Matthew 16
Kapitel 16
Bei Mt 16,1-4 handelt es sich um ein sog. „Apophtegma“; eine einzeln überlieferte Äußerung Jesu incl. einer Angabe der Situation, in der sie geäußert wurde. Die Pharisäer und Sadduzäer fordern ein „Zeichen“ von Jesus. Berichte über solche „Zeichen“ - „Staunen und Schrecken erregende, exorbitante Wunderzeichen, vor allem kosmischer Art“ (Fuller 1969, S. 23) - finden sich um die Zeit Jesu zuhauf; oft wurden sie überliefert, um damit den (angeblichen) Wunderwirker als einen Mann von „Gottes Gnaden“ zu legitimieren. Eine solche Selbst-legitimation will aber Jesus nicht leisten: Die einzige Legitimation, die er „braucht“ und geben wird, wird das „Zeichen des Jona“ sein: Dass er gleich diesem Propheten (s. Jona 2) drei Tage und drei Nächte in das Totenreich hinabsteigen wird, um dann nach drei Tagen wieder aufzuerstehen. Vv. 5-12 sind die Wiedergabe eines Gesprächs, bei dem es zu einem Missverständnis zwischen Jesus und den Jüngern kommt: Unglücklicherweise fällt Jesu metaphorische Rede vom „Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer“ gerade auf einen Zeitpunkt, zu dem die Jünger zufällig gerade an faktisches Brot denken. Wie Jesu Metapher tatsächlich zu verstehen ist, schlüsselt Matthäus in V. 12 selbst auf: „Hütet euch vor dem Sauerteig“ meint: „Hütet euch vor ihrer Lehre“. Was in diesen Versen tatsächlich kommentiert wird, ist die Tatsache schlechthin, dass die Jünger überhaupt die Notwendigkeit sehen, sich um wirkliches Brot sorgen zu müssen: Solche Sorgen um das leibliche Wohl sind für die Zeit, da Jesus unter den seinen weilt, obsolet, worauf eigentlich sehr deutlich schon die beiden wunderbaren Brotvermehrungen hingewiesen haben sollten. Dass im Zentrum dieses Abschnitts gar nicht Jesu Rede vom Sauerteig, sondern die Bedeutsamkeit der beiden wunderbaren Brotvermehrung steht, wird auch schon über die Struktur des Abschnitts klar: : V. 6: Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer! :: Vv. 7f: Brotsorgen ::: Vv. 9f.: Die wunderbaren Brotvermehrungen :: V. 11a: Brotsorgen : V. 11b: Hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer! Das Gespräch in Vv. 13-20 beginnt mit einem Austausch über die Identität Jesu. Zur Zeit Jesu war im Judentum die Hoffnung verbreitet, dass dereinst eine neue Zeit des Heils beginnen würde: das „Eschaton“ (s. dazu näher z.B. Eschatologie (AT) (WiBiLex)). Dass Jesus irgendeine eschatologische Bedeutung zukommt, scheint auch unter den „Leuten“ eine gängige Meinung gewesen zu sein, die ihn unter anderem für den auferstandenen Elija halten (zum Glaube, vor dem Ende der Zeit würde zunächst Elija wieder auferstehen, s. z.B. Mk 8,12). Doch selbst diese Meinung ist durchaus ungenügend; Jesus, der Menschensohn, ist der Gesalbte (s. FN o), der Sohn des lebendigen Gottes. Er ist nicht nur ein Vorbote der Endzeit, sondern mit seiner Geburt ist die Herrschaft Gottes auf Erden in unmittelbare Nähe gerückt. Dies äußert denn auch Petrus in V. 16 und wird dafür in V. 17 von Jesus glücklich gepriesen: Mit dieser Aussage hat Petrus sich als Inhaber göttlichen Wissens geoffenbart, und daher fährt Jesus in V. 18 dann mit dem vieldiskutierten Ausspruch fort: „Du bist Fels, und auf dieses Gefels werde ich meine Gemeinde (er)bauen.“ Der Vers wird bes. deshalb so häufig diskutiert, weil sich v.a. ab dem 16./17. Jh. die Lehre des Papstprimats auf ihn berufen sollte (s. dazu z.B. Papstprimat (Wikipedia); vgl. z.B. auch Luz 1991, S. 51f.). Er ist wahrscheinlich in etwa so zu verstehen: „Fels“ ist im AT eine häufige Metapher für sicheren Stand (s. z.B. Fels (WiBiLex)). Das ist sicher auch hier die Bedeutung: Weil die Gemeinde auf diesem „Fels“ gebaut ist, werden die „Tore des Hades“ nicht die Oberhand über sie haben können werden: Auf diesem Fels steht sie sicher genug, um vor den Toren des Hades geschützt zu sein. Gemeint ist damit wahrscheinlich, dass der Tod selbst keine Gewalt über einen Angehörigen der „Gemeinde“ haben kann, wie er ja auch über Jesus selbst keine Gewalt hat, wie am „Zeichen des Jona“ (V. 4; auch direkt darauf V. 21) direkt ersichtlich ist (s. z.B. auch Apg 2,24; Röm 6,9; vgl. etwa Lewis 1995, S. 366f.): Christen werden nach dem Tod wieder auferstehen, wie auch Christus dies getan hat. Der Stand auf dem „Felsen“ Petrus ist deshalb so sicher, weil dieser sich soeben als Inhaber besagter göttlicher Offenbarung erwiesen hat, und als dieser Inhaber bekommt er in V. 19 auch die „Schlüssel des Himmelreichs“ und die „Binde- und Lösegewalt“ zugesprochen. „Binden“ und „Lösen“ ist hier wahrscheinlich die Übertragung des heb. Begriffspaars ´asar und hitir, „Verbieten“ und „Erlauben“; man bezeichnet damit die Autorität von Gesetzeslehrern bei der Gesetzesauslegung (vgl. z.B. B/S I, S. 739-741; Luz 1990, S. 465). Das heißt: Petrus als der Inhaber göttlicher Offenbarung wird aufgrund dieser Inhabe hier als autoritativer Ausleger göttlicher Wahrheiten bestimmt, und aus dem selben Grund schließt mit dem selben Ausdruck die lange Gemeindebelehrung in Mt 18 (s. Mt 18,18), wo allen Jüngern die Gewalt, zu „binden“ und zu „lösen“ zugesprochen wird, nachdem auch diese nach dieser Belehrung Inhaber göttlicher Wahrheiten geworden sind. Von einem „petrinischen Primat“ kann hier also allenfalls insofern die Rede sein, als Petrus diese Gewalt chronologisch vor den restlichen Jüngern zugesprochen bekommen hat. Mehr noch: Schon im folgenden Diskurs über die Bereitschaft zur Selbsthingabe, Vv. 21-28, erweist sich Petrus nicht mehr als Träger göttlicher Offenbarung, sondern als „Satan“: Auf Jesu Belehrung über Gottes künftigen Heilsplan reagiert er, indem er Jesus anfährt, entschieden Widerspruch gegen diese Pläne Gottes einlegt und versucht, ihn von seinen Plänen zu überzeugen. Gerade mit seinem frommen Wunsch „Gott sei dir gnädig!“ verlässt er wieder den Platz, den er sich soeben mit seinem Christus-Bekenntnis „erobert“ hat: Widerstand gegen den Willen Gottes, so gut er auch gemeint ist, ist niemals wahre Nachfolge. Und noch entschiedener als Petrus weist ihn denn auch Jesus auf seinen Platz zurück: „Hinter mich!“, zurück in die Nachfolge. Was solche wahre Nachfolge ist, erläutert er dann in Vv. 24f: Wahre Nachfolge bedeutet, „sein Kreuz auf sich zu nehmen“, denn „nur, wer sein Leben um Jesu Willen verliert, wird es gewinnen“: Wahre Christusjüngerschaft heißt, bis dahin von seinem eigenen Willen abzustehen und nur den Willen Gottes gelten zu lassen, dass man genauso für Gott in den Tod gehen würde, wie Gott für seine Nachfolger in den Tod gegangen ist. Der Lohn dafür wird das sein, was im vorigen Abschnitt allen Angehörigen der „Gemeinde“ verheißen worden war: Der Tod wird keine Macht über sie haben, denn wer sein Leben um Jesu willen verliert, bei dem wird dieser bei seiner Wiederkunft am Ende der Zeiten sicherstellen, dass ihm dies vergolten wird: Er wird sein Leben (wieder) gewinnen. 1 ▼▼[Status: Zuverlässig]
{Und} ▼▼{Und} - Übliche Markierung im Griechischen zur Eröffnung eines neuen Abschnittes. Im Dt. ist dies unüblich.
Die Pharisäer und Sadduzäer ▼▼Pharisäer und Sadduzäer - Zwei jüd. Gruppierungen aus Jesu Zeit, die bei Mt auch in Mt 3,7 explizit negativ bewertet werden. Die Pharisäer zeichneten sich durch ihre besondere Strenge bei der Auslegung und der Befolgung göttlicher Gebote aus, die Sadduzäer waren meist Angehörige der Priesterklasse. Und gerade diese beiden Gruppierungen werden hier als „böses und ehebrecherisches Geschlecht“ bezeichnet.Gut übersetzt bei BigS: „Menschen, die zur pharisäischen oder sadduzäischen Gruppierung gehörten“.
kamen, [und] um ihn zu prüfen (auf die Probe zu stellen, herauszufordern), baten sie ihn, ihnen ein Zeichen aus dem Himmel zu zeigen (vorzuzeigen, vorzuführen, sehen zu lassen). 2Er aber antworte ihnen: „Wenn es Abend geworden ist, sagt ihr: »Heiteres (schönes) Wetter [wird es geben], denn feuerrot ist der Himmel.« 3Und früh [morgens]: »Heute [wird es] schlechtes Wetter [geben], denn feuerrot [und] bedrohlich (finster) ist der Himmel.« Das Aussehen des Himmels versteht ihr (richtig, sorgfältig) zu beurteilen, aber die Zeichen der Zeit ▼▼Zeit - W. »Zeiten«.
vermögt ihr nicht (könnt ihr nicht) [zu beurteilen]. ▼▼Textkritik: Die wörtliche Rede in Vv. 2f. ist in vielen Handschriften nicht überliefert. Viele Kommentare halten die Verse daher für eine spätere Bearbeitung, die etwas ähnliches wie Lk 12,54-56 auch an unserer Stelle nachgetragen habe (so z.B. TCNT); so daher auch wir, obwohl diese Deutung durchaus nicht unumstritten ist (s. z.B. TCG, S. 334f.). In der LF sollte diese Stelle ausgespart werden.
4Ein böses und ehebrecherisches (bundesbrüchiges) ▼▼ehebrecherisches (bundesbrüchiges) - Das Verhältnis von JHWH zu seinem Volk ist in der Bibel oft in den Begriffe einer Ehe gedacht (vgl. z.B. Ehe (AT) (WiBiLex)); die Rede vom »ehebrecherischen Geschlecht« meint daher soviel wie »Geschlecht, dass dem Bund, den JHWH mit seinem Volk geschlossen hat, nicht gerecht wird (besonders, indem es anderen Göttern hinterherläuft)«. Dass hier gerade die Pharisäer und Sadduzäer (s. FN b) als ein solches »ehebrecherisches Geschlecht« abqualifiziert werden, ist eigentlich unerhört.
Geschlecht (Generation, Pack) ▼▼Geschlecht (Generation, Pack) - Die Rede vom »Geschlecht« hat Mt aus Mk übernommen, wo das Wort beinahe wie ein Schimpfwort verwendet wird (s. Mk 8,12.38; 9,19; vgl. z.B. EWNT I, S. 294; TWNT I, S. 661), was bei Matthäus durch die Hinzufügung deutlicher Adjektive sogar noch verstärkt wird (»böse und ehebrecherisch«; s. ähnlich auch Mt 12,39.45; 17,17).Sinnvoll übersetzt daher z.B. B/N in den Mk-Stellen: »Dieses [böse und ehebrecherische] Pack«
sucht (verlangt, fordert) ein Zeichen, aber ein Zeichen wird ihr nicht gegeben werden, außer dem Zeichen Jonas.“ Und er ließ sie zurück (stehen) und ging. 5{Und} als die Jünger an das jenseitige [Ufer] ▼▼an das jenseitige [Ufer] - W. „an das Jenseitige“; stehende Formulierung für eine Überquerung des Sees Gennesaret.
kamen, ▼ hatten sie vergessen, Brote mitzunehmen. 6{Aber} Jesus sagte ihnen: „Seht zu (gebt acht) und hütet euch (achtet auf) vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer!“ 7Sie aber diskutierten [gerade] ▼▼[gerade] - Das Verb steht im Gr. im Imperfekt, um zu markieren, dass die Handlung gerade im Vollzug ist.
miteinander {sagend}: „Wir haben keine Brote mitgenommen!“ ▼▼Wir haben das Brot nicht mitgenommen! - Im Gr. steht vor diesem Satz ein hoti. Wenn die Jünger hier auf Jesu Wort eingehen, ist dieses mit „weil“ zu übersetzen: „[Das hat er gesagt,] weil wir keine Brote mitgenommen haben!“ Andernfalls ist hoti als Einleitung der wörtlichen Rede zu verstehen und als Doppelpunkt wiederzugeben (vgl. z.B. France 2007, S. 606f., FN 2). Diese Deutung macht hier mehr Sinn; s. die Anmerkungen.
8Als aber Jesus das merkte, sagte er zu ihnen: „Was diskutiert ihr miteinander, Kleingläubige (von schwachem Vertrauen), dass (weil) ▼ ihr kein Brot habt? 9Begreift (versteht, erkennt) ihr noch nicht, und erinnert ihr euch nicht [mehr] ▼ an die fünf Brote der Fünftausend und [daran], wie viele Körbe ihr [zurück]bekommen habt? 10Und nicht an die sieben Brote der Viertausend und [daran], wie viele Körbe ihr [zurück]bekommen habt? 11Warum (wie) begreift (versteht, erkennt) ihr nicht, dass ich [gerade] nicht über Brote zu euch sprach? Nehmt euch {aber} in Acht vor dem Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer.“ 12Da verstanden sie, dass er nicht meinte (sagte), sich vor dem Sauerteig {des Brotes} ▼▼Textkritik: des Brotes fehlt in einigen Handschriften; die Handschriften, die es haben, schwanken zwischen Sg. und Pl. Wahrscheinlich handelt es sich hier also um eine nachträgliche Einfügung, die den Sinn des Ausspruchs deutlicher machen sollte, den er aber auch so hat: Die Jünger verstehen, dass Jesus nicht von wortwörtlichem Sauerteig sprach, sondern eben von der Lehre. Vgl. z.B. France 2007, S. 607, FN 4.
in Acht zu nehmen, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadduzäer. 13Als {aber} Jesus in das Gebiet von Cäsaräa Philippi gekommen war, fragte er seine Jünger {und sprach}: „Wer, sagen die Leute, dass ich - der Menschensohn! ▼▼Menschensohn - Den Begriff übernimmt Matthäus v.a. aus dem Markusevangelium; hier wie dort fällt er fast ausschließlich dann, wenn Jesus von sich selbst und seiner Rolle beim Ende der Zeit spricht: dass er von den Menschen verworfen, ausgeliefert und getötet werden müsse, dann aber in großer Macht und Herrlichkeit wiederkehren werde (vgl. besonders gut Danove 2003, S. 23-25. Zu näherem s. z.B. Menschensohn (WiBiLex)). Die Wortstellung »ich, der Menschensohn« soll offensichtlich den Kontrast zwischen diesem seinem Menschensohn-Sein und den Fehleinschätzungen der »Leute« zum Ausdruck bringen (so gut Luz 1990, S. 459).
- (dass der Menschensohn) ▼▼Textkritik: ich - der Menschensohn! - (dass der Menschensohn) - me (»ich«) wird von der Mehrheit der Textzeugen überliefert; nur wenige - allerdings alte - Handschriften bezeugen die Variante ohne me. Die Variante mit me ist allerdings sicher als die schwierigere Lesart vorzuziehen (so z.B. Luz 1990, S. 452, Anm. 1; anders z.B. TCG, S. 344f.; TCNT).
sei?“ 14Sie aber sagten: „Die einen [sagen]: »Johannes der Täufer«, andere {aber} »Elija«, andere {aber} »Jeremia oder einer der Propheten«.“ 15Er sagte zu ihnen: „Ihr aber, wer sagt ihr, dass ich sei?“ 16Es antwortete {aber} Simon Petrus {und sprach}: „Du bist der Gesalbte ▼▼der Gesalbte - Gr. christos. Im Alten Israel wurden Könige durch eine »Salbung« eingesetzt. Zur Zeit Jesu war die Hoffnung verbreitet, dass dereinst ein endzeitlicher König erstehen und Israel retten werde (s. z.B. Messias / Christus (WiBiLex)). Als diesen endzeitlichen König identifiziert Petrus hier Jesus.
, der Sohn des lebendigen [Gottes].“ 17Jesus {aber} sagte zu ihm: „[Wie] glücklich (selig, glückselig) ▼▼[Wie] glücklich (selig, glückselig) - Übliche Einleitung einer sog. »Seligpreisung« (dazu s. näher z.B. Seligpreisung (AT) (WiBiLex). Solche »Seligpreisungen« haben sehr wenig mit einer »Seligsprechung« zu tun; die häufige Übersetzung mit »(glück)selig« ist daher eher unglücklich. Es handelt sich vielmehr um einen freudigen Ausruf, nachdem man etwas an einem Menschen wahrgenommen hat, für das man diesen als »glücklich zu preisen« einschätzt. Jesus freut sich also hier darüber, dass Petrus die Gnade zuteil wurde, Empfänger einer göttlichen Offenbarung zu sein.Sehr gut daher z.B. die Üss. »Wie glücklich bist du...!« (NeÜ); »Glücklich bist du zu preisen...!« (NGÜ).
bist du, Simon bar Jona ▼▼bar Jona - W. »Sohn des Jona«. Solche sog. »Patronyme« waren im Alten Israel in etwa die Entsprechung eines Nachnamens.
, denn nicht Fleisch und Blut ▼▼Fleisch und Blut - d.h.: Menschen (vgl. Luz 1990, S. 461, FN 58) - was Petrus hier ausspricht, ist menschliches Wissen übersteigendes Wissen, das ihm daher nur von Gottvater offenbart worden sein konnte.
haben dir [das] offenbart (enthüllt), sondern mein Vater im Himmel. ▼▼Himmel - Im Gr. Plural; »Himmel« steht im Gr. meist im Pl., wo das Dt. Sg. verwenden würde.
18Aber ich sage dir: Du bist Petrus (Fels), und auf dieses Gefels ▼▼Petrus (Fels) ... Gefels - Wortspiel im Gr.: petros (»Fels«) - petra (»Gefels«). S. dazu und zum Rest von Vv. 18f. die Anmerkungen; zu den sprachlichen Aspekten des Wortspiels vgl. immer noch gut z.B. Lampe 1979.
werde ich meine Kirche (er)bauen, und die Pforten des Hades ▼▼Die Pforten des Hades sind im Weltbild des Alten Israel die Eingänge zur Unterwelt, dem »Hades«. S. auch dazu die Anmerkungen und vgl. zu Näherem z.B. Lewis 1995.
werden nicht die Oberhand haben (erlangen) über sie (es). ▼▼sie (es) - Gr. autäs könnte sich entweder beziehen auf petra (»Gefels«) oder, syntaktisch wahrscheinlicher, ekkläsia (»Gemeinde«); vgl. z.B. Luz 1990, S. 464.
19Ich werde dir die Schlüssel des Reiches des Himmels (der Himmel) geben, und was [auch immer] ([alles,] was) du binden wirst auf der Erde, wird gebunden sein im Himmel (in den Himmeln), und was [auch immer] ([alles,] was) du lösen wirst auf der Erde, wird gelöst sein im Himmel (in den Himmeln).“ ▼▼Zu diesem Vers s. die Anmerkungen.
20Dann befahl er (ordnete er an, schärfte er ein) den Jüngern, dass sie niemandem sagen sollten, dass er der Gesalbte sei. 21Von da an begann Jesus, den Jüngern zu zeigen (darzutun, klarzumachen, hinzuweisen), dass er nach Jerusalem gehen und vieles von den Ältesten und Führern und Schriftgelehrten erleiden und getötet werden und am dritten Tage auferstehen müsse. ▼▼müsse - Signalwort im NT: Was dei („[sein] muss“), ist Teil des göttlichen Heilsplans: Gott hat die in V. 21 zusammengefassten Begebenheiten vorausgeplant und sie spielen eine wichtige Rolle in seinem Plan für seine Schöpfung.
22Und es nahm ihn beiseite (zu sich) Petrus und begann ihn anzufahren (zu tadeln, zurechtzuweisen) {sagend}: „Gott sei dir gnädig (wohlgesonnen, gütig gesinnt), Herr! Dies darf (soll) dir nicht geschehen (zustoßen)!“ 23Der aber wandte sich um ▼▼wandte sich um - Oft übersetzt als „er wandte sich Petrus zu“. Das ist aber hier durchaus nicht gesagt; wörtlich steht: „Er aber wandte sich um“ - was sogar bedeuten könnte, dass Jesus sich von Petrus abwendet und diese Abwendung dann kommentiert mit dem Ausruf „Hinter mich, Satan!“ So dann z.B. GN: „Aber Jesus wandte sich von ihm ab und sagte...“ Wegen dem Folgenden ist diese Deutung sogar etwas wahrscheinlicher, s. die nächste FN.
und sagte zu Petrus: „Geh hinter mich (geh weg von mir, lass mich in Ruhe), ▼▼Geh hinter mich (geh weg von mir, lass mich in Ruhe) - Gr. hupage opiso mou; mehrdeutiger Ausdruck: Er könnte sowohl eine eine entschiedene Zurückweisung sein (»Weg von mir!«) als auch ein Aufruf zur Nachfolge, was v.a. die ganz ähnlich formulierte Rede von der Nachfolge im nächsten Vers nahelegt: ei tis thelei opiso mou elthein (»Wenn einer hinter mir gehen will«, d.h. »mir nachfolgen will«).
Satan! Eine Versuchung (Verführung, Falle) bist du mir, denn du denkst (meinst) nicht die Sache Gottes, sondern die Sache der Menschen.“ 24Dann sagte Jesus seinen Jüngern: „Wenn jemand hinter mir gehen (mir nachfolgen) möchte, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf (mit) und folge mir nach. 25Denn wer auch immer (jeder, der) sein Leben retten möchte, wird es verlieren. Aber wer auch immer (jeder, der) sein Leben verliert um meinetwillen (wegen mir), wird es erlangen (gewinnen, finden). 26Denn was würde es einem Menschen helfen (nützen, fördern), wenn er die ganze Welt gewönne, ihm aber sein Leben (Seele) abhanden komme (er sein Leben einbüßte, sein Leben Schaden erlitte)? Oder was kann ein Mensch geben als Tauschmittel (Gegenwert) für sein Leben (seine Seele)? ▼▼V. 26 ist noch einmal eine nachgeschobene Begründung von V. 25; der Zhg. der beiden Verse ist dabei wohl etwa der: »Nur, wer sein Leben um meinetwillen verliert, wird es erlangen, und darum geht es ja, denn das Leben ist schließlich wichtiger als die ganze Welt, weil einzig das eigene Leben völlig jenseits jeglichen Tauschwerts steht.« Sehr gut daher z.B. HfA: »Denn was gewinnt ein Mensch, wenn ihm die ganze Welt zufällt, er selbst aber dabei Schaden nimmt? Er kann sein Leben ja nicht wieder zurückkaufen!«
27Denn der Sohn des Menschen wird mit seinen Engeln in der Herrlichkeit ▼▼Herrlichkeit ist im AT eine der zentralsten Eigenschaften Gottes. Die wörtliche Bedeutung der heb. und gr. Begriffe reicht dabei von »Ehre, Ansehen« bis zu etwas wie »Glorie, Lichtschein«, die man sich früher als Attribut von Gottheiten vorstellte (s. z.B. Amzallag 2015, S. 80-82). Bei Mt ist von »Herrlichkeit« bes. dann die Rede, wenn der Text von der Wiederkunft des Menschensohns handelt (s. noch Mt 19,28; 24,30; 25,31), sehr wahrscheinlich hat man also hier v.a. an die verklärte Lichtgestalt dieses wiederkommenden Himmelwesens zu denken haben.
seines Vaters kommen, und dann wird er vergelten einem jeden nach seinem Tun. 28Amen, ich sage euch: ▼▼Amen, ich sage euch - ein sog. »nicht-responsorisches Amen«: Durch »Amen, ich sage euch« eingeleitete Sätze finden sich in der Bibel ausschließlich bei Jesus und dienen v.a. dazu, den folgenden Satz zu markieren als ein(e) mit Vollmacht geäußerte(s) Voraussage / Urteil (BB: »Damit verbürgt er sich dafür, dass seine Worte wahr sind und Gültigkeit haben.«). Die Verheißung in diesem Vers hat also absolute Gültigkeit, da sie schließlich vom einzigen geäußert wird, der überhaupt Voraussagen über diese Geschehnisse machen kann - da er dabei der Hauptakteur sein wird.Sehr sinnvolls übersetzt Zink: »Was ich sage, ist wahr: ...«
Einige von denen, die hier stehen, werden den Tod nicht schmecken (kennen lernen, erfahren) ▼▼den Tod nicht schmecken (kennen lernen, erfahren) - heb. Idiom; zu einigen weiteren Belegen s. B/S I, S. 751f. Die Bedeutung ist wohl etwa »sterblich sein und sich dieser seienr Sterblichkeit schmerzlich bewusst sein«; vg. BDAG 195.Die meisten Üss. haben schlicht: »Die nicht sterben werden«. Das ist wohl die einfachste Lösung: Die Wiederkunft des Menschensohns liegt nicht etwa in ferner Zukunft, sondern steht unmittelbar bevor - einige von Jesu Hörern werden dann sogar noch am Leben sein.
bis sie gesehen haben den Sohn des Menschen kommend in seine Herrschaft (Reich).“
Copyright information for
GerOffBiSt