‏ 1 Corinthians 8

Text: 1.Korinther 8,1-7 Hiermit fängt der Apostel an, vom Götzen - Opfer, und was beim Essen desselben zu beobachten, oder zu vermeiden sie, so umständlich handeln, daß er aus dieser Veranlassung manches andere lehrreiche von der christlichen Freiheit und deren Gebrauch ohne Ärgernis anbringt. Von dieser Materie konnten die Korinther entweder auch eine Anfrage bei dem Apostel gemacht haben; oder er konnte selbst wissen, daß ihnen sein Unterricht hierinnen zu statten kommen würde. Denn es veranlaßte um selbige - noch mehr aber in der nächstfolgenden Zeit manche Kirchennot. Was nämlich den heidnischen Götzen geopfert wurde, davon wurde zwar ein Teil im Tempel verbrannt, oder den Priestern überlassen; ein Teil aber auch von den Opfernden selbst zu Mahlzeiten angewendet. Man will im Altertum Spuren haben, daß oft auch andere Eßwaren, die übrigens zum Verkauf bestimmt waren, doch vorher in den Tempel gebracht, und den Götzen das Bescheren derselben verdankt worden sei. Mithin konnte es mancherlei Gelegenheiten geben, daß man Götzen - Opfer zu essen bekam. Die aus dem Judentum bekehrten Christen hatten nun dagegen einen Greuel von ihrer bisherigen Religion her, und auf der Versammlung zu Jerusalem wurde es auch den aus dem Heidentum Bekehrten aufgegeben sich der Götzen Opfer zu enthalten (Apg.15:29) . Das deuteten nun Manche weiter oder enger aus, dachten freier oder ängstlicher davon, beide Teile setzten einander mit ungleichen Gedanken zu. Zuletzt kamen verschmitzte Verführer, die merkten, daß da Gelegenheit sei, bösen Samen einzustreuen, und denen, die es darin genau nehmen wollten, einen üblen Namen zu machen; denjenigen aber, die Neigung zu mehrerer Freiheit hatten, noch mehr auf ihren Sinn aufzuhelfen, und sie mit der Hoffnung zu locken, durch solchen freien Umgang wäre ihrer Verwandten und Bekannten Liebe und Vertrauen wieder zu gewinnen, und dem Christentum ein guter Name zu machen. Allein das konnte sehr fehlschlagen, und manchem schwachen Christen eher wieder eine Verführung zur Umkehr in das Heidentum, oder doch zur Verunreinigung mit den bei dergleichen Götzen - Mahlzeiten vorkommenden Fleisches - Lüsten werden; woraus in folgenden Zeiten vollends die Lehre Bileams, oder die Werke der Nikolaiten worden sind, darüber der HErr JEsus vom Himmel herab zeugt (Offb. 2:14-15) . - Hier bei den Korinthern greift es der Apostel zuerst von der Seite an, das Manche mit ihrem Wissen, so bald mit der Sache fertig sein wollten (V.1-4) . Aber es ist bald etwas aus der Wahrheit herausgerissen, und sich doch eingebildet, man habe das Ganze. Darüber kann es Mißbrauch des Wissens, Übertreiben des Einen mit Zurücksetzung manches Anderen geben, das doch auch mit in Betrachtung gezogen werden sollte. Gar leicht fällt man darauf, daß man seinem Wissen, seinen Einsichten zu viel traut, von denselben große Absichten erwartet, wichtige Dienste damit zu leisten meint, und inmittelst, wie es dem Nächsten darüber gehe, was der für Schaden und Anstoß daran nehme, nicht achtet. Die Liebe aber sollten einen anhalten, auch seine Erkenntnis so zu brauchen, daß daraus eine feine Überzeugung, Unterricht und Besserung des Nächsten folgen könne. Seine Weisheit zu der Schwachen Fall mißbrauchen, gehört unter die Griffe, womit Satan Eva berückt hat . Wer beim Wissen nicht auch seine Schwäche und Unwissenheit, die Schwierigkeit, sein Wissen zu behaupten und wohl anzuwenden, fleißig bedenkt, der weiß noch nicht, wie man bei Furcht GOttes, Demut und Liebe wissen soll. Von GOtt für den Seinen erkannt, mithin über sein Wissen auch so versiegelt werden, daß man unter Furcht und Liebe GOttes dazu gekommen sei, daran liegt das Meiste. Alles Wissens Ursprung und Anfang ist GOtt; das gibt den Grund zur wahren Demut; und alles Wissens Ziel und Ende ist der Nächste, dessen Erbauung und Besserung, und das ist der Grund zu aller Liebe. Das Wissen betraf hier das an, daß ein Götze nichts sei in der Welt. Götzen hießen zunächst die Bilder, vor welchen man im Heidentum seine Andacht mit Niederwerfen, Anrufen, Opfern verrichtete. Zu den Götzen gehörten dann auch die Gottheiten im Himmel, Erde und Meer, die man sich unter solchen Bildern vorstellte, vor deren Macht man sich fürchtete, deren Gunst und Beistand man zu gewinnen suchte. Von Beiden zusammen sagt der Apostel, es sei nichts in der Welt, es sei keine Gottheit, kein Vermögen zu helfen, keine Macht zu schaden darunter: man habe sich also mit keinem vertrauen noch Furcht dabei aufzuhalten. Daß aber der Fürst dieser Welt und seine unreinen Geister kein Geschäft darunter gehabt, wird damit nicht eingestanden. Es kommt vielmehr unten (Kap.10) eine bedenkliche Anzeige vor, in welche Gemeinschaft der Teufel man durch den Götzendienst geraten könne. Es mag aber unter der ganzen Anstalt der heidnischen Götzen Manches auf leeren Betrug der Priester und vergeblicher Einbildung derer, die sich so führen ließen, beruht haben; unter Manchem aber eine wirkliche Macht der - in der Finsternis dieser Welt herrschenden Geister gewesen sein, so wird durch das Licht des Evangeliums von der einigen Gottheit im Himmel und auf Erden alle falsche Furcht und alles vergebliche Vertrauen vertrieben. Aber aus diesem Wissen allein will der Apostel die Frage vom Essen des Götzen - Opfers nicht schnell entschieden haben; sondern zeigt vielmehr daß dazu noch manche andere Umstände zu einem hinreichenden Ausschlag genommen werden müssen. Was der Apostel weiter von Vielen, die Götter und Herren genannt werden, anführt, das verstehen Einige von den Engeln, die in der Schrift Trone und Herrschaften im Himmel heißen, auch von den Obrigkeiten, die Götter der Erde genannt werden; welches der Apostel zwar zugibt, aber gleich den unendlichen Vorzug zeigt, nach welchem der Vater unseres HErrn JEsu Christi der einzige GOtt, und dieser sein Sohn der einzige HErr heißt. Andere verstehen es lieber von den unter den heidnischen Götzenbildern abgebildeten Gottheiten, deren einer man eine Macht im Himmel, der anderen ein Regiment auf Erden, der dritten eine Herrschaft über das Meer zuschrieb, und sie doch oft auch von einem anderen höchsten GOtt unterschied. Dagegen behauptet nun der Apostel: ja, unter diesen Vorspiegelungen hat der Fürst dieser Welt lange sein Werk in den Kindern des Unglaubens gehabt; und den trägen, furchtsamen Menschen - Herzen geht es noch leichter ein, sich mit so abwechselnden Gottheiten zu tragen, als sich zur Furcht, Liebe und Vertrauen des höchsten alleinigen GOttes erheben zu dürfen. Aber beim jetzigen scheinenden Licht haben wir nur einen GOtt, nur eine einzige höchste GOttheit und Herrlichkeit, zu welcher der Vater, durch dessen Willen Alles sein Wesen hat und geschaffen ist, und sein zum Erben und HErrn über Alles gesetzter Sohn, in welchem durch die Erlösung und Wiederaufrichtung Alles zu GOtt geführt und nahe gebracht wird, unzertrennlich gehören. Deswegen wir es auch im Glauben unseres Herzens, im Beten und Anrufen nicht trennen können, sondern unser Herz immer auf den Halt an den einigen GOtt, und an den einigen HErrn JEsum Christum zu sammeln, und bei einander zu behalten haben. Nachdem der Apostel aber Anfangs, um das selbstgefällige Wesen am Wissen niederzudrücken, gesagt hatte: Wir haben Alle das Wissen ; so sagt er jetzt hintennach doch wieder: Es hat nicht Jedermann das Wissen, nicht Jedermann die völlige Überzeugung, oder doch nicht die Stärke, daß es seine von vorigen Zeiten her eingewurzelten Vorurteile schnell vertreiben könnte; sondern bei den Juden konnte ihr Abscheu vor den Götzen, und bei vormaligen Heiden ihre angewöhnte Furcht vor denselben noch so etwas nach sich ziehen, daß sie im Gewissen vom Götzen nicht los waren, sondern sich doch besorgten, es sei in das Fleisch oder andere Speise eine Unreinigkeit gedrungen, weil es einige Zeit im Götzentempel gestanden sei, mithin sich vom Genuß desselben eine Gefahr der Versündigung vorstellten; worüber sie denn eine Anklage litten, daß sie sich durch Gemeinschaft mit den Götzen befleckt hätten, weil sie in ihrem schwachen Gewissen GOttes Gebot und aus demselben einen Trieb zur Furcht vor Versündigung, und dabei doch Ungewißheit, wie die Sache zu verstehen, und in Übung zu bringen sei, zusammen traf. Text: 1.Korinther 8,8-13 Daß die Liebe und ihr erbaulicher Bedacht auf den Nächsten eben so großen Anteil an der Einrichtung aller Handlungen in diesem Stück nehmen müsse, als die richtige Erkenntnis. Mancher gefällt sich in seiner Freiheit, und in einem grenzenlosen Gebrauch derselben so wohl, als ob das ein Beweis wäre, daß man mit GOtt besonders wohl, und in seinem gewissen und in der Gewißheit seines Gnaden - Standes so fest gegründet wäre. Aber nach dem Evangelium ist eigentlich das das Schätzbarste an unserer Freiheit, daß wir nicht unter des Gesetztes Fluch, sondern unter der Gnade sind, daß uns jetzt also auch alle Kreatur GOttes gut, und nicht verwerflich ist, weil wir es mit Danksagung empfangen können. Aber der wirkliche Gebrauch dieser Freiheit, und wie sich Einer dabei mehr oder weniger einschränkt, daß man Einen weder besser noch geringer, sondern da muß Erkenntnis und Liebe in ein weises Temperament gebracht werden. Wer Freiheit nur in die weite Ausdehnung setzt, Alles zu tun, was er meint, ohne Sünde tun zu können, der ist noch nicht auf der rechten Spur, an der Macht und Fertigkeit, es leicht wegzulegen und zu entbehren, ist eben so viel gelegen. Wenn es bis zum Tisch - Sitzen im Götzen - Haus kam, so war diese Freiheit schon auf das Höchste getrieben. Und ein Beispiel hierin, sonderlich von Einem, der im Ansehen stand, konnte eine große Macht über des Anderen Gewissen ausüben, und ihm zum Nachmachen antreiben. Denn sobald man meint, es liege ein Wachstum oder mehrere Brauchbarkeit darin, wenn man zu größerer Freiheit komme, so will sich keiner gern darum ansehen lassen, als ob er nicht auch so viel Erkenntnis und Freiheit hätte, als ein Anderer. O wie wäre es oft besser, etwas nie gehört und gelesen zu haben, als daß man so eine selbstgefällige hochgesetzte Erkenntnis daraus macht, darüber ein Bruder um Glauben und gutes Gewissen kommen kann, für den man doch, nach Christi Sinn und Vorgang, eher das Leben lassen, geschweige in einer solchen Sache seiner schonen sollte. Wenn das Umkommen eines Bruders neben ihm gering ist, der ist gewiß in Gefahr, auch selbst umzukommen. Auch heutiges Tages ist es gewiß sicherer, zurückzubleiben und sich für einen Schwachen ansehen zu lassen, als sich auftreiben zu lassen, mit den jetzigen Reitern und Rennern über Stock und Stein hinein zu rennen, und zuletzt so stürzen, daß man des Aufstehens vergißt. Was Einer im Verschonen nicht tut an einem der Geringsten, die an Christus glauben, das tut er Christus nicht, und sündigt also an Christus; hängt sich mehr auf die Welt - Seite hinüber, als daß er mit den Schwachen zu Ehren kommen möchte. Die ungeduldigen Einwürfe, die man oft macht: ja, so dürfte ich zuletzt um Anderer willen gar nichts mehr vornehmen, müßte ewiglich warten, bis sie zu besserer Einsicht kämen, treibt Paulus dahin, daß er sagt: und was wäre es dann? Ich wollte lieber ewiglich kein Fleisch essen . Gemeiniglich aber trüge oft ein kleiner Verzug und eine bedächtlichere Einrichtung schon viel aus. O darum lege dich auf die Erkenntnis, die dich lehrt, wie du nichts dem Heil des Nächsten vorziehen sollst; damit hast du etwas gelernt, das dir ewige Frucht schaffen wird.
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