‏ Mark 14:3

3Und als er in Bethanien im Haus Simons des Leprakranken
Simons des Leprakranken - Die Identität dieses Simon ist ungeklärt. Das biblische „Lepra“ meint nicht die selbe Krankheit wie unser heutiges Wort „Lepra“. Ob eine bestimmte andere Krankheit damit gemeint war oder ob der Begriff eine Sammelbezeichnung für verschiedene Hautkrankheiten war, ist ebenfalls noch unklar. Entscheidend ist aber ohnehin nicht, welche Krankheit genau gemeint ist, sondern die Tatsache, dass derartige Hautkrankheiten den Kranken „unrein“ machten und der Aufenthalt Jesu in seinem Haus klar den Normen seiner Zeit widerspricht (vgl. z.B. van Iersel 1998, S. 416; Marcus 2009, S. 933). Jesu Feiern im Haus von Leprösen liegt also auf einer Linie mit seinem Feiern mit Zöllnern und Sündern.
war – als er [bei Tisch] lag
[bei Tisch] lag – in besonders wohlhabenden Haushalten pflegte man zur Zeit Jesu zu speisen, indem man sich um einen niedrigen Tisch herum auf Liegen niederlegte, mit einem Arm abstützte und mit dem anderen aß.
– kam eine Frau,
Keiner der drei Synoptiker identifiziert diese Frau. Johannes dagegen berichtet, es sei Maria, die Schwester Marthas, gewesen, verortet aber auch die ganze Szene in das Haus der beiden Schwestern. Ephräm der Syrer war es, der die namenlose Frau im 4. Jh. mit Maria Magdalena und gleichzeitig mit Maria, der Schwester Marthas, gleichgesetzt hat. Papst Gregor I baut das 591 noch weiter aus und identifiziert auch ihre Sünde: Sie ist eine Prostituierte. Für keines von beidem gibt es einen Anhaltspunkt in den biblischen Texten; dennoch ist es diese Vorstellung – die von der Prostituierten Maria Magdalena, die Jesus reuig mit Öl einreibt – die den meisten Christen beim Lesen der Szene so präsent ist, dass die katholische Kirche es 1969 anlässlich einer Kalenderreform für nötig hielt, sie offiziell für falsch zu erklären.
die ein Alabastergefäß voll kostbaren, reinem Nardenparfums
Alabastergefäß voll kostbarem, reinem Nardenparfums - W.: „Ein Alabastergefäß des Parfums der Narde der pistikäs des Werts“; die Reihung von vier Genitiven soll auch stilistisch die exorbitante Kostbarkeit des Parfums zum Ausdruck bringen (France 2002, S. 551).Die Bedeutung von pistikäs ist umstritten. Am verbreitetsten sind die Deutungen, (1) dass „Narde der pistikäs“ der Ausdruck für die Behennuß/Pistazie sei (so schon Lightfoot 1859, S. 446; z.B. auch Black 1967, S. 224; Cranfield 1959, S. 45; Gnilka 1979, S. 221) -> „Pistazienparfum“, und (2), dass das Wort pistikäs von pistis („Treue“) abzuleiten sei (so schon Theophylakt, vgl. Lücking 1993, S. 50; z.B. auch Evans 2001, S. 360; Gundry 2000, S. 812; Spicq 1978b, S. 696) -> „Parfum aus echter Narde / echtes/reines Nardenparfum“. Daneben lassen sich noch viele weitere Deutungen finden; weil eine Lösung der Frage nicht in Aussicht liegt, wählen wir Deutung (2), da sie häufiger in Üss. gewählt wird.
[bei sich] hatte. Nachdem sie das Alabastergefäß zerbrochen hatte,
zerbrochen hatte - Häufig liest man in der Exegese, Alabastergefäße wären so hergestellt worden, dass man sie aufbrechen musste, um an den Inhalt zu kommen. Das ist nicht sehr wahrscheinlich; erstens musste der Inhalt ja auch irgendwie in die Gefäße gelangen (so auch France 2002, S. 552); zweitens war Alabaster nicht billig, so dass eine solche Verfertigungsweise recht merkwürdig gewesen wäre, drittens weisen die archäologischen Funde von Alabastergefäßen nicht in die Richtung, dass sie so verfertigt worden wären (so auch Marcus 2009, S. 934; einige Beispiele lassen sich hier betrachten). Vermutlich soll also auch das Zerbrechen nur noch zusätzlich die Verschwendung der Frau unterstreichen: Nicht nur braucht sie die ganze Menge ihres sehr teuren Parfums auf, sondern auch das ebenfalls teure Gefäß macht sie damit unbrauchbar (vgl. Klostermann 1950, S. 142f: „Wenn das Zerbrechen des Flaschenhalses bei der Vewendung nicht einfach das Übliche ist (Billerbeck II 48 f.), so will die Frau in überschwenglicher Verehrung von dem Salböl nichts zurückbehalten, vielleicht auch eine weiter Verwendung des Fläschchens nach diesem Gebrauch unmöglich machen.“).
goss sie [das Öl] herab auf seinen Kopf.
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