Acts 2
Text: Apostelgeschichte 2,1-21 Die ersten Gläubigen empfangen die Gabe des Heiligen Geistes, und dem ersten Unglauben und Spötterei darüber wird das Maul durch Petrus gestopft, unter Berufung auf Joels Weissagung. Bei der Wahrheit GOttes und bei seinem Gnadenrat, die Menschen zur Erkenntnis derselben zu bringen, heißt es mit besonderem Nachdruck: Ein Tag sagt es dem Anderen, und eine Nacht tut es kund der anderen. Der Pfingsttag Alten Testaments, oder der fünfzigste Tag vom Ausgang der Kinder Israel aus Ägypten, ward durch die ansehnliche Gebung des Gesetzes ausgezeichnet; und der Pfingsttag Neuen Testaments brachte nun den Geist, der das Gesetz ins Herz schreibt, und solche Leute aus uns macht, die in GOttes Geboten wandeln, seine Rechte halten, und darnach tun. Was haben diese beiderlei Tage einander zu sagen gehabt? Der Eine sagte was noch nachkommen müsse, bis GOttes Absicht an den Menschen erreicht werde; und da der Andere erfüllt war, so hieß es nun: Es ist geschehen. Nun findet sich die Frucht und der Segen von allen vorhergehenden Tagen des Fleisches JEsu, und auch von seinem Eingang in die Herrlichkeit. Daß GOtt auch solche Tage beibehalten, und sie in eine solche Beziehung aufeinander gesetzt hat, ist dem Glauben sehr förderlich: Denn diese Gleichheit in den Wegen und Werken GOttes hilft unserer Schwachheit auf. Deswegen sind auch wir es unserer Nachkommenschaft schuldig, durch die Feier solcher Tage den Glauben und das Nachdenken über die Werke GOttes zu unterhalten; wie GOtt öfters bei Einsetzung der Festzeiten und Gebräuche seine Absicht auf das nachwachsende Geschlecht blicken läßt, daß man diesem auf seine Nachfrage Bescheid geben könne. Auflösen und Abschaffen ist keine Kunst, aber erfüllen und zum rechten Zweck lenken, ist etwas anderes. Auch mit der Pfingst gabe bewies noch der HErr JEsus, daß Er gekommen sei zu erfüllen . Zeiten der Verheißung gingen freilich voran, das Warten darauf war lang; aber die Erfüllung kam dann schnell. O was haben die dreißig Jahre des Wandels Christi in der Welt, und die nächsten dreißig Jahre darauf für eine Änderung nach sich gezogen? Wie schnell kann GOtt zum Zweck kommen? Den Himmel offen sehen, und von dorther himmlische Kräfte zu genießen bekommen, war von langem her zum Zeichen der gesegneten Zeiten Christi gemacht; sonderlich aber, nachdem sie ihn dorthin auffahren sahen, und von dort auch seiner zu gewarten verständigt wurden, so ward Er ihnen damit zum Augenmerk gemacht, daß sie auch am Pfingsttage bald bemerkten, was ihnen von dorther zukam. Auch unter dem Wind eine andringende himmlische Kraft zu vermuten, waren sie schon angeleitet durch das von dem HErrn JEsu selbst Joh. 20 vorgenommene Anblasen. Hier war es gewaltiger, weil nun das mit Gewalt herandringende Himmelreich einen kräftigeren Antrag erforderte. Das ganze Haus, da sie saßen, war ein namhaftes, zunächst an den Tempel anstoßendes, und zu demselben gerechnetes Gebäude, woselbst sie ihr Wesen hatten (Luk. 24:53) . Die über jedem erschienenen Feuerflämmlein in Gestalt gespaltener Zungen waren wieder ein neues Bild von einer sehr durchdringenden und dabei reinigenden und läuternden Kraft; und auch auf das waren sie vorbereitet, da es in der Verheißung hieß: Mit dem Heiligen Geist und Feuer getauft werden. Durch die Zerstreuung der Juden unter alle Völker, das ihrerseits eine Strafe für sie war, hat GOtt doch schon von weitem her die Brücke zubereitet, mit der Ausbreitung des Evangeliums sein Reich unter allen Völkern anzulegen, und es wurde wirklich in beider Herzen Manches dazu vorbereitet. Deswegen nahm sich auch gleich der Pfingstgeist dieses große Feld zu bearbeiten vor. So viel Außerordentliches hierbei vorkam, so wenig ging etwas Unordentliches vor, sondern der Anfang wurde mit einem Aussprechen der großen Taten GOttes gemacht; vermutlich wie Zacharias oder Maria in ihren Lobgesängen Altes und Neues zusammengenommen haben. Von da an aber trat Petrus besonders auf, und gab einen umständlichen Bericht, wie der jetzige Vorgang nach dem Wort der Weissagung anzusehen sei, und wie er sich auch an das anschließe, was nächst zuvor in Jerusalem sich begeben hatte. Petrus wählt in des Geistes Licht und Kraft schicklich die Stelle, welche die ganze Zeit von diesem Pfingsttag bis auf den jüngsten Tag zusammenfaßt, und in das göttliche Erbarmen über die Not alles Fleisches weißt, die GOtt darunter angesehen, und deren Er auf solche Weise zu Hilfe kommen wollte, nachdem der Fluch am Kreuz weggenommen, und also einem solchen Segen und Gemeinschaft Raum gemacht war. Deswegen auch alle Erweisungen des Geistes und seiner Kräfte in ihm nichts zum Großtun oder Spielen, sondern zur Erstattung unserer Mängel, und Ausrüstung zum Dienst im Reich GOttes eingerichtet waren. Daß aber Petrus bei der Anführung dieses prophetischen Wortes auch das Letzte von Blut, Feuer und Rauchdampf nicht zurückläßt, bestätigt, was auch sonst in der Haushaltung GOttes oft vorkommt, daß große Gnadenerweisungen und endliche Zorngerichte oft mehr zusammenstoßen, oder der Baum, an dem man noch am meisten arbeitet, beim Ausbleiben der Frucht dem Umgehauenwerden am nächsten sein kann; welche Betrachtung also billig hier gezogen wird, um eine Bewegursache abzugeben, dem Geist desto mehr Raum zu lassen. Denn um Errettung und Seligwerden, beim Anrufen des Namens des HErrn, ist es ja doch allermeist zu tun. Auch Gesichte und Träume werden zur Rettung, zur Unterweisung in einer Not verliehen, sind oft eine Erquickung auf ein Notgebet, darüber man eingeschlafen. Text: Apostelgeschichte 2,22-36 Nähere Nachricht von der Gabe des Heiligen Geistes, wie sie von dem - nach seinem Leiden und Tode erhöhten JEsu herkomme, was für bedenkliche Tage also vorangegangen, ehe der Tag der Pfingsten erfüllt war. JEsus von Nazareth, und die Verklärung desselben machte freilich vom Pfingsttag an den Hauptinhalt aller Predigten aus, wie auch dieses Muster zu erkennen gibt. Daher flossen in den Pfingstvorträgen Passions = Ostern = und Himmelfahrts = Predigten zusammen; denn der Pfingstsegen hängt von Christi Tod, Auferstehung und Himmelfahrt ab, und verklärt jedes. Noch jetzt kann einer seinen gesunden oder verdorbenen Geschmack, seine Lust zur Wahrheit, oder seinen Hang zur Eitelkeit daran prüfen, wie lieb oder widrig, brauchbar oder zwecklos es ihm vorkommt, wenn in der Predigt Alles aus dem Halten an JEsu Namen gemacht wird. Gar schicklich erneuert Petrus in ihrer aller Gewissen dasjenige, worunter JEsus aus seinen vorigen Worten und Taten als ein Mann von GOtt bewiesen war. So haften noch in eines Jeden Gewissen einige Züge GOttes, an denen man das Evangelium anknüpfen kann. Im Hinblick auf das, was ihnen das Ärgerlichste und Anstößigste sein möchte, oder wodurch sie am weitesten im Vertrauen zurückgeschlagen werden könnten, nämlich das Kreuz, und ihrem an dessen Bereitung genommenen Anteil, verwahrt er sie durch den Blick auf GOttes Rat und Vorsatz, der unter der ganzen Sache waltete, und auf das Ende, so GOtt nun auch daran machte. Was sie aber auch sich darunter herausgenommen und damit übernommen, das mußte ihnen doch auch gesagt werden. O in was können auch gottesfürchtige Leute unter der Meinung, sie tun GOtt einen Dienst daran, hineingeraten? Die vor eingebildeter Heiligkeit und Reinheit nicht in das Richthaus des Pilatus hineingehen wollten, und doch JEsu Blut übernahmen. Wo müßte einen eine solche Blindheit, und der damit angerichtete Schaden hinunter drücken, wenn einem nicht ein Strahl von GOttes heimlicher, zu unserer Seligkeit verordneten Weisheit aufginge? Wenn nicht der HErr JEsus, den man an das Kreuz gebracht, von GOtt selbst einem zum Gnadenstuhl und Versöhnungsschirm oder Christ und HErrn vorgestellt würde? Aus dem, was der Geist hier dem Petrus zur Verklärung des ganzen Laufs JEsu auszusprechen gab, und aus der Öffnung der vorigen Schrift, die von ihm gesagt war, läßt sich noch jetzt ein vergnüglicher Glaubensgrund nehmen zu einer vollständigen Erkenntnis Christi. Unter dem ganzen Lebens = und Leidenslauf JEsu war freilich seines himmlischen Vaters Rat sein beständiges Augenmerk, der Grund alles Vertrauens, alles Gehorsams, die Stärkung aller Geduld. Da mochten sich Erschütterungen erheben woher sie wollten; so war Er davon nicht zu bewegen. Das ist es auch, was an seinem ganzen Opfer vornehmlich zum süßen Geruch vor seinem Vater gediehen. Wer sich nun in diese Gemeinschaft berufen läßt, und mit diesem Durchbrecher, dem der Vater den Weg zum Leben kund getan hat, sich ins Ringen und Durchdringen gibt, keine andere als die - durch Leiden ausgeborene Freude sucht, des Vaters Angesicht zum Leitstern und Ziel seines verordneten Laufs behält, der kommt auch durch Tod und Hölle, und durch alle dorther an uns dringende Furcht und Schrecken durch, und erfährt es, daß er an dem HErrn JEsu einen HErrn und Christ hat: In der Erfüllung Alles dessen, was von Ihm zuvor gesagt war, den Christ; und in der Erwartung alles dessen, was Er einem nun in seiner Herrlichkeit gewähren kann, den HErrn. Daraus, daß Du uns, HErr JEsus, vor Augen bist, laß uns wahre Freude, und in derselben den Anfang ewigen Lebens haben, und die Versicherung, daß wir einst bei Dir daheim sein werden allezeit. Text: Apostelgeschichte 2,37-47 Wie viel durch diese erste Pfingstpredigt seien gewonnen, und in welch heiliges Leben diese ersten Gläubigen seien eingeleitet worden. Die zwei Stachel in Petri Pfingstpredigt: Ihr habt Ihn getötet, und GOtt hat Ihn zu einem HErrn und Christ gemacht, hatten freilich etwas Durchdringendes, das Herz Angreifendes, und zugleich Erweichendes, den Unmut Verhütendes. Man kann es schon jenem Ausdruck Jesaja 53 anspüren, wie daselbst die glaubensvolle Reue ausgedrückt wird, in welcher die - vom Ärgernis am Kreuz Erretteten ihre Blindheit bekennen und sagen würden: Wir hielten Ihn für den, der von GOtt geschlagen und gemartert wäre, wir hatten Wohlgefallen an seinem Tod, meinten, GOtt wolle seinem fälschlich angemaßten Ansehen damit ein Ende machen; aber nun geht es uns anders auf, was GOtt für einen Rat unter dieser Sache gehabt hat, wie Er Ihn um unserer Sünden willen zerschlagen, aber auch aus Angst und Gericht genommen hat, und Ihm nun für die Hingabe Seines Lebens eine große Menge zur Beute geben will. Nach einer solchen heilsamen Erschütterung und über die darunter vorgebrachte Frage: Was sollen wir tun? weist sie nun Petrus in die Buße und ganze Veränderung ihres Sinnes hinein; sonderlich daß sie die auf den Namen JEsu vorher gelegte Schmach zurücknehmen, und bei der Taufe auf diesen Namen Ihm die Ehre geben, darin Ihn GOtt nun gesetzt hat, als den Namen, bei dessen Anrufung man selig werden soll. Davon verspricht er ihnen Vergebung der Sünden, als das Hauptgut des Neuen Testaments, und bei derselben dann weitere Gemeinschaft mit GOtt, und zu deren Pfand die Gabe des Heiligen Geistes. Alles zusammen legt er ihnen als eine schon von den Vätern her zugedachte Gnade vor, an deren sorgfältigen Anwendung sie sich aber nicht verkürzen sollen, weil GOtt jetzt doch etwas Neues damit zu schaffen vorhabe. Daß, mit Vorbeigehung Anderer zu ihrem Ermahnen gebrachten Vorstellungen, das: Laßt euch helfen von solchen unartigen Leuten , angeführt wird, gibt zu erkennen, daß es besonders nötig sei, die aus dem Wort GOttes aufgehenden ersten Sämlein vor dem Zertreten durch Andere zu bewahren. Die Menschen nehmen sich gar eine leidige Macht über einander heraus: darum muß man die, die sich in so ein ungebührliches Ansehen setzen wollen, desto mehr herabsetzen, und ihre Unart und die Notwendigkeit, sich von ihnen loszureißen, desto nachdrücklicher betreiben. Das annehmungswürdige Wort gern annehmen , das gibt endlich den Ausschlag; bei der reichlichsten und in manchem Betracht außerordentlichen Gnade hat doch kein eigentlicher Zwang statt, sondern gern annehmen entscheidet den Überschritt zu denen, die selig werden. Und eben so ist das Bleiben an der Lehre, oder an dem mit Freuden angenommenen Wort der Grund aller dauerhaften Einigkeit und Gemeinschaft. Unter dem Brotbrechen wird vermutlich auch die Begehung des Heiligen Abendmahls angedeutet, als die anfangs mit dem mäßigen Genuß einer sonstigen Mahlzeit verknüpft war, welches zugleich dazu diente, daß man über dieses Geheimnis noch eine Weile eine Decke der Verborgenheit ausbreiten konnte. Von der Gemeinschaft der Güter weiß man nur bei der Gemeinde zu Jerusalem, bei welcher der besondere Umstand vorwaltete, daß wegen der nahe kommenden Zerstörung Jerusalems auch ihre zeitliche Habe noch wohl angewendet, und sie zu einer desto schnelleren Flucht, ohne sich nach etwas umzusehen, vorbereitet werden sollte. Im Gebrauch des Tempels richteten sie sich nach dem, wo GOtt ihnen selber mit Behandlung dieses Hauses voranging. So lange Er es noch stehen ließ, so bedienten sie sich seiner auch: doch fingen sie schon an, sich daneben an die Versammlungen in den Häusern zu gewöhnen. Friede und Einfältigkeit des Herzens ist eine besondere Frucht des Geistes Christi. Wie viel Phantasie und Zeremoniell hat der Weltgeist auch in kirchliche Verhandlungen gebracht! Zur ersten Gründung kann GOtt manchem seiner Werke auch Gnade bei Anderen schenken. Wenn es aber damit wieder umschlägt, so muß man es sich nicht befremden lassen.
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