‏ Psalms 14

Kapitel 14

Psalm 14 ist ein weisheitlicher Klagepsalm. In V. 1 wird die Verderbtheit der gesamten Menschheit beklagt. Dieser Zustand wird in Vv. 2-6 zum Anlass für eine Besinnung über das vergangene Handeln Gottes in ähnlicher Situation: Eine Prüfung Gottes ergab, dass die gesamte Menschheit verdorben ist und sich sowohl ihren Mitmenschen als auch Gott gegenüber unangemessen verhält. Vv. 5f. schildern das Resultat dieser Prüfung: Die Übeltäter „erschraken einen Schrecken“, weil Gott sich erzürnt auf die Seite seines von ihnen unterdrückten Volkes stellte. In V. 7 schließt an diese Besinnung der Wunsch an, dass Gott doch auch jetzt wieder ebenso handeln möge: Gott möge das Geschick der von gänzlich verderbten Feinden unterdrückten Israeliten wenden, so dass sie wieder Grund zu Jubel und Freude haben. In Vv. 1-4 finden sich dabei einige verbreitete weisheitliche Motive (zum Folgendem s. näher z.B. Weisheit (WAM); speziell zu Ps 14 gut z.B. Caquot 1959, S. 1f.): Einander gegenübergestellt werden der „verderblich handelnde Narr“ (V. 1), der „nichts weiß“ (V. 4), und der Gott suchende Kluge (V. 2). Dahinter steht folgender Vorstellungskomplex: Gott hat die Welt wohl geordnet. Die Aufgabe des Menschen ist es daher, die „Regeln“ dieser von Gott geordneten Welt zu suchen und dann gott- und regelgemäß zu handeln. So auch hier: Der „Kluge“ wird in V. 2 gleichgesetzt mit dem „Gott-Sucher“. Sein Widerpart ist der „Narr“, der sich um die Ordnung der Welt und Gott nicht schert: der lebt, als „gäbe es Gott nicht“ (V. 1), sich daher an der kosmischen Ordnung auch nicht stört, sondern im Gegensatz zum Weisen „nichts weiß“ und daher gott- und regelvergessen Übeltat auf „Übeltat vergeht, verbricht“ - bes., indem er „JHWHs Volk frisst“ und selbst beim „Brot-fressen“ keinen Gedanken an den verschwendet, dem er dieses Brot verdankt. Einige Worte noch zu zwei überlieferungsgeschichtlich ungemein spannenden Besonderheiten des Psalms: (1) Psalm 14 ist doppelt überliefert und findet sich noch einmal in leicht abgewandelter Form als Psalm 53 an einer anderen Stelle des Psalters. Neben einigen stilistischen Veränderungen unterscheiden sich die beiden Psalmen v.a. in den Versen Ps 14,5f. und 53,6, die so unterschiedlich sind, dass man allenfalls davon ausgehen kann, dass die eine Stelle dem Verfasser der anderen Stelle als Inspirationsquelle gedient hat. Welche von beiden Fassungen die ältere ist, ist nicht mehr zu ermitteln. (2) Eine weitere überlieferungsgeschichtliche Besonderheit findet sich in LXX, VUL und selbst einigen jüngeren heb. Handschriften: Paulus zitiert Ps 14,3 in Röm 3,12 und schließt daran in Vv. 13-18 eine Blütenlese aus anderen atl. Bibelstellen an. Ein LXX-Schreiber hat diese Blütenlese als Bestandteil von Ps 14 angesehen und sie nach V. 3 eingefügt, was von dort aus dann in VUL und besagte heb. Mss übernommen worden ist. 1
[Status: Zuverlässig]
''Für den Chorleiter (Dirigenten, Singenden, Musizierenden; [Vorzutragen vom] Vorsteher [über das Ritual])''.
Chorleiter - Heb. menatseach; genaue Bedeutung unklar. Die Primärübersetzung „Chorleiter“ ist mehr oder weniger Konvention. Für einen guten Vorschlag zur Deutung vgl. Sawyer 2011b: In akkadischen Ritualtexten gibt es ähnliche Angaben wie in den Psalmüberschriften; u.a. wird dort häufig spezifiziert, wer den folgenden Text vorzutragen hat und welches Ritual Anlass des jeweiligen Ritualtextes ist. Entsprechend wäre dann in den Psalmen der menatseach nicht der „Chorleiter“, sondern der Vorsteher über das Ritual, bei dem der Psalm vorzuträgen war. Doch ist auch dies nur ein „educated guess“ und „Chorleiter“ ist in dt. Üss. so etabliert, dass die LF doch besser dieser Konvention folgen sollte.
''Von (für, über, nach Art von) David.'' Es sagt (sagte) [der] Narr in seinem Herzen (es sagte sich der Narr):„Es gibt keinen Gott!“
Es gibt keinen Gott - Gemeint ist kein theoretischer Atheismus, der im Alten Israel schwerlich vorstellbar ist. Der „Narr“ vertritt einen praktischen Atheismus: Er lebt und handelt so, als gäbe es keinen Gott, wie dann auch in den nächsten Zeilen näher ausgeführt wird.

Sie begehen, verbrechen (begingen, verbrachen) Übeltat
begehen, verbrechen Übeltat - Die beiden Verben benötigen eigentlich kein Objekt; das erste bedeutet schon allein „verderblich handeln“, das zweite „abscheulich handeln“. Sowohl die Aneinanderreihung der beiden fast synonymen Verben als auch die eigentlich unnötige Hinzufügung des Substantivs (das zwar auch neutral als „Tat“ verwendet werden kann, oft aber speziell die Bedeutung „Übeltat“ hat. In Ps 53,2 ist dies noch zusätzlich vereindeutigt worden zu „Untat“) sollen den Ausdruck noch intensiver machen.Sinnvoll daher NL: „Sie sind durch und durch schlecht und ihre Taten sind böse“.
[Es gibt (gab)] keinen, [der] Gutes tut.

2JHWH beugte (beugt) sich (blickt?) vom Himmel herab Über [die] Menschenkinder,
Um zu sehen, [ob] es gibt einen Klugen,Einen Gott-Sucher (einen Klugen, [der] Gott sucht):
: - Vv. 3-4 schildern das Ergebnis von Gottes Prüfung: Die gesamte Menschheit hat sie nicht bestanden.Dass Gott in V. 4 von sich selbst in der 3. Pers. spricht, kommt häufiger vor (vgl. dazu z.B. Malone 2009). Zu ähnlichen nicht durch ein Verb des Sagens eingeleiteten Zitaten vgl. z.B. Gordis 1949, S. 167-173.


3„Die Gesamtheit ist (war) abgefallen,Sämtlich sind (waren) sie verdorben.
Keinen [gibt (gab) es], [der] Gutes tut;Keinen. Auch nicht einen [einzigen].

4Wissen [denn] nicht[s] alle Übel-Täter,[Die] mein Volk fressen?
Sie fressen Brot,
[Die] mein Volk fressen? / Sie fressen Brot - Oft übersetzt als »Die mein Volk fressen, wie man Brot isst«, aber dann wären die beiden unterschiedlichen Verbformen (Zeile 2: Partizip, Zeile 3: Qatal) unerklärlich (richtig Eerdmans 1947, S. 135). Unsere Üs. folgt daher deClaissé-Walford/Jacobson/Tanner 2014, S. 165; Eerdmans 1947, S. 134; vgl. auch schon Olshausen 1853, S. 79. Charakterisiert werden die Übeltäter hier also erstens darüber, dass sie »mein Volk fressen« (d.h. ausbeuten, s. ähnlich Spr 30,14; Jer 10,25; Mi 3,3; Hab 3,14), obwohl sie das nicht mal nötig hätten, da sie ja Brot zu fressen haben (d.h. keine Not leiden müssen), und zweitens darüber, dass sie Brot zu essen haben - dass es ihnen also gut geht -, aber nicht einmal dafür JHWH anrufen, also danken. Sowohl in ihrem Verhalten ihren Mitmenschen als auch Gott gegenüber sind sie durch und durch schlecht. Die Üs. von EÜ (»Sie verschlingen mein Volk. Sie essen das Brot JHWHs, doch seinen Namen rufen sie nicht an«) folgt einem unnötigen Textkorrekturvorschlag von Kissane 1953 (s. auch schon Duhm, Gunkel).
[Doch] JHWH rufen sie nicht an.“

5Da erschraken sie einen Schrecken,
erschraken sie einen Schrecken - Figura etymologica, die den ganzen Ausdruck noch intensiver macht: „Da erschraken sie sehr“.
Weil Gott mit [dem] gerechten Geschlecht [war]:
: - Auch V. 6 ist wahrscheinlich ein Zitat JHWHs. Erst aus diesem Vers kann ja abgeleitet werden, dass Gott mit den Armen ist, wohingegen es Vv. 3-4 noch hieß, dass die gesamte Menschheit bei Gottes Prüfung durchgefallen ist.


6[Die] Plän[e] des Armen wollt ihr zuschanden machen,Doch JHWH [ist] sein Schutz!“

7Möge es doch vom Zion
Zion - Der Berg in Jerusalem, auf dem Gott in seinem Tempel wohnt. Hilfe von Gott kommt daher „vom Zion“ (vgl. z.B. Zion/Zionstheologie (WiBiLex).
Rettung für Israel geben!
Möge es doch vom Zion Rettung für Israel geben! - W.: „Wer wird geben vom Zion Rettung für Israel!?“, die heb. Wendung „Wer wird geben X“ ist ein Idiom für „Es möge sein, dass... X“, „Oh dass doch X wäre!“ (vgl. Lande 1949, S. 90f.).

Wenn JHWH das Geschick (die Gefangenschaft) seines Volkes wendet,Möge Jakob
Jakob - Alternativer Begriff für Israel, da Jakob nach Gen 25 der Stammvater der Israeliten war.
jubeln, Israel sich freuen!


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