währt auf ewig.“Wegen εἰς γενεὰς καὶ γενεὰς ist die futurische Wiedergabe die hier einzig Sinnvolle.
] in Generationen und Generationen (alle Generationen, ewig)„ für jene, die ihn fürchten. ▼▼W.: »den ihn Fürchtenden«; Ptz. mit der Funktion des dativus commodi (daher: »für«) (vgl. Culy et al. 2010, S. 44; NSS).
an ao ap aq ar“ 51([So hat er begonnen, zu tun, Nun wird er tun]) ▼▼VV. 51-54 stehen sechs Aoriste, über deren Semantik man sich in der Forschung den Kopf zerbricht. Theoretisch könnten sie sich beziehen # auf Vergangenes - etwa vergangene Heilstaten Gottes („historischer Aorist“), # auf Gottes übliche und überzeitliche Weise des Handelns („gnomischer Aorist“), # auf Gottes zukünftiges Handeln („futurischer Aorist“) oder # auf Sachverhalte, die zum Zeitpunkt des Betens bereits angebrochen sind, deren Vollendung aber noch aussteht („ingressiver Aorist“) (vgl. auch Grosvenor / Zerwick 1993, S. 173; NSS). Jede dieser vier Deutungen ist in der Forschung schon mehrfach vertreten worden. Da Vv. 51-54 aber immer noch zum selben Dankgebet gehört, zu denen auch die vorherigen Verse gehören, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Tat, mit der Gott sich seines „Knechtes Israel“ angenommen hat (V. 54) die selbe ist, mit denen er sich auch seiner „Sklavin“ Maria angenommen hat (V. 48) - ein recht eindeutiger Parallelismus -, nämlich die Tatsache, dass er Maria trotz ihrer „Armut“ (V. 48) zur Mutter des Messias gemacht hat (vgl. ähnlich z.B. Nolland 1989). Jede Deutung neben der ingressiven würde diesen Zusammenhang zerstören und das Magnificat in zwei nur lose zusammenhängende Hälften reißen. Der obige Übersetzungsvorschlag versucht, durch die Hinzufügung des „so“ den Bezug des Folgenden auf das zuvor Geschilderte ausdrücklich zu machen und durch die des „er hatte begonnen“ den ingressiven Charakter des Folgenden zum Ausdruck zu bringen. Eine andere (allerdings weniger genaue, da nicht wirklich ingressive) Möglichkeit, die wahrscheinlich leichter zu einer gefälligen Lesefassung führt, wäre die Einleitung mit „Nun“ und der futurischen Wiedergabe des Folgenden.
Machttaten (Gewalt, (seine) Herrschaft) hat er getan (ausgeübt) ▼▼weder (1) Ἐποίησεν κράτος („Machttaten hat er getan“) noch (2) ἐν βραχίονι αὐτοῦ („mit seinem Arm“) ist natürliches Griechisch. Beide Male handelt es sich wieder um Semitismen; vermutlich um Zitate aus dem Psalter (vgl. zu (1) Ps 60,14; 108,14; 118,15f; zu (2) Ps 89,11; beide Male auch Culy et al. 2010, S. 45; Plummer 1903, S. 33). Der „Arm“ wird aber im Hebräischen häufiger verwendet als Symbol für Macht und Stärke (vgl. z.B. Clines 2011, S. 1f.; Wolff 1973, S. 108; ad loc. auch Culy et al. 2010, S. 45; NSS), so dass der Sinn in etwa ist: „Er hat Mächtiges mit seiner Macht gewirkt.“ Übersetze vielleicht: „Gewaltiges hat er mit seiner Macht vollbracht“.
mit seinem Arm (Macht): ▼▼Doppelpunkt sehr gut mit EÜ, Schneider 1977, S. 54 und dem unrevidierten NTL (leider nicht mehr im revidierten): Was folgt, sind einzelne Ausfaltungen des Sammelbegriffs „Machttaten“ in V. 51a.
av aw ax ay az„ er zerstreute (machte zunichte) ▼▼»zerstreuen« ist im AT ein Ausdruck, der vor Allem verwendet wird, wenn davon die Rede ist, dass eine Armee vernichtend geschlagen wird (vgl. die Parallelstellen).
Hochmütige (Stolze) ▼▼zur »Hochmut« im alten Judentum vgl. das in B/S 1924, S. 101ff. zusammengetragene Material
an der Gesinnung ihres Gemüts (Hochmütige) ▼▼W. »Hochmütige an der Gesinnung ihrer Herzen«; idiomatischer Plural, daher als Sg. zu übersetzen. Das Herz ist in der hebräischen Vorstellung Sitz v.a. der Stimmungen und Gestimmtheiten (vgl. Wolff 1973, S. 74f.) und entspricht damit am ehesten unserem Wort »Gemüt« - eine wörtliche Übertragung wäre hier irreführend. Ohnehin muss hier freier übersetzt werden: »Hochmütig an der Stimmung des Gemüts« meint einfach »hochmütig gestimmt«, »von hochmütigem Charakter«; übersetze besser schlicht: »Hochmütige«
bd be bf bg bh bi bj bk bl bm;“ 52er stürzte Machthaber (Mächtige) ▼▼Da Gott die δυνάστας von ihren Thronen stürzt, ist „Machthaber“ hier die kontextuell wesentlich passendere Übertragung.
von [ihren] Thronen [herab] ▼▼V. 52b kontrastiert eine Aufwärtsbewegung mit der hieriegen Abwärtsbewegung des „Stürzens“; im Deutschen besser ausdrücklich zu machen, etwa als „herabstürzen“.
„ und erhöhte Arme; bp bq br bs bt bu“ 53Hungernde ▼▼die Wortstellung VV 52-53 sollte beibehalten werden, da sie eine chiastische Doppelstruktur hat: V 52: V - S / V - S; V 53: S - V / S - V
bereichert (füllt, sättigt) ▼▼W.: „füllt“; häufig freier übertragen mit „sättigen“, was aber hier ein Wortspiel vernichtet: ἐνέπλησεν („füllen“) (53a) bildet einen Gegensatz mit κενούς („leer, mit leeren Händen“ (BA 870)) (53b) und ist etymologisch verwandt mit πλουτοῦντας („reich seiende, Reiche“), außerdem ist eines der Wortbildungsmorpheme ( ἐν - („ein-, hinein-“)) das Gegensätzliche zu ἐξ - in ἐξαπέστειλεν („fortsenden“) (53b). Eine rein an diesen Wortspielen orientierte Übertragung würde ungefähr lauten: „in Hungernde füllt er Gutes hinein / und Befüllte schickt er ungefüllt hinaus“, was natürlich keine gute Übersetzung ist und auch dem Wortsinn gar nicht gerecht wird. Ich bin bisher zu noch keiner Lösung gekommen, wie dieser Vers gleichzeitig kommunikativ und inhaltlich und stilistisch äquivalent übertragen werden könnte.
er mit Gutem (Gütern) bx by„ und Reiche schickt er leer (mit leeren Händen) ▼▼»Mit leeren Händen« nach BA 870
fort. ca cb“ 54Er hat sich Israel, seines Sklaven (Knaben, Knechtes) angenommen: ▼▼Schwierige Stelle. V 54b besteht aus einem Infinitiv und einem Akkusativ und lautete wörtlich übersetzt etwa „sich erinnern/denken an Huld“ (zu „Huld“ s.o.). Die Hauptschwierigkeit ist, wie dieser Teilvers mit dem vorigen zusammenhängt. Syntaktisch sinnvolle Vorschläge in der Exegese sind v.a. die Deutung als kausaler Infinitiv („Er hat sich Israels angenommen, weil er an seine Huld gedacht hat“) oder als weiterführender Infinitiv („Er hat sich Israels angenommen, wobei er an seine Huld gedacht hat“). Sinnvoller jedoch: μνησθῆναι gedenken steht in der LXX häufig als Übersetzung von זָכַר. Dies זָכַר hat, wenn Gott das Subjekt ist, oft die Sonderbedeutung „sich gnädig zuwenden“ (vgl. z.B. TWAT I, S. 513f) und bezeichnet z.B. Gottes gnädige Gewährung eines Kindersegens an Kinderlose (Gen 30,22; 1Sam 1,11.19; vgl. ebd.). Dahin, dass das Verb auch hier so zu verstehen ist, weist erstens das Substantiv ἔλεος Huld, in dem ähnliches zum Ausdruck kommt wie im hebräischen זָכַר; zweitens folgt direkt auf den Teilvers die Rede davon, dass er sich auch Israels „erbarmt“ habe; drittens ist V. 54a parallel zu V. 48a, in dem - wie bereits gesagt - vermutlich auf die selbe Heilstat wie in V. 54a Bezug genommen wird, nämlich auf die, dass Gott Maria mit dem Messias „geschwängert“ hat, und gerade in diesem Kontext ist im AT häufiger die Rede von der זָכַר (/ μνησθῆναι )-Tätigkeit Gottes. Wenn erst erkannt ist, dass V 54b wohl vom selben spricht wie V 54a, ist der Rest relativ einfach: Der Infinitiv ist dann als epexegetischer Infinitiv zu deuten (daher Anschluss mit Doppelpunkt, vgl. ähnlich Culy et al. 2010, S. 46) und der Akkusativ entweder als accusativus respectus (daher die Alternative „was seine Huld angeht“) oder, wesentlich besser, als adverbialer Akkusativ (daher die Alternativen „huldvoll, mit Huld“).
cd ce cf cg ch„ er hat sich (gnädig) zugewandt (hat gedacht an) mit [seiner] Huld (huldvoll, was seine Huld angeht) ci cj ck cl - ▼▼Ein weiterer grammatischer Zweifelsfall: Es ist fraglich, wie V 54b, 55a und 55b sich zueinander verhalten. Vorgeschlagen wurde, # dass V 55a Parenthese ist und V 55b nicht mehr, sondern dativus commodi zu 54b (»Gott hat sich erbarmt - wie er ja auch schon unseren Vätern verheißen hat - zugunsten von Abraham und seinen Nachkommen.«) - dies ist heute die Mehrheitsmeinung, # dass V 55a eine Art »Nachsatz« ist, V 55b zu diesem Nachsatz gehört und »verheißen hat« näher bestimmt (»Gott hat sich erbarmt - wie er ja auch schon unseren Väter zugunsten von Abraham und seinen Nachfahren auf ewig verheißen hat«), oder # dass V 55b inkongruente Apposition zu V 55a ist (»Gott hat sich erbarmt - wie er unseren Vätern (d.h. Abraham und seinen Nachkommen auf ewig) verheißen hat«). Möglichkeit (3) ist eher unwahrscheinlich, da inkongruente Appositionen auch im Griechischen recht selten sind; Möglichkeit (2) würde den Übersetzer zwingen, ein Objekt von Gottes Erbarmen zu ergänzen (z.B. »Gott hat sich [ihm (=Israel, seinem Knecht] erbarmt...«). Vorzuziehen ist daher Möglichkeit (1). Der Sinn ist dann, dass mit Mariens Empfängnis des Messias die Verheißung Gottes an Abraham in Erfüllung geht, dass er sich ihm und seinen Nachfahren gegenüber gemäß seiner Bundestreue verhalten würde.
“ 55wie er es (ja auch) unseren Vätern (Vorfahren) gesagt hat (verheißen hat) ▼▼wörtl.: „gesagt hat“. Semitismus; im Hebräischen steht auch für „verheißen“ das gewöhnliche „sagen“ (vgl. Grosvenor/Zerwick 1993, S. 174).
co - „ (für) Abraham und seinem Samen (seine Nachkommen) auf ewig (allen seinen Nachkommen, seiner ganzen Nachkommenschaft). cp cq cr“ 80
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