‏ 1 Corinthians 3

Text: 1.Korinther 3,1-9 Der Apostel beweist noch weiter, warum er außer den Kap. 1 und 2 angeführten Gründen keine andere Lehrart habe brauchen können, und daher, daß es der Korinther Umständen gar nicht gemäß gewesen wäre, wenn er es auch wirklich anders hätte angreifen wollen; und gibt ihnen zu erkennen, daß, wenn es nur ein anderer Knecht Christi bei etwas veränderten Umständen auch anders angegriffen habe, so sollten sie nicht sowohl auf diesen Unterschied, als vielmehr auf die - bei Einem wie bei dem Anderen nötige Gnade GOttes sehen, aus welcher alles Wachstum und Gedeihen herzuleiten sei. Nach der Beschaffenheit der Zuhörer hat sich ja auch der größte Lehrer von GOtt gekommen, bedächtlich gerichtet: ich hätte euch noch viel zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen; glaubt ihr nicht, so ich euch von irdischen Dinge sage, wie würdet ihr glauben, wenn ich euch von himmlischen Dingen sagen würde, waren seine öfteren Erklärungen. GOttes Lehrart verlangt uns ja nicht zu überhäufen. Nicht als mit Geistlichen, die Alles zu richten erleuchtet und gestärkt wären, die Alles wohl anzuwenden wüßten, wenn man ihnen auch den ganzen Umfang der Heils - Wahrheiten, und die tieferen Gründe von GOttes Gnaden - Rat vorgetragen hätte, sondern wenn ihr schon nimmer unter der völligen Herrschaft des Fleisches steht, so seid ihr doch noch so sehr von dem, was in die Sinne fällt eingenommen, und nach dem äußerlichen Schein und Ansehen zu urteilen, versuchlich; mithin auch etwas zu fleischlichem Aufblähen über einander zu mißbrauchen geneigt, wie es bei der kurzen Zeit, seitdem ihr zur Gemeinschaft mit Christo gebracht seid, als von Kindern nicht wohl anders zu erwarten ist. - Das unter den Korinthern gepredigte Evangelium setzt der Apostel mit dem Namen Milch nicht herunter, sondern erklärt es vielmehr eben damit für das Nahrhafteste, und zur Stärkung des geistlichen Lebens Bequemste; gleichwie nicht Alles, wonach man oft lüstern werden kann, mit dem Namen der stärksten Speise zu beehren ist. Auch aus der Milch kann man Speise bereiten. Man kann JEsum Christum den Gekreuzigten so predigen, daß es Milch heißt, und den ersten Glauben an die - durch Ich gestiftete Versöhnung wirkt und nährt. Man kann Ihn aber auch predigen, wie Paulus den Hebräern, daß man die Gründe und Rechte seines ewigen Hohenpriestertum aufschließt; und da ist es Speise, doch aus lauterer Milch des Evangeliums bereitete. Man kann aber auch unter dem Vorwand mehreren Wachstums auf Einsichten verfallen, und zum Beispiel vom Ursprung des Bösen, von der Fortpflanzung der Sünde, von den tieferen Gründen unserer Wiedergeburt aus dem Geist, vom Zustand nach dem Tod, und von der über diese Zeit hinausreichenden Gnaden - Haushaltung GOttes Aufschlüsse und Vorträge haben wollen. Dazu kann aber die Versuchung schlagen, daß man gar über das Ebenmaß der Schrift hinausgerät, und zur Milch und Speise gar untüchtig wird. Daß er sie so anzusehen Ursache gehabt habe, beweist er nun aus den - unter ihnen ausgebrochenen Regungen des fleischlichen Sinnes. Denn die Einbildungen eines besorglichen Nachteils aus Anderer Vorzügen erweckt Eifer, und der gebiert Widerspruch oder Heftigkeit in Verteidigung seiner Meinungen, und daraus wird Spaltung, daß man einander nicht nur in Lehrsätzen widerspricht, sondern sich auch durch besondere Übungen und Verbindungen von einander unterscheiden will. So gewiß nun Liebe, Einigkeit, Friede eine Frucht des Geistes ist, und ein Beweis, daß man in GOtt ist und bleibt, so gewiß verrät Neid und Entrüsten das Fleisch, und den Trieb gemeiner menschlicher Affekte, die sich gewöhnen, Alles den Menschen in das Gesicht zu rücken, an deren Urteil man über Gebühr hängt. Ruhmsucht am Menschen entspringt aus dem Fleisch, und ist ein Mangel einer noch nicht genug in GOtt eingedrungenen Gemeinschaft. Vorwand kann man freilich nirgends leichter hernehmen, als von den Dienern, durch deren Wort man anfänglich gläubig geworden, oder im Glauben gefördert worden ist. Aber wenn man aus dem Unterschied der Gaben, aus der ungleichen Art, ihre Sachen anzugreifen, zu viel macht. Dem Einen es zur Last legt, daß man bei ihm die Förderung nicht so gefunden, dem Anderen es zum Ruhm rechnet, daß einem durch ihn und seine Art das Licht aufgegangen sei, und nicht bedenkt, wie GOttes Gedeihen bei dem Einen und dem Anderen das Beste tun müsse, wie der ungleiche Erfolg, so viel auch an uns selbst, an Zeit und Umständen gelegen sei, doch nicht immer von uns abhänge, so legt oder nährt man eben den Zunder zu schädlichem Eifer. Je tiefer sich aber Einer unter das Wort beugt, nichts zu sein, nichts für sich zu suchen, je richtiger kann er solchen Verirrungen ausweichen und auch bei Anderen verhüten . Damit ist aber nicht aufgehoben, daß der Unterschied vor GOtt groß sein und ausfallen könne. Aber davon verstehen wir noch nichts, und sollen es nicht zu unserem Schaden frühzeitig bestimmen wollen, sondern in unparteiischer Liebe Alles benützen, was uns GOtt vorkommen läßt. Text: 1.Korinther 3,10-15 Da der Apostel so gar auf den niedrigen Sinn gedrungen, den die Arbeiter GOttes von sich selbst führen sollen, und deswegen auch Andere keine so gute Wahl zwischen ihnen anzustellen hätten; so baut er nun vor, und verhütet, daß man das in keine nachlässige Gleichgültigkeit ziehen, oder Alles unter einander ungeprüft annehmen sollte. Er stellt deswegen nachdrücklich vor, daß, so wenig der Unterschied jetzt gleich ausgemacht werden könne, so groß werde er doch mit der Zeit ausfallen, und so ernstlichen Bedacht habe jeder Arbeiter schon jetzt darauf zu nehmen. Zur Sammlung des Volks, daß der HErr zu Korinth hatte, ward der Anfang durch die Predigt Pauli gelegt, und die von ihm verkündigte Erkenntnis Christi wurde der Grund, wie zu eines Jeden eigenem Herzens - Glauben, so auch zu der Gläubigen Verbindung unter einander. Oben beim Begießen hat der Apostel den Apollo noch ausdrücklich genannt: Apollo hat begossen; jetzt aber, da er auch von manchem untauglichen Ackerbau zu sagen nötig fand, so schont er des Apollo, damit es Niemand auf ihn deute, wie es dann wirklich mehr auf andere mißliche Arbeiter oder auf der Korinther eigenen Mißbrauch ging. Die Vorsichtigkeit haben freilich die Arbeiter zuvörderst nötig. Doch kommt es beim Ackerbauen auch viel auf den Glauben, die Beistimmung, Annahme, Begierde derer, die bearbeitet werden, an, wie sie auf etwas hinfallen, oder sich zurückziehen; und also haben auch sie diese Vorsichtigkeit nötig. Je mehr nun heutigen Tages auch viel Erbauung aus dem Bücherlesen, aus schriftlichem und mündlichem Umgang mit einander gesucht wird, desto mehr hat man auch das Wort auf sich zu ziehen: Ein Jeglicher sehe zu wie er baue? nicht nur an dem was? an der Wahl der Materien, sondern auch an dem wie? an der Verbindung der Wahrheiten unter einander, an den Hilfsmitteln, die man zum Vortrag braucht, an den Kunstgriffen, womit man die Gemüter einnehmen will, ist viel gelegen. Wenn sich schon Keiner unterfängt, den gelegten Grund umzustoßen, so kann auch nur durch den Überbau doch beträchtlicher Unterschied eingeführt werden; je nachdem man bei dem bleibt, was mit dem gelegten Grund die nächste Verwandtschaft, genaueste Verbindung; der Seelen Heil und Erbauung am sichersten fördert; auch bei veränderten Umständen einen unveränderten Wert behält; bei einer über die Kirche GOttes oder einzelne Glieder ergehende Heimsuchung nicht von seiner Brauchbarkeit verliert, sondern als zunächst aus GOttes Rat und Verordnung geschöpft, auch GOttes richterliche Bewilligung immer finden wird; oder je nachdem man andererseits mehr aus dem macht, was von dem Grund entfremdet, mehr auf menschlichem Gutmeinen, als GOttes Offenbarung, beruht, mehr durch Worte menschlicher Weisheit einen Schein der Erheblichkeit bekommt, als das es einen inneren Wert hat, mithin auch mehr auf Ruhm von Menschen, auf Fürwitz führt, als Erbauung in der Glaubensgemeinschaft mit dem wahrhaftigen GOtt schafft; mithin bei jedem Dareinsehen GOttes, und allermeist bei dem letzten Scheidungs - Tag als untauglich erfunden wird . Jede Lehre zieht immer auch eine gewisse Art und Übung im Leben nach sich; gleichwie oft, auch einer Freiheit im Leben zu gefallen, erst auch gewisse Grundsätze und regeln aufgestellt werden. Mithin ist es auch hier bei diesem Überbauen nicht von einander zu trennen. GOtt aber hat Mittel und Wege genug, das, was verborgen ist, an das Licht zu bringen, und auch das in seiner eigentlichen Gestalt darzustellen, was man gern anders hätte schmücken mögen. Unter dem Feuer hat man also Alles zusammen zu nehmen, was eine genaue, mächtige, richterische, durchdringende Unterscheidungskraft beweist, und wodurch also offenbar wird, was eines Jeden seine Erkenntnis, seine daraus geflossene Lehre, seine Arbeit, der dabei geführte Herzensrat, seine ganze Art, sich und Andere bei Glauben und Tun zu führen, in GOttes Augen und Gericht für einen Wert und Dauer hat, oder nicht? Was sodann in GOttes Gericht bewährt erfunden wird, dem wird alle vorher auf ihm gelegene Decke der Niedrigkeit nicht schaden. Wird es sich aber finden, daß er sich mehr nach der Dunkelheit seiner Zeit, als nach dem Licht jenes Tages gerichtet hat, so wird er dessen Schaden leiden, an dem Menschen - Lob seinen Lohn dahin haben. Je nachdem er aber doch dabei den Glaubens - Grund an Christum JEsum beibehalten hat, so kann es ihn noch vor dem ewigen Untergang retten; aber mit welch vorher empfundenem Nagen vom anderen Tod, mit welchem Verlust alles von seiner Arbeit und Bemühung in der Welt gewonnenen Ansehens, und darauf gemachten Rechnungen? das können wir uns noch nicht genugsam vorstellen. Text: 1.Korinther 3,16-23 Der Apostel schärft es noch weiter, warum man dasjenige, was man an einander bauen wolle, mit der lautersten Absicht und reinstem Verleugnungs - Sinn vornehmen müsse; und macht aus dem ganzen bisherigen Vortrag einen so gewaltigen Schluß, der alle Funken zu ihren Zertrennungen und zu der an Menschen gesuchten Anhänglichkeit völlig auszulöschen vermögend sein sollte. Die Rede steigt hier offenbar: Vom Gebäude überhaupt kommt es jetzt auf den Tempel GOttes, vom ungeschickten Überbau gar auf das Verderben dieses Tempels, vom Schadenleiden im Gericht gar auf das Verderbtwerden von GOtt. Mithin zielt der Apostel auf Solche, die den mißlichen Funken der Uneinigkeit unter den Korinthern weiter unterhielten, und in offenbar fleischliches Interesse zogen. Je mehr man aber Jemand die Gefahr vorstellen will, je geschäftiger tritt der Selbstbetrug in die eingebildete Weisheit, daß es ihn nicht treffen werde, dazwischen. Aber zu der wahren, göttlichen, dauerhaften Weisheit gelangt gewiß Keiner, der nicht den Ruhm von der falschen, kurzsichtigen, auf Vorteile dieses Lebens abgerichteten Weisheit ablegt, und von Herzen das umfängt, was der Welt töricht scheint. Was man noch so weislich angegriffen zu haben glaubt, worunter man aber dem Kreuzes - Sinn ausweichen will, darüber wird man sich betrogen finden. Worunter man aber Christum und sein Kreuz und die Bekenntnis desselben redlich gesucht hat, das wird wohl getan erfunden werden. Wer GOtt in Christo erkennen und lieb gewinnen lernt, dessen ist die ganze Welt, die um deswillen geschaffen ist, daß das Reich Christi darin offenbar werde.
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