Psalms 11
Kapitel 11
Psalm 11 ist ein Vertrauenspsalm in der Form eines fingierten Streitgesprächs zwischen dem Sprecher und den Feinden der JHWH-Gläubigen (vgl. v.a. Mannati 1979). Ziel des Psalms ist es, über diese Form die in Vv. 4-7 dargelegte Lehre über das Wesen Gottes, sein Verhältnis zu „Aufrechten“ (=zu den rechtgläubigen Israeliten) und „Bösen“ und die daraus resultierende angemessene Haltung eines Rechtgläubigen gerade auch in Notsituationen zu entwickeln (vgl. z.B. Croft 1997, S. 23). V. 1a nennt man die „Psalmenüberschrift“. Diese Psalmenüberschriften wurden nachträglich zu den Psalmen hinzugefügt; über ihren Sinn weiß man immer noch nichts Genaueres und auch die Bedeutung der einzelnen Vokabeln ist hier wie meist unklar. Doch da es sich um nachträgliche Hinzufügungen handelt, wirkt sich das glücklicherweise nicht allzu nachteilig auf das Verständnis des Psalms im Ganzen aus. In V. 1b beginnt der eigentliche Psalm; gleich zur Eröffnung schlägt der Sprecher mit der einleitenden Vertrauenserklärung „Auf JHWH vertraue ich“ den Grundton des Psalms an. Kontrastiert wird diese Vertrauenshaltung in Vv. 1c-3 mit einer fingierten Anfrage von Feinden der JHWH-Verehrer an den Sprecher. Im Hintergrund steht die Vorstellung, dass JHWH inmitten Israels auf dem Zionsberg in seinem Tempel thront und von dort aus seine Verehrer beschützt. Für diese Vorstellung wird der Psalmist in der Anfrage der „Bösen“ verhöhnt: „Flieht doch auf euren Berg! Die ‚Bösen‘ sind ja schon beinahe am Schießen auf die JHWH-Gläubigen, sind ja schon beinahe an der gänzlichen Vernichtung ihrer Heimat. Wo bleibt denn der Schutz eures ‚Gerechten‘!?“ Doch dieser Hohn trifft den Sprecher nicht im Geringsten; wie eine Kampfansage kann er den Feinden in Vv. 4-7 sein Glaubensbekenntnis entgegenschmettern: JHWH, der Himmelsgott, der in der Tat in seinem Tempel wohnt, sieht alles. Er kennt die Herzen der Menschen, und in der Tat: Seine Verehrer wird er beschützen, deren Feinde aber vernichten. 1 ▼▼[Status: Zuverlässig]
''Für den Chorleiter (Dirigenten, Singenden, Musizierenden; [Vorzutragen vom] Vorsteher [über das Ritual])''. ▼▼Chorleiter - Heb. menatseach; genaue Bedeutung unklar. Die Primärübersetzung „Chorleiter“ ist mehr oder weniger Konvention. Für einen guten Vorschlag zur Deutung vgl. Sawyer 2011b: In akkadischen Ritualtexten gibt es ähnliche Angaben wie in den Psalmüberschriften; u.a. wird dort häufig spezifiziert, wer den folgenden Text vorzutragen hat und welches Ritual Anlass des jeweiligen Ritualtextes ist. Entsprechend wäre dann in den Psalmen der menatseach nicht der „Chorleiter“, sondern der Vorsteher über das Ritual, bei dem der Psalm vorzuträgen war. Doch ist auch dies nur ein „educated guess“ und „Chorleiter“ ist in dt. Üss. so etabliert, dass die LF doch besser dieser Deutung folgen sollte.
''Ein Psalm (begleitetes Lied) von (für, über, nach Art von) David.'' Auf JHWH vertraue ich (zu JHWH fliehe ich/bin ich geflohen).Wie [könnt] ihr ▼
▼ihr sind vermutlich nicht verängstigte Freunde des Psalmisten (so die meisten Kommentatoren), sondern eine Gruppe von Feinden der Gruppe, die durch den Psalmisten repräsentiert wird: „Ihr sagt zu mir: Flieht auf ‚euren Berg‘.“ Umstritten ist, ob das folgende Zitat dieser Gruppe von V. 1 bis V. 3 geht, oder ob in V. 2 wieder der Sprecher wechselt und ab hier wieder der Psalmist spricht (so z.B. Gerstenberger 1991, S. 77f.). Aber in der Wendung ki hinneh („denn siehe,...“) hat ki („denn“, „Oh!“, „Ach!“) nie die selbe Funktion wie hinneh (also die eines Fokuspartikels: „Oh! Siehe!, ...“) und muss also als „denn“ verstanden werden. Würde demnach in V. 2 wieder der Psalmist sprechen, würde er ja sein Vertrauen in Gott damit begründen, dass die Frevler schon ihre Bogen spannen. Das liegt sicher fern. Die Sprecher sind also immer noch die selben und sie begründen in V. 2 ihre Aufforderung von V. 1 (für ähnliche mit ki hinneh eingeleitete Begründungen s. z.B. schön deutlich Jer 50,9 auf V. 8; Ps 59,4 auf V. 3; 83,3 auf V. 2). Ab V. 4 dagegen beginnt offenbar die Erwiderung auf 3b: „Was tut JHWH?“ - „Richten.“ (so gut Mannati 1979, S. 225). Die beiden Abschnitte des Psalms sind also sehr wahrscheinlich: Vv. 1b-3 - Vv. 4-7.
[da] zu mir (zu meiner Seele) ▼▼zu mir (zu meiner Seele) (V. 1) + hasst er (hasst seine Seele) (V. 5) - Heb. „zu meiner nefesch“ bzw. „hasst seine nefesch (‚Seele‘)“. Eine wörtl. Üs. von nefesch ist fast nie zu empfehlen, weil es im heb. Menschenbild einen Gegensatz von Körper und Seele so nicht gab; nefesch meint hier wie meist den ganzen Menschen/Gott und wird daher hier wie häufig als Wechselbegriff für „Ich“/„Er“ verwendet.
sagen: ▼„Flieht auf euren Berg ▼ [wie] ein Vogel! ▼ ([wie] Vögel; flieh auf euren Berg, Vogel!, flieh/flieht ins Gebirge wie ein Vogel/wie Vögel!) ▼▼Textkritik: Flieht auf euren Berg [wie] ein Vogel ([wie] Vögel; flieh auf euren Berg, Vogel!, flieh/flieht ins Gebirge wie ein Vogel/wie Vögel! - Der heb. Teil der Bibel wurde ursprünglich ohne Vokale geschrieben; jüdische Schriftgelehrte trugen diese Vokale im Mittelalter nach. An dieser Stelle liegt der heb. Text daher in zwei us. Versionen vor: Der Konsonantentext bedeutet »Flieht (mask. pl.)«, die Schriftgelehrten wollten das korrigieren und haben durch die Vokale angezeigt, dass sie den Text verstanden wissen wollen als »Flieh (fem. sg.)«. Darauf folgen im Heb. die Konsonanten hrkm (»auf euren Berg«) und zpwr, das sich entweder als Sg. oder als »generischer« Sg. mit Pl.-Bed. und entweder als Vokativ (»du Vogel / ihr Vögel«) oder als adverbialer Akkusativ des Vergleichs (»[wie] ein Vogel / [wie] Vögel«) verstehen lässt. Die alten Übersetzungen übersetzen fast einheitlich: »Flieh (sg.) ins Gebirge wie ein Vogel«. Auch hier findet sich also meist die Deutung des Verbs als Sg., außerdem fehlt stets das »euer« und stets steht ein »wie«. Das könnte bedeuten, dass den alten Versionen statt den Konsonanten hrkm zpwr (»auf euren Berg [wie] ein Vogel«) die Konsonanten hr kmw zpwr (»ins Gebirge wie ein Vogel«) vorlagen. Die Unterschiede lassen sich aber auch als eine freiere, kontextuelle Übertragung erkären: Die singularische Übertragung des Verbs wäre dem »zu meiner Seele« in V. 1 geschuldet; »auf euren Berg/auf euer Gebirge« wurde als alternativer Ausdruck für »ins Gebirge« gefasst, weil das Gebirge in der Bibel oft der Ort ist, an den in Notsituationen geflohen wird, und das »wie« soll nur den adverbialen Akkusativ des Vergleichs ausdrücklich machen. Ähnlich erklärt z.B. CTAT IV, S. 42f. die Unterschiede; dieser Deutung folgen auch wir und betrachten als ursprünglich: »FliehT auf EUREN Berg [WIE] ein Vogel«. So z.B. auch B-R, MEN, SLT, STAD, TAF, TUR.
2Denn siehe, ▼ die Bösen wollen den Bogen spannen,Sie wollen den Pfeil auf die Sehne legen ▼
▼tFN: wollen legen - W. »legen/haben gelegt.« Zeilen 1 und 2 von V. 2 verwenden unterschiedliche Verbformen. Nach der Logik muss man zuerst den Bogen spannen, bevor man den Pfeil auf die Sehne legen kann; laut den Verbformen von V. 2 ist es hier aber umgekehrt: »Sie werden/wollen den Bogen spannen, / sie haben den Pfeil auf die Sehne gelegt«. Das ist am besten zu erklären als T-Shift (so auch Zuber 1986, S. 26; schon von Lengerke 1847, S. 50): Aus poetischen Gründen kann in der bibl. Poesie von einer Zeile auf die nächste von einem Tempus zum nächsten gewechselt werden, ohne, dass das einen Bedeutungsunterschied machen würde (vgl. z.B. Berlin 1979, S. 23). Auch von den meisten Üss. wird daher richtig der Unterschied zwischen den beiden Verbformen eingeebnet.
Um im Dunkel ▼▼im Dunkel, also feige im Schutz der Nacht.
auf die zu schießen, die aufrechten Herzens sind.3Ja, (denn) [selbst] die Fundamente ▼
▼Fundamente - gemeint ist wohl, »daß die Frevler sogar Fundamente und Siedlungen vernichten« (Loretz 2002, S. 112). Genauer: »Fundamente« wird von fast allen Exegeten und z.B. auch BB, GN, HfA, NeÜ, NGÜ, NL als Metapher für die »Grundlage der Gesellschaft«, nämlich die gesellschaftliche Ordnung oder die wichtigen Bürger als die »Stützen der Gesellschaft«, gedeutet; verwiesen wird dafür auf Ps 82,5; Jes 19,10; Ez 30,4. Das ist ganz unwahrscheinlich. In Jes 19,10 ist vermutlich schetiteha (»Weber«) zu vokalisieren (vgl. BHS; Eitan 1925; heute z.B. Smith 2007, S. 357). Ez 30,4 und Ps 82,5 verwenden andere Wörter als Ps 11. Auch unabhängig davon geht es in Ez 30,4 sicher nicht um »Fundamente der Gesellschaft«, sondern um Urbizid, die vollständige Schleifung einer Stadt (dazu vgl. kürzlich Wright 2015). In Ps 82,5 schließlich ist von den mosde ´arets (»Säulen der Erde«) die Rede, die hier sicher wie sonst auch die Fundamente, auf denen nach dem bib. Weltbild entweder die Erde über der Unterwelt oder der Himmel auf der Erde ruht, meinen (s. zu dieser und ähnlichen Wendungen Dtn 32,22; 2Sam 22,8.16 und Ps 18,7.15; Spr 8,29; Jes 28,18; Jer 31,37; Mi 6,2 und vgl. z.B. Muszyński 1975, S. 105f.). Damit wäre »Fundamente« als Bild für »wichtige Bürger« oder »staatliche Ordnung« also singulär und ist daher besser mit Loretz 2002, S. 112 wörtlich zu verstehen und ebenso wie Ez 30,4 auf den Brauch des Urbizids zu beziehen: Die Bösen wollen nicht nur die Gerechten niedermähen (V. 2), sondern auch ihre gesamte Stadt schleifen (V. 3a).
sollen (werden) eingerissen werden - Was [also] tut der Gerechte?“ ▼▼der Gerechte = JHWH (so schon Ehrlich 1905; z.B. auch Auffret 1981, S. 406; Mannati 1979, S. 225): V. 7 wird sicher JHWH als „der Gerechte“ bezeichnet und es ist unwahrscheinlich, dass innerhalb dieser nur sieben Verse JHWH mit einem Begriff charakterisiert wird, mit dem zuvor schon seine Verehrer charakterisiert wurden. Für Gottes Verehrer ist in Ps 11 der Begriff jaschar („aufrecht“) reserviert. Die Übersetzung „Was kann der Gerechte tun?“ ist wegen der Verbform nicht zulässig (so richtig Kissane 1953, S. 47); gefragt wird nach dem tatsächlichen Tun des „gerechten“ Gottes: Wo bleibt denn sein gerechtes Handeln?
4JHWH, [der] in seinem heiligen Tempel (Palast) [ist], (JHWH ist in seinem heiligen Tempel; ist JHWH in seinem heiligen Tempel?)JHWH, [der] im Himmel seinen Thron [hat] (JHWHs Thron ist im Himmel; ist JHWHs Thron im Himmel?) - ▼
▼der in seinem heiligen Tempel ist + der im Himmel seinen Thron hat - erklärlich durch einen faszinierenden Aspekt des altorientalischen Götterglaubens: JHWH und andere Götter hatten nach der Vorstellung ihrer alten Verehrer klar einen Körper, waren also nicht „reiner Geist“. Sie waren aber nicht an diesen ihren eigentlichen Körper gebunden, sondern konnten sich sozusagen „aufsplitten“ und zusätzlich auch andere Orte, Kultbilder, Gebäude etc. zu „Zweit-körpern“ erwählen. „Der Psalmist glaubt in Übereinstimmung mit einem Denkschema, das sich auch anderswo im Alten Orient findet, dass Gott physisch sowohl an einem Ort auf der Erde als auch im Himmel anwesend sein konnte.“ (Sommer 2009, S. 44 zu Ps 20; zu Ps 11,4 vgl. S. 235 FN 22).
Seine Augen blicken, ▼
▼Seine Augen blicken - das Objekt auch dieses Satzes sind die „Menschenkinder“. Die Aneinanderreihung zweier alternativer Ausdrücke für dieses blickende Prüfen soll die Aussage noch steigern und emphatischer machen.
Seine Augen ▼▼Augen - hier wird ein anderes Wort für „Augen“ verwendet als in Zeile c. Früher wurde es oft mit „Augenlider“ oder „Wimpern“ wiedergegeben, aber vgl. Dahood 1969, S. 351f. u.a.: Alternativer Begriff für „Auge“. Sinnvoll EÜ, LUT, MEN, PAT, R-S, SLT, TUR, van Ess, ZÜR: „Seine Blicke prüfen die Menschenkinder“.
prüfen die Menschensöhne. ▼▼V. 4 - Ein sog. „Casus pendens“ mit einem starken rhetorischen Effekt: Im Heb. kann ein Wort oder Satzglied (hier: die ganzen Zeilen a und b) von seiner „eigentlichen Stelle“ im Satz an den Satzanfang verschoben und dann an dieser seiner eigentlichen Stelle durch ein Pronomen vertreten werden (hier: das „seine“ vor „Augen“). Eigentlich also: „Die Augen JHWHs, der im Tempel ist, prüfen...“Auf diese Weise beginnen beide Strophen mit dem Wort „JHWH“, der Psalmist kann das Wort „JHWH“ seinen Gegenrednern in V. 4 zweimal wie einen Vorwurf entgegenschmettern, bevor er zu seiner eigentlichen Aussage kommt, und Gottes Gegenwart in seinem Tempel im Zion kann noch mal gesteigert werden mit seinem himmlischen Thronen, wie auch das „blicken“ noch mal durch „prüfen“ gesteigert wurde. „Ihr Würmer wagt es, JHWH die Stirn zu bieten? Dem auf dem Zion, dem im Himmel? Ihm, der die Menschenkinder sieht, der sie prüft!?“
5JHWH, der Gerechte, prüft. (JHWH [ist] gerecht. Er prüft.) - Und den Bösen und den Gewalt Liebenden hasst er (hasst seine Seele). ▼
▼V. 5 - Möglich auch: „JHWH prüft als ein Gerechter“, d.h. „er prüft gerecht“ (so B-R). Oder: „JHWH - den Gerechten und den Bösen prüft er, / und den Gewalt Liebenden hasst seine Seele.“ (so die meisten Kommentatoren und Übersetzer; bes. Michel 1997, S. 60-65). Oder: „JHWH - den Gerechten prüft er, und den Bösen und den Gewalt Liebenden hasst seine Seele.“ Unsere Üs. folgt Alexander 1850; ähnlich auch Delekat 1967, S. 156 und Eerdmans 1947. „Gerecht“ ist in V. 7 sicher auf JHWH zu beziehen und es ist unwahrscheinlich, dass in den nur sieben Versen dieses Psalms Gott mit dem selben Wort charakterisiert wird, mit dem zuvor auch seine Anhänger charakterisiert wurden. V. 5 führt also die Aussage in V. 4 weiter und macht sie zur Drohung: „JHWHs Augen blicken, sie prüfen die Menschenkinder. JHWH prüft - und wer sich dabei als Böser oder als Gewaltliebhaber ergibt, den hasst er.“
6Er wird (soll) ▼
▼wird (soll) - Ein Jussiv („soll“). Unzulässig daher: „Er lässt regnen“. Der Jussiv hat hier vermutlich kommissive Sinnrichtung und wird so als Drohung verwendet; im Dt. entspricht dem: „Er wird regnen lassen.“
regnen lassen auf [die] Bösen Schlingen (Kohle?): ▼▼Textkritik: Schlingen (Kohle?) - Die „Schlingen“ werden von fast allen Kommentatoren nach Sym korrigiert zu „Kohle“; so schon der Midrasch. Alle anderen alten Übersetzungen hatten aber offensichtlich das selbe Wort vorliegen, das sich auch im heb. Text findet; das „Kohle“ von Sym. ist also sicher selbst eine Korrektur. Delitzsch 1894, S. 133 und Eerdmans 1947, S. 130 wollen daher diese „Schlingen“ als einen metaphorischen Ausdruck für „Blitze“ verstehen, aber das ist sicher abzulehnen (so richtig schon Olshausen 1853, S. 71). Und CTAT IV, S. 47 will dem Wort pachim („Schlingen“) die allgemeinere Bed. „Unglück, Leid“ geben, aber auch das ist abzulehnen. Vielleicht also so: „Schlingen“ sind in Ps 124,7; Spr 7,23; Pred 9,12; Am 3,5 speziell Fanggeräte für Vögel. Wir könnten also hier das häufige Motiv der „Umkehrung der Verhältnisse“ vor uns haben: Nicht die Israeliten sollen „wie Vögel fliehen“ (V. 1), sondern JHWH wird dafür sorgen, dass im Gegenteil ihre Feinde wie Vögel werden: Wie diese durch Vogelfallen „besiegt“ werden, wird JHWH die Feinde der Israeliten besiegen, nämlich durch Feuer, Schwefel und Sturmwind.
Feuer, Schwefel ▼ und gewaltiger (glühender) Wind [ist] der Anteil ihres Bechers. ▼▼der Anteil ihres Bechers, d.h. ihr Los. S. ähnlich Ps 16,5; Jer 49,12; Ez 23,31-33; Hab 2,16. „Zugrunde liegt dabei die Vorstellung vom Hausvater, der seinen Gästen beim Mahle ihre Trinkportion in den Becher eingießt.“ (Herkenne 1936, S. 73). Bes. in späteren Schriften wird dieser Becher oft explizit näher bestimmt als „Zorneskelch“: Was den Empfängern dieses „Zorneskelches“ zukommt, ist der Zorn JHWHs. Das ist auch hier gemeint.
7Weil JHWH gerecht (der Gerechte) ist (denn JHWH ist gerecht.), Gerechtigkeit liebt (liebt er Gerechtigkeit.),Wird ▼
▼wird - Eigentlich ein Plural-Verb, da „der Aufrechte“ ein „generischer Singular“ mit Pl.-Bed. ist. Sinngemäß also: „Werden Aufrechte sein Gesicht sehen“.
ein Aufrechter sein Gesicht sehen (wird sein Gesicht auf einen Aufrechten sehen?). ▼▼sein Gesicht sehen meint wohl: Von ihm gesegnet werden. Das „Sehen von Gottes Gesicht“ ist etwas innerweltlich Geschehendes (s. Ps 17,15), also nichts, was erst nach einer „Auferstehung“ o.Ä. geschehen würde. Wahrscheinlich handelt es sich also um den Korrespondenz-ausdruck von „JHWH lässt sein Gesicht über jmdn leuchten“, das gleichfalls für JHWHs Segen steht (s. z.B. Num 6,25; Ps 41,17; 67,2; 80,4.8.20; 119,135): JHWH lässt sein Angesicht über jmdm leuchten ≙ Jmd sieht das Angesicht JHWHs. Zum ersten Ausdruck vgl. bes. Smith 1988b, zum zweiten z.B. Aaronitischer Segen (WiBiLex). Gemeint ist sowohl: „Aufrechte werden sein Gesicht sehen“, d.h. „Er wird seinen Anhängern schon helfen“, als auch: „[Nur] Aufrechte werden sein Gesicht sehen“, d.h. „euch Bösen steht ein schlimmes Geschick bevor“.
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