Mark 1
Kapitel 1
1-15 Das Markusevangelium versucht zu Beginn eine Traditionslinie herzustellen. Johannes der Täufer wird als der so genannte "Rufer in der Wüste" aus dem Buch des Propheten Jesaja dargestellt und so zu einer Art Vorläufer der irdischen Person Jesus von Nazareth. Der Beginn des Buches stellt dar, dass Johannes vor allem Buße, d.h. Umkehr, predigte, die Predigt Jesu aber darüber hinaus geht: Er verkündet die "frohe Botschaft" (gr. Evangelium) Gottes. Dass das Markusevangelium Jesus als Überbietung von Johannes dem Täufer einführen will, wird darüber hinaus deutlich in der Verwendung des Sohn-Gottes-Titel. 16-20 In diesem Abschnitt tritt Jesus als beherrschende, beinahe gebieterische Figur auf. Hierbei wird die Kraft herausgestellt, die ein Ruf Jesu an die Menschen hat, sowie die Bedingungslosigkeit einer Nachfolge als Jünger Jesu. 21-28 Die Szene markiert den machtvollen Beginn des öffentlichem Auftretens Jesu mit seiner neuen Lehre. Sie steht in Opposition zu den Schrfitgelehrten, die hinter seiner Kraft zurückbleiben. Mit der Nennung der konkreten Synagoge von Kafernaum will Markus die Geschichte in einen historischen Zusammenhang stellen. 29-34 Diese Verse haben vor allem die Funktion, Jesus als Wundertäter darzustellen, der die Macht besitzt, Krankheiten zu heilen und Dämonen zu vertreiben. 35-39 Drei Anliegen lassen sich in diesem Abschnitt erkennen: Jesu Verkündigung und seine machtvolledien Taten gehören zusammen. Der Ortswechsel macht deutlich, dass dies für das ganze Gebiet Galiläas gilt. Die Jünger Jesu verstehen Jesu Handeln nicht vollständig. 40-45 Die Tatsache, dass der Kranke zu Jesus kommt, verdeutlicht innerhalb des Markusevangeliums, dass die Bekanntheit Jesu bereits einen ersten Höhepunkt erfahren hat. Diese Bekanntheit wird außerdem weiter steigen, wenn der Kranke, wie beschrieben, die Wundertaten Jesu weiter erzählt. 1 ▼▼[Status: Sehr gut]
[Der] Anfang der frohen Botschaft ▼▼Das Wort Evangelium (gr. εὐαγγέλιον ) steht hier noch nicht als literarische Bezeichnung, sondern für die christliche Heilsbotschaft von Jesus. frohe Botschaft von Jesus Christus Im Griechischen steht hier ein Genitiv, den man sowohl objektiv (ein Evangelium über Jesus / das von Jesus handelt) oder subjektiv (ein Evangelium das von Jesus stammt oder von ihm verkündet wird) verstehen kann. Inhaltlich sind beide Deutungen nicht verkehrt (Jesus verkündet es selbst in V. 14-15). Markus meint aber wohl ein Evangelium, das Christus zum Inhalt hat, da Markus Begebenheiten über Jesus festhält (France 2002, 53). Die gewählte Übersetzung mit von lässt bewusst beide Deutungsmöglichkeiten offen. [Der] Anfang Der determinierende Artikel kann bei abstrakten oder eindeutigen Substantiven (Siebenthal 2011, §133a) fehlen, in der Übersetzung wurde er ergänzt. Jesus Christus, [dem] Sohn Gottes Hier zeigt der fehlende Artikel Förmlichkeit an, da er am Buchanfang und mit einem Gottestitel als Apposition steht (BDR §268.2).
von Jesus Christus, [dem] Sohn Gottes, ▼▼Dass dem einleitenden Satz eines Buchs ein Verb fehlt, ist nicht ganz ungewöhnlich, wie der Vergleich mit Mt 1,1; Offb 1,1 sowie mehreren atl. Schriften zeigt. Ganz ähnlich beginnt auch Hos 1,2 LXX, doch erst nach der Überschrift („Anfang von JHWHs Botschaft an Hosea“, Gr. ἀρχὴ λόγου κυρίου πρὸς Ωσηε )(France 2002, 51).
2wie es im [Buch] des Propheten Jesaja heißt (geschrieben steht): ▼▼Wie es ... heißt Diese Wendung verbindet V. 2-3 entweder mit V. 1 („Der Anfang..., wie es heißt“) oder mit V. 4 („Wie es heißt: ..., trat Johannes auf...“). Anderswo in der Bibel steht diese Zitatformel immer hinter der zu belegenden Aussage. Auch das gr. Wort für wie, καθώς, steht sonst nie am Anfang des Vergleichs (Guelich 1989, 7). Aber in diesem Fall bildet V. 1 einen elliptischen, überschriftartigen Einleitungssatz, der sich vom Rest abhebt. Das könnte der Grund für die Ausnahme sein. Es entspricht ganz Markus’ Stil, dass er nach der kurzen Einleitung rasch fortfährt, ohne noch einmal neu einzusetzen (France 2002, 51). des Propheten Jesaja – andere Handschriften: „den Propheten“ (Plural)
„Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her ▼▼vor dir her Gr. πρὸ προσώπου σου, w. etwa »vor deiner Gegenwart« (traditionell häufig: »vor deinem Angesicht«). Dabei handelt es sich um einen Hebraismus, der das Gleiche heißt wie »vor (...her)« (NSS).
, der dir den Weg bereiten (alles für dich vorbereiten) wird.“ f 3„Stimme eines Rufenden in der Wüste (Wildnis): ▼▼Stimme eines Rufenden in der Wüste Dass hier kein Verb steht, liegt daran, dass der griechische AT-Text sehr wörtlich aus dem Hebräischen übersetzt ist, wo solche gerafften, verblosen Formulierungen nicht ungewöhnlich sind.
»Bereitet den Weg des Herrn vor, macht seine Pfade gerade«“, ▼▼ Anders als von Markus angeben ist das Zitat eine Zusammenstellung aus Jesaja (Jes 40,3 LXX) und Maleachi 3,1.
i 4trat Johannes der Täufer in der Wüste (Wildnis) auf ▼▼trat auf Gr. ἐγένετο, Grundform γίνομαι. Das Wort heißt eigentlich eher „werden/sein, entstehen“. Es funktioniert hier aber wie ein ähnliches hebräisches Verb; man kann es nur sinngemäß übersetzen. Als erstes Wort im Satz zeigt es einen Szenenwechsel an (France 2002, 64). Zudem verknüpft Markus damit das Wirken von Johannes dem Täufer direkt mit den zitierten Versen aus dem AT (Guelich 1989, 18). Ähnliche Stelle: Joh 1,6.
(trat Johannes auf, der in der Wüste taufte) ▼▼Johannes der Täufer und Johannes, der in der Wüste taufte: Es gibt an dieser Stelle leicht verschiedene Lesarten in den Handschriften.
und predigte (verkündete) eine Taufe der Umkehr (Buße; Umkehr-Taufe) ▼▼Taufe der Umkehr Der Genitiv zeigt hier die Beschaffenheit der Taufe an (Gen. qualitätis): Die Taufe beinhaltete offensichtlich eine Umkehr. Bei Johannes gehörte beides zusammen, und die Taufe bedeutete offenbar die Anerkennung einer echten Umkehr (Guelich 1989, 19f.).
zur Vergebung der Sünden. m 5Und das gesamte judäische Gebiet ▼▼das gesamte judäische Gebiet Hier sind zwei Stilmittel verflochten. Das judäische Gebiet steht für dessen Bewohner (Metonymie des Subjekts). Und dass es alle waren, ist natürlich eine Übertreibung (Hyperbel).
(Gegend, Land) und alle Jerusalemer begaben sich ▼▼begaben sich hinaus Im Griechischen im Sg., als Prädikat zur „gesamten judäischen Region“.
(gingen) hinaus zu ihm und ließen sich von ihm im Fluss Jordan taufen ▼▼Die beiden Imperfekte begaben sich hinaus und ließen sich taufen bringen in V. 5 zum Ausdruck, dass Johannes über einen längeren Zeitraum hinweg Menschenmengen anzog.
, wobei (und) sie ihre Sünden bekannten. ▼▼wobei sie bekannten Ptz. coni., als modaler Nebensatz mit „wobei“ aufgelöst. Aus der Formulierung lässt sich allerdings nicht schlüssig ableiten, in welcher Weise das Bekenntnis geschah oder dass es unmittelbar während der Taufe stattfand. Wie Johannes’ Taufe vor sich ging, ist nicht überliefert. Die benutzten Formulierungen und zeitgenössische Beispiele lassen jedoch darauf schließen, dass die Täuflinge ganz unter Wasser getaucht wurden oder tauchten. Eine Eigenart von Johannes ist, dass er bei der Taufe eine sehr aktive Rolle einzunehmen scheint, wogegen bei vergleichbaren Ritualbädern der Täufling sich selbst untertauchte (France 2002, 68; Collins 2007, 142).
,
r 6Und Johannes pflegte [ein Gewand aus] Kamelhaar und einen Ledergürtel um seine Hüften (Taille) zu tragen s ▼▼Kamelhaar und Ledergürtel, w. „Haare [des] Kamels“ bzw. „ledernen Gürtel“. Durch seine Kleidung gibt sich Johannes als Prophet (Sach 13,4 LXX) und der wiedergekehrte Elia zu erkennen (2Kö 1,8 LXX).
und Heuschrecken und wilden Honig zu essen ▼▼pflegte ... zu tragen … zu essen Die periphrastische („umschreibende“) Formulierung ἦν ... ἐνδεδυμένος ... ἐσθίων umschreibt hier wohl nicht nur das Plusquamperfekt Passiv und Imperfekt (NSS), sondern drückt auch eine Gewohnheit aus (Guelich 1989, 16). Unsere Übersetzung verdeutlicht das. Andere Übersetzer benutzen den Indikativ, der diese Konnotation nicht so deutlich vermittelt: „trug … aß“. tragen Das Wort ἐνδύω heißt aktiv „kleiden“, medial „sich ankleiden“. Der Perfekt-Aspekt drückt im Griechischen den Zustand nach der vollzogenen Handlung aus, also heißt das Perfekt Medium „angekleidet sein“ → „(Kleidung) tragen“.
. v 7Und er predigte (verkündete) ▼▼predigte Das Imperfekt zeigt an, dass dies über einen längeren Zeitraum hinweg (bzw. immer wieder) geschah. Was Johannes hier predigt, ist also die Essenz seiner Botschaft zu Jesus. Er wird sie mehrmals oder zu einer besonderen Gelegenheit vorgetragen haben. Joh 1,27-28 ist ganz ähnlich: Dort spricht Johannes der Täufer von Jesus, weil Abgesandte der religiösen Führung in Jerusalem ihn in V. 19 gefragt haben, ob er selbst der Messias sei.
{sagend}: „Es kommt nach mir [einer], der mächtiger (stärker) [ist] als ich. ▼▼[einer], der mächtiger [ist] als ich Gr. ὁ ἰσχυρότερός μου, W. »der Mächtigere als ich«.
Ich bin es nicht wert (gut genug, würdig), mich zu bücken und (gebückt) ▼ ihm ▼▼ihm Eigentlich ein Relativpronomen (»dem«), das den Satz vom vorigen abhängig macht: »dem ich nicht würdig bin...«
die Riemen seiner Sandalen aufzubinden! aa 8''Ich'' habe euch mit Wasser getauft, ''er'' aber wird euch mit [dem] (im) Heiligem Geist taufen.“ ab 9Und {es geschah} ▼▼Und {es geschah} Pleonastische (d.h. eigentlich funktionslose) Formulierung, die entweder hebräischem Erzählstil entspricht (Guelich 1989, 29f.; France 2002, 75) oder möglicherweise einfach griechischen Erzählkonventionen folgt (NSS). Auf Deutsch lässt sich dieses „zweite Prädikat“ schwer wiedergeben, ohne Verwirrung zu stiften. Luther versucht es dennoch (ähnlich Menge, Zür): „Und es begab sich zu der Zeit, dass...“
in jenen Tagen kam Jesus aus (von) Nazaret [in] Galiläa ▼▼von (aus) Nazaret Guelich vermutet, die Ortsangabe beziehe sich auf den Ursprungsort von Jesu Reise („aus Nazaret“) und sei hier nicht als Beiname („von Nazaret“) zu verstehen. Im letzteren Fall wäre die Verortung von Nazaret in Galiläa nicht nötig (1989, 31). Das ist zwar denkbar, aber die Identifikation Jesu mit seinem genauen Herkunftsort (in „Jesus von Nazaret“ wie ein Nachname gebraucht) passt dazu, wie Markus schon in in V. 4 den Täufer mit Beinamen eingeführt hat. [in] Galiläa Genitivus partitivus, also ein Genitiv, der besagt, dass Nazaret in Galiläa liegt. Johannes wirkte in Judäa und erreichte vornehmlich deren Bewohner (V. 5). Als Galiläer ist Jesus aus der Provinz am See Genezaret nach Süden zu Johannes gereist. Zwischen den Bewohnern der beiden räumlich getrennten Provinzen herrschte Misstrauen vor. Gerade in religiöser Hinsicht hatten die Judäer gegenüber den Galiläern Vorbehalte (Joh 1,46) und taten sich schwer, einen galiläischen Propheten zu akzeptieren. Umso merkwürdiger, dass hier einer aus Galiläa zu Johannes kommt und sich taufen lässt (der Vers ist genau gleich aufgebaut wie V. 5!), und ausgerechnet diesen Galiläer identifiziert Johannes nun als den Stärkeren, der nach ihm kommen soll! Diese Abneigung zwischen den beiden Regionen ist im Markusevangelium immer wieder unterschwellig zu spüren, das Jesu Wirken nur in Galiläa beschreibt. Jerusalem in Judäa ist der Einflussbereich von Jesu Widersachern und der Ort, an dem sie ihm schließlich das Handwerk legen konnten (France 2002, 75f.).
und ließ sich von Johannes im Jordan taufen. ae 10Und in dem Moment (gleich), als er aus dem Wasser stieg ▼, sah er, wie (dass) der Himmel ▼▼Gr. im Pl. „die Himmel“
geteilt (geöffnet) wurde ▼▼sah er, wie … geöffnet wurde Die meisten Bibeln übersetzen das Passiv aus stilistischen Gründen reflexiv („öffnete sich“). Σχίζω „teilen, spalten“ ist in diesem Zusammenhang ein sehr ungewöhnliches Wort (Collins 2007, 148). Verbreiteter war in vergleichbaren Beschreibungen (wenn der Himmel sich in übernatürlicher Weise öffnet, so wie in den Parallelstellen Lk 3,21; Mt 3,16, aber auch Eze 1,1; Joh 1,51; Apg 7,56; 10,11; Offb 4,1; 19,11) das Wort ἀνοίγω „öffnen“. Vielleicht spielt Markus auf Jes 63,19 oder das Reißen des Tempelvorhangs in Mk 15,38 an (France 2002, 77).
und der Geist wie eine Taube in ihn (zu ihm; auf ihn) ▼▼in ihn (zu ihm; auf ihn) Die korrekte Übersetzung hängt von mehreren Faktoren ab. Zunächst handelt es sich um eine textkritische Frage. Weiter ist zu klären, wie (und vor welchem kulturellen Hintergrund) man sich das Herabkommen des Geistes in Taubengestalt vorstellen sollte. Zur Textkritik: Alle modernen Textkritiker und die herangezogenen Kommentatoren halten die Lesart εἰς αὐτόν „zu ihm/in ihn hinein“ für ursprünglich. Die Alternative ἐπʼ αὐτόν „auf ihn“ ist zwar viel breiter bezeugt, aber fast sicher eine (bewusste oder unbewusste) Angleichung an die sehr ähnlich formulierten Parallelberichte in den anderen Evangelien (Mt 3,16; Lk 3,22; Joh 1,32) oder Jes 42,1/61,1 LXX. Die Frage ist nun, ob εἰς αὐτόν signalisieren soll, dass der Geist in Jesus hineinfuhr oder nur zu ihm kam. Einige Exegeten meinen, εἰς signalisiere lediglich eine Bewegung „zu“ Jesus, nicht „in ihn hinein“. Andere vertreten die Position, dass die Bedeutung „auf“ oder „zu“ für Markus und das ganze NT unüblich wäre (so z.B. Dixon 2009, 771f). Diesem Argument folgen wir mit unserer Übersetzung. Dixon stellt weiter deutliche Parallelen vom Vergleich des Geists mit einer Taube zur damals weithin bekannten Ilias Homers (bspw. an der Stelle 15.237–38) und anderen griechischen Göttersagen her. Darin reisen Götter in der Gestalt von Vögeln (auch vom Olymp herab) und nehmen auch menschliche Gestalt an. Er schlägt vor, dass in griechischer Literatur gebildete Leser in Jesus gerade in dieser Szene deutliche Parallelen gesehen und Jesus als Gott in menschlicher Gestalt verstanden hätten (vgl. Collins 2007, 149).
herabkam. aj 11Und eine Stimme kam (geschah) ▼▼kam (geschah) W. geschah Wieder drückt sich Markus sehr semitisch aus. Im Deutschen ist wieder eine sinngemäße Formulierung nötig. Textkritik: Andere Handschriften lesen „Und eine Stimme wurde gehört“ oder „Und eine Stimme“.
aus dem Himmel ▼▼dem Himmel Gr. Pl. „den Himmeln“
: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Freude (Gefallen gefunden) ▼▼habe ich Freude (Gefallen gefunden) Hier vielleicht auch mit der Bedeutung »auf dich bin ich stolz«. Das Verb steht hier zwar im Aorist, Markus gebraucht es aber wohl zeitlos wie das hebräische gnomische Perfekt (NSS). Vermutlich lässt die Aussage atl. Texte wie Ps 2,7 und Jes 42,1 anklingen. Markus würde Jesus in diesem Fall unterschwellig sowohl mit dem erwählten König Israels aus Psalms 2 als auch mit dem erwählten Knecht des Propheten aus Jesaja identifizieren (Guelich 1989, 33). Der Text ähnelt am meisten dem Wortlaut von Gen 22,2 LXX, wo von Abrahams Sohn Isaak die Rede ist (France 2002, 80).
!“ an 12Und gleich danach brachte (führte; trieb) ▼▼brachte oder trieb An anderen Stellen wird das Wort ἐκβάλλω für Dämonenaustreibungen (z.B. Mk 6,13) oder das Hinauswerfen oder Vertreiben von unwillkommenen Anwesenden benutzt (z.B. Mk 12,8). Andere übersetzen es daher auch hier mit trieb, aber aus dem Kontext geht nicht hervor, dass Jesus dagegen war oder keine Kontrolle hatte (LN 15.174, vgl. Joh 10,4; Jak 2,25; auch Mt 9,38; 15,17; s.a. NIV). ἐκβάλλω ist jedenfalls kräftiger als Lukas’ ἄγω oder Matthäus’ ἀνάγω (beide „führen“).
der Geist ihn in die Wüste (Wildnis). ap 13Und er war (lebte, verbrachte) vierzig Tage in der Wüste (Wildnis) und (während, wobei) wurde vom Satan auf die Probe gestellt (versucht), ▼▼und (während/wobei) wurde auf die Probe gestellt Ptz. coni., temporal-modal, als Nebensatz aufgelöst.
und er war (lebte) unter (mit) den Tieren, und die Engel dienten (versorgten, warteten auf) ihm. ar 14{Aber} Nachdem Johannes verhaftet ▼▼verhaftet W. „ausgeliefert/übergeben“, was aber schlecht in den Kontext passt. Die Evangelien benutzen das Wort in verschiedenen Fällen für Jesu Verrat, Festnahme und Übergabe an die Autoritäten sowie zur Kreuzigung (zum ersten Mal in Mk 3,19). Markus wählt es hier vielleicht absichtlich, um Parallelen zu Jesu späterem Ergehen herzustellen (9:31; 10:33; 14:21, 41).
worden war, begab sich (kam) Jesus nach Galiläa und predigte (verkündete) ▼▼verkündete Temporal-modales Ptz. conj. (Partizip Präsens aktiv), durch Beiordnung mit „und“ übersetzt.
das Evangelium Gottes ▼▼Evangelium Gottes Wie in Mk 1,1 (s. die Fußnote dort) ist hier nicht klar zu trennen, ob das Evangelium von Gott initiiert ist oder von Gott handelt. Da der Kontext keine Hinweis zum Verständnis gibt, sind beide Möglichkeiten nicht auszuschließen (vgl. France 2002, 91). Textkritik: Andere Handschriften lesen „Evangelium von der Gottesherrschaft/vom Gottesreich“
,
av 15und sagte ▼▼sagte Temporal-modales Ptz. conj. (Partizip Präsens aktiv), das durch und mit dem Partizip predigte aus dem letzten Vers verbunden ist und auch so aufgelöst wurde. Die Konstruktion weist die folgende direkte Rede als die Kernbotschaft von Jesu Verkündigung aus.
{dass}: „Die Zeit ist eingetreten (gekommen, erfüllt) ▼▼Die Zeit ist eingetreten (gekommen, erfüllt) Gemeint ist eine heilsgeschichtliche Erfüllung, also dass ein ganz bestimmter Zeitpunkt eingetreten ist (Guelich 1989, 43; vgl. Delling, πληρόω, 294f.). Vgl. GNB »Es ist so weit«, NLB, HfA »Jetzt ist die Zeit gekommen« (ebenso NIV). Bei den beiden Verben eingetreten und nahegekommen handelt es sich um Perfekte. Das Perfekt betont den gegenwärtigen Zustand, man könnte betonen: »Die Zeit ist da, Gottes Herrschaft ist nahe.« Die beiden Aussagen stehen parallel zueinander und erhellen einander.
und Gottes Königsherrschaft (Königreich) ▼▼Zu ergänzen
ist nahegekommen. Kehrt um (tut Buße) und glaubt an das Evangelium!“ az 16Und während (als) er am Meer von Galiläa entlangging, ▼▼während … entlangging Ptz. conj. mit temporaler Sinnrichtung (Partizip Präsens aktiv), als Nebensatz mit während übersetzt (ebenfalls möglich: „als, gerade“).
sah er Simon und Andreas, Simons Bruder, die gerade Wurfnetze (ein Wurfnetz) ins Meer warfen ▼▼Wurfnetze (ein Wurfnetz) werfen Das Verb spricht nur von der Tätigkeit, führt aber nicht aus, ob es sich um ein oder mehrere Netze handelt. Es wird auch nicht klar, ob die beiden von einem Boot aus oder zu Fuß im flachen Wasser fischten (allerdings wird in V. 19 ein Boot erwähnt). Damals gebräuchliche Wurfnetze waren rund und am Rand beschwert. Man warf sie nach Fischschwärmen (Guelich 1989, 50). Schöner wäre vielleicht die Übersetzung „mit Wurfnetzen fischen“, aber die Lokalangabe ins Meer erfordert ein Objekt. ins Meer Gr. ἐν τῇ θαλάσσῃ w. also „im Meer“. Nach Guelich 1989, 49 schreibt Markus hier in hellenistischem Dialekt, in dem die Präpositionen ἐν „in“ (wie darin) und εἰς „in (hinein)/zu (hin)“ austauschbar benutzt wurden.
. Sie waren nämlich Fischer. bc 17Und Jesus sagte zu ihnen: „Kommt, [folgt] mir nach, dann werde ich euch [zu] Menschenfischern {werden} machen!“ ▼▼W. ein AcI, der sich übersetzen lässt als „dann werde ich machen, dass ihr Fischer [der] Menschen werdet“. Da die griechische Konstruktion kompliziert ist und sich ohnehin nicht direkt übersetzen lässt, haben wir die Übersetzung etwas vereinfacht. Daher wurde (wie in allen deutschen Übersetzungen) γενέσθαι „werden“ nicht übersetzt.
be 18Und sofort ließen sie [ihre] Netze [liegen] und ▼▼ließen sie ... und Temporal-modales Ptc. coni., mit „und“ beigeordnet.
folgten ihm. bg 19Und nachdem (als) er ein wenig weitergegangen war, ▼▼nachdem er weitergegangen war Ptc. coni. (Partizip Aorist aktiv), temporal als Nebensatz mit nachdem übersetzt.
sah er Jakobus, den [Sohn] von Zebedäus, und seinen Bruder Johannes. Auch sie [saßen] im Boot [und] brachten [ihre] Netze in Ordnung (setzten instand, besserten aus, flickten), ▼▼sah er …. Auch sie Oder: „sah er, wie auch Jakobus und Johannes im Boot ihre Netze in Ordnung brachten“, was aber irreführend formuliert ist. Es handelt sich wie schon in V. 16 um einen AcP, der ähnlich formuliert ist wie dort. Die Ergänzung von [saßen] und [und] war notwendig, damit der Leser auch sie richtig versteht. Alles, was Markus als Gemeinsamkeit zwischen der ersten und der zweiten Gruppe Fischer ausmacht, ist, dass sich beide im Boot befanden (France 2002, 98). In Ordnung bringen wird häufig mit „ausbessern“ wiedergegeben, könnte aber auch einfach „vorbereiten“ oder „zusammenlegen“ bedeuten (Guelich 1989, 52).
bj 20und er rief sie umgehend (sofort). Und sie ließen ihren Vater mit den bezahlten Arbeitern im Boot zurück und gingen ▼▼gingen W. „gingen weg“.
ihm nach. bl 21Und (daraufhin) sie begaben sich nach Kafarnaum {hinein}. {Und} Dann ▼▼Dann W. „gleich/sofort“, doch im Markusevangelium hat das Wort häufig den Sinn von „dann“. Es leitet also den nächsten Abschnitt der Handlung ein und soll die Spannung aufrecht erhalten (Guelich 1989, 54; France 2002, 103).
, [am] Sabbat, begann er in der Synagoge (begab er sich in die Synagoge und ▼▼begab er sich … und Ptz. conj. (Ptz. Aor., temporal-modal), durch Beiordnung mit „und“ aufgelöst.
begann) ▼▼begann er in der Synagoge (begab er sich in die Synagoge und begann) zu lehren Textkritik: Die Handschriften haben an dieser Stelle unterschiedliche Lesarten, und auch die wissenschaftlichen Urtext-Ausgaben bevorzugen verschiedene Varianten. NA28 liest zusammen mit den meisten Zeugen εἰσελθὼν εἰς τὴν συναγωγὴν ἐδίδασκεν (die Übersetzung in der Klammer). SBLGNT liest dagegen ἐδίδασκεν εἰς τὴν συναγωγήν, was der hier gewählten Übersetzung entspricht.
zu lehren ▼▼begann ... zu lehren Inchoatives Imperfekt (Siebenthal 2011, §198e).
. bq 22Und sie waren tief beeindruckt ▼▼tief beeindruckt Dieses Wort benutzen die Evangelisten meist, um die Reaktion der Zuhörer auf Jesu Lehre und Taten zu beschreiben. Sie scheinen verblüfft, ja baff zu sein über das, was sie sehen und hören, und müssen sich an Jesu Art erst gewöhnen (z.B. Mt 19,25; Mk 6,2; 7,37; 10,26). In Lk 2,48 sind seine Eltern verblüfft, Jesus nach langer Suche im Tempel zu finden. In Lk 9,43 beschreibt das Verb die Reaktion der Menge auf eine von Jesu Dämonenaustreibungen. In Mk 11,18 zeigt sich die Menge „fasziniert“ oder „in Bann geschlagen“ von Jesu Lehre. Zür: „überwältigt“, Menge, EÜ: „(sehr) betroffen“, Luther „sie entsetzten sich“, REB „sie erstaunten sehr“. NGÜ, GNB wie OfBi.
von seiner Lehre, denn er lehrte sie wie einer, der Vollmacht hat, und nicht wie die Schriftgelehrten. bs 23Und dann (plötzlich) war in der dortigen Synagoge ein Mann mit einem unreinen Geist ▼▼mit einem unreinen Geist Gr. ἐν, instr. „mit“, gibt hier, semitisch formulierend, die Präposition ב wieder (Guelich 1989, 54). Markus benützt diese Formulierung für dämonische Besessenheit, aber auch den Einfluss des Heiligen Geistes (Mk 12,36; vgl. Lk 2,27) (France 2002, 103, der „unter dem Einfluss“ als Übersetzung vorschlägt). NSS, Lut, EÜ, GNB: „besessen von“, NGÜ: „der einen bösen Geist hatte“, REB, Zür, Menge: „mit“.
, und er schrie: bu 24{sagend} „Was willst du von uns, ▼▼Was willst du von uns? W. »Was uns und dir?« In Mk 5,7; Mt 8,29; Lk 8,28 greifen Besessene gegenüber Jesus zur selben Wendung. Die Frage ist häufig Ausdruck einer ablehnenden Haltung in einer für den Sprecher unangenehmen oder bedrohlichen Situation, in der er sich dennoch fügen muss. So unter dem Eindruck der Bedrohung: »Was habe ich dir angetan?« (Ri 11,12; 1Kö 17,18; 2Chron 35,21 LXX) Sie kann auch Distanz zum Anliegen eines Bittstellers zum Ausdruck bringen: »Was soll das?« oder »Lasst das sein!« (2Sam 16,10; 19,23 LXX), sinngemäß: »Lass mich in Ruhe, finde einen anderen!« (2Kö 3,13 LXX), oder gleichgültige Distanzierung (Hos 14,9 LXX). Auf der Hochzeit in Kana bittet Jesus seine Mutter Maria mit der gleichen Wendung, sich nicht in seinen messianischen Dienst einzumischen (Joh 2,4) (vgl. France 2002, 103f.; NET Mk 1,24 Fn 48; BA ἐγώ ). Im Zusammenhang mit einem bösen Geist, der sich bedroht fühlt, ist (hier und 5,7; Mt 8,29; Lk 8,28) wohl auch das defensive Element vorhanden, sinngemäß könnte man also sagen: »Was haben wir dir getan? Lass uns in Ruhe!« Zür, REB, GNB: »Was haben wir mit dir zu schaffen?«, Lut, Menge, NGÜ: »Was willst du von uns?«
Jesus von Nazaret ▼▼Jesus von Nazaret W. »Jesus [der] Nazarener«. Hier wurde der bekanntere deutsche Name für die Übersetzung gewählt.
? Bist du gekommen, [um] uns zu vernichten? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes ▼▼der Heilige Gottes ist kein Titel, der häufig für Jesus benutzt wird (sonst nur Joh 6,69). Im AT wird er lediglich auf Männer mit enger Gottesbeziehung angewandt (Aaron in Ps 106,16; Elisa in 2Kö 4,9; Simson in Ri 16,17), aber nicht auf den Messias. Der Titel stellt einen Kontrast her zwischen dem unreinen Geist und dem heiligen Jesus (France 2002, 104). An anderen Stellen nennen Dämonen Jesus den Sohn Gottes (Mk 3,11; 5,7). Möglich, dass der Dämon hier ein Wortspiel zwischen dem hebräischen Wort für Nazaret und dem Wort נזיר »heilig« macht, wie es bspw. in Ri 13,7 (LXX sowohl ναζιραῖος Θεοῦ als auch ἃγιος Θεοῦ ) im Zusammenhang mit Simson vorkommt. Die beiden Wörter klingen ähnlich (Guelich 1989, 57; Pesch 1976, 122).
!“ by 25Und Jesus wies ihn an (unterwarf ihn seiner Kontrolle) ▼▼wies ihn an (unterwarf ihn seiner Kontrolle) Gr. ἐπιτιμάω wird häufig mit „wies ihn zurecht“ übersetzt, ist bei Markus aber ein Wort, das das Ausüben göttlicher Kontrolle, also einen unwiderstehlichen Befehl bezeichnet (France 2002, 104f.). Ähnlich verfährt Jesus mit mehreren Dämonen in Mk 3,12. Guelich argumentiert für die Übersetzung seiner Kontrolle unterwerfen in der Klammer (engl. „subdue“; ders. 1989, 57f.). EÜ, NGÜ: „befahl“. Eher unpassend Zür: „schrie ihn an“.
{sagend}: „Sei still (Schweig, Verstumme) und komm (verlass, fahre) aus ihm heraus!“ ca 26Und nachdem (während) der unreine Geist ihn geschüttelt und [mit] lauter Stimme geschrien hatte, ▼▼nachdem … geschüttelt … geschrien Ptz. conj. (Partizip Aorist aktiv), temporal-modal, hier vorzeitig verstanden und als Nebensatz mit „nachdem“ aufgelöst.
kam (verließ, fuhr) er aus ihm heraus. cc 27Und alle waren so entgeistert (erstaunt, erschrocken), dass sie einander fragten ▼▼einander fragten Oder „miteinander diskutierten“ (vgl. France 2002, 105). Als elegantere deutsche Formulierung für die gesamte Reaktion der Zuhörer wäre „und sie wussten nicht, was sie davon halten sollten“ eine Möglichkeit.
{wobei sie sagten}: „Was ist das? Eine neue Lehre mit Vollmacht – sogar (selbst, und) den unreinen Geistern befiehlt er, und sie gehorchen ihm!“ ce 28Und bald (rasch) verbreitete sich die Kunde von ihm (sein Ruf) überall in der ganzen Umgebung, [in ganz] Galiläa (im ganzen Umland von Galiläa) ▼▼in der ganzen Umgebung, [in ganz] Galiläa (im ganzen Umland von Galiläa) Die Übersetzung hängt davon ab, wie man den Genitiv τῆς Γαλιλαίας versteht. Als epexegetischer Genitiv ist „die ganze Umgebung, also Galiläa“ gemeint (bzw. „das ganze Umland [von Kafarnaum], also Galiläa“). Ist der Genitiv attributiv gemeint, nimmt Markus das Umland von Galiläa, also die erweiterte Region, in den Blick (France 2002, 106; Guelich 1989, 54).
. cg 29Und dann ▼▼dann W. „gleich/sofort“, doch im Markusevangelium hat das Wort häufig den Sinn von „dann“. Es leitet also den nächsten Abschnitt der Handlung ein und soll die Spannung aufrecht erhalten (Guelich 1989, 54; France 2002, 103). Hier könnte das Wort auch das aufgelöste Partizip verließen modifizieren, dann könnte die Übersetzung bspw. lauten: „Und sie verließen die Synagoge gleich darauf und...“
verließen sie {aus} die Synagoge und ▼▼verließen … und Ptz. conj. (Aorist), als temporaler Nebensatz übersetzt. Alternativ mit „als“ oder „nachdem“.
gingen (begaben sich, kamen) zum (in das) Haus von Simon und Andreas mit Jakobus und Johannes. cj 30Simons Schwiegermutter {aber} lag mit Fieber [im Bett] ▼▼lag mit Fieber [im Bett] ist durativ (Imperfekt). Mit Fieber übersetzt das adv. Ptz. modal als Präpositionalphrase, alternativ „und hatte Fieber“ oder „fiebernd“, auch eine kausale Sinnrichtung wäre möglich: „lag im Bett, weil sie Fieber hatte“. [im Bett] wird von vielen Übersetzungen (EÜ, NGÜ, GNB) sinngemäß ergänzt, weil das Griechische ohne Lokalangabe auskommt. Das Bett könnte hier je nach Wohlstand auch aus einem Lager auf einer Binsenmatte bestanden haben (NBD, 489).
, und sie erzählten (berichteten) ihm gleich von ihr. cl 31Da (Und) ging er zu [ihr] und ▼▼ging zu … und Beschreibendes Partizip modal-temporaler Sinnrichtung, mit „und“ aufgelöst.
half ihr beim Aufstehen (richtete sie auf), indem er ihre Hand nahm (ergriff) ▼▼indem er ihre Hand nahm Ptz. conj., modal als Nebensatz mit „indem“ aufgelöst.
. Da (und) verließ das Fieber sie, und sie begann, sie zu bewirten (bedienen, dienen; bewirtete sie) ▼▼begann, sie zu bedienen Vermutlich inchoatives Imperfekt.
. cp 32Als es Abend geworden (wurde) und ▼▼Als es Abend geworden war … und Temporales Gen. abs. (Aorist), temporal-vorzeitig übersetzt, wobei der Nebensatz mit „und“ an den folgenden angeschlossen sowie dessen Konjunktion (als) vorgezogen wurde. Die Leute warteten bis zum Abend, um die Sabbatruhe (vgl. V. 21) zu wahren, die bei Sonnenuntergang endete.
die Sonne untergegangen war (unterging), brachte ▼ man alle Kranken (denen es schlecht ging) ▼▼alle Kranke(n) Subst. Ptz.. Oder „alle, denen es schlecht ging“. ELB: „Leidenden“.
und [alle] Besessenen zu ihm, ct 33und die ganze Stadt war vor der Tür versammelt. 34Und er heilte viele Kranke (denen es schlecht ging) von verschiedenen Krankheiten und trieb viele Dämonen aus, aber (und) die Dämonen ließ er nicht sprechen, weil sie ihn kannten. cu 35Und früh morgens, [als es noch] ganz dunkel [war], ▼▼früh morgens … ganz dunkel Oder: „sehr früh morgens, [als es noch] dunkel [war]“.
stand er auf, ▼▼stand er auf Modal-temporales Ptz. conj., hier als Indikativ übersetzt und in die Satzkette eingereiht.
ging hinaus (verließ [das Haus (die Stadt)]) und ging fort an einen abgeschiedenen Ort, wo er [eine Zeit lang] betete (und betete dort) ▼. cy 36Und Simon und [jene], die bei ihm waren, spürten (eilten) ihm nach ▼▼spürten (eilten) ihm nach Das Wort heißt eigentlich meist „nachjagen, verfolgen“ und macht auch hier den Druck greifbar, den die vier Jünger ob der Menschenmenge empfanden (France 2002, 112). Sinngemäß formuliert: „versuchten hektisch/verzweifelt, ihn ausfindig zu machen“.
37und fanden ihn. {und} Sie teilten ihm mit (sagten) {dass}: ▼▼und fanden ihn. {und} Sie teilten ihm mit (sagten) {dass}: Oder: „Als sie ihn fanden, teilten sie ihm mit“ (Lut, EÜ, NGÜ).
„Alle fragen (suchen, forschen) nach dir!“ 38{und} Er entgegnete (sagte) ihnen: „Gehen wir stattdessen (lasst uns gehen) anderswohin, in die benachbarten Ortschaften (Dörfer), damit ich auch dort predigen (verkündigen) [kann]. Zu diesem Zweck (Dazu) bin ich nämlich aus [der Stadt] gekommen (bin gekommen, ausgezogen) ▼▼aus [der Stadt] gekommen (bin gekommen, ausgezogen) Gr. ἐξῆλθον »(hin)ausgegangen, herausgekommen, verlassen«. Die Frage ist: Bezieht sich Jesus darauf, dass er die Stadt Kafarnaum verlassen hat (wie dasselbe Wort in V. 35 anzeigen kann – im Griechischen ist wie beim Synonym »hinausgehen« kein Objekt nötig), oder dass er dazu vom Vater aus (bzw. aus dem Himmel) gekommen ist (wie es Lukas in der Parallelstelle Lk 4,43 meint)? Die meisten Übersetzer entscheiden sich für die zweite Option, die auch im Johannesevangelium eine große Rolle spielt (vgl. Joh 8,42; 13,3; 16,27-28). Vordergründig scheint Jesus sich auf seinen Dienst zu beziehen, der sich von hier an auf ganz Galiläa ausdehnt (so Pesch 1976, 138; Guelich 1989, 70, der die zweite Option daher ganz ausschließt). Eine Variante dieser Interpretation ist, dass Jesus zu diesem Zweck ausgezogen ist, das Predigen also als seine Mission versteht, ohne aber mit dieser Aussage eine Herkunft vom Vater im Sinn der Parallelstelle bei Lukas andeuten zu wollen (Option 3, so wohl Menge). Es ist jedoch durchaus vorstellbar, dass Markus bewusst zweideutig formuliert, sodass die Aussageabsicht, die Lukas ganz eindeutig macht, hier schon mitschwingt (France 2002, 113; Blight 2012, 81). Option 1 erhält hier den Vorzug, weil es sich um die aus dem Kontext offenkundige Bedeutung handelt. Die meisten Übersetzungen entscheiden sich jedoch für die eher sinngemäße Formulierung »dazu bin ich gekommen«, die auf Option 2 oder Option 3 hindeutet (EÜ, Lut, NGÜ, GNB, Zür, vgl. REB).
.“ dc 39Und er zog (kam; war) durch ganz Galiläa, predigte (verkündigte) in ihren Synagogen ▼▼durch ganz Galiläa … in ihren Synagogen In beiden Fällen kommt als Präposition εἰς „zu (hin), in (hinein)“ zum Einsatz. Zum flexiblen Gebrauch der Präposition bei Markus s. die Fußnoten in V. 16 und V. 21 (France 2002, 113). Wie schon in V. 21 haben Kopisten einiger Manuskripte versucht, den vermeintlich fehlerhaften Text zu korrigieren.
und trieb die Dämonen aus. ▼▼predigte und trieb aus Temporal-modale Ptz. conj., als Indikative in einer Satzreihe aufgelöst.
,
df 40Und ein Aussätziger (Leprakranker) kam zu ihm, der ihn anflehte und auf die Knie fiel ▼▼der anflehte … auf die Knie fiel Zwei modal-temporale Ptz. conj., hier als Relativsatz aufgelöst. Textkritik: In einigen Handschriften (B, D u.a.) fehlt καὶ γονυπετῶν (καὶ ) und auf die Knie fiel (und).
, wobei er ihm zurief (sagte) ▼▼wobei er ihm zurief Ptz. conj., hier als modaler Nebensatz aufgelöst. Die Übersetzung hängt auch von der textkritischen Entscheidung ab, die in der vorigen Fußnote angesprochen wird.
{dass}: „Wenn du willst, kannst du mich rein machen (heilen)!“ di 41Und [Jesus] hatte Mitleid (wurde zornig), ▼▼hatte Mitleid (wurde zornig) Die beiden möglichen Übersetzungen sind auf eine sehr schwierige Variante in der Überlieferung unserer Stelle zurückzuführen. Einzelne antike Handschriften haben die Variante wurde zornig. Der Grund für Jesu Zorn wäre dabei schwer auszumachen. Vermutlich richtet sich der Zorn nicht gegen den Aussätzigen (sonst würde Jesus anders reagieren), sondern am ehesten gegen seine Erkrankung, die die Gefallenheit der Welt und das Wirken des Bösen in ihr vor Augen führt (ebd. 117; Guelich 1989, 74). Eine ähnliche Erklärung bietet sich bspw. bei Mk 7,34 oder Joh 11,33 an. Die wissenschaftlichen Urtext-Ausgaben folgen verschiedenen Varianten.
darum ▼▼hatte Mitleid, darum Ptz. conj. (modal-temporal oder kausal), hier kausal verstanden, weil dies die folgende Handlung Jesu begründet. Die Auflösung als Nebensatz mit „und“, „weil“ wäre alternativ ebenso möglich wie die Präpositionalphrase „voller Mitleid“. NGÜ: „Von tiefem Mitleid ergriffen“.
streckte er seine Hand aus ▼▼streckte aus Ptz. conj. (modal-temporal), hier als Indikativ übersetzt und beigeordnet.
, berührte [ihn] und sagte zu ihm: „Ich will, sei rein (gereinigt, geheilt)!“ dm 42Und sofort verschwand (ging weg) der Aussatz (die Lepra) von ihm, und er wurde rein (gereinigt, geheilt). dn 43Und er ermahnte ihn streng (fuhr ihn an, wies ihn zurecht; bedeutete ihm zu schweigen) ▼▼ermahnte streng Ptz. conj. (modal-temporal). Das Wort drückt bei Menschen meist wütende Erregung aus (z.B. Joh 11,33.38), allerdings wird hier keine Gemütserregung, sondern Kommunikation beschrieben. An anderen, vergleichbaren Stellen ist in dem Verb oft ein feindseliger Unterton zu spüren: In Dan 11,30 LXX scheint überlegene oder harsche Zurechtweisung oder Bedrohung mitzuschwingen. In Mk 14,5 kommt es vielleicht im Sinn von „jemdn. scharf zurechtweisen/schimpfen“ vor. Wie in Mt 9,30 scheint daher eher etwas im Sinne einer strengen Ermahnung gemeint zu sein (vgl. LSJ ἐμβριμάομαι, weil der Kontext nicht verrät, warum Jesus plötzlich so erregt sein sollte (vgl. Collins 2007, 179). Guelich versteht das Wort daher als Beschreibung einer orientalischen Geste, die Schweigen signalisiert (Guelich 1989, 75). Mt 8,4 und Lk 5,14 benutzen etwas mildere Worte. Lut: „drohte“, Zür: „fuhr an“, EÜ: „schärfte ein“, NGÜ: „ermahnte“, GNB: „befahl streng“
, schickte ihn ohne Umschweife (sofort) weg (warf ihn hinaus) dp 44und sagte zu ihm: „Sieh, dass du niemandem etwas ▼▼niemandem etwas Im Griechischen eine doppelte Verneinung, welche die Warnung noch schärfer macht.
erzählst (sagst), sondern geh [und] zeige dich dem Priester und dann bringe für deine Reinigung (Heilung) [das Opfer] dar, das Mose vorgeschrieben (festgelegt) hat, als Beweis (Nachweis, Zeugnis, Beleg) [für (gegen)] sie ▼▼[für (gegen)] sie Dativus commodi (für) oder incommodi (gegen), wobei sie im Plural steht. Ein Zeugnis oder Nachweis gegen entspräche dem griechischen Sprachgebrauch und würde sich dann vielleicht gegen Kritiker richten, die Jesu Treue zum Gesetz in Zweifel ziehen (so Guelich 1989, 77). Vgl. EÜ: »Das soll für sie ein Beweis (meiner Gesetzestreue) sein.«, GNB: »Die Verantwortlichen sollen wissen, dass ich das Gesetz ernst nehme.« Eine andere Deutung: Jesus meint den Beweis für sie, nämlich die Führer des Volkes, dass er tatsächlich Wunder vollbringen kann und somit von Gott kommt (Collins 2007, 179). Die einfachste Interpretation ist freilich, dass es sich bei dem Durchlaufen der in Lev 14,1-32 vorgeschriebenen Reinigungshandlung samt Untersuchung durch einen Priester und Dankopfer um eine »Demonstration« der Echtheit seiner Heilung gegenüber den Priestern (Pesch 1976, 146) oder dem Volk (France 2002, 120) handelt.
!“ ds 45Doch als (nachdem) der [Mann] hinausging, ▼▼als der [Mann] hinausging Ptz. conj., temporal-gleichzeitig übersetzt als Nebensatz mit „als“. Denkbar wäre auch „nachdem er hinausgegangen war“ (vorzeitig) oder „er ging hinaus und“.
begann er eifrig (überall; viele Dinge) [davon] zu erzählen (predigen, verkündigen) ▼▼[davon] zu erzählen/verkündigen Es geht im Kontext zunächst um die Geschichte seiner Heilung. Das Wort κηρύσσειν, das vorher für die Predigten Jesu benutzt wurde, könnte jedoch auch darauf hindeuten, dass der Mann im Rahmen seiner Heilungsgeschichte auch über Jesus und dessen Evangelium predigte (Collins 2007, 179f.). So GNB: „Aber der Mann ging weg und fing überall an, von Jesus und seiner Botschaft zu erzählen und davon, wie er geheilt worden war.“ Ebenfalls möglich ist die Übersetzung „er begann, [über] vieles zu predigen“ (Guelich 1989, 77).
und die Geschichte (Nachricht, das Wort) zu verbreiten, dv so dass [Jesus] nicht länger in der Lage war, offen (unerkannt, öffentlich, ohne Aufsehen) eine Stadt zu betreten, sondern sich außerhalb in unbewohnten (abgelegenen) Gegenden (Orten) aufhielt (blieb, war) ▼▼sich aufhielt ist die sinngemäße Wiedergabe von war.
. Dennoch (doch, und) kamen [die Leute] weiter (begannen zu kommen) ▼ von überall her (aus allen Richtungen) zu ihm. dy
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