1 Corinthians 9
Text: 1.Korinther 9,1-14 Damit sich Niemand dünken lasse, der Apostel bürde ihnen durch die Anforderung, sich in ihrer Freiheit einzuschränken, und sich lieber in Vielem anzubrechen, eine Last auf, die er selbst nicht anrühre; es sei wohl zuviel versprochen, nimmermehr Fleisch zu essen, so zeigt er nun in diesem Kapitel, wie er wirklich in diesem Stück Manches bewiesen, daraus man abnehmen könne, was er freiwillig um des Evangeliums willen aufzuopfern bereit sei. Zu diesem Ende zeigt er zuerst sein wohlgegründetes Recht, dessen er sich in Manchem bedienen könnte. Widersprechen von den Sündern wider sich erdulden, ist in Christi eigenen Amts - Leiden, und so freilich auch in dem seiner bewährtesten Knechte häufig vorgekommen. Aber zur Verantwortung mit Sanftmütigkeit und Furcht waren sie immer bereit. Eine der besten Arten ist, die Paulus in der gegenwärtigen Stelle braucht, da er sich nämlich mit seiner unter den Korinthern geschafften Amtsfrucht als einen Apostel legitimiert, weil sie nämlich nicht nur zum Glauben an das Evangelium gebracht waren, welches auch durch einen anderen Knecht Christi hätte geschehen können; sondern weil sich bei den Korinthern auch alle die Fülle der geistlichen Gaben befunden und geäußert habe, die sonst nur als ein Segen von den Aposteln auf die Gemeinde gebracht wurden. Daraus leitet er denn auch die rechtmäßige Freiheit, auf Kosten derer zu essen und zu trinken, denen er das Evangelium gepredigt hatte. Weil man aber einen in diesen Materien so leicht eines irdischen eigennützigen Sinnes bezichtigt, so belegt er es mit dem von GOttes Gelindigkeit zeugenden Beweis, der nicht einmal einen Ochsen über seiner Arbeit, die Frucht mit seinen Füßen auszudreschen, ohne Erquickung lassen wollte, die ihm menschliche Härtigkeit durch das Maul - Verbinden wohl abgestrickt hätte. Alsdann wird Paulus aber auch so kühn, zu sagen: es ist ein Geringes ob wir für die Saat im Geistlichen euer Leibliches ernten. Das steht aber nur einem Solchen zu sagen an, der mit Pauli himmlischem Sinn das Leibliche wirklich so gering achtet, daß er weiter nichts als seines Leibes Nahrung und Notdurft dabei sucht. Aber wer mit Schätzesammeln auf Erden seine ungebührliche Hochachtung des Leiblichen verrät, der ist nicht befugt, dies Netz auszuwerfen, und unter dem Vorwand seiner geistlichen Arbeit nach dem Leiblichen zu fischen, oder er fällt unter das Wehe, das der HErr JEsus über die Pharisäer ausruft, die unter dem Vorwand langer Gebete der Witwen Häuser fraßen. Wenn es bei einem, in der Begierde zu nehmen, ein großes Ding ist, so kann man dem, der es geben soll, nicht zumuten, daß es ihm ein Geringes sein soll. O wer Liebe für das Evangelium ha, wem es anliegt, wie es demselben in der Welt ergeht, wie er dessen Annahme Kredit, unanstößigen Lauf fördern kann, der soll Alles überhin gehen lassen können. O GOtt! Du weißt, was sich auch in der heutigen Zeit über dem Unterhalt der Prediger, sonderlich auf dem Land, für mancherlei Streitens erhebt, und was auch die kostbare Lebens - und Haushaltungs- Art für einen Einfluß darein hat, was die überhand nehmende Ungerechtigkeit und Lieblosigkeit dabei verderbt; und was daraus dem Evangelium Christi für Hindernisse erwachsen. O tritt auch hierin den Satan in Kurzem unter unsere Füße, und erhalte unter dem Lehrstand noch immer einen merklichen Samen derer, die nicht Menschentage suchen, sondern das Evangelium des Friedens in göttlicher Kraft verkündigen. Text: 1.Korinther 9,15-23 Der Apostel zeigt nun, wie willig und aus welchen guten Gründen er sich alles seines habenden Rechts begeben habe, und den Korinthern das Evangelium gepredigt habe ohne davon auch seinen leiblichen Unterhalt zu suchen. Paulus hat bei der Predigt des Evangeliums zu Korinth weder Nahrung noch Kleidung, weder für sich, noch eine Gehilfin, noch einen Mitarbeiter verlangt, sondern zu dergleichen Notdurft haben ihm seine Hände gedient. Warum aber ist Paulus hierin so weit gegangen? Warum hat er nicht der Gewohnheit seiner Amts - Brüder nach, vor sich habendem Rechte gefolgt? Wenn das zur Ausbreitung des Evangeliums so vorzüglich förderlich war, warum haben die anderen Apostel diesen Vorteil zu gebrauchen vergessen? Hat nicht Paulus dadurch Verdacht erweckt, daß er allein etwas Besonderes habe, und damit es auch den bewährtesten Aposteln habe zuvor tun wollen? Kam es nicht heraus, als ob er ein Mißtrauen in die Gemeinde setzte, als ob sie es sich entweder nicht gerne geben, oder eine solche Erkenntlichkeit dafür forderten, die ihm im Gewissen beschwerlich, und dem Lauf des Evangeliums hinderlich würde? Paulus mag zu diesem ungewöhnlichen Nachgeben seine eigenen Ursachen gehabt haben, zum Einen, hatte er vor Anderen viele Neider, die von seiner Bekehrung und deren Absichten übel dachten, und die gern bei dem geringsten gegebenen Schein Böses über ihn ausgebracht hätten. Das Los seines Apostel - Amts fiel ihm meistens unter die Heiden, und zum Teil unter - von ihrer Weltweisheit aufgeblasene Völkerschaften, deren Vorurteile er am besten gekannt, und sich so an ihrem Gewissen wohl zu beweisen für nötig erkannt haben muß. Auch weil er sich als ein ehemaliger Verfolger des göttlichen Zutrauens, ein Apostel zu sein, so gar unwürdig achtete, so mag er sich auch gern durch diese ungewöhnliche Erniedrigung von den Anderen unterschieden haben. Die anderen Apostel haben dem Evangelium kein Hindernis gemacht, noch am Ruhm eines guten Gewissens etwas vergeben, daß sie es nicht auch so gemacht haben. Denn sie hatten zu ihrer Weise zu handeln das von Paulus selbst anerkannte Gebot des HErrn vor sich. Es ist ein Mißverstand, der aus einem gesetzlichen Sinn herrührt, wenn man meint, rechtschaffene Knechte und Kinder GOttes müßten in Allem ganz gleiche Art zu handeln haben. Das Evangelium bringt einen getrosten Sinn mit sich, dabei mit göttlicher Weisheit und wohlbefugter Freiheit einer seine Sache auch anders angreifen kann, als die neben ihm. Daß er das Evangelium predigte, das hätte ihm gegen seine Verleumder und sonstige wider ihn eingenommene Gemüter keinen Ruhm ausgetragen. Aber daß er bei so großer Einsicht und nachdrücklicher Behauptung der evangelischen Freiheit doch im Gebrauch derselbigen, wenn es auf ihn und seinen Nutzen oder Bequemlichkeit ankam, so willig zum Nachgeben und zu aller Verleugnung war; das trug ihm einen besonderen Trost im gurten Gewissen aus, und taugte auch, dem Lästerer allen Vorwand abzuschneiden. Damit versüßte sich auch wirklich der Apostel alle seine Arbeit, wie wenn man sich sonst mit der Betrachtung des Lohns ermuntert; und damit stärkte er sich auch allermeist in der Hoffnung, daß ihm GOtt so viel Billigkeit gegeben habe, das Evangelium umsonst zu predigen, und er also gewiß verwahrt sei, seiner Freiheit am Evangelium nicht zu mißbrauchen, oder sich durch das Evangelium nichts von äußeren Vorteilen und besserer Bequemlichkeit dieses Lebens zu verschaffen, damit aber sich einen beschwerlichen und dem Evangelium hinderlichen Verdacht aufzuladen. Sich Anderen zum Knecht zu machen, muß Jeder lernen, welcher Anderen nützlich werden will. Auch nur zu vernünftiger Regierung seines Hauses, will geschweigen, der Gemeinde Christi, ist es nötig, daß der Herr im Haus auch Aller Diener sein kann. Als Herr muß man Weisheit haben, gute Einrichtung machen, über Ordnung halten; aber als Diener muß man nicht herrschsüchtig, nicht eigennützig sein, mehr der Untergebenen Bestes, als nur seine Autorität suchen, sich freiwillig nach Anderen richten, Alles, was sie ärgern und im Vertrauen zurückschlagen könnte, vermeiden; was man ohne Verletzung des Gewissens Jedem zu Gefallen tun kann, gern tun, und dabei nicht immer auf seine Freiheit sehen, ob man es schuldig sei, sondern sich durch das Gesetz Christi zum Tragen der Last des Anderen als einen Diener hingeben. Davon hoffte der Apostel immer den Gewinn , daß er Manchen entweder wirklich zum Glauben an das Evangelium bringen, oder doch auf bessere Gedanken von der Wahrheit GOttes leiten könnte. Deswegen hat er gegen einen Juden nichts getan, darüber er Ursache gehabt hätte, seinen Umgang zu fliehen, oder sein Herz gegen dem Evangelium zu verschließen, als einer Lehre, deren so Vieles entgegen ist, das mit seinem Gewissen aufgewachsen ist. Wer aber bei schon gegebenem Glauben an das Evangelium sich doch noch zu diesem und jenem aus dem Gesetz verbunden erachtete, den hat er auch in seinem Gewissen nicht so geschlagen, daß er sich eilfertig davon losmachen sollte; sondern hat wohl eher seine Überzeugung und die darauf sich gründende Freiheit verborgen, und Manches getan, - zum Einen den Timotheus beschnitten, sein Haupt zu Kenchrea nach einem Gelübde beschoren, sich im Tempel gereinigt, das einen, - das einen, der unter dem Gesetz war, gewinnen konnte. Die aber an keinen Unterschied der Tage , der Speisen, und anderer gesetzlicher Zeremonien gewohnt waren, oder weiterhin gebunden sein wollten, denen hat er sich auch als frei davon im Gewissen dargestellt, wobei ihn aber der Sinn Christi genauer vor GOtt gehalten hat, als ihn kein Gesetz hätte halten können. Das königliche Gesetz der Liebe und der Freiheit trifft Alles genauer, als irgend ein Gesetz im Buchstaben. Text: 1.Korinther 9,24-27 Nun zeigt der Apostel vollends, wie es bei Führung des Christentums so unumgänglich nötig sei, daß man in solcher Fertigkeit, sich selbst zu verleugnen, stehe; und wie einem das Evangelium und jede Hoffnung seines Berufs so lieb sein soll, daß man sich es nicht zu schwer vorkommen lasse, eine so ungewöhnliche Aufopferung seiner selbst, seiner Macht und Freiheit, vorzunehmen. Das Bild von Kämpfern und Läufern in den Schranken war ehemals den Korinthern bekannter und lebhafter, als uns heutiges Tages. Inzwischen will es eben so viel sagen: denke, was man sonst um zeitlicher Absichten und vergänglicher Vorteile willen tun kann, wie man sich angreift, wie man seinen Neigungen Gewalt antut? Wie eilig macht Gnade von Menschen (Menschen - Gnade) oder auch nur die Hoffnung sie zu erhalten? Zu was für Entschließungen kann sie bringen? Und um Christi und seines Evangeliums willen soll Alles gleich zu viel sein, was man einem zumutet? Da soll einen die Frage: wisset ihr nicht? innig beschämen, daß man nicht so viel Nachdenken anwendet. Ein irdisches Kleinod zu erjagen, fassen so viele den Mut, und wissen doch, daß es nur Einer erreichen kann. Wir aber könnten bei der Kraft des himmlischen Berufs Alle das himmlische Kleinod ergreifen; wie viel leichter sollten wir also einer solchen Ermunterung Gehör geben? Die Krone jener Kämpfer war aus grünen Reifen und Blumen, und also freilich aus verwelklichen Stücken geflochten, aber auch die daran hängende Eitelkeit, Ruhm und Gedächtnis war nicht viel haltbarer, und wurde doch so vieler Mühe wert geachtet. Was sollte denn die unverwelkliche Krone der Ehren und alle damit verbundene ewige Herrlichkeit vermögend sein! Von diesem Bild der Wettläufer und Kämpfer macht nun der Apostel die Zueignung wider auf sich und sein Exempel, und sagt: ich habe mein Ziel vor mir, und weiß wohl, was mich demselben näherbringt, oder nicht. Ich habe Feinde vor mir, die es mit Ernst meinen, und nicht weniger suchen, als mich um meine Krone zu bringen. Darum gilt es mir, sie so zu treffen, daß sie spüren müssen, es sei mein ganzer Ernst. Diesen Ernst auszudrücken, braucht der Apostel das Wort: ich betäube, welches sonst von einem heftigen Schlag ins Gesicht gebraucht wird, daß einem das Licht verlöscht; in welcher Betäubung man den also Getroffenen leichter unter sich bringen konnte; mit welchem Betäuben er denn auch genau das Bezähmen verbindet, daß also das Betäuben eine je und je schnell und besonders herzhaft angelegte Gewalt, das Bezähmen aber einen fortwährenden Stand andeutet, wobei der Feind in der beständigen Unterwürfigkeit des Siegers gehalten wird. Daß der Apostel dies Beides von seinem Leib sagt, zeigt wie nahe er seinen Feind immer habe, und wie zu diesem Kampf ein Haß seines eigenen Lebens erfordert werde. Es ist also nicht auf den Leibe und dessen äußerliche Glieder allein angesehen und gemeint, noch mit Geißeln, rauhen Ketten und dergleichen auszurichten, welches wohl dem Leib, sonderlich so lange es ungewohnt ist, wehe tun kann, aber wobei oft viel irdischer Sinn und Neigung, denselben zu nähren, übrig ist. Paulus nennt den Leib, sofern er das Band ist, das ihn an das Sichtbare anbindet, und vermittelst dessen alle Versuchungen an ihn dringen, und auch das, was aus dem eigenen Herzen aufsteigt, in dem Leib und dessen Gliedern seine Ersättigung sucht, und durch die im Leib hinterlassenen Fußstapfen zu einer gewaltigen Gewohnheit werden kann; wie denn auch der Leib und dessen Notdurft zu vielen verzagten Menschen - Gefälligkeiten und Weltförmigkeiten den Vorwand geben muß. Wer diesen nahen Feind in der Unterwürfigkeit hält, der schafft sich eben damit auch diejenigen vom Hals, die erst vermittelst desselben, um des guten Verständnisses mit ihm eine Macht über uns gewinnen. Denn dieser Welt Güter, Vermögen, es anderen nachzutun, Freiheit, mit zu essen, was ihnen beliebt, Eitelkeit, bei ihnen gerne gesehen zu sein usw., hat er erst eine Macht über mich vermittelst des Leibes, und der Begierde, ihm etwas zuzuschieben. Wo man aber nach der - im Evangelium geoffenbarten Gerechtigkeit GOttes, den Leib als den Teil ansieht, und ernstlich behandelt, der unter das Gericht bis zum Tode und Verwesung hingegeben werden muß, und dessen endliches Wegfallen im Tod die erwünschte Erlösung für meinen Geist ist, so wird mir Alles, was durch den Leib genossen werden kann, was nur Vorteil bringt, so lange ich im Leibe wohne, von Herzen gering; und wenn es sich mit seinen Gelüsten über den Geist erheben und dessen Verlangen dämpfen will, so ist jenes Betäuben und Bezähmen höchst nötig. - Bei den ehemaligen Rennspielen und Kämpfen waren auch solche Leute da, welche die Wettläufer und Kämpfer aufmunterten, auch der Sieger Namen ausriefen; und so sieht sich Paulus bei seinem Dienst am, Evangelium, sonderlich auch bei der hier gemachten Vorstellung, als Einen an, der Anderen gepredigt, und sie aufgemuntert habe, und dem also daran gelegen sei, daß er nicht über eigener Trägheit und Untreue verwerflich werde. Mit dem Nachgeben gegen die Welt, mit dem Gleichstellen gegen ihre Manieren hat man es weit getrieben. Aber die leidige Übervorteilung vom Fürsten der Welt, der darüber den Kämpfers - Sinn gar verdrängen wollte, könnte uns nun witzig machen. Sticht es dich in deinen Nieren, daß du über deinen Verleugnungs - Sinn sollest der Narr allein sein, so gieße in diese Wunde nur gleich das Öl: Einer erlangt das Kleinod, so wird es dir erträglich werden.
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