2 Thessalonians 1
Text: 2.Thessalonicher 1,1-5 Der zweite Brief Pauli an die Thessalonicher Einleitung Dieser zweite Brief ist bald nach dem ersten geschrieben, da Silas und Timotheus noch bei Paulo zu Korinth waren, woselbst sie ihn nach ihrer Wiederkunft aus Macedonien antrafen, und durch ihre guten Nachrichten von Thessalonich zu dem ersten Brief veranlaßten (Apg. 18, 5). Dergleichen Arbeiter aber blieben nie zu lange bei einander, sondern verteilten sich insgemein zum Dienst des Evangelii wieder in unterschiedliche Gegenden. Die Absicht des Briefs ist, seinen zuerst mündlich, und dann im vorigen Brief auch schriftlich getanen Vortrag noch einmal zu versiegeln (Kap. 2, 15), und einige ihnen besonders nötige Stücke teils besser zu erläutern, teils nachdrücklicher einzuschärfen. Die Einteilung kann man nach der - schon mit den Kapiteln getroffenen Abteilung unter drei Haupstücke bringen, nämlich: Dankbare Freude über der Thessalonicher zunehmenden Stand und Wachstum in der Gnade mit angehängtem Wunsch (Kap. 1). Lehrreicher Unterricht von der Zukunft unseres HErrn JEsu Christi, und was noch vor derselben hergehen werde, samt dem, was er in diesem Betracht für die Thessalonicher zu hoffen und zu bitten nötig fand (Kap. 2). Ermahnungen und Warnungen, die aus dem Bisherigen fließen, und sich auf die besonderen Umstände und Versuchungen der Thessalonicher beziehen (Kap. 3). Text: 2.Thessalonicher 1,1-5 Ist als ein denkwürdiger Ausfluß eines getrosten Herzens und aufgetanenen Mundes anzusehen, wenn man beim Wachen über die Seelen und bei der bevorstehenden Rechenschaft darüber sein Amt doch mit Freuden tun kann. Es ist kein wackerer Vorsteher, der sich nicht entweder freut oder seufzt, oder Beides neben einander durch seine Seele gehend erfährt. Kann sich dein Lehrer nicht über dich freuen, so hast du vermutlich auch nicht Grund, dich über dich selbst zu freuen. Kannst du dich noch nicht freuen über dich, so seufze, bis du dich freuen kannst. Schon 1.Thess. 1, 3 war ihm das Werk des Glaubens, die Arbeit der Liebe, die Geduld der Hoffnung ein fröhliches Augenmerk bei den Thessalonichern; und zu erstatten was am Glauben mangelt (1.Thess. 3, 10 ; 4, 10), zum Völligerwerden in der Liebe sie zu ermahnen, und das besorgte Weichwerden unter den Trübsalen zu verhüten (1.Thess. 3, 3) war sein erster Brief eingerichtet. Mithin konnte er das jetzt gepriesene Wachstum ihres guten Zustandes als eine eigentliche Frucht seiner Ermahnungen und Fürbitte ansehen. - Von ihren erduldeten Verfolgungen und Trübsalen ist auch schon Vieles vorgekommen (1.Thess. 1, 6 ; 3, 4+5). Diese betrafen sie freilich über ihrem - zum Evangelio, zum Ruf in das Reich GOttes, gegebenen Glauben. Wenn sie das hätten wollen aufgeben, wenn sie von dem lebendigen und wahren GOtt wieder zu den Abgöttern hätten umkehren, wenn sie die Zukunft des HErrn JEsu und ihre Bereitschaft darauf durch Wandeln in der Finsternis wieder hätten verleugnen wollen, da hätten sie solcher Leiden überhoben bleiben können. Aus diesen Leiden aber sollten sie ein Anzeigen nehmen, daß GOtt recht richten werde. Das ist schon der - von Salomo angegebene Vorteil; da sprach ich, GOtt muß richten. Aus allem Bösen um dich herum nimm eine Anmahnung an GOttes unfehlbares Richten. Und damit läßt sich auch alles Ärgernis an der niedrigen, verschmähten, verlästerten Gestalt der Christen überwinden. Es muß so sein, zum Anzeigen, daß jetzt noch nicht die rechte Seite heraus sieht, sondern nur ein wenig durchscheint, aber völlig herausgekehrt wird, wenn GOtt das Verborgene der Menschen richten wird. Zum Reich GOttes wird man würdig unter dem Leiden, nicht als ob man dasselbe durch Leiden verdienen könnte. Denn da ist freilich unsere Trübsal nicht wert der Herrlichkeit, die an uns soll offenbart werden (Röm. 8, 18). GOttes Erbarmen in Christo macht uns allein tüchtig zu diesem Erbteil (Kol. 1, 12). Aber GOttes Rat und Ordnung ist es, der Menschen inneren Gehalt und Wert daran zu prüfen, wie sie im Feuer der Trübsal bestehen, und ob eine überwiegende Lust zum Unsichtbaren und Ewigen oder ein unauslöschlicher Hang zur Eitelkeit in ihnen ist. Auch erfordert es das Recht GOttes so, daß die Erben seines Reichs die Anklage ihres Feindes, der sie gern als Liebhaber ihres eigenen Lebens belangen möchte, damit zurückzutreiben, und sich ein Zeugnis erwerben müssen, daß sie ihr Leben nicht lieb haben bis in den Tod (Offb. 12, 11). Die Welt macht freilich ganz andere Überschriften über der Christen Kreuz; da leiden sie als Übeltäter, als Eigensinnige, als unbotmäßige Leute; aber GOttes Zeugnis im guten Gewissen leuchtet durch diese Schmach hindurch, und heißt sie hüpfen (Luk. 6, 23), fröhlich sein (1.Petr. 4, 13), sich rühmen der Trübsalen (Röm. 5, 3), weil sie über dem Reich GOttes leiden. Text: 2.Thessalonicher 1,6-12 Der Apostel hält ihnen zur Stärkung in der Geduld vor, was ein Tag hereinbringen, und welch großen Unterschied derselbe zwischen ihnen und ihren bisherigen Verfolgern machen werde; zeigt ihnen auch mit seinem Vorgang und Beispiel, wie man diese kräftigen Wahrheiten ins Herz hinein beten, und damit zur guten Frucht bewahren müsse. Der Mensch meint freilich in vielen Stücken, GOtt werde sein, gleich wie er. Ja Mancher geht in seiner Blindheit gar so weit, daß er meint, er tue GOtt einen Dienst daran, wenn er Anderen Trübsal anlegt; aber es wird ihm nicht nach seiner eigenliebigen Meinung vergolten werden, sondern nach dem, was bei GOtt recht ist. Jeder Abel hat seinen Kain, jeder Isaak seinen Ismael, jeder Jakob seinen Esau, der ihm Trübsal anlegt. - Durch das Evangelium ist man eigentlich zum herrlichen Eigentum unseres HErrn JEsu Christi berufen (Kap. 2, 14), aber davon ist Trübsal leiden unzertrennlich. Mitgenosse sein an der Trübsal, am Königreich und an der Geduld JEsu, macht eben immer noch unsern ganzen Christenlauf aus. Aber es ist auch ein Kommen aus der großen Trübsal gesetzt, es ist noch eine Ruhe, eine herrliche Freiheit der Kinder GOttes vorhanden. Diese erreichen die Geister der vollendeten Gerechten gleich beim Abscheiden, da sie bei Christo sind. Die gesamte Menge der Kinder GOttes aber geht in ihre herrliche Freiheit bei der Offenbarung des HErrn JEsu vom Himmel ein, die auch durch das Gefolge der Engel wird ansehlich gemacht werden (Matth. 25, 31). Alsdann werden auch die, so GOtt nicht erkennen, und alle dazu leitende Wahrheit GOttes in Ungerechtigkeit aufgehalten haben, ja auch solche, die zwar sagten: sie kennen GOtt, aber mit den Werken Ihn verleugnet haben, und die dem Evangelium des seligen GOttes sich nicht mit ihrem Herzen und Gewissen übergeben haben, daß GOttes Beruf und Wohlgefallen an ihnen konnte ausgeführt werden, vor das Angesicht des HErrn gestellt, und von demselben ihnen ihre Strafe, die wohlverdiente Pein und Verderben zuerkannt werden; ja das Offenbarwerden vor Ihm und ihr Unvermögen, vor seiner herrlichen Macht zu stehen, wird ihnen schon so unerträglich als die Strafe selbst sein, wie der Prozeß und Gerichtstag oft empfindlicher ist, als die Strafe selbst. Im Gegenteil werden mit dem HErrn auch seine Heiligen und Gläubigen offenbar werden, davon der HErr viel Ehre und Anbetung über die wunderbare Ausführung seines Rats haben wird. Schon jetzt kann man Manches daran lernen, wie wunderbar GOtt seine Heiligen führt; noch vielmehr aber, wenn das ganze Werk wird ausgeführt sein. Mit was für Ausbrüchen und Folgen Das begleitet sein wird, davon hat man schon in vorigen Zeiten ernsthafte Vorstellungen gehabt. Wohl dem, bei dem das Zeugnis von jenem Tag so viel ausrichtet, daß die hierin vorgehaltenen Hoffnung ihn zu so viel Verleugnung des Irdischen und Übernahme der Trübsalen willig macht, und er am Ende Alles so finden wird, wie er auf das Zeugnis des Worts geglaubt hat. Aber durch das Gebet müssen alle solche Wahrheiten zum Untersichwurzeln im Herzen gebracht werden. Durch vieles Reden und Feiltragen unter den Menschen schwächt man sich eher daran, und wird über eine Weile wieder an dem großen Unterschied, den GOtt machen werde, verzagt. Im Beten darüber wird das Herz fest. Das, was uns GOtt in unserer Erwählung zugedacht, in unserem Beruf vorgehalten hat, enthält alles Wohlgefallen seiner Güte; und unter unserer Förderung und Vollendung wird Alles an uns erfüllt, und daraus der Name unseres HErrn JEsu Christi, und dessen Kraft erkannt, und wir lernen das auch für unsern einig bleibenden Ruhm und gültige Ehre achten, was Er aus uns macht zum Lobe seiner herrlichen Gnade. Nach der Gnade unseres GOttes ist es uns zugedacht und angetragen, und nach der Gnade unseres HErrn JEsu Christi bleibt dies Werk bei seiner spät und frühe an uns verwandten Mühe nicht liegen, sondern gedeiht zu seiner herrlichen Vollendung.
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