1 Corinthians 4
Text: 1.Korinther 4,1-5 Nächst zuvor hat der Apostel die Würde aller Christen gerettet, die sich als ein Eigentum GOttes und Christi von keines Menschen Ansehen sollen unterdrücken, noch von Jemands Sinn und Gaben sich sollen meistern lassen, sondern es gebrauchen, daß, was GOtt seinem Sohn übergeben hat, auch für sie sei, und zu ihrem Besten mitwirke. Nun rettet er auf gleiche weise auch die Freiheit der Arbeiter GOttes und Knechte Christi, daß auch diese nicht unter der Menschen Urteile dahingegeben, sondern mit einer sieghaften Großmut dagegen gewaffnet sein sollen. Die Wahrheit geht überall in der Mitte, verhütet, daß man nicht in der Liebe anhängisch und läppisch (Kap.3:21), aber auch nicht gegen die Liebe richterisch und verächtlich urteilen wird (Kap.4.1ff.). Von Christo stammt das Predigt - Amt her. Wie Diesen der Vater gesendet hat, so sendet Dieser seine Knechte, zum Erweis der Ihm gegebenen Gewalt im Himmel und auf Erden. Daher sind denn Diener Christi auch Haushalter über GOttes Geheimnisse. Indem einigen Geheimnis GOttes, wie Alles unter ein Haupt verfaßt werden sollte in Christo, liegen auch alle übrigen Schätze der Weisheit verborgen. Wie nun Eines nach dem Anderen ausgeführt werden soll, darüber sind die Knechte Christi von GOtt so betraut, daß Er sie nicht nur das Geheimnis seines Willens wissen läßt, sondern daß sie auch Andere davon unterrichten, die Vollendung desselben betreiben, die nötige Einrichtung dazu machen, über derselben mit Lehre, Ermahnung und Zucht halten dürfen. So soll Jedermann , Freund oder Feind, Geneigte oder Widriggesinnte, dies Augenmaß fassen, daß, wer von ihnen oder ihrem Dienst urteilen will, das zur Richtschnur vor sich haben muß. Wenn ihr also ja so viel Unterschied machen wolltet, so solltet ihr nicht sowohl auf die Gaben, und deren Ruhm, als vielmehr auf die Treue sehen. Die innerliche Vortrefflichkeit in uns Menschen GOttes ist nicht aus den Gaben, sondern aus dem Gebrauch und Anwendung derselben zu schätzen, das ist aus der Treue. Bei der lautersten Liebe ist die treueste Anwendung zu GOttes Ehre und des Nächsten Dienst. Das Zeugnis aber der Treue aber hat man bei keinem menschlichen Tage zu suchen, und das, was den Menschen allermeist in die Augen fällt, darf man für das Geringste achten, oder für das: worin man keinen eigentlichen Ruhm sucht. Verächtliche Urteile spürt man weniger, wenn man nicht auf günstige rechnet und baut. Bei einem menschlichen Tage tun sich oft auch Mehrere über Einem zusammen, und geben der Sache ein Gewicht, das vor Menschen von Folge sein kann. Das gewissen ist freilich von GOtt so eingerichtet, daß es ohne sträfliche Nachlässigkeit, oder bedauerliche Unreinigkeit, nicht ohne Selbstprüfen und auch Selbstrichten abgehen kann. Doch spürt der Mensch daneben wohl, daß er nicht so sein eigener Richter ist, über welchen hinaus an keinen anderen und höheren zu appellieren wäre, sondern bei Gedanken, die sich verklagen, und die sich entschuldigen, gilt es an den denken, der größer ist, denn unser Herz. Daß er sich selbst nicht richte, war weder die Folge eines eingeschläferten und unreinen, noch auch die Schwäche eines bösen und verzagten Gewissens, sondern die Folge einer neben dem guten Gewissen wohlanständigen Furcht, die sich bescheidet, daß der endliche Ausspruch noch zu erwarten sei, und daß es bei durch einander laufenden Urteilen der Menschen wohl anstehe, wenn man nicht zu geschäftig ist, seine Gerechtigkeit ans Licht zu bringen. Daß aber das in keine Ungewißheit oder steten Zweifel über seinen Gnaden - Stand hineinführe, zeigt der mutige Ausspruch an: Der HErr aber ist es, der mich richtet; welches bei treuen Knechten der Grund alles wahren Trostes und der unüberwindlichen Geduld ist. Wenn der Rat des Herzens und andere Verborgenheiten ans Licht gebracht sein werden, so wird Manches erst eine andere Gestalt bekommen; und GOttes Gericht wird bei Jedem ohne Parteilichkeit nach der Wahrheit durchgehen. Text: 1.Korinther 4,6-13 Der Apostel fährt fort, die Korinther vor der Gefahr zu verwahren, daß sie doch ihr Christentum Anderen nicht so ins Gesicht rücken, und hinwiederum Andere, die ihrer Sache so ein Ansehen geben können, nicht so bewundern sollen, sondern doch tiefer in den Kreuzes - Sinn wurzeln. Damit er sie aber über ihre Aufgeblasenheit desto heilsamer beschämen möchte, so hält er ihnen seine Niedrigkeit vor und neigt damit ihre Herzen zum Herabsteigen von ihren Höhen. An sich und Apollo hat der Apostel also ein Muster geben wollen, wie die Korinther auch von sich selbst und von anderen unter sie gekommenen Arbeitern einen mäßigen Sinn führen sollten. Die ganze Schrift gibt beständig Richtschnur und Anleitung zum niedrigen Sinn, indem sie GOtt allen Ruhm gibt, den Menschen aber in nichts aufkommen läßt. Der Eifer, den Schrift allenthalben für GOttes Ehre beweist, ist ein Hauptcharakter ihrer Göttlichkeit. - Unter der besonderen und unreinen Anhänglichkeit an einen Menschen erhebt man nicht nur den, dessen Gaben, Lehr - und Lebens - Art man so erhebt, sondern man gefällt sich auch selbst wohl hiermit, und erhebt und bläst sich auf um Jemands willen über Andere. Sobald man aus etwas so viel macht, daß man darüber einen Riß in das Band des Friedens mit anderen Mitgenossen des himmlischen Berufs macht, so tut man, wie wenn man es nicht von dem HErrn empfangen hätte, der unter Allem nur nach der treuen Anwendung durch die Liebe fragen wird; sondern wie wen man es in Eigenliebe zur Nahrung für seine selbstsüchtigen Wünsche und Triebe verwenden dürfte. Wo die Gefahr ins Abweichen, Abnehmen, Abkommen von der Geistes - Kraft oft am nächsten und größten ist, da steigt die Vermessenheit und die Zufriedenheit mit sich selbst am höchsten. Diese gefährliche Ruhe zu stören, braucht der Apostel so eine stattliche Rede: wie seid ihr so geschwind und ohne uns und unsere Förderung und Mitgenossenschaft zu einem solchen Wohlstand und Freiheit gekommen? Wenn es eine wahre Sättigung, ein gründlicher Wohlstand wäre, so wollten wir es euch nicht mißgönnen; wir wollten vielmehr uns selbst an euch aufrichten, um mit euch Gemeinschaft zu bekommen, wenn das Christentum so ohne Kreuzes - Niedrigkeiten geführt werden könnte. Mich dünkt aber, sagt der Apostel, GOtt habe uns bei all unseren übrigen Gaben und Diensten in seinem Reich so tief unter das Leiden gesteckt, um uns gewiß vor aller Gefahr, uns selbst, und vor allem Gesuch, Anderen zu gefallen, wohl zu verwahren. Aber mitten unter der Schmach, erlittenem Widerspruch, ertragenen niedrigen Urteilen, anderer üblen Begegnis, doch seine Schuldigkeit mit Treue, Mut, Ruhe in GOtt tun, das ist ein Schauspiel, das die Engel nicht ohne Bewunderung, die Menschen nicht ohne Hochachtung ansehen können. Wenn auch Böse unter den Engeln und Menschen an diesem Schauspiel ihre Lust sehen, und ihren Mutwillen durchzutreiben meinen, so dreht es sich doch oft mit dem Sieg ganz anders, wie auch ihr es noch erfahren werdet, daß das, worin ihr euch jetzt so wohl gefallt, nicht von solchem Bestand sei, GOtt hingegen uns unter unserer Decke der Niedrigkeit viel sicherer durchbringen wird. Da wir in Einfalt des Herzens so lauterlich bei der Predigt des gekreuzigten Christus bleiben, so gibt das fleischlichen und unverständigen Menschen Anlaß, uns für Narren zu halten. Ihr aber habt euch einen Weg ausgesucht, wobei ihr Christus und euren Christen - Sinn zwar nicht vergeben, aber doch dieser Schmach ausweichen, vielmehr an eurem Exempel zeigen wollt, daß man doch neben dem Christentum eine kluge Aufführung behaupten, und sich bei Anderen in dieser Achtung halten könne. Über uns herzufahren, besinnt sich Keiner, eben weil wir uns bei Klugen und bei Angesehenen dieser Welt keine solche Schutzwehr machen. Ihr aber habt von der - durch eure Klugheit bei Anderen gefundenen Gunst schon so viel Sicherheit, daß sich euch nicht Jeder anzugreifen getraut; und so könnt ihr euch auch sonst wieder manche widrige Urteile, Mängel, und unansehnliche Umstände decken. Die vielen Leiden an Paulus mißbraucht man zu seiner Verachtung, er aber zieht es hier vielmehr zum Beweis seiner Redlichkeit im Hangen an Christus an. Und da die Apostel sich darunter nicht Luft machten, wie etwa auch ein Elia in vorigen Zeiten tun konnte, oder wie GOtt seinen Zeugen in der letzten Zeit verleihen wird, daß Feuer aus ihrem Munde geht, sondern sie eben mit Geduld und Glauben der Heiligen durchkommen mußten, so reizte das manche Unbedachtsame noch mehr, sie wie einen Auskehricht unter der Menschen Füßen zu behandeln. O wie gemein wird es wieder in der heutigen Zeit, daß man Kreuz und Leiden den Aposteln und ersten Christen allein überlassen und nun so ein weltförmiges Christentum führen will, dabei die Welt nicht Ursache hat, einen zu hassen. O wir haben einmal auch äußerlich manchen Kreuzesweg nötig, wenn der Sinn Christi nicht vom Welt - Sinn verdrungen werden soll. Text: 1.Korinther 4,14-21 Da der Apostel im Nächstvorhergehenden notgedrungen die Korinther mit etwas geschärften Worten angegriffen hat; so dringt ihn jetzt sein väterliches Herz, gleich wieder vorzubeugen, daß sie seine Vorstellungen nicht unrecht aufnehmen möchten, oder sich von Anderer Anhetzen nicht zur Ungeduld reizen ließen, wodurch der Segen seines Zeugnisses verschlagen würde; sondern daß sie seinen väterlichen Sinn hierunter erkennen, und sich desto williger fügen sollten. Die Korinther mußten ja freilich durch das Gegeneinanderhalten ihres und des Apostels so gar unterschiedlichen Gangs beschämt werden. Aber das war von des Apostels Vorstellung weder der letzte Zweck, noch sollte es die ganze Frucht sein, sondern nur eine Weile als ein Mittel dienen, wodurch sie angetrieben würden, sich wieder ernstlicher zur völligen Nachfolge in des Paulus Fußstapfen zu bequemen. Was der Apostel Sorgliches wegen der Korinther geäußert hat, kam aus einer väterlichen Zärtlichkeit her, Durch versteht der Apostel zwar geschäftige, aber aufgeblasene Menschen, die sich an gutwillige Herzen machen, sich selbige unterwerfen durch Anmaßung einer ihnen beiwohnenden Macht Christi; wovon Schwächere zu guten und großen Meinungen von dergleichen Zuchtmeistern veranlaßt werden, und von ihnen um ihrer prächtigen Worte willen mehr ertragen, als vom redlichsten Knecht Christi. Selbst die große Anzahl: Zehntausend, die der Apostel annimmt, gibt zu verstehen, daß er von nichts Edlem rede, sondern von etwas, das sich in Menge finde, und sich bis zur Beschwerung aufdringe. - Des Vaters Namen maßt sich der Apostel auch nicht über die Gebühr und gegen den Mt.23:9 bezeugten Sinn an, sondern durch den Beisatz in Christo, durch das Evangelium, gibt Er die Ehre Dem, dem sie allein gebührt. Christi JEsu Same und Kinder sollten sie sein, und das Evangelium hat solche Wiedergeburt und selige Veränderung in Ihnen gewirkt. Der Apostel maßt sich hierbei weiter nichts an, als das er das Evangelium so lauter und unvermischt gelassen hat, und gegen den daraus erwachsenen Kindern in solcher zärtlicher Liebe gestanden ist. Und in diesem Fleiß, über der evangelischen Einfalt, Sinnes - Niedrigkeit, Kreuzes - und Verleugnungs - Sinn zu halten, sollten die Korinther seine Nachfolger sein, und dadurch die gesamten Gaben zum gemeinschaftlichen Gebrauch in einander richten. - Aus den Augen, aus dem Sinn: das trifft oft auch bei der Verbindung zwischen Lehrern und Zuhörern ein, wenn sie von einander kommen, und Andere nachkommen, die nicht in gleichem Sinne wandeln. Darum sendet Paulus seinen so gar gleichgesinnten Timotheum nach, damit er sie der so sehr zusammenhängenden Wege des Paulus in seinem Amts - und Christen - Beruf, und was dabei für ein Ausstrecken und Nachjagen nach dem vorgesteckten Ziel sei, erinnere. Diese gute Absicht, auch in seiner Abwesenheit unter ihnen Frucht zu schaffen, suchten manche trotzige Widersprecher damit zu dämpfen, daß sie vorgaben, Paulus werde sich nimmer unterstehen, persönlich nach Korinth zu kommen. Damit setzten sie den Apostel in den Verdacht der Furchtsamkeit und Leutscheue, aber er versichert, daß er sich gar nicht von den Worten entsetzen, sondern nach der Kraft fragen werde, was Jeder in Glauben, Liebe, Geduld, Sanftmut, rechtschaffenem Wandel dartue. Denn wenn es darauf ankommt, daß Jeder das Reich GOttes in sich, oder das Regiment Christi und seines Geistes in seinem Herzen und Gliedern dartut, so reicht man nicht mit schönen und häufigen Worten hinaus; sondern es muß sich sonst zeigen, worin eines Jeden seine Christen - Kraft bestehe? - Dem Apostel wäre es lieber gewesen, wenn Alles, wogegen Schärfe zu brauchen nötig war, vorher aus dem Weg getan würde, und sie von seiner Gegenwart nichts als sanftmütigen Geist genießen, nichts als Zufriedenheit anspüren könnten. Wer sich wider den Kreuzes - Sinn sperrt, fällt in Ungezogenheiten, die mit der Rute gestraft werden müssen; wer am Kreuzes - Sinn festhält, ist immer mit sanfmütigem Geist zurecht zu bringen.
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