‏ 1 Corinthians 14

Text: 1.Korinther 14,1-11 Der Apostel faßt nun aus der bisherigen Abhandlung Alles zusammen, was den Gebrauch der geistlichen Gaben in friedlichen und erbaulichen Gang zu Setzen dienlich sein kann; und zeigt sonderlich zuerst, warum man sich mehr auf die allgemeine brauchbare Gabe der Weissagung legen, als sich mit Reden in Sprachen überhäufen soll. Die geistlichen Gaben stehen zwar meist in der Freiheit desjenigen Geistes, der wirkt, und Jedem zuteilt, nachdem er will. Doch kann auch an den Gaben etwas erweckt, oder versäumt, gedämpft, oder durch Reizung dazu in Gang gebracht, vermittelst der Liebe und Demut in brauchbarer Salzkraft erhalten, oder durch Aufblähen übereinander zum schlechten Salz gemacht und damit verdrungen werden. Weissagen begriff auch damals noch das Vorherverkündigen zukünftiger, verborgener Dinge, im weiteren Verstand aber die Darlegung der im Wort GOttes liegenden Wunder und Geheimnisse zum allgemeinen Gebrauch; welche Gabe freilich durch Fleiß, Gebet, Übung im Wort GOttes, Wachsamkeit über Sein eigen Herz erweckt werden konnte. In einer oder mehreren fremden Sprachen reden, die man nicht mit menschlichem Fleiß erlernt, sondern darin einem GOttes Wahrheit auszusprechen durch den Geist verliehen ward, hatte guten Gebrauch zu schneller Ausbreitung des Evangeliums, und diente überhaupt zu einer schönen Anmahnung, daß der durch die mancherlei Sprachen eingeführte Unterschied der Völker, und daraus die Veranlassung zur Entfremdung, ja Haß untereinander durch den Segen des Evangeliums aufgehoben, und Alles zum Lobe GOttes und JEsu Christi aus Einem Herzen und Mund gebracht werden solle. Aber in einer Gemeinde da Niemand war, dem das in einer fremden Sprache Geredete zum Unterricht dienen konnte, war der Gebrauch davon freilich bloß auf den eingeschränkt, der redete; da hingegen aus dem Weissagen auch viele Andere teils Wachstum in der Gnade und Erkenntnis, teils Ermunterung zu christlichen Tugenden, teils Stärkung in der Geduld unter mancherlei Anfechtungen schöpfen konnten. Das Reden durch Offenbarung und Erkenntnis, Weissagen und Lehre unterscheidet man insgemein so, daß die beiden ersten Worte, Offenbarung und Erkenntnis, auf die zwei Haupt - Quellen deuteten, aus welchen Alles geschöpft werde, nämlich die Offenbarung im Wort, und die Erkenntnis wie sie auch aus allen Werken, und sonstigen Erweisungen GOttes Jedem in das Gewissen leuchtet. Die beiden folgenden Worte, Weissagung und Lehre, Sehen mehr auf die zwei Hauptarten, deren man sich im Vortrag bedient, da man entweder die meiste Beweis - Kraft aus der Offenbarung nimmt, oder aber auch die Rede so mäßigt, daß sie für Jeden auf die Regierung GOttes irgend Aufmerksamen lehrreich sein kann. Das Brauchbarste aber an aller Rede ist die Deutlichkeit. Man kann heutiges Tages in einer Allen bekannten Muttersprache reden, aber doch solchen Schmuck der Wohlredenheit, solche ungewohnte Wendungen der Rede anbringen, daß man darüber den Meisten wie landfremd wird. Text: 1.Korinther 14,12-22 Der Apostel bestätigt noch weiter, wie und warum man bei den: Gebrauch der geistlichen Gaben Alle nach den: Hauptzweck der Erbauung des Unterrichts und der Stärkung, so Andere davon genießen können, einrichten soll. Ohne sie der Eitelkeit so gerade hin zu beschuldigen, die sich zum Gebrauch ihrer geistlichen Gaben, allermeist bei dem Reden der fremden Sprachen, geschlagen hatte, sucht er sie doch unvermerkt davon abzubringen, und ihnen ein richtiges Ziel in der Erbauung der Gemeinde vorzuhalten. Auch statt befehlsweise so zu sagen: ihr sollt es so und so machen, gibt er die sanftere Wendung: ich will beten im Geist, nach einer dazu von GOtt geschenkten Erweckung, die mich über den Bedacht auf Andere erhebt, und mich in eine Aufwartung vor GOttes Thron stellt, die näher au die Anbetung mit den vollendeten Gerechten reicht; ich will aber auch beten mit dem Sinn, in der Deutlichkeit und Mäßigung, wie es auch Anderer neben mir ihr Glaube erreichen und daraus Stärkung ziehen kann. Auf den größeren und insgemein schwächeren Teil der Gemeinde ist am meisten Rücksicht zu nehmen. In Kirchen Sachen, auch nach GOttes eigenen Einsetzungen, ist Alles so eingerichtet, daß die Stärkeren und Begabten sich darunter zu demütigen haben, die Schwächeren aber sich daran aufrichten können. Dabei gibt man freilich der Schwachheit nicht so viel nach, daß kein Wachstum betrieben würde; aber führt auch nicht schnell so hoch, daß der Schwächere nicht einmal Amen dazu sagen kann. Nämlich es kann Mancher von etwas nicht so viel leichte Erkenntnis haben, daß es einen schicklichen Ausdruck davon machen, oder sonst mit nötiger Freudigkeit sich darüber herauslassen könnte; er kann aber doch zu eines Andern Zeugnis Amen sagen, merken, daß es wahr ist, und daß der Samen zum Glauben auch in seinem Herzen so weit schon liegt, daß er sich mit Wünschen des Sieges der Wahrheit annehmen kann. Paulus blieb bei mehreren Gaben demütiger, als die Korinther bei wenigeren: wie man sonst sagt: die Halbgelehrten seien aufgeblasener, und Gründlichere entgehen der Versuchung zur Selbstgefälligkeit eher. Sich so zeigen wollen in Sachen, die von keinem sonderlichen Gebrauch sind, gehört zur Kinderei, dabei man ein Lob erjagt, wie ein Kind über einer Schulübung eines davon tragen könnte. Bei vollkommenerem Verständnis bestimmt man jeder Sache ihren Wert aus dem Nutzen, den sie schafft. - Was der Apostel aus dem Gesetz oder aus den Schriften Alten Testaments anführt, war bei dem Propheten eigentlich eine Drohung vom Einfall fremder Völker. Wie kann der Apostel das auf die Gabe der fremden Sprachen ziehen, die doch allemal eine Wohltat bleiben? Für die vielen Heiden und Völker, zu denen sich GOtt mit seinem Reich und Evangelium wendete war es freilich Gnade und Wohltat, daß GOtt seine großen Taten in ihren Sprachen aussprechen ließ; aber für Israel war es ein bedenkliches Zeichen ihres Unglaubens, womit sie das Wort und Reich GOttes von sich stießen, und der sich auch durch selbigen Vorgang nicht überwinden ließ. An diesem Beispiel sollten sich nun auch die Bekehrten aus den Heiden spiegeln, und mit Gnaden Sachen auch gnadenmäßig umgehen. Sprachen gehörten allernächst noch zum dem lauten Zusammenläuten, womit GOtt Aufmerksamkeit für das Evangelium Christi erwecken wollte; und insofern waren sie mehr den Ungläubigen brauchbar; da hingegen die Gläubigen aus dem - durch Weissagung ihnen vorgelegten Wort der Wahrheit die eigentliche Glaubens - Nahrung zogen. Text: 1.Korinther 14,23-40 Der Apostel setzt es vollends ganz auseinander, wie er wünschte, daß sie es mit der Einrichtung ihrer öffentlichen Zusammenkünfte hielten, um so der gemeinschaftlichen Erbauung auf das Beste aufzuhelfen. Es hat sich ja gleich am ersten Pfingstfest des Neuen Testaments gezeigt, wie übel das Reden mit fremden Sprachen beurteilt worden ist, bis Petrus durch Weissagen den rechten Anschluß darüber gegeben hat. Mithin hat der Apostel wohl gleiche Wirkung auch bei andern Ungläubigen vermuten können. Durch Weissagen aber; dadurch man die Wunder in GOttes Gesetz und Lehre aussprach, konnte Mancher von seinem bisherigen Unglauben, dessen Ungrund, Gefahr und Versäumnis dabei überzeugt, oder doch über die Mängel seines Glaubens, Unwissenheit, Versäumnis des Gebets und göttlichen Worts gerichtet werden. Überhaupt konnte viel Licht auf die zwei großen Heimlichkeiten des menschlichen Herzens fallen; wie weit der Angriff der Wahrheit an manchem Herzen schon gegangen, durch was er aber immer wieder aufgehalten, oder gar wieder abgetrieben worden sei. Die öffentlichen Bekenntnisse über die vom göttlichen Wort verspürte Kraft werden heutzutage selten; in der Schrift finden sich doch wichtige Beispiele davon In den ersten Gemeinden war freilich der Beitrag reicher als wenn bei uns jetzt ein Einiger mit seinem Vortrag die Erbauung stiften soll. Doch kann man sich auch der jetzigen Einrichtung mit Gebet Fürbitte und Danksagung so annehmen, daß man darunter doch ein Gehilfe der Wahrheit wird. Auch über das, was Einer aus dem Schatz des göttlichen Worts genommen, und nach dem dargereichten Vermögen zum gemeinen Trost, Freude, Unterricht, Warnung dargelegt hatte, durften Andere richten, und also durch ihre Beistimmung, oder auch durch Zusätze, geäußerten Anstand, vorgelegte Zweifel, zu völliger Darlegung der Wahrheit Anlaß geben. Durch das anfängliche Zuhören konnte, bei einem Dritten eine neue Offenbarung und weiterer Aufschluß veranlaßt werden, und da sollte der erste schweigen, weil es annehmlich ist, daß durch die frisch bescherte Gabe das Abgehende ergänzt werde als wenn einer allein auszufüllen meint. Das konnte auch so geübt werden, weil die Geister der Propheten den Propheten untertan sind, und also Keiner von seiner Gabe und Trieb zu reden so hingerissen wird, daß er nicht, könnte schweigen. Bei dem vormaligen Weissagen im Alten Testament muß eine solche Gewalt über die Menschen gekommen sein, die sie ihres beraubt hat. Siehe zum Beispiel 1Sa 19:20 ff., Nach der sanften Art des Geistes Christi aber war es mit der Gabe der Weissagung so, daß sie den Menschen nicht aus der Macht über sich selbst, und aus dem Bedacht auf die äußerlichen Umstände gesetzt hat, sondern sein Geist ihm untertan geblieben ist, daß er hat nach jedesmaligen Umständen reden oder schweigen, fortmachen oder abbrechen können Eben so aber sind sie auch anderen Propheten untertan gewesen, nicht daß man eine gewiß erkannte Wahrheit dem Anderen zum lieb aufgegeben hätte, dagegen ein warnendes Beispiel 1Ki 13:15-22 vorkommt; sondern so, daß Keiner allein gehört und befolgt zu werden verlangte, sondern einem Anderen auch Raum ließ zu reden. Wer sich von dem billigen Ansehen, so er für Andere haben sollte, sogar frei machen, und Alles nach seinen Einsichten durchtreiben will, der gerät in Versuchung, von seinem eigenen einsehen desto mehr eingenommen zu werden. - Daß im Reich GOttes auch durch Weiber gute Botschaft gebracht, Glaube erweckt und gestärkt werden könne, davon hat man viele Beispiele in der Schrift, sonderlich in der Auferstehungs - Geschichte; und daß man ihrer Handreichung sich bei dem Unterricht der Kinder, bei der Pflege der Kranken, usw. bediente, davon kommen auch in den Schriften der Apostel Spuren vor; und darin soll der Geist auch jetzt nicht gedämpft werden. Aber bei dem öffentlichen Vortrag in der Gemeinde soll es bei dem bleiben: Eure Weiber lasset schweigen in der Gemeinde zc. Man kann ohne Wort viel ausrichten, 1Pe 3:1-6 , durch Übung der Liebe, der Stille, des Gehorsams, der Keuschheit laut genug predigen. Wer nicht sagen kann, daß er der Erste und der Einige sei, zum dem das Wort GOttes gekommen, der hat auch die Verbindlichkeit, an Andere vor ihm und neben ihm zu gedenken, und GOttes Werk an ihrer Weise zu ehren und zu achten. Wer nicht nachgeben will, den überläßt man besser eine Weile seinem Eigendünkel, als daß man beständig mit ihm streitet. Der Geist der Liebe und der Zucht richtet es so ein, wie es einzeln wohlanständig und unter Mehreren ordentlich herauskommt.
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