‏ 1 Corinthians 1

Text: 1.Korinther 1,1-3 Der erste Brief des Paulus an die Korinther Einleitung Dieser, wie manche andere apostolische Briefe, ist ein Beweis, daß sich die Apostel zu GOttes Mitarbeitern und Botschaftern an Christi Statt hingegeben haben, nicht nur bei der ersten Verkündigung des Evangeliums und Sammlung einer Gemeinde, sondern auch bei der nachmaligen Sorge für solche Gemeinden, und bei dem Eifer, daß nicht der Feind in ihrer Abwesenheit Unkraut einstreue, oder damit wenigstens den durch des Feindes Schalkheit angerichteten Ärgernissen bald wieder abgeholfen würde. Dieser erste Brief an die Korinther ist sonderlich aus einer dringenden Liebe Christi (2Kor.2:4) und ernstlichem Eifer (2Kor.11:2-3) geschrieben, und hat also den Zweck, die in Pauli Abwesenheit eingerissenen Mißbräuche zu heben, damit zunächst dem Timotheus, den er zu ihnen zu senden Vorhabens war, und nachgehends auch ihm selbst, wenn er wieder zu ihnen käme, der Weg so gebahnt wäre, daß das persönliche Zusammensein desto fruchtbarer ausfallen könnte, wenn zuvor diese Steine gehoben wären. Man sehe 1Kor.16:10 und 2Kor.2:1. Die beste Einleitung zum Verstand dieses Briefes gibt das 18te Kapitel aus der Apostelgeschichte darin Pauli Aufenthalt zu Korinth beschrieben wird. Selbiger Anzeige nach hielt sich Paulus gegen zwei Jahre zu Korinth auf, um an dem großen Volk zu sammeln, das der Herr in dieser Stadt hatte, und das brachte er auch aus Juden und Heiden zusammen. Etwa fünf Jahre nach der ersten Anlegung dieser Gemeinde fand sich der Apostel zu diesem Briefe veranlaßt. Dem Haupt - Grund nach leuchtet der nämliche Sinn heraus, wie aus der Epistel an die Römer, nämlich Christum als den einzigen Grund des Heils anzupreisen, die christliche Freiheit zu retten, aber auch wohl zu ordnen, und damit Juden und Heiden auf den - aus Christo erlangten neuen Sinn fein zusammen zu fügen. Die Einteilung des Briefs kann man sich auf unterschiedliche Art merken. Die Hauptteile: Eingang Kap. 1:1-9 Abhandlung Kap. 1:10 - 15:55 Beschluß, Kap.16 unterscheiden sich merklich. Aber die Abhandlung kann man wieder in mehr oder weniger Teile zusammenordnen, je nachdem es einem faßlicher vorkommt. Ganz kurz kann man sagen: der Brief enthält teils Bestrafungen der Unordnungen Kap.1:10 bis Kap.6:20 teils Ermahnungen und Unterricht, Kap.7:1 bis Kap.15:55. Oder man kann es auch etwas umständlicher fassen: gegen die - unter den Korinthern entstandenen Trennungen zeigt er aus der apostolischen Lehr - und Lebensart, wie dergleichen Erhebungen zu dämpfen sind Kap.1:10 bis Kap.4:20. gegen die aus der versäumten Kirchenzucht unter ihnen aufgekommenen Ärgernisse und bösen Gewohnheiten legt er manches ernstliche Warnungs - Wort ab, Kap.5:6 beantwortet er unterschiedliche - über dem ehelichen und ledigen Stande vorgekommene Fragen, Kap.7. steuert der dem Mißbrauch der Freiheit beim, Besuch der heidnischen Opfer - Mahlzeiten, Kap.8:9. aus Veranlassung der - bei des Herrn Abendmahl eingerissenen Mißbräuche zeigt er überhaupt, wie man Alles für die ganze Gemeinde erbaulicher einrichten, und der Liebe das Regiment bei den geistlichen Gaben und ihrer Anwendung lassen solle, Kap.10 bis Kap.14. handelt er umständlich von der Auferstehung der Toten, Kap.15. im Beschluß verordnet er, wie die Liebes - Steuern für die armen Brüder zu veranstalten seien, gibt wegen Timotheus und seiner eigenen Ankunft Nachricht, und bestellt einige Grüße, Kap.16. Text: 1.Korinther 1,1-3 macht die Absicht des Briefs aus; die enthält, von wem er kommt (V.1), an wen er gerichtet ist (V.2), und mit was er sich den ersten Zugang in ihr Herz bahnt. Paulus, berufen zum Apostel JEsu Christi durch den Willen GOttes, und Bruder Sosthenes: Der Gemeinde GOttes zu Korinth, den Geheiligten in Christo JEsu, den berufenen Heiligen samt allen denen, die anrufen den Namen unsres HErrn JEsu Christi an allen ihren und unsern Orten. Gnade sei mit euch und Friede von GOtt, unserm Vater, und dem HErrn JEsu Christo! Paulus gibt sich nicht nur hier in der Aufschrift, sondern noch einmal gegen den Beschluß des Briefes hin (Kap.16:21) als den Verfasser desselben an. Er läßt auch Kap.15.8-10 solche Umstände einfließen, die sich auf Niemand als auf ihn schicken. Durch einen schnellen Ruf und eben so schleunigen Gehorsam gegen die himmlische Erscheinung ist Paulus zum Apostel JEsus Christi gemacht worden; darunter kam ihm auch die Zeit der schon geschehenen Verklärung JEsu, und der daher reichlich waltenden Gnade seines Geistes zu statten. Diesen seinen Beruf dankt er bloß dem gnädigen Willen GOttes. Auf diesen Willen GOttes aber war er auch getrost, etwas anzugreifen. Den Willen GOttes in etwas vor sich zu haben ist köstlich. Der Name GOttes dabei macht einem Ansehen; der bloße Gnaden - Wille aber, durch den einer treu geachtet ist, hält einen in der Demut. Wie in anderen Briefen seinen rechten Sohn Timotheus (Phil.1.1) , so setzt sich hier Paulus den Bruder Sosthenes an die Seite. So ungleich sonst die Arbeiter sonst nach Gaben und Beruf sein können, so gleich gestellt können sie nach Sinn, Liebe und Demut werden. Zu dem väterlichen ernst, den Paulus im Briefe braucht, gürtet er seine Lenden billig durch den apostolischen Beruf. Sosthenes stellt sich aber doch auch als Bruder in zarter und sorgfältiger Liebe für die Korinther mit darunter hin. Und auch diese Beistimmung des Sosthenes konnte Manchem in Korinth etwas austragen, weil er nicht nur als ein bewährter Mann, sondern auch als ihrer Umstände genau kundig, Glauben verdiente. - Was die himmlische Stimme zuerst ein großes Volk hieß, das der HErr in dieser Stadt habe, das heißt nun eine Gemeinde GOttes, nachdem es in eine Gemeinschaft am Evangelium zusammengefaßt war. Von GOtt war das Wort der Versöhnung, durch welches sie bekehrt und aus der Welt herausgerufen wurden, zu GOttes Gemeinschaft und Dienst sind sie auch durch ihren - dem Evangelium gegebenen Glauben tüchtig geworden. Gläubige und Heilige machen eine Gemeinde GOttes aus, sie mögen hernach mehr oder weniger äußerliche Freiheit, Ansehen von der Anzahl, Kirche und deren Rechte haben, oder nicht. - Daß der Apostel mit einem gedoppelten Ausdruck von Geheiligten in Christo JEsu, und von berufenen Heiligen gedenkt, damit sieht er vermutlich auf ihre Sammlung aus Juden und Heiden, nicht, als ob er noch jetzt einigen Unterschied oder Vorzug oder Ruhm zwischen ihnen wollte aufkommen lassen, sondern vielmehr zu zeigen, wie sie nun in Christo JEsu Eine worden sind. Wozu die Juden von den Vätern her mehr Anwartschaft gehabt haben, dazu sind die Heiden durch den Ruf der freien Gnade an sie und dessen Befolgung gekommen. 2Kor.1:1 heißt es: samt allen Heiligen in ganz Achaja; hier aber noch in weiterer Ausbreitung: samt Allen, die den Namen unseres HErrn JEsu Christi anrufen. Auf dergleichen fruchtbares Hinausdenken an andere Gemeinden hat der Apostel auch sonst in diesem Briefe geführt (Kap. 4:17, 7:17, 11:16, 14:33-36) . Alles in der Absicht, sie von ihren Eigenheiten, selbstgefälligem Wesen, an Menschen gesuchten Ruhm, abzuführen, und sie zu dem Gehorsam anzuhalten, auf dessen Grund sie hernach auch mit allen Übrigen Eins sein könnten. Beim Anrufen des Namens JEsu können auch wir noch uns diesen Brief zu Nutz machen, und wenn gleiche oder ähnliche Versuchungen unter uns kommen, so kann auch damit abgeholfen werden. Mit dem Vertrauen durch Christum zu GOtt auf seine Gnade und Frieden hat sich der Apostel auch unter seinem damaligen Anliegen über die Korinther getröstet, und einen Mut gefaßt, daß dadurch auch der Korinther Irrungen wieder können und werden zurecht gebracht werden. Bei der Kirchen - Not liegt es nicht sowohl am Schwernehmen, als am Vertrauen durch Christum zu GOtt. Text: 1.Korinther 1,4-9 Paulus erhebt vörderst sein Herz zum Lobe GOttes, über der Korinther Christen - Stand, und sucht damit teils sich selbst unter seiner Amts - Not aufzurichten, teils auch der Korinther Herz zu gewinnen, und sie zu überzeugen, daß er sie so wenig aus seiner Hoffnung als aus seiner Liebe lasse Wo wir nach der gemeinen Mundart sagten: es freut mich, da heißt der für die Ehre GOttes eifrige Geist in der Schrift sagen: ich danke meinem GOtt . Aber wenn man sich auch das im Reden geläufig machen wollte, so wäre es damit nicht ausgerichtet, wenn es nicht auch vor GOtt so Wahrheit ist. Es stärkt einen Diener GOttes und Knecht Christi nichts so sehr, auch bei den größten Schwierigkeiten sein Vertrauen nicht wegzuwerfen, und einem noch so scheinbaren, aber betrüglichen Menschen - Rat auszuweichen, als wenn er nur diese Gemeinschaft mit GOtt, seinem HErrn, über alle seine Amts - Angelegenheiten immer unterhält. GOtt in Christo war den Aposteln im Herzen nahe; darum konnten sie es auch so in einem reinen Sinn und keuscher Sprache ausdrücken, wie Alles aus GOtt in Christo herfließe, und wie es durch den Glauben einem eigen werde, daß man sich dessen mehr als über allerlei Reichtum, freuen könne. Paulus hat in einem Jahr und sechs Monaten Zeit gehabt zu vollständiger Verkündigung des Wortes GOttes, und sie haben es auch mit einem so völligen Glauben aufgenommen, daß Beides zusammen einen Reichtum von Lehre und Erkenntnis ausgetragen hat. Weil sie nun die Zeugen und Zeugnisse, die das Evangelium oder die Predigt von Christo vor sich hatte, wohl prüften, fleißig hörten, und mit willigem Gehorsam annahmen, so wurde sein durch diese Aufnahme und Bewahrung in ihnen kräftig, und GOtt bekräftigte es noch weiter durch Mitteilung vieler - zum Leben und göttlichen Wandel nötigen Gnaden - Kräften. Doch muß man freilich bei dergleichen schönen Zeugnissen nicht denken, als ob Einer unter den Korinthern so gut gestanden sei als der Andere. Es kommen nachmals selbst Klagen, die ein Anderes zu erkennen geben. Aber in der ganzen Gemeinde war doch ein solcher von GOtt bescherter Reichtum, eine solche Kraft der Wahrheit, daß sich die Zurückgebliebenen an den Übrigen wohl hätten aufrichten können. Kann doch ein Gläubiger auch nur von sich allein ungleich denken und urteilen, je nachdem er sich in der - von GOtt ihm geschenkten Willigkeit und Kraft des Geistes ansieht, oder je nachdem er über das Fleisch, und die ihm darin anklebende Sünde zu klagen hat; warum sollte nicht auch das Urteil von einer Gemeinde ungleich ausfallen können, je nachdem man die ihr gegebene, und von vielen Gliedern wirklich wohl angelegte Gnade preist, oder je nachdem man mehr auf die sieht, die sich von der Gnade noch nicht so völlig haben ergreifen und verändern lassen. Eine von den deutlichsten Wirkungen von der Kraft des Evangeliums im Herzen ist die lebendige Hoffnung, zu deren man wiedergeboren ist, und darin man des HErrn JEsu und seiner Offenbarung vom Himmel warten kann, aber nicht auf eine müßige, oder sonst sich in wunderliche Phantasien treibende Art, worüber man der täglichen Veränderung und Erneuerung seines Sinnes vergäße, sondern so, daß man die Offenbarung unseres HErrn JEsus Christi immer auch als den Termin zum Offenbaren und Richten unseres Verborgenen ansieht, mithin immer mit mehr Fleiß und Furcht darauf denkt, unsträflich vor Ihm erfunden zu werden. Das Festbehalten GOttes auf seiner Seite läßt uns nicht träg werden auf unserer Seite, über die Gemeinschaft seines Sohnes zu wachen, und an dem Liebes - Seil unseres himmlischen Berufs fortzulaufen, bis zum Daheimsein beim HErrn allezeit Text: 1.Korinther 1,10-21 Der Apostel fängt von dem an, was ihm wegen der - unter den Korinthern entstandenen Trennungen vor Ohren gekommen, und begegnet dieser mißlichen Versuchung so, daß teils die, so eine ungebührliche Anhänglichkeit an ihn hatten, teils die, so sich mit richterlicher Schärfe und verächtlichen Gedanken an ihm verfehlten, ihren Bescheid bekamen, und von ihren darunter steckenden Eigenheiten los werden konnten. Daß er mit Ermahnungen anfängt, und nicht gleich mit Bestrafung der eingerissenen Unordnungen, ist noch etwas sanfter, und schließt sich füglicher an das allererst ihrenthalber bezeugte gute Vertrauen an. Seiner Ermahnungen schafft er durch den Namen unseres HErrn JEsu Christi Eingang, der je billig viel gilt, und dem nichts gemäßer ist als Eintracht. Bei der Eintracht machen es freilich Worte nicht aus. Denn laßt uns nicht lieben mit Worten, noch mit der Zunge. Aber doch treibt sich die Liebe des Herzens auch in Reden; mithin die nachgehende, bedächtliche, vom Wohlgefallen an sich selbst herabsteigende Liebe verhütet es, daß einer nicht durch Einführung einer anderen Rede zur Trennung Anlaß gebe. Der HErr JEsus hat bei all dem Neuen, das Er aus dem Schoß seines himmlischen Vaters zu verkündigen hatte, doch eine wunderbare Unterwürfigkeit, unter die - vom Heiligen Geist eingeführte Rede in der Schrift bezeugt, und all sein Neues auf den Stamm und Wurzel der vorher schon bestärkten Wahrheit GOttes auch bis auf die beibehaltenen Redensarten gepflanzt. Wie viel mehr sind wir schuldig, zu verhüten, daß nicht eingeführte Redens - Arten ein Same zur Trennung werden. - Spaltungen entstehen zwischen dem, was zusammengehört, oder was auch wirklich schon besser verbunden gewesen ist, jetzt aber auf andere Gesinnungen, andere Erkenntnis und Reden von Glaubens - Sachen, andere Übungen, und sodann auch auf besondere Unterscheidungs - Namen gerät. Je näher man im Sinn zusammenhält, je eher kann man auch von übrigen zur Erbauung gehörigen Stücken einerlei Meinung haben, und einerlei Rede führen. Nun rückt er aber doch mit der dringenden Not heraus, die ihn zu dieser Vorstellung veranlaßt, und zwar tritt er ganz ins Licht damit, auch mit Vermeldung, von wem er es habe, damit man es nicht als einen leeren Argwohn abweisen könne. Über dem Unterschied der Meinungen ist es also auch schon zu Heftigkeiten, und das nicht nur in einer vorübergehenden Versuchungs - Stunde, sondern anhaltend gekommen. - Das Deuten auf etwas reicht nicht allemal hin. Eine Wächter - Stimme, die zur Warnung dienen soll, muß deutlich sein , und eine gerade Freimütigkeit findet meist mehr Eingang, als eine rückhältige Scheue. Es kann mit einer Anfangs unschuldig geschienen Hochachtung für diesen und jenen Lehrer, seine Gaben, das, was man von ihm gesehen und gehört hat, sich angesponnen haben. Aber schädliche Leute haben es sich zu Nutz gemacht, und den Unterschied zu weiterer Entfremdung getrieben. Die Vierten, mit ihrer Sprache: ich bin Christisch , können anfangs in guter Meinung sich der Anhänglichkeit an Menschen so haben erwehren wollen. Nach und nach aber kann der Mißbrauch dazu geschlagen sein, daß sie sich unter dem Vorwand dieses Namens noch ein größeres Ansehen als die übrigen Parteien geben wollten, und auch nicht von aller Hinansetzung des Lehramtes frei geblieben sind. Sodann fängt er an, sie fragweise einzutreiben, damit ein Jeder bei sich selbst über die Gefahr und den Schaden desto mehr nachdächte. Und zwar greift er die, so ihm anhingen, zuerst an, um diese vörderst nüchtern zu machen. Welches bedachtsame Verfahren seine Klugheit, reine Liebe und Eifer für GOttes Ehre zu erkennen gibt. Ihr wollt doch alle Christo angehören: wenn ihr aber nicht am Band der Einigkeit bleibt, so kommt es ja heraus, als ob ihr Christus zertrennen wolltet, und Jeder einen eigenen hätte. Könnt ihr den Paulus so als euren Zugang zu GOtt brauchen, wie ihr Christus und sein Kreuz, und die daran vollbrachte Versöhnungs - Arbeit brauchen könnt.? Habt ihr bei eurer Taufe euch zu Pauli oder Christi Jüngerschaft verpflichtet? Paulus sagt sich so sorgfältig davon los, daß er jemals zu solchem Rühmen von ihm Anlaß gegeben habe, damit die Korinther auch über die - darunter verborgene Gefahr nachdenklicher werden möchten. Von dem Umstand, daß ihn Christus gesandt habe, das Evangelium zu predigen, kommt der Apostel nun schicklicher auf diejenigen, die sich mit ihrer Achtung von ihm abwendeten, weil sie nicht die Beredsamkeit und anderes Geschick des Vortrags bei ihm fanden, und denen der Apostel zu verstehen gibt, es stecke etwas tieferes dahinter, nämlich selbst die Wahl der Materien sei ihnen nicht anständig, sein genaues Bleiben beim Wort vom Kreuz sei ihnen anstößig. Diesem Allem aber setzt der Apostel seine empfangene Amtsvorschrift entgegen, und sagt: das sei ihm nicht aufgegeben, sie mehr mit Verstandes - als Gewissens- Wahrheiten zu unterhalten, oder sie mit einem solchen Vortrage zu vergnügen, wobei es ungewiß wäre, ob sie mehr am Schmuck der Rede, oder an der Wahrheit selbst Gefallen fänden? Davon besorgt der Apostel die große Gefahr, daß das Kreuz Christi, also die kostbare Grund - Lehre des Evangeliums von dem zu unserer Versöhnung mit GOtt geschehenen Leiden, Kreuz und Tod des HErrn JEsu, samt aller daraus zur Bekehrung, Befriedung und Vollendung des menschlichen Herzens und Gewissens fließenden Kraft zurücksetzt, und dem fleischlichen Ärgernis des menschlichen Sinnes aufgeopfert würde. Denn an solche ungebührliche Forderungen sich zu kehren habe er nicht Not, weil die, denen das Wort vom Kreuz eine Torheit ist, auch sonst zeigen, daß sie sich nicht in die angebotene Gnade GOttes schicken mögen. Wir haben an uns und dem uns verschafften Heil den besten Beweis, was durch das Wort vom Kreuz ausgerichtet werden kann. Es ist auch den vorigen Wegen GOttes, und dem, wie GOtt in den Zeiten des Neuen Testaments zu handeln sich vorgenommen hat, ganz gemäß. Die Schrift, und ihr Urheber, GOtt, kann keiner einzigen Wahrheit abgeneigt, oder sie zu vernichten und zu verwerfen geneigt sein. Aber Vieles, dem seine anderwärtige Brauchbarkeit bleibt, kann doch in seinem Unvermögen und Unzulänglichkeit zu der Menschen Rettung dargestellt werden. Und wenn das die Menschen nicht erkennen, sondern sich mehr anmaßen wollen, als in ihnen ist, so müssen sie sich vor dem Licht GOttes, und seinem ernsten Nachfragen: Wo seid ihr? zuletzt verkriechen, und erkennen, daß GOtt durch die Predigt des Evangeliums und durch den - derselben verliehenen Sieg gezeigt habe, daß Er dadurch mehr ausrichte, als bisher aller menschliche Weisheit nicht möglich gewesen wäre, oder auch nur möglich geschienen hätte. GOtt hat ja die Welt lang genug stehen lassen, daß es sich in so vielen Jahrhunderten wohl hätte zeigen können, ob sie durch ihre Weisheit und eigenes Nachdenken GOtt in seiner Weisheit erkennete, und ob sie es also in der Erkenntnis GOttes, und in dem Verstand, Ihm zu dienen, durch Anstrengung ihrer Kräfte bei Betrachtung seiner Werke und bei der Achtsamkeit auf das - in ihrem Gewissen scheinende Licht, zu etwas brächte. Es hat sich aber genug gezeigt, wie weit nicht nur der große und gemeine Haufe zurückgeblieben ist, sondern wie auch die Weisesten sich so wenig über die Vorurteile ihrer Zeit hinausgeschwungen haben, wenigstens selbige Befestigungen nicht sonderlich anzugreifen, viel weniger zu stürzen gewußt haben. Das - der Vernunft so töricht und etwas auszurichten viel zu schwach scheinende Wort vom Kreuz hat GOtt ausersehen, dadurch die selig zu machen, so daran glauben. Diesem Wort vom Kreuz ist es auch gelungen, im Judentum und Heidentum viele der Erkenntnis und dem Dienst GOttes im Wege stehende Hindernisse so zu heben, daß man daran eine GOttes - Macht erkennen muß. Wie unbillig ist es, wenn die Welt jetzt hintendrein kommt, und mitten im Christentum eine natürliche Religion aufrichten, und zeigen will, wie weit sie es ohne die Lehre und den Geist Christi bringen könne; da sie es jetzt selbst nimmer weiß, was sie der Offenbarung GOttes geraubt, und wie viel sie dem Evangelium Christi zu danken hat. Wer noch jetzt mit der Predigt vom Kreuz einen Kreuzes - Sinn in der Menschen Herzen aufrichten, und damit zu ihrer Seligkeit mitwirken will, der lasse sich doch nicht von der veränderlichen Art der Weisheit in der Welt, die so abwechselnd als die Kleider - Mode ist, einnehmen, sondern merke doch, was ihn selber demütig und gebeugt macht, und was er also mit sanftmütigem Geist auch wieder an Andere bringen kann, oder was ihn hingegen aufbläht, und womit er den Menschen zu gefallen sucht. Dadurch wird man eigentlich zu falschen Propheten aneinander, wenn man einander nach etwas Anderem lüstern macht, und sein Heil nicht lauterlich im Wort vom Kreuz sucht. O GOtt! Behüte mich, daß ich nicht Alles anrühren möge, was in der Welt geschrieben und geredet wird, damit mein Verstand und Gewissen nicht verfinstert werde. Text: 1.Korinther 1,22-31 Der Apostel fährt fort, die Korinther von dem, was Trennung veranlaßte, abzuführen, absonderlich diejenigen, die meinten, man könnte die Predigt des Evangeliums durch einen geschmückteren Vortrag annehmlicher machen, und durch eine klügere Wahl der Materien manchem Anstoß ausweichen, so gründlich zu bescheiden, daß sie sich ihres Eigendünkels darunter zu schämen, und GOtt in seiner Weisheit anzubeten, werden Ursache gehabt haben. Zu dem sonderbaren Vorsatz und zu der Einrichtung, durch törichte Predigt selig zu machen die, so daran glauben, hat GOtt gegründete Ursache gehabt, und Alle, die seines Willens Diener sein wollten, haben noch solche Ursache, genau dabei zu bleiben; denn man möchte es auch machen, wie man wollte, so würde man es doch nicht Allen recht machen können. Mit Zeichen wurde zwar die Predigt des Evangeliums reichlich bekräftigt. Aber der menschliche Eigensinn hört darum nicht auf, noch andere zu verlangen. Sonderlich forderten die Juden das Zeichen, das sie schon ehemals dem lieben Heiland selbst zumuteten: steig herab vom Kreuz, daß wir sehen und glauben. Dem Reich GOttes, meinten sie, sollte aufgeholfen werden, wie ehemals unter Moses, und den siegreichen Königen. Die Griechen hingegen wollten auch den Zeichen nicht gern trauen, sondern hielten daher mehr auf künstliche Beweisführungen und Überzeugungen. In dem Herzen eines manchen abgestandenen Christen vereinigen sich beiderlei Unarten, und werfen sich zu einer Befestigung wider die Erkenntnis Christi auf. Wir aber kehren uns an diese ungebührlichen Zumutungen nicht, sondern tragen das Wort der Versöhnung und in demselben Gnade und Friede an, können also nicht anders, als bei dem Kreuz Christi anfangen, welches sich mit den Begriffen der Juden von einem Messias am wenigsten reimt, wodurch sie sich also am meisten von der Annahme des Evangeliums abhalten lassen, während die Griechen nach ihrem eitlen Sinn und Vorurteilen nicht absehen können, was man zur Besserung eines Menschen austragen soll. Wer sich aber auf GOttes Beruf mit Gehorsam der Wahrheit einläßt, der kann Christi Kreuz als das Panier und den Sammel - Platz erfahren, auf dem die zerstreuten Kinder GOttes aus Juden und Griechen zusammen kommen. Und wer einmal das Ärgernis am Kreuz überwunden hat, der bekommt erst Christum ganz zu erkennen und zu genießen. Die göttliche Kraft beweist sich hauptsächlich in der herzlenkenden Bekehrungs - Gnade, mit welcher die Predigt von Christo begleitet ist; und wer sich dieser göttlichen Kraft überläßt, der entdeckt am Evangelium immer mehr weisliche Einrichtung, dadurch er in seinem ernsten Glauben bestärkt wird. Wir haben geglaubt und erkannt, geht Joh.6:6 9 auf einander. Wer die göttliche Kraft mit Gehorsam in sich wirken läßt, kommt zur Erfahrung der göttlichen Weisheit. Wer die göttliche Kraft mit Vorurteilen von seiner fleischlichen Weisheit unwirksam macht, bringt sich um Beides. Das, was in der Einrichtung GOttes von den - in ihrem Dichten eitlen Menschen für Torheit angesehen wird, nämlich, daß sich seine Unterweisung zur Seligkeit nicht mit klugen Worten schmücken, und nicht mit Waffen vernünftiger Vorstellungen die Gemüter einnehmen soll, übertrifft nicht nur die falsche eingebildete Weisheit, sondern kommt auch sicherer und schneller zum Zweck, richtet mehr aus, als die wirkliche wahre Weisheit, die nur mit langsamen Vorstellungen bei den Menschen zu wirken vermögend ist . Man nehme nur immer Christum und Salomo in Vergleichung zusammen, wie dieser selbst in seiner Weisheit nicht bestanden, sondern durch sinnliche Lust gefällt worden ist, zum Anzeigen auf alle Zeiten hinein, wie der Kreuzes - Sinn aus Christo erst die Weisheits - Sprüche in uns aufrichten müsse. Die göttliche Schwachheit, daß Christus gekreuzigt worden ist in Schwachheit, und GOtt nun doch bei der Predigt von Christo nichts anwendet, worin man sonst in der Welt seine Stärke sucht, richtet mehr aus als alle menschliche Kraft, und ist mit Hinwegräumung so vieler Hindernisse eher fertig, als kein menschlicher Arm vermöchte. Zur Überzeugung hievon führt sie der Apostel auf ihre eigene Erfahrung. Nehmt selbst wahr, sagt er, wie GOttes Antrag an euch gekommen ist, was Er zu eurer Veränderung gewirkt hat, was ihr euch noch von selbiger Erfahrung bewußt seid, und wie es jetzt in eurer Christen - Gemeinschaft aussieht. Zur Gemeinschaft GOttes und seines Reichs sind ja nicht eben Viele gebracht von Solchen, die besondere Einsicht und gutes Geschick in weltlichen Dingen haben, oder die durch Vermögen und Stand etwas in der Welt durchsetzen können, oder die in Abstammung von berühmten Eltern einen Vorzug haben. GOtt hat auch solche mit seinem Beruf nicht übergangen, Manche davon auch wirklich ergriffen, nur nicht Viele; sondern das vor der Welt Törichte für bequemer zu seinen Absichten gehalten, und den Weisen also mit der Tat gezeigt, daß sie ihm nicht so unentbehrlich seien. Im Neuen Testament und bei der Gnade desselben soll es ganz unterbleiben, daß sich Jemand etwas beilege, um deswillen er Anderen vorgezogen sein wollte. Durch das Evangelium ist den Menschen alle diese Einbildung und Selbst - Erhebung niedergelegt. GOtt schließt Seiner Seits Weise, Gewaltige, Edle nicht von seinem Beruf aus. Nur der Ruhm, der Stolz und Trotz muß zunichte gemacht werden. Wer den ablegt, der kann bald mit den Unmündigen, Schwachen, Verachteten auf einem köstlichen Pünktlein der Geistes - Armut zusammenkommen. Nur der Ruhm ist GOtt zuwider. Wie ist es aber möglich, daß sich unser Herz zu solcher Erniedrigung bequemt? Der Beruf GOttes zur Gemeinschaft seines Sohnes ersetzt uns Alles, wessen man sich begeben muß, sehr reichlich. In Christo findet man mehr; nach GOttes Ordnung wird uns dieser zur Weisheit, und bringt uns bei Zurückhaltung der Weisheit nach dem Fleisch zu einer viel richtigeren Erkenntnis; und wenn man sich seiner Schwäche und Unvermögens, vor GOtt zu stehen, noch so schuldig geben muß, so wird Er uns zur Gerechtigkeit und gegründeten Ansprache an GOtt, und rechtmäßiger Erwartung alles seines Heils. Und wenn man dem Eitlen aus der leiblichen Geburt noch so mutig unter das Gesicht sieht, so findet man in Ihm und aus der neuen Geburt, durch den Glauben an seinen Namen mehr Ehre; und durch Erlösung wird uns Alles was uns verachtet und schnöd gemacht hat, vollends gar abgenommen, und von ewiger Herrlichkeit verschlungen werden. Das trägt den einzig gültigen Ruhm an GOtt aus. Man könnte meinen, natürliche Gaben, Weisheit, Vermögen, Standes - Vorzüge kommen ja auch von GOtt, und können zu Dessen Ehre und Ruhm angewendet werden. In der Schrift aber rechnet der Geist GOttes erst alsdann, daß man GOtt die Ehre gebe, und sich seiner rühme, wenn man Ihn als die Quelle der Gnade in Christo kennen lernt, und darin bei tiefster Vernichtigung seiner selbst all sein Heil sucht.
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