Philippians 2
Kapitel 2
1 ▼▼[Status: Ungeprüft]
Wenn nun Trost (Ermahnung, Zuspruch) in Christus etwas gilt ▼▼ ἔι τι bedeutet "wenn … etwas gilt", vgl. Plato, Phaedr. 260d - anders aber WB, Sp. 1231 s.v. παραμύθιον: "wenn es etwas gibt, wie …". Paulus verwendet τι abwechselnd mit τις, eine sog. Inkongruenz, die entweder auf Verschreibung oder Versehen zurückgeht, jedenfalls für die Übersetzung keine Bedeutung hat. Grammatisch korrekt wäre jedenfalls die durchgängige Verwendung des Neutrums τι (BDR § 137.2)
, {wenn} Zuspruch (Erleichterung) der Liebe {etwas gilt}, {wenn} Gemeinschaft des Geistes (Geistgemeinschaft) {etwas gilt}, {wenn} Erbarmen ▼▼ σπλάγχνα und οικτιρμοί bedeuten beide "Erbarmen"; sie sind hier im Hendiadyoin koordiniert, BDR § 442,9b. Man kann das Hendiadyoin dadurch betonen, dass man, wie Barth S. 45 es tut, von "herzlichem Erbarmen" spricht.
{etwas gilt}, 2dann macht meine Freude [dadurch] vollkommen, dass ihr (dasselbe denkt =) einmütig seid, die selbe Liebe besitzt ▼▼Ptz..
, einträchtig, auf das Eine bedacht seid ▼▼Ptz.
, 3niemals streitsüchtig (rechthaberisch), niemals ruhmbegierig (eingebildet), sondern zieht einander dadurch vor (stellt einer den anderen über sich selbst) ▼▼Papyrus 46 und Codex Vatikans setzen vor das Partizip ὑπερεχόντας den Artikel und machen es so zum Substantiv: "Vorgesetzter", so dass zu übersetzen wäre: "seht einander als Vorgesetzte an". Die Mehrheit und Qualität der übrigen Handschriften sprechen aber für das Partizip ohne Artikel.
, dass ▼▼Ptz. coni., mit Nebensatz aufgelöst
ihr euch an Demut übertrefft, 4und seht ▼▼Ptz.
jeder nicht auf das Seine, sondern vor allem ▼▼Im Text steht καί, "und, auch", aber "es würde dem Gedanken die Spitze abbrechen, wenn hier wirklich zu übersetzen wäre: a u c h auf das der Andern … Offenbar haben wir es wieder mit jenem unübersetzbaren καί zu tun, das nur zur Verstärkung des Nächstfolgenden dienen soll." Barth, S. 51f. Lohmeyer übersetzt das καί mit "eben", S. 80.
{alle} ▼▼Im ersten Halbsatz steht jeder, ἕκαστος, im Sg., im zweiten Halbsatz im Plural. Der Mehrheitstext korrigiert es deshalb zum Sg, einige Handschriften ziehen es auf den nächsten Vers.
auf das der anderen. 5Hegt diese Gesinnung untereinander, die ihr auch (in Christus Jesus =) als Glieder Christi [hegen müsst] ▼▼So BW, Sp. 1713. Barth übersetzt ähnlich und erklärt, als fehlendes Verb am Ende des Satzes sei das selbe Verb wie am Satzanfang zu ergänzen, also φρονεῖν δεῖ, nicht, wie Luther, das Hilfsverb: "ein jeglicher sei gesinnt wie Jesus Christus auch war", S. 53.
, 6Der, obwohl ▼
▼Ptz. coni., konzessiv übersetzt
er in Gestalt Gottes war ▼▼Im hellen. Griechisch ersetzt ὑπάρχω das Partizip von εἴναι, BW Sp. 1658
nicht als Geschenk des Zufalls (Glücksfund; Beute) ▼
▼ ἁρπαγμός lässt sich sowohl sensu malo fassen: Das Geraubte, die Beute, wie auch sensu bono: Das Geschenk des Zufalls, der Glücksfund, BW Sp. 215
sah er andas Gleichsein mit Gott,
7sondern entblößte (entleerte, beraubte) sich selbst,
indem ▼
▼Ptz. coni., konzessiv übersetzt
er die Gestalt eines Knechtes (Sklaven) annahm,und ▼
▼Ptz. coni., beiordnend übersetzt
(sich in Gestalt der Menschen befand =) menschenähnlich warund seinem Aussehen nach als Mensch erschien ▼
▼ εὑρίσκω wie hebr. נִמְצָה, sich zeigen, erscheinen, sich erweisen, BW Sp. 643
.8Er erniedrigte sich selbst
und ▼
▼Ptz. coni., beiordnend übersetzt
wurde gehorsam bis zum Tod,und zwar ▼
▼ δέ zur Erklärung oder Steigerung: "und zwar", BDR § 447,1c
zum (Tod des Kreuzes =) Kreuzestod.9Deshalb hat ihn auch Gott hoch erhoben
und ihm aus Gnade den Namen geschenkt,
der über alle Namen ist,
10damit (in dem Namen Jesu =) beim Erklingen des Namens Jesu ▼
▼BW Sp. 795 s.v. κάμπτω
jedes Knie sich beuge
der Himmlischen (himmlischen Wesen) ▼
▼Zur Bezeichnung der Götter: Theokr. 25,5, BW Sp. 605
und der Irdischen (irdischen Wesen) ▼▼Damit sind nicht nur die Menschen gemeint, sondern auch Dämonen, Götter, BW Sp. 575
und Unterirdischen (unterirdischen Wesen),11und jede Zunge wird anerkennen ▼
▼So BW Sp. 548
(bekennen), dassHerr [ist] Jesus Christus
zur Ehre Gottes des Vaters.
12Daher (also) erarbeitet euch ▼
▼Das Verb steht im griech. Satz am Schluss, muss im dt. aber an den Anfang gezogen werden.
, meine Lieben (Geliebten), eure Rettung (euer Heil) mit Furcht und Zittern, wie ihr mir immer (jederzeit) gehorcht habt, nicht wie [etwas, das] allein bei meiner Anwesenheit [geschehen würde], sondern jetzt noch viel mehr bei meiner Abwesenheit. 13Denn Gott ist es, der ▼▼Ptz. coni., relativisch aufgelöst
in euch bewirkt sowohl das Wollen als auch das wirksam Sein (das sich Betätigen) ▼▼Es handelt sich beim Bewirken Gottes und beim wirksam Sein der Phillipper um dieselbe Vokabel ἐνεργέω, einmal als Partizip, einmal als substantivierter Infinitiv
über den guten Willen hinaus ▼▼BW Sp. 632. "Über … hinaus" hat eigentlich den Akk. Mit Gen. bedeutet ὑπέρ "zum Besten, zum Vorteil von", "um … zu", "an Stelle von, anstatt" oder "wegen, um … willen", daher übersetzt Lohmeyer: "für sein Wohlgefallen" (S. 99), aber BW s.v. (Sp. 1659) hat eben auch "hinaus über". Nicht möglich ist Barths (und Luthers) Übersetzung "nach seinem Wohlgefallen".
. 14Alles tut ohne Murren und Bedenken (Zweifel), 15damit ihr untadelig und unverdorben seid, Gottes untadelige Kinder inmitten einer krummen (verkehrten) und verdorbenen (verkehrten) Zeit (Generation, Geschlecht), in der ihr scheint (leuchtet) wie Sterne (Gestirne) am Himmel (Weltraum), 16die das Wort des Lebens festhalten ▼▼Ptz.
, zu meinem Ruhm für den Tag des Christus (= des Messias), dass ich nicht vergebens (umsonst, erfolglos) gelaufen bin noch mich vergebens (umsonst, erfolglos) gemüht habe. 17Aber wenn ich auch geopfert werde ▼▼ σπένδω bedeutet: ein Trankopfer darbringen. Das geschieht, indem Flüssigkeit auf den Boden gegossen wird. Im NT nur pass. und übertragen: geopfert werden, sein Blut als Trankopfer darbringen. Barth und Lohmeyer übersetzen denn auch "Wenn mein Blut vergossen wird" (Barth) bzw "wenn ich verblute" (Lohmeyer); das ist sicher im Bild des Trankopfers enthalten, m.E. aber zu dick aufgetragen. Außer an dieser Stelle findet sich das Verb nur noch 2.Tim 4,6.
beim Opfer und Opferdienst eures Glaubens, freue ich mich und freue mich mit euch allen. 18In gleicher Weise freut auch ihr euch und freut euch mit mir! 19Ich hoffe aber im Herrn Jesus, Timotheus bald zu euch zu schicken, damit auch ich guten Mutes werde, wenn ▼▼Ptz. coni., konditional übersetzt
ich eure Lage erfahre. 20Denn ich habe keinen, der derart [mit euch] solidarisch ▼▼wörtl.: ebenso vortrefflich; hier ist ὑμῖν zu ergänzen und "euch solidarisch" zu übersetzen, BW Sp. 753
wäre, dass ▼▼Qualitativ-konsekutiver Relativsatz, das Verb steht im Futur, BDR § 379,1
er aufrichtig besorgt um eure Lage ist. 21Denn alle verfolgen ihre Angelegenheiten (ihre Sache), nicht die Jesu Christi. 22Ihr wisst aber, dass er ▼▼Gemeint ist Timotheus
etwas taugt (wörtl.: ihr kennt ihn als erprobt), denn wie ein Kind dem Vater, [so] hat er mit mir dem Evangelium gedient. 23Diesen nun hoffe ich, zu euch zu schicken, sofort, sowie ich meine Lage überblicken kann. 24Ich vertraue aber im Herrn darauf (baue darauf), dass ich auch selbst bald kommen werde. 25Ich habe es aber für notwendig angesehen, Epaphroditus, meinen Bruder, Mitarbeiter und Mitstreiter, {aber} euren Boten und der, dessen Dienst meinen Mangel behob ▼▼wörtl.: Diener meines Mangels, Übers.: BW Sp. 1750
, zu euch zu schicken, 26da er nach euch allen Sehnsucht hatte ▼▼konstruiert mit Ptz. und Hilfsverb: er war ein Sehnsucht Habender
und in Unruhe darüber war, dass ihr gehört hattet, er sei krank. 27{Und} er war auch krank, dem Tode nah. Aber Gott erbarmte sich seiner, nicht nur seiner allein, sondern auch meiner, damit ich nicht Kummer über Kummer hätte. 28Besonders eilig habe ich ihn nun geschickt, damit, wenn ▼▼Ptz. coni., kausal aufgelöst
ihr ihn seht, ihr wieder froh seid und auch ich sorgenfrei bin. 29Nehmt ihn nun auf im Herrn mit aller Freude und haltet Leute wie ihn (wörtl.: solche) in Ehren, 30weil er um des Werkes Christi willen dem Tode nahegekommen war und ▼▼Ptz. coni., beiordnend aufgelöst
sein Leben auf's Spiel gesetzt hat, um eure Abwesenheit im Dienst für mich zu vertreten.
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