‏ Acts 1

Text: Apostelgeschichte 1,1-3 Apostel Geschichten Einleitung Die Evangelische Geschichte hat den Lauf des lieben Sohnes GOttes vom Vater durch die Welt wieder zum Vater beschrieben, und mit der Himmelfahrt beschlossen. Da fängt nun dies Buch der Apostel Geschichten an, als worin beschrieben werden soll, was der zur Rechten des Vaters erhöhte Heiland durch seine auf Erden zurückgelassenen Apostel weiter ausgerichtet habe. Die Geschichte von Christo und seinem Reich wird also hierin fortgesetzt, die Wahrheit seiner in den Evangelisten oft geführten Worte und Verheißungen bestätigt, Manches, womit Er der Jünger Schwachheit verschont, sie aber auf den Tröster verwiesen hat, nun aus dessen Lehre und Erleuchtung nachgeholt. Von dieser Seite her schließen sich der Apostel Geschichten an den vorderen Teil der Schriften Neuen Testaments, nämlich an die Evangelisten schicklich an; von der anderen Seite aber stehen sie auch in vielem Bezug auf den folgenden Teil, nämlich auf die Briefe der Apostel und das Buch der Offenbarung JEsu Christi durch Johannis Dienst. Denn wenn wir in den Geschichten der Apostel den Sieg des göttlichen Worts, den Eingang der Apostel bei Juden und Heiden, den dabei aufgerichteten Glaubensgehorsam lesen; so ist das ja der wohlgelegte Grund, auf welchen die Apostel nachmals in ihren Briefen bauen. Eben damit sieht man aber auch den schönen Anfang von einem Werk GOttes, das nach der wichtigen Anzeige in der Offenbarung Johannis durch des Teufels List und Macht so lange aufgehalten worden ist, das aber GOtt doch noch herrlich hinausführen wird. Aus dieser Verbindung, in welcher das Buch mit dem ganzen Neuen Testament steht, ist auch der Nutzen und Gebrauch desselben abzunehmen. Man findet nämlich hier das Christentum in seiner Lauterkeit nicht nur der Lehre, sondern auch dem Leben nach; wie es dabei auf Buße zu GOtt, Glauben an den HErrn JEsum, tätige Liebe, unablässiges Gebet, gründliche Verleugnung der Welt und seiner selbst, willige Übernahme des Kreuzes, und lebendige Hoffnung der Herrlichkeit ankomme. Man sieht aber auch die neben allen herrlichen Erweisungen der Gnade nicht ausgebliebene Not der Kirche, da es nicht nur Feinde und Verfolger, sondern auch falsche Brüder, Heuchler, verkehrte Nachäffer bei Zeiten gegeben hat; und auch die Einigkeit der Rechtschaffenen nicht anders als aus mancherlei Versuchung und Kampf herausgewachsen ist. Mithin wird man durch beständige Exempel von der vielfachen Kraft der Wahrheit an der Menschen Herzen, von den unterschiedlichen Gedanken, die dabei offenbar werden, von dem Ernst und der Güte GOttes an Gläubigen und Ungläubigen, so unterwiesen, daß es einem zur Erbauung auf seinen allerheiligsten Glauben, und zur Verwahrung auch gegen die neuesten Ärgernisse der letzten Zeit gesegnet sein kann, wenn man in diesem Spiegel das Bild der christlichen Kirche in ihrer jugendlichen Blüte, Schönheit und Kraft sieht. Wer vorläufig etwas zur Einteilung des Buches merken möchte, kann es entweder in zwei Hauptteile: Geschichten Petri Kap. 1-12 Geschichten Pauli Kap. 13-28 oder etwas genauer so einteilen: Gründung der christlichen Kirche zu Jerusalem, Judäa und Samaria, meist unter der Beschneidung (den Juden) Kap. 1-9. Erste Aufnahme der Heiden, bei dem wichtigen Vorgang zu Cäsarea Kap. 10-11. Pauli drei wichtige Reisen im Dienst des Evangeliums Kap. 13-15 Kap. 16-19 Kap. 19-28. Text: Apostelgeschichte 1,1-3 Eingang des Buchs, womit Lukas diese Apostel = Geschichten an die vorhergehende evangelische Geschichte anknüpft. Wir Menschen brechen in geistlichen Dingen oft gar zu bald ab, gewinnen also nur Fetzen von der Wahrheit, und ergreifen nicht das Ganze. Wenn man die erste Rede von dem wackeren Lauf Christi vernommen hat, so ist es nötig, auch in die Geschichte des Geistes Christi , und was dieser den Aposteln auszusprechen verliehen hat, fortzuschreiten. Unter der Ansprache: lieber Theophile , liegt ein Drang der Liebe Christi, wie wenn Paulus zuweilen seinen rechtschaffenen Sohn so anspricht: O Timotheus! O du GOttes = Mensch! Und so darf Jeder von uns auch achten, daß ihm die Wahrheit dieses Buchs auf sein Herz getrieben wurde, wie wenn sein Name davor stünde. - Werke und Worte , Tun und Lehren helfen einander in den Wegen GOttes, und bei aller Arbeit GOttes an uns, sehr auf. Eins gibt viel Licht ins Andere. Es ist deswegen auch sehr nach der Bedürfnis und Fassungskraft unseres menschlichen Herzens eingerichtet, daß so Vieles von der Schrift Alten und Neuen Testaments in Geschichten verfaßt ist. Diese dienen zur Beglaubigung der Lehren. Wir würden uns weniger durch Lehren weisen lassen, wenn wir nicht durch Tatsachen zur Überzeugung geneigt würden. In die Erzählung ist immer auch der Kern der Lehre hineingelegt. - Von der Himmelfahrt an behielt der Name: Apostel, die Oberhand vor dem vormaligen Namen: Jünger. Da schloß es sich merklich auf, was die Zeit ihrer Schuljahre über, seit ihrer Erwählung, unter JEsu gesegneten Händen aus ihnen geworden war. O Mensch zu was wächsest du unter JEsu Hand heran? Von der Auferstehung Christi an regte sich in ihnen die Arbeit des Heiligen Geistes merklich, daher es auch heißt: Er habe ihnen Befehl getan durch den Heiligen Geist , weil sie in dessen Licht und unter dessen Lehre die jetzigen Befehle und Einrichtungen besser faßten als zuvor; wie denn auch dasjenige, wozu ihnen Befehl gegeben ward, durch den Heiligen Geist künftig ausgeführt werdenwürde. Unter diesem Befehl = tun erfüllte der Heiland recht eigentlich das Bild des Edlen, der über Land zog, ein Reich einzunehmen und der seinen Knechten den Auftrag hinterließ: Handelt, bis daß ich wiederkomme. Stelle sich jedes Herz auf die in diesen Worten uns angewiesene Höhe, und übersehe auf Einmal die im Lauf Christi vorkommenden merkwürdigen Tage und Schritte : Tun und Lehren, Leiden und Sterben, neues Leben und dessen Erweis die vierzig Tage über, Auffahrt und Aufnahme in die Herrlichkeit. Alle Lust unseres Herzens sei an seinem Wort und Geist, Leiden und Herrlichkeit. Das Reich GOttes ist herbeigekommen, war die Summa der Predigten JEsu in der Welt. Vom Reich GOttes redete Er die vierzig Tage zwischen Ostern und Himmelfahrt. Mit dem Siegeswort: Paulus predigte zu Rom das Reich GOttes, und lehrte von dem HErrn JEsu, mit aller Freudigkeit, unverboten, schließt sich Kap. 28, 31 dies Buch. Hallelujah, der allmächtige GOtt hat das Feld eingenommen, ist endlich das, was auf dem langwierigen Kampfplatz der Sünde und der Gnade das Feld behält. Text: Apostelgeschichte 1,4-14 Geschichte der Himmelfahrt JEsu, samt der Jünger tapferem Wohlverhalten dabei. Die Geschichte der Himmelfahrt gehört zwar eigentlich noch zur Evangelischen Geschichte vom Lauf Christi, ist auch wirklich daselbst angeführt, wird aber hier bei der Geschichte seines Reichs auf Erden auch wieder vorangesetzt, damit man immer eine Erinnerung habe, wie Alles, was im Sichtbaren vorgegangen, und in diesem Buch beschrieben ist, seinen Ursprung aus dem Unsichtbaren habe, dahin der HErr JEsus für uns eingegangen ist; aber auch daß Alles wieder hervorkommen, und in seinem rechten Wert erkannt, und mit seinem gehörigen Lohn belegt werden würde an dem bei der Himmelfahrt gleich auch gepredigten Tage seiner Zukunft. Wer sich in die Gestalt der Kirche Christi auf Erden gehörig finden will, der muß immer JEsu Himmelfahrt und die im Unsichtbaren angegangene Einnahme seines Reichs, aber auch die künftige Offenbarung desselben vor dem Gesicht haben. Der Gang, wie wir in die Reichs = Sache JEsu auf Erden, in die Angelegenheiten seiner Kirche eingeleitet werden müssen, ist noch immer der nämliche, welchen wir hier an den Jüngern sehen, die JEsu Himmelfahrt angesehen haben, und von seinem bevorstehenden Kommen berichtet worden sind; auf beides hin aber getrost ihre Hand an das Werk gelegt haben, wozu sie berufen wurden. Ebenso, wie die vom Ölberg umwendenden Apostel die Ausgießung des Heiligen Geistes zu Jerusalem abzuwarten, und sodann den Anfang der Christlichen Kirche mit Freuden zu sehen hatten, führt uns von Jugend auf unser christliches Glaubensbekenntnis durch die Artikel: Aufgefahren gen Himmel, da sitzt Er zur rechten Hand GOttes, von dannen Er kommen wird, zu richten die Lebendigen und Toten, auf das: ich glaube auch an den Heiligen Geist, und sehe dessen Werk: die heilige christliche Kirche und Gemeinschaft der Heiligen mit ehrerbietigem Glauben und Bewundern an. Aber welch Versammeln unserer Herzen und Sinne bedarf es immerdar, ja welche Zucht hat auch unser treuer Heiland immer noch an uns zu üben, damit wir hierin in den Schranken bleiben, und des HErrn Rat und Werk gehörig auswarten. Jerusalem , der große, von Alters her schon zu herrlichen Taten GOttes ausgesuchte Schauplatz, ward auch zu der Apostel Zeiten noch zu Manchem aufbehalten, und wird es in den letzten Zeiten bleiben. Was uns in GOttes Verheißungswort deshalb vorgehalten ist, sollen wir nicht versäumen, weil es doch dem Glauben aufhilft, wenn man die Werke GOttes auch so nach dem Ort auszeichnen kann, wo sie geschehen, oder von wannen sie ausgehen. Aber unsere Schwachheit, nach welcher wir die ganze Weite und die himmlische Art des Reichs GOttes nie genugsam erreichen, müssen wir nie vergessen, damit wir uns nicht zuviel an Zeit und Ort hängen. Das Nächste war die Ausgießung des Heiligen Geistes, und ihre dadurch erlangte Tüchtigkeit zum Zeugen = Amt; darum wird ihnen auch der Zeit halber die Hoffnung gar nahe gebracht: nicht lange nach diesen Tagen . Anderes aber erforderte weiter hinausgesetzte Zeiten und Stunden ; und da galt es nicht zu sagen: Laß eilend und bald kommen sein Werk. Auch zur Hoffnung besserer Zeiten und aller Beschäftigung mit künftigen Dingen muß man durch die rechte Türe eingehen, und die ist keine andere, als daß Jeder seines Berufs im Gegenwärtigen wohl wahrnehme. Wer nicht Treue im Gegenwärtigen beweist, und hält sich viel mit dem Zukünftigen auf, der geht nicht zur Tür ein, sondern steigt als ein Dieb, neben woher ein. Die Auffahrt geschah nicht durch ein Verschwinden, wie sich sonst manche der Erscheinungen und Erweisungen seines Lebens in selbigen Tagen so geendigt haben, sondern es war eine bedächtliche Vollziehung dessen, auf was sie schon vom ersten Ostertag an in Bereitschaft zu stehen befehligt waren, durch den Ostergruß: Ich fahre auf zu meinem Vater, zu meinem GOtt und zu eurem GOtt. Von Christi Himmelfahrt an hat man nun den Himmel anzusehen , als den Ort, woher der HErr JEsus gekommen, wohin Er für uns eingegangen ist, und von wannen wir Ihn zu erwarten haben. Denn Seiner nun zu warten vom Himmel, macht seitdem ein Hauptstück vom Christenstaat aus. Ihre Freude beim Umkehren vom Himmelfahrts = Berge war schon wohlgeordneter als jene beim ersten Wiedersehen an Ostern, wovon es hieß: Sie glaubten nicht vor Freuden. Auch bei den besten Seelen und über guten Sachen bedarf doch die Freude manche Einrichtung, bis sie bei verschlossenem und wohl bewahrtem Herzensgrund dauerhaft werden kann. Beten und Flehen drückt ihr zuversichtliches Ergreifen der vorgehaltenen Verheißung, und zugleich das Gemerk auf die noch nicht völlig zurückgelegte Not und Angst in der Welt, mithin die Erhebung ihres Gemüts durch den Zug von JEsu Himmelfahrt, und die Beugung und das gehorsame Hinuntergeben unter das: Er ist nicht mehr in der Welt, wir aber sind in der Welt, kurz, den himmlischen und den pilgermäßig bescheidenen Sinn aus, der im Gebet nie von einander zu trennen ist. An diesem Band der wahren Nüchternheit hielten sich auch die Weiber, wovon besonders Maria, die Mutter JEsu, noch einmal und hier in der Schrift das letzte Mal namentlich angeführt wird: Denn so lange war diese Magd des HErrn aufgespart, um von Allem, was sie bisher in ihrem Herzen bewegt und behalten hatte, Zeugnis an die Apostel zu geben; und mit dem herrlichen Ausschlag an dem Lauf JEsu war nun ihre Freude an dem GOtt, ihrem Heilande, erfüllt. Text: Apostelgeschichte 1,15-26 Petri Vortrag und der Gemeinde erstes Geschäft, Judä Amts = Nachfolge betreffend. Zuvor hieß es: sie waren einmütig bei einander mit Beten und Flehen; nun hören wir, wie sie sich den Anblick ihrer Umstände im Äußeren zum Gebet und dessen jedesmaliger Übung haben stimmen lassen. Es ist wohl zu bedenken, daß der HErr JEsus die vierzig Tage zwischen seiner Auferstehung und Himmelfahrt die erledigte Stelle im apostolischen Collegio nicht selber ersetzt hat. Aber so wollte Er den Überschritt von seinen bisherigen unmittelbaren Bestellungen in das künftige mittelbare Regieren seiner Gemeinde machen, und dem Geist, den Er seinen Jüngern von seiner Auferstehung an mitgeteilt hatte, auch Raum lassen, sich zu äußern; wie man denn diesem Vortrag und Gebet die Kraft des Joh. 20:22 empfangenen Geistes wohl anspürt. Es war freilich für Petrus empfindlich, den Bericht von des Judas Abweichung und Hingang noch einmal öffentlich zu erneuern. Aber so ist eben die Kirche ein Schauplatz von Gnade und Gericht. Wenn man etwas vertuschen will, so hat es noch weniger Art. Aus der Darlegung der Wahrheit kommt noch eher eine Frucht heraus. Dem Ärgernis beugt Petrus wieder mit der Schrift vor, wie sich der Heiland selber in dem nämlichen Fall darauf bezogen hat. Judas ist um deswillen nicht zum Verrat genötigt gewesen. Aber da er sein Herz einmal dem Satan hingegeben hatte, so war es nötig, um Anderer willen zu zeigen, daß damit nichts geschehen sei, als was die Schrift schon zuvor bezeugt hatte. Der Satan hätte von dem Einen an gern weiter greifen, und auch der Übrigen begehren wollen. Aber da wird vorgezogen und bezeugt: Es ist keiner verloren, als der, davon die Schrift zuvor gesagt hatte. Bei solchen kläglichen Fällen möchte der Feind gern Alles zu Schanden machen, und sich hinstellen, als ob er rumoren dürfte, wie er wollte. Darum ist es nötig, über dem, was die Schrift seit der Scheidung zwischen dem Weibes = und Schlangen = Samen auf alle Zeiten für bedenkliche Winke gegeben, die man immer in betrübte Erfüllung gehen sieht, zu halten, aber auch das daneben gesteckte Ziel nicht zu überschreiten. O was ist die christliche Geschichte für eine aufrichtige Geschichte, wie hat sie schon in Zeiten, da es Jedermann kund sein konnte, Alles so redlich dargelegt, wie gesichert ist sie aber auch, daß um des darunter liegenden Göttlichen willen auch in jetzigen späten Zeiten, alles daran genommenen Ärgernisses und Vorwandes zum Unglauben ungeachtet, doch die Frucht von der Darlegung dieser Art größer bleiben wird, als wenn es nach menschlicher Weisheit eingerichtet worden wäre! O was ersticken die Dornen noch in manchem Herzen, wie der Geiz in des Judas Herz! Was man zu erlangen hofft, schlägt fehl, und was man hatte, und noch weiter hätte erreichen können, geht verloren. Zeugen seiner Auferstehung hat sich der HErr JEsus nachgehends noch mehrere erweckt. Doch hatte es seine guten Ursachen, warum die zwölfte Zahl wieder vollgemacht werden sollte, auf die der Heiland gleichwohl gesehen hat, wenn er vom Richten der Zwölf Geschlechter Israels gesagt hat, oder wenn nachmals von den zwölf Gründen des neuen Jerusalems die Rede ist. Mit gemeinschaftlicher Überlegung wählten sie Zwei, die sie darstellten, und erst das, wohin sie weiter in Bestimmung des Unterschieds nicht dringen konnten, überließen sie auf herzliches Gebet dem Los . Doch ist es sehr zu bedenken, daß dieses Mittels nur hier, in dieser Zwischenzeit, das einzige Mal gedacht wird. Bei Christi sichtbarer Gegenwart war es nicht nötig und nach der empfangenen Gabe des Heiligen Geistes kommt es auch nimmer vor. Auf diesem Wege wurde Matthias mit aller Zufriedenheit ohne Beschämung des Anderen, der mit in die Wahl gekommen ist, zugeordnet zu den elf Aposteln. Für den Josef, genannt Barsabas, war es vielmehr eine Aufmunterung zur Treue in anderwärtigem Dienst des HErrn, daß er doch in diese Wahl zu kommen für tüchtig erkannt worden ist.
Copyright information for Rieger