‏ 1 Thessalonians 2

Text: 1.Thessalonicher 2,1-6 Dem Apostel hat man schon aus den Äußerungen im ersten Kap. anspüren können, wie viel ihm die Gewißheit ausgetragen habe, mit welcher er nach Apg. 16, 10 an die Arbeit in Macedonien gegangen ist, gewiß, daß ihn der HErr dahin berufen hätte, ihnen das Evangelium zu predigen. Nun denkt er noch umständlicher den Wegen GOttes nach, auf denen er nach Thessalonich geführt worden, und zu was einem lauteren Wandel in der Wahrheit ihn GOttes Augenleitung angehalten habe. Oben hat der Apostel seine gute Zuversicht, in welcher er der Thessalonicher halben stehe, mit dem unterstützt: Wir wissen ( Kap. 1,–4). Nun will er auch ihre Herzen gewiß machen, und mahnt sie an das, was sie aus ihrer nächsten Rückerinnerung wissen könnten. Der Apostel Lauf hatte etwas vorzüglich heldenmütiges, und darum haben sie bald im Anfang oder Eingang an ein Ort das Meiste ausgerichtet. GOtt kann es auch noch jetzt einem manchen seiner Knechte so bescheren. Doch bleibt es der freien Gnade auch anheim gestellt, eines Manchen spätere Jahre auch noch mit Früchten zu segnen. Ja eines Menschen Zeugnis der Wahrheit hat auch noch eine gute Nachwirkung, wenn er selbst schon schlafen gegangen ist (Joh. 10, 41), und es erntet oft ein Nachfolger mit Freuden, über dessen Aussaat mit Weinen sein Vorfahr dahin gegangen ist (Joh. 4, 37 + 38). Der mäßige Ausdruck, den der Apostel braucht: sein Eingang sei nicht vergeblich gewesen , lehrt uns in solchen Fällen eher zu wenig als zu viel zu sprechen. Was sie in Philippen für Leiden betroffen, hat ihre Gewißheit, daß sie GOtt dahin berufen habe, nicht geschwächt. Noch in den Banden daselbst haben sie durch das Evangelium Kinder gezeugt. Erst neulich hörte ich von einem Knecht des HErrn in unserem Vaterlande, er habe lange gezweifelt, ob er auch einen göttlichen Beruf an den damaligen Ort seines Aufenthalts und die dortige Arbeit habe; aber seitdem ihm nun so Manches daselbst zu leiden vorgekommen sei, habe ihm das die Göttlichkeit seiner Sendung vergnüglich versiegelt. Das Leiden schwächt den Glauben nicht, und ebenso benimmt es auch die Freudigkeit nicht zum Auftun des Mundes. Das Leiden, mit Liebe und Willigkeit übernommen, versichert uns ja, daß man in das Bild Christi erneuert werde und auf die Fußstapfen komme, darin alle in der Welt geschmähten Zeugen der Wahrheit gewandelt haben. Das gibt Freudigkeit und den nötigen Sieg über so viele Liebhaber ihres eigenen Lebens, die man mit der Wahrheit GOttes anzugreifen hat. Leiden macht ein gutes Salz; Kreuzesflucht macht zum dummen Salz. Wenn wir von Freudigkeit bei den Aposteln hören, so meinen wir oft, alle Furcht sei weggeblasen gewesen. Aber die Apostel selbst stellen Beides gern nebeneinander hin, einerseits was durch Gnade vorgeschlagen, und den Sieg behalten habe, nämlich die Freudigkeit; andererseits aber auch die Anfälle von der Natur und von dem Anblick in der Welt, durch die es sich mit großem Kämpfen habe durchschlagen müssen. – Unter dem Ausdruck: unsere Ermahnung , faßt er seinen ganzen Dienst am Wort und Lehre zusammen, teilt es aber im Folgenden ( V. 11–12), so auseinander, euch ermahnt, getröstet und bezeugt , mithin Alles so eingerichtet, daß wir Grund und Gewißheit gegeben, Trieb und Willigkeit beigebracht, Stärkung eingeflößt, sich das Leiden nicht abschrecken zu lassen. Daß der Apostel es so ablehnt: nicht zum Irrtum, noch zc . deutet an, daß dergleichen Beschuldigungen (vgl. 2.Kor. 6, 8) auf den Apostel und seinen Vortrag gelegt worden sind; wie es der Welt noch ein Leichtes ist, das Eine mit dem Schein des Irrtums, Aberglaubens, eigener Meinungen zu belegen, beim Übrigen aber, was man Jemanden noch gelten lassen muß, ihn doch unlauterer Absichten und eigenen Gesuchs zu beschuldigen. Denkt man aber: Was ist es denn? Könnte man nicht die arge und daher argwöhnische Welt richten lassen, was sie wollte, und nur still seinen Weg fortgehen, und sein Werk forttreiben, und an dem Trost GOttes hängen; so haben ihre Väter es den Zeugen der Wahrheit auch schon gemacht? Ja! Das ist der sicherste und auch gewöhnlichste Weg. Doch sieht man aus dergleichen Verteidigungen, die der Apostel hier und anderwärts vornimmt, daß es auch Zeiten und Fälle geben kann, wo man sagen muß: es ist nicht so. Nicht als ob man damit der Welt den Mund stopfen könnte und wollte, sondern daß man Herzen, die schon auf dem Weg sind, nach der Wahrheit GOttes zu fragen, Luft macht, daß sie nicht von solchem Blendwerk abgehalten werden. Und das wird oft um so nötiger, weil nicht zu leugnen ist, daß, wie schon zu der Apostel Zeiten, also auch in unseren Tagen, selbst unter dem Vorwand des Evangelii, auch Irrtum, Unreinigkeit und List getrieben wird. Seit der Satan dem Heiland bei der Versuchung auf dem Berg den Antrag machte, er wolle Ihm alle Reiche der Welt geben, wenn er niederfalle und ihn anbete, seitdem geht er immer darauf um, so etwas aufzubringen, wie wenn er sich mit Christo die Welt teilen wollte. Daraus zieht er einen doppelten Vorteil. Seine Kinder der Bosheit bringt er eine Weile unter dem Schein des guten Weizens fort; und wenn endlich ihre Bosheit offenbar wird, so macht er hernach auch dem guten Weizen ein bös Geschrei, daß es heißt: So ist es, man kann Niemand trauen; es hat so einen guten Schein gehabt, und jetzt kommt dieser und jener Betrug heraus. Darum sind lautere Herzen zuweilen, freilich nicht ohne vieles Kämpfen gedrungen, ihre Unschuld zu bezeugen. Das weckt uns alle Morgen das Ohr, daß wir doch der auf uns gefallenen Wahl GOttes so entsprechen und sagen können: wie wir von GOtt bewährt sind, also reden wir . Auf das Herz und dessen von GOtt, dem Herzenskündiger, geprüfte und bewährte Reinigkeit kommt bei der Predigt des Evangelii viel an; nur in ein gutes Gewissen kann das Geheimnis des Glaubens gelegt werden. Es braucht ein bewährtes Herz, daß man das Kreuz Christi die einige Weisheit, die einige Gerechtigkeit sein lasse, wie es GOtt dazu gemacht hat. Bei dem Bestreben, nicht den Menschen zu gefallen, sondern GOtt, ist die Pforte eng und der Weg schmal. An der Menschen Gewissen soll man sich doch wohl beweisen, machen soll man es doch mit ihnen, daß sie einem Gutes zutrauen, und das Herz und Ohr nicht aus Mißtrauen abwenden; und doch nicht nach dem Fleisch ihnen gefällig werden; Jedermann alle Gelindigkeit, Nachgeben und Dienstfertigkeit beweisen, und doch an dem Kreuzessinn genugsame Scheidung an sich haben, daß man nicht den Menschen, sondern GOtt zu gefallen beflissen sei. Nicht nur im Anfang und bei der ersten Annahme in seinen Dienst prüft GOtt unser Herz, sondern täglich und stündlich. Seine feuerflammenden Augen, seine Kraft Herzen und Nieren zu prüfen, zieht der HErr JEsu auch zum Reinigen der Kinder Levi an, die schon lange am Kirchendienst standen (Offb. 2, 24 ). Köstliche Wirkung von dem Geist der Herrlichkeit, der über den Leidenden ruht, und sie anhält, unter dem tiefsten Hinuntertauchen unter die Leidenstaufe doch ihr Haupt aufzurichten, und zu ihrem GOtt zu sagen: nun kennt er ja unseres Herzens Grund (Ps. 44, 22). – Den Verdacht mit Schmeichelworten umgegangen zu sein , lehnt der Apostel noch besonders ab, weil es aus dem Bezeugen, dessen er selbst gleich nach V. 7 + 8 gedenkt: daß er mütterlich, wie eine Amme, gehandelt, das Herz mit ihnen zu teilen bereit gewesen sei, an Vorwand nicht wird gefehlt haben, ihn der Schmeichelworte zu beschuldigen. Um der Menschen Seelen zu gewinnen, kann man nicht zuviel tun; und wenn das die Welt Schmeichelworte heißt, so hat man sich so wenig daran zu kehren, so wenig der HErr JEsus um der feindseligen Pharisäer willen sein Essen und Trinken mit den Zöllnern und Sündern unterlassen hat. Freilich wenn man bei den Menschen für sich und die Seinigen etwas erschleichen, andere zu ihrem eigenen Seelenschaden einschläfern will, dann kann man in Gefahr der Schmeichelworte laufen. Deswegen lehnt der Apostel gleich auch den Geiz von sich ab, oder das Gesuch Gottseligkeit wie ein Gewerbe zu treiben (1.Tim. 6, 5). An der Unschuld und dem guten Leumund eines Knechts Christi ist wohl so viel gelegen, daß man es deswegen auf einen Eid dürfte ankommen lassen, wie der eifrige Ausdruck des Apostels: GOtt ist des Zeuge! zu erkennen gibt. Wenn man bei der Nachfolge Christi und beim Dienst am Evangelio endlich nichts mehr gegen einen Gläubigen aufbringen kann; so ist der Verdacht des Gesuchs der Ehre noch das Letzte und Scheinbarste. Es ist aber wiederum eine bloße Verwirrung der Begriffe. Das ist wahr vom Christentum, als dem Trachten nach dem Reich GOttes, und nach dem Ruhm, den wir vor GOtt haben sollen, vom Fleiß, gutes Gewissen zu bewahren, vom Bestreben, dem HErrn zu gefallen, und sich Ihm als einen unsträflichen Arbeiter zu bewähren, ist freilich die Ehrliebe unzertrennlich. Deswegen ist es wahr, niederträchtige Leute sind die Christen nicht; mit großen Absichten und Hoffnungen gehen sie um. Aber nicht von Leuten, nicht von Menschen, nicht in dieser Zeit suchen sie Ehre, sondern auf die Auferstehung der Gerechten borgen sie. Macht die Welt hierüber den Einwurf: Ja, aber eben damit will man sich groß machen auch vor den Leuten, so bleibt nichts übrig, als daß man sagt: Nun wenn du so argdenklich bist und bleiben willst, so gibt es ja deinesgleichen, die auf die Christen, um dieser hoffenden Ehre willen, jetzt desto mehr unverdiente Schmach legen. Treib denn, wenn du keiner besseren Überzeugung Raum geben willst, dein Argesdenken fort, bis der HErr das Verborgene der Menschen an das Licht bringen, und den Rat der Herzen offenbaren wird; siehe zu, wem alsdann von GOtt Lob widerfahren wird. Du aber, o HErr JEsu, regiere mich und Alle, denen es um Wahrheit zu tun ist, je länger je mehr so, daß wir uns und Andere nach der Wahrheit schätzen, damit wir durch das Licht Deines Tages in keinem Stück beschämt werden! Amen. Text: 1.Thessalonicher 2,7-12 Der Apostel fährt fort, die Thessalonicher unter Beziehung auf ihr eigen Gewissen zu erinnern, was für einen – dem Evangelio würdigen Wandel sie an ihm gesehen haben, und was sie sich daraus zur Bestätigung des unter ihnen geführten Zeugnisses und zur Nachfolge in seinen Fußstapfen nehmen könnten. Unter das schwer sein als Christi Apostel wird gleich ( V. 9), auch das gerechnet, daß er von ihnen für die Predigt des Evangelii auch seinen Unterhalt hätte nehmen können. Kraft des Gegensatzes aber: wir sind mütterlich gewesen bei euch, muß es hier noch etwas anderes andeuten; nämlich das Nachgeben von demjenigen Ansehen, das er sich hätte nehmen, und nach demselben ihre ihm schuldige Achtung fordern können; dessen er sich aber aus Liebe begeben habe. Darin liegt ein großes Geheimnis des Reiches Christi, daß er durch Liebe, wodurch der Größte wie Aller Diener wird, mehr ausrichtet, mehr fruchtbare Ordnung erhält, als in allen Weltreichen durch noch so hochgetriebenen Unterschied der Stände nicht erreicht wird. Darin liegt aber auch ein Hauptbeweis, daß man ein Schüler der himmlischen Weisheit geworden ist, wenn man es darin zu treffen weiß, daß man aus dem – unseren Ämtern jetzt nach der Landesverfassung anhangenden Unterschied, Rang, und was man sich darauf herausnehmen könnte, nicht so besteht, daß darüber die Liebe, die sich Jedem zum Knecht machen sollte, Not litte. Und doch, daß man auf der anderen Seite von Unlauteren auch nicht überlistet wird, daß sie uns zu Dienern aller ihrer Absichten machen können. Freiwillig sich nach Anderen richten, und dabei zwar nicht ihren Willen tun, aber doch ihr Bestes redlich suchen, wie es in einem wohlgeordneten Haus zwischen Ehegatten, zwischen Eltern und Kindern sein soll, das ist die richtigste Spur. – Mütterlich, wie einen Amme , handeln, kann dem großtuischen Weltsinn sehr verächtlich vorkommen; aber wenn man nur auch bedächte, wie klein Alles bei denen, die jetzt die Größten sind, angefangen hat, und wie nötig ihnen eine Pflege war, sie aus ihren Schwachheiten herauszuziehen, so müßte es uns doch auch einfallen: laß mich an Anderen üben was du an mir getan. Wie wenig ist all unser Nachgeben und Herablassen gegen Dem, wohin die Liebe den Sohn GOttes getrieben hat. Schrecklich ist es freilich auch, wenn man dergleichen nachgiebiges Wesen nicht aus dem Schatz der Liebe Christi darreicht, nicht mit dem Salz seiner himmlischen Wahrheit würzt, sondern aus Eigennutz so etwas nachäffen will, wodurch man der Menschen Seele nicht errettet, sondern verderbt. Herzenslust und besondere Liebe an den durch das Evangelium gezeugten Kindern läßt sich so wenig verbieten, als die natürliche Liebe und Freude an wohlgeratenen Kindern. Es tut auch der allgemeinen Liebe und der unverdrossenen Arbeit an denen, die noch zurück sind, nicht so viel Eintrag, als man oft besorgt. Es stärkt vielmehr den Mut, daß man keinen Einzigen aus seiner Hoffnung und aus seiner Liebe fallen läßt. Wenn uns immer Beispiele vorkommen, daß die Gnade mächtiger ist als die Sünde, und wie diese mächtige Gnade noch manchen Feind eingeholt und begütigt hat; so hilft das auch der allgemeinen Liebe auf. Wenn man schon einen Unterschied machen muß, und nicht an Allen gleiche Herzenslust haben kann; so sind doch sonst andere Gründe übrig, aus denen ich solche auch Liebe, Mitleiden, Verläugnungssinn genießen lassen kann, oder sie doch sonst überzeugen, daß man nicht herrschsüchtig, eigennützig an ihnen handle. Den HErrn JEsum hat es wirklich das Leben gekostet, das Evangelium in die Welt zu bringen. Ein Diener des Evangelii will nun gern auch sein Leben nicht lieb haben auf dieser Welt, wenn er nur die Annahme des Evangelii bei Jemanden befördern kann. Wenn schon nicht gerade täglich Gelegenheit dazu vorkommt, so kann es doch bei Seuchen, Sterbensläufen und anderen Vorfallenheiten oft Umstände geben, wozu eine Liebe gehört, die das Leben für die Brüder zu lassen gestärkt ist. Ihr Angedenken an solche Umstände zu wecken, hält der Apostel nicht für überflüssig noch unanständig. Neben der Predigt des Evangelii so zu arbeiten, wie der Apostel für seinen Unterhalt gearbeitet hat, ist nach der jetzigen Einrichtung bei geordneten Besoldungen nicht gerade mehr so nötig, noch auch so leicht ausführbar. Doch fehlt es nie an Gelegenheit und Anlaß, daß man in der Haushaltung, Kinderzucht, Kleidern, Gemächlichkeit Manches Einziehen kann, damit man teils eher hat zu geben den Dürftigen, teils damit unser bestimmtes Einkommen eher hinreicht, und man sich und Anderen nicht mit soviel Klagen, nicht mit soviel Bestrebung nach Änderungen beschweren darf; oder auch, daß man das, was man von dem Seinigen zuzusetzen genötigt ist, nicht so hoch anrechnet, sondern denkt: es ist ebenso viel, als wenn ehemalen Paulus neben der Predigt des Evangelii wie ein Handwerksmann gearbeitet, und sich davon genährt habe. Wenn man nur das, was man zusetzt, immer so ansehen kann, als um des Evangelii willen getan und zugesetzt. – Ihr seid des Zeugen und GOtt . Vergeblich ist es, sich auf GOtt berufen, und doch vieler Menschen Gewissen zu Zeugen wider sich haben. Vermessen ist es aber auch, Jemand, der sich am Gewissen wohl beweist, nur mit dem Verdacht heimlicher Tücke belegen, und ihn und seine Sache für so zweideutig ansehen, daß die Entscheidung erst auf GOttes Gericht ausgesetzt bleiben muß. Wer in göttlichen Dingen nicht das Seine sucht, sondern dem Willen GOttes dient, der handelt heilig ; wer den Nächsten in nichts in seinem Recht kränkt, sondern ihm alle Liebe beweist, der handelt gerecht ; und wer sonst in seinem Betragen, Reden, Tun und Lassen vermeidet, daß man ihm keinen anstößigen Unterschied zwischen Lehre und Leben, zwischen Sprache auf der Kanzel und im gemeinen Leben aufbürden kann, der wandelt unsträflich . An dem Gewissen und Zeugnis derer, die glauben, ist das Meiste gelegen. Andere, die selbst nichts mit Gehorsam der Wahrheit angreifen, und also auch die Schwierigkeiten beim Wandel in der Wahrheit nicht aus Erfahrung an sich selbst kennen, geben keine Richter ab, deren Urteil man so hoch zu achten hätte. Darin, daß wir einen Jeglichen unter unseren Gemeinden gehörig besorgten, bleiben wir in der heutigen Zeit sehr zurück. Der treue Knecht GOttes, der selige Dr. Spener, sagt in einer seiner Abschiedspredigten: " Ich kann nicht sagen, daß ich rein bin von Aller Blut: denn ich kann nicht sagen, daß ich nicht abgelassen habe, einen Jeglichen zu ermahnen." Gründlich bezeugen, mitleidig an den Schwachheiten anfassen, und mit Trost durch die Schwierigkeiten durchführen, und anhaltend zum unverdrossenen Fortmachen ermahnen, gibt tägliche Arbeit. Seinem Christenberuf oder dem Evangelio würdiglich wandeln, stellt schon ein genaues Licht auf alle unsere Wege; aber würdiglich vor GOtt wandeln, der uns berufen hat, läßt noch weniger etwas Unrichtiges neben her laufen. Im Beruf zu GOttes Reich und Herrlichkeit liegt ja das Recht an unaussprechlich viel Gutes, aber gewiß auch die Macht gegen vieles dasselbe aufhaltendes Böse Text: 1.Thessalonicher 2,13-16 Nun legt es der Apostel auch etwas umständlicher dar, was ihn an der Thessalonicher Bezeugen allermeist gefreut, und zu Dank erweckt habe, und versichert sie daraus, daß ihnen gegeben sei, nicht nur an Christum zu glauben, sondern auch um seinetwillen zu leiden; mithin daß ihr Glaube das rechte Siegel habe, das er haben soll, nämlich der Sieg zu sein, der die Wellt überwindet. Das ist die für die Ehre GOttes eifrige Sprache der Schrift, daß, wo wir sagten: es freut mich, ich denke nie ohne Freude daran, da treibt der Geist, aus welchem die Schrift geschrieben ist, an, zu sagen: Wir danken GOtt , damit Er immer als der Geber dieser erfreulichen Schickungen erkannt werde, und auch die Freude ein Salz habe, wobei das Fleisch weniger sich selbst etwas zuschreiben könne. GOtt hat sein Herz, seinen Sinn und Rat über uns in Worte gefaßt; den auszusprechen, und mit Beweisung des Geistes und der Kraft vorzutragen, hat er sich Werkzeuge erweckt und ausgesandt. Wo die nun hinkommen, und ihr Zeugnis ablegen, da empfangen Andere durch das Gehör das Wort göttlicher Predigt, oder einen Ausdruck von GOttes Herzen über sie; und wie sie sich durch dies Gehör zum Nachdenken, Überzeugung und Gehorsam bringen lassen; so wirkt GOtt im Innern durch dies Wort zum Seligmachen ihrer Seelen fort. Deswegen ist freilich sehr viel daran gelegen, wie ein Mensch mit dem umgeht, was er zu hören Gelegenheit hat. Es sind freilich nur Samkörnlein, sie sind leicht vertreten, durch einen leichtsinnigen Gedanken, Vorurteil, und Mißdeutung vom Herzen weggenommen. Aber damit ist Alles, was daraus erwachsen wäre, Glauben und Seligwerden verhindert. Wer aber merkt, was ihm im Wort GOttes angeboten wird, warum er es so nötig hat, in wie viel Dingen er ohne Wort GOttes im Finstern säße, ungewiß und hoffnungslos dahin ginge; der nimmt es wie eine ihm angebotene Hilfe an. Nimmt man doch auch eines Menschen Wort an, traut eines Menschen Zeugnis. Und es ist keine geringe Versuchung, wenn auch das Vertrauen auf Menschen Wort so sehr abnimmt: es erschwert den menschlichen Lebensgang sehr; ja das Mißtrauen, das man in alle Menschen setzt, veranlaßt oft auch, daß man sich weniger einem Führer in Christo anvertraut. Der Thessalonicher Herz aber neigte sich zu Pauli glaubwürdigem Zeugnis, und hielt das Wort der Wahrheit in seinem Munde nicht für Menschen Wort, sondern für GOttes Wort. Denkt man etwa: ja, aus dem Mund eines so begabten Apostels haben sie es schon so annehmen können; aber, wer will uns zumuten, jetzt Alles, was von den Kanzeln erschallt, für GOttes Wort anzunehmen? Es hat damals auch seine Schwierigkeiten gehabt. Paulus stand zu Thessalonich nicht in all der Achtung, die wir jetzt gegen ihn tragen können. Äußerlich war er wie ein Handwerksmann anzusehen (V. 9), innerlich machte der Widerspruch, den er zu leiden hatte, Vieles zu schaffen. Daß man also sein Wort als GOttes Wort annehmen konnte, dazu halfen die Mittel, die auch noch bei unserem heutigen Vortrag anschlügen: forschen in der Schrift, ob sich es also verhalte (Apg. 17, 11). Nimm wenigstens das als Wort GOttes an, was du mit Beistimmung deines Gewissens dafür annehmen kannst. GOtt mäßigt seine Wirkung in denen, die glauben, so, daß Er sich durch das Wort anbietet, und wie sich ein Mensch in das darunter angebotene Licht schickt, und mit dem dabei noch übrigen Schatten Geduld hat, so kann GOtt in seinem Inwendigen fortwirken, und ihn immer mehr an das Licht bringen, und ihm aus dem Glauben auch Willigkeit, darüber zu leiden, schenken. Für die auswärtigen, in der Zerstreuung unter anderen Völkern lebende Israeliten wäre es ein gar schweres Ärgernis gewesen, wenn sie JEsum Christum, den Gekreuzigten, auf die Predigt des Evangelii hätten glauben sollen, den doch ihre Obersten und das Volk zu Jerusalem verworfen haben, von welchen sie doch denken konnten, die hätten ja die beste Gelegenheit gehabt, ihn zu prüfen, und an denen hätte sich ja die Frucht seiner Erscheinung zuerst äußern sollen. Diesem Ärgernis nun zu steuern hat GOtt dem – durch die Apostel gepredigten Evangelio so viel Sieg in Jerusalem und dem jüdischen Lande geschenkt, damit doch auch viele tausend Zeugen für die Wahrheit in selbigen Gegenden aufzuweisen wären, und andere in der Zerstreuung lebende Israeliten sich daran aufrichten könnten. Wie ihm Blutsfreunde und Stammverwandte die hauptsächlichsten Anstifter zu der Verfolgung des Evangelii waren, das konnten die Thessalonicher genauer wissen als wir. Apg. 17, 5 heißt es von boshaftigen Männern, die sie vom Markt, aus dem gemeinsten Volk genommen, und die Stadt damit in Lärm gesetzt haben. Das Volk braucht man immer gegen das Evangelium, wie man will. Richtet man mit der Lehre Christi etwas unter dem Volk aus, so macht man den Vorwurf: Niemand angesehenes und gescheites hält mit, sondern eben das unwissende Volk. Ist aber durch das Volk und die Menge eine Lästerung aufzubringen, so halten sich es die Vornehmsten nicht zur Schande, sich damit einzulassen, wenn es nur Gelegenheit macht, eine scheinbare Lüge schnell auszubringen. Wer sein eigen Heil versäumt, der sieht an Anderen ungern mehr Eifer für ihr Heil. Daher macht man gemeiniglich sein voriges Sündenmaß durch Verfolgung Anderer voll. Und das bringt den König endlich dahin, daß er solche Mörder umbringt, und ihre Stadt, wie Jerusalem, anzündet. Text: 1.Thessalonicher 2,17-3,5 Der Apostel bezeugt den Thessalonichern sein Verlangen, sie wieder selbst zu sehen, und da er dieses nicht in Stand setzen konnte, inzwischen seine Bemühung, gründliche Nachricht von ihnen einzuziehen, und darüber lieber des Timothei eine zeitlang zu entbehren. Es empfindet es wohl auch ein leiblicher Vater, wie Jakob, wenn er sein muß als einer, der seiner Kinder beraubt ist; doch gibt keine Gemeinschaft so eine liebevolle Sehnsucht zusammen, als die Gemeinschaft am Evangelio, und die Begierde, Anderen zum Heil förderlich zu sein. Die Liebe im Geist (Kol. 1, 8), geht zwar fort, wenn man einander auch nicht von Angesicht sieht, doch bedarf sie zuweilen auch einer Ermunterung durch persönlichen Anblick. Bei unserer jetzigen Einrichtung weiß man es nicht so zu schätzen, was das für eine Wohltat war, persönlich zusammen zu kommen und sich über dem gemeinschaftlichen Glauben zu stärken. Dergleichen Versicherungen, als der Apostel hier tut, können freilich auch zu Schmeichelworten mißbraucht werden. Aber bei ihm war es ein Verlangen in Christo (Phil. 1, 8), und auch die Erklärung davon würde er nicht getan haben, wo sie nicht Christus in ihm gewirkt hätte. – Von dem benachbarten Beroen aus hätte es noch leicht geschehen können, daß Paulus nach Thessalonich gekommen wäre, aber da die Verfolger ihn auch dort wegverdrungen, so fiel damit die Hoffnung weg, die Thessalonicher so bald von Angesicht zu sehen. Darum schreibt der Apostel die Hindernis dem Satanas zu. Das muß ein Streiter JEsu Christi nie vergessen, daß er mit dem Evangelio JEsu Christi gegen den Fürsten der Welt zu Felde liegt; auch wenn es irgendwo ein gutes Ansehen hat, so darf man rechnen: Satanas wird nicht feiern. Als zur Zeit der Übergabe der Augsburgischen Konfession der Kaiser und manche Große in der Welt so viel bessere Meinung vom Evangelio bekamen und äußerten, so wollten manche der Anwesenden in Augsburg zu viel darauf bauen; der liebe Luther aber schrieb ihnen zurück: " Ich glaub ja alles Gute vom Kaiser; aber ob er so viel tausend Reizungen des Teufels wider das Evangelium wird widerstehen können, das ist eine andere Frage." – Auch die Worte: Hoffnung, Freude und Krone des Ruhms , häuft er nicht vergeblich auf einander. Denn ihr gegenwärtiger Stand im Glauben gereichte ihm zur Freude(2.Joh. 4 und 3.Joh. 4); wegen ihrem weiteren Bestehen in der Wahrheit waren sie seine Hoffnung , und gegen so viel Lästerungen, womit sie über ihrer Gemeinschaft am Evangelio beiderseits bedeckt wurden, sieht er sie als eine Krone des Ruhms an. Alles aber muß aus der Gemeinschaft mit unserem HErrn JEsu Christo hergeleitet, und auf dieselbe zurückgeführt werden; und die Offenbarung und Entsiegelung Alles dessen, was uns damit beigelegt ist, bleibt auf die Zukunft des HErrn ausgesetzt; doch scheint diese im Evangelio so nahe herein, daß sie uns schon für jeden Schritt viel Fußes Leuchte gewährt. Die Frage: seid nicht auch Ihr es? läßt in alleweg auch für Andere Raum (z. B . Phil. 2, 16 und 4, 1) . Die Versicherung aber: ihr seid ja, gibt ihnen vollen Grund der Zuversicht und Beruhigung. – Athen war ein Platz, wo einem Paulus die Unterstützung von Timotheus wohl gekommen wäre; doch wollte er denselben lieber entbehren, als den Thessalonichern etwas abgehen lassen. Unter der Versuchung der Trübsalen , heißt es sonst, werde man müde , verdrossen, traurig zc., aber man kann auch weich werden , es können sich nämlich darunter auch Wege und Mittel anbieten, wie man dem Kreuz Christi ausweichen, und der Trübsalen weniger haben könnte. Gegenüber dergleichen Stimmen und Beispielen bedarf man ein Stärken im Glauben , ein Ermahnen und Zuspruch, daß wir dazu gesetzt seien, und Trübsalen solcher Art ein Siegel unserer Erwählung abgeben (Kap. 1, 4). Es ist freilich beschwerlich, den Satan und seinen Anhang zum Feind haben, aber es ist weit besser, als ihres Teils sein; lieber zum Leiden in der Zeit, als zum Zorn gesetzt sein ( Kap. 5, 9). – Euch ist gegeben zu leiden , ist so eine große Gabe, als: euch ist gegeben zu glauben. O GOtt, befestige nur den Sinn Deiner Knechte gegen alles Weichwerden, wie Du Deine Knechte stark gemacht hast! (Jer. 1, 8–18). In dem Zuvorsagen und Zuvorwissen liegt schon viel Bewahrung vor dem Ärgernis des Kreuzes (Joh. 16, 1). Vom Unterliegen in der Versuchung wäre zwar der Schade zunächst der Thessalonicher gewesen, aber Pauli teilnehmende Liebe hätte es sich doch auch zum empfindlichsten Verlust angerechnet.
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