Acts 26
Text: Apostelgeschichte 26,1-23 Paulus bringt unter Erzählung seines Lebenslaufs, sonderlich seiner Bekehrung und seines jetzigen Gnadenstandes, das Zeugnis von Christo gar schicklich an Agrippa und die übrigen Anwesenden. Durch Ausstrecken seiner Hand, vermutlich derjenigen, woran seine Bande waren, wollte sich Paulus ermuntern, nicht verdrossen zu sein, noch sich seiner Bande zu schämen, sondern seinen Mund fröhlich aufzutun, im Angedenken, daß GOttes Wort nicht gebunden sei. Paulus ließ sich diese Gelegenheit lieb sein, und warf das Vertrauen, daß es etwas austragen würde, nicht zum Voraus weg. Ein Christ hängt nicht am Erfolg allein, sondern begnügt sich zu tun, was ihm GOtt begegnen läßt. Bei der Bitte um geduldiges Gehör gibt er freilich zu erkennen, daß dabei viel auf die Zuhörer und deren Herzensneigung ankommen werde. Wenn sich einmal über etwas viel Widerspruch erhebt, so verbergen sich die Leute, und ziehen sich auch solche von Rettung der Wahrheit zurück, die sonst noch davon zeugen könnten. - Seiner vorigen Art, GOtt als ein Pharisäer zu dienen, gedenkt der Apostel so, daß er zwar den bösen Eifer, in welchen er darüber hineingetrieben wurde, nicht verbirgt, daneben aber doch auch zeigt, was er davon Gutes habe beibehalten können, nämlich den Glauben und die Hoffnung der Auferstehung. Da hingegen das jetzige Toben der Juden wider das Evangelium Christi ihre eigene väterliche Religion zerstörte, und sie wirklich alle vom GOtt ihrer Väter empfangene bessere Beilage damit ausschlugen. Mit Aberglauben und selbsterwähltem Gottesdienst will man dem entgegen kommen, wozu doch nur der Glaube den einzigen und so nahen Weg zeigt. Wir müssen doch alle sterben, und wir möchten doch alle gern im Tod eine gute Hoffnung haben. Der Rechte Grund dazu in JEsu Tod und Auferstehung will dem natürlichen Sinn der Menschen nicht ein. In welcherlei Bestreben Tag und Nacht also geraten sie also hinein, um dies anderswoher aufzutreiben; und welch schwache Strohhalme ergreifen sie statt der im Evangelium angebotenen Hoffnung! - Bei der jetzigen Erzählung seiner Bekehrungsgeschichte flicht der Apostel vermutlich in das, was auf dem Wege gen Damaskus vorgegangen ist, auch Manches ein, was ihm erst nachgehends durch Bescheid des Ananias, oder auch in einer späteren Erscheinung des HErrn JEsu selbst, kund worden ist. Besonders merkwürdig ist hier, das große Ziel beschrieben, das Lehrer und Zuhörer bei der Predigt des Evangeliums vor sich haben sollen. Rückkehr zu GOtt eröffnen ist das Werk eines evangelischen Predigers; und solche suchen und annehmen ist die Pflicht eines Jeden, der seine Seele nicht verwahrlosen will. Bußfertigkeit ist der sicherste Weg zur Vergebung der Sünden, und zu deren Gewißheit. Sie läßt sich nicht wegrauben, aber rechtmäßig nach GOttes Rechten empfangen. Selbst bei Pauli Bekehrung ist es noch auf den Gehorsam des Glaubens angekommen. Er hätte sich der himmlischen Erscheinung entziehen können. Text: Apostelgeschichte 26,24-32 Des Festus fleischliches Urteil, wodurch Pauli Rede unterbrochen wurde, dieser aber doch noch Gelegenheit sucht, zum Beschluß dem Agrippa die Hauptsache noch näher an das Herz zu legen. Der Apostel versichert, er rede wahre und vernünftige Worte, woran nichts Überspanntes, viel weniger, nach der Beschuldigung des Festus, etwas Wahnsinniges sei. Wahrheit beweist sich immer auch durch das Mäßige wohl an der Menschen Gewissen. Wer es aber trennt, und vernünftige Worte ohne Wahrheit zu reden meint, der verfehlt es. Wie künstlich man es auch macht, so hat das Gewissen keine Befriedigung. Man merkt es, daß man weder sein Eigenes, noch Anderer Elend kennt, in Allem nur auf Geratewohl und obenhin verfährt. Und gerade bei Solchen ist das Wort vom Kreuz eine Torheit, die nur aus Vorwitz nach etwas fragen, im Grund aber es mit ihrem Heil verloren geben. Paulus macht es unter dem Reden oder aus anderen Kennzeichen schon bemerkt haben, daß am Herzen Agrippas Herzen noch eher etwas auszurichten sei. Darum hält er sich mit Festus nicht zu lange auf, sondern wendet sich gerader an Agrippa, und zwar mit großer Freudigkeit auf die im Gewissen desselbigen geschäftige Wahrheit. Paulus verstand es wirklich besser als Agrippas selbst, was ihm damit für ein Zug GOttes an das Herz gekommen sei. Agrippa behandelte es mehr als eine in seiner Willkür stehende Sache, und spricht auch von Christ = Werden nicht viel anders, als wie man von Annahme einer Partie in sonstigen Kenntnissen sprechen möchte. Paulus aber lenkte es sehr ernstlich auf GOtt, dessen kostbarer Gabe und edles Werk der Glaube ist; und tut dem König einen Wunsch, dessen Wert er auf der Stelle nicht so wird geschätzt, als nachmalen erfahren haben. - Was faßte dieser eine Audienzsaal für unterschiedliche Gesinnungen gegen das Evangelium Christi in sich! Paulus ganz im Glauben des Sohnes GOttes lebend, Agrippas angegriffen, Bernice gleichgültiger, Festus noch ferner. Wie gern hätte sie Paulus in eins zusammen gebracht, aus frohem Genuß der ihm aus seinem Glauben zufließenden Seligkeit. Zu dem vorzüglichen Maß der Leiden, das an Paulus gekommen war, waren sie deswegen nicht angehalten worden. Am Ende aber lief es auf ein Raisonnement über Pauli Person hinaus, und daß darunter etwas vom Mitleiden lag, das mußte er statt der Hilfe annehmen, und sich noch gefallen lassen, den Vorwurf zu leiden, daß er sich durch sein berufen auf den Kaiser weitere Hilfe selbst abgeschnitten habe, wobei man nimmer in Rechnung nahm, wie notgedrungen Paulus solches vorgenommen habe.
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