‏ Acts 28

Text: Apostelgeschichte 28,1-16 Paulus bringt seine Zeit zu Melite wohl zu, und erreicht endlich die Stadt Rom. Welch ein ungestümer Wind treibt den Gläubigen oft an einen Ort, wo ihm GOtt wieder viel Gutes zu tun nach seinem Vorsatz bereitet hat! Anfangs ging zwar auch zu Mileto noch etwas Hartscheinendes über Paulus, da bei ihm selbst so wenig ohne erstmaliges Grauen geblieben sein wird, als es Anderen mancherlei Gedanken erweckt hat. Was den Menschen auch noch in das gewissen geschrieben ist, von der Wiedervergeltung und Rache, wissen sie doch das zehnte Mal nicht gehörig anzuwenden, noch weniger erreichen sie für sich selbst GOttes Gerechtigkeit, und das zum Retten aus der Sünde Wohltätige daran. An Anderen muß man es mit verwundern bemerken, wie sie in ihren Urteilen hin und her taumeln. Daß es einem aber selbst oft so begegnet, davon wendet man sein Angedenken schnell ab. Wie gering soll es einem werden, bei so schnell sich verwandelnden Menschen durch Ehre und Schande, durch gute Gerüchte und böse Gerüchte zu laufen! Wer durch den himmlischen Sinn aus JEsu Herrlichkeit der Gefangenschaft unter der Menschen Urteile entrissen ist, der halte solche Freiheit, so ihm die Wahrheit verschafft hat, billig hoch. - Bedenklich ist es, daß von Pauli Aufenthalt kein eigentlicher Segen des Evangeliums, noch deutlicherer Antrag des Heils in Christo gemeldet, sondern nur eines Zulaufs um leiblicher Gesundheit willen gedacht wird; worunter doch wirklich Gelegenheit zum Fragen nach dem weiteren Heil hätte können und sollen gemacht werden. - Nun so wunderlich und doch selig geführt kam Paulus gen Rom, durch solche Kreuzeswege hat es mit der Verheißung: Du sollst auch zu Rom von mir zeugen, durchgehen müssen. Von den Brüdern zu Rom war es eine bedächtliche Liebe, eine Frucht des zuvor schon an sie geschriebenen Briefs, daß sie durch Entgegengehen Pauli Geist erquickten. So gäbe es Manches, das weiter keine Kosten verursachte, und womit man doch einander in dem müden Lebenslauf erquicklich die Hand bieten könnte. O GOtt! laß mich in meinem Lauf ein Stück nach dem anderen so zurücklegen, daß ich für das Vergangene Dir fröhlich danken, und auf das Künftige mich Dir zuversichtlich überlassen könne! Text: Apostelgeschichte 28,17-31 Paulus wird auch in Rom durch der Juden ungläubiges bezeugen genötigt, sich allermeist als der Heiden Apostel aufzuführen; und mit diesem zu Rom emporgekommenen Evangelium vom Reich macht Lukas an der Beschreibung der Apostel = Geschichten ein fröhliches Ende. Nach seinem sonst oft bezeugten Liebesdrang gegen seine Brüder nach dem Fleisch fing Paulus auch in Rom an, zuerst die Juden aufzusuchen, und sprach sie an mit Allem, was zum Frieden dienen konnte. Das kostet keinen geringen Kampf, sein Volk, seine Mutterkirche so lieb zu behalten, wenn man auch von den Gewaltigen darin noch so übel behandelt wird. Alle Kraft der Religion, und was sie von Glauben, Gottesdienst und Liebes = Übung pflanzt, zieht sich endlich in der Hoffnung zusammen. Mit dem Unglauben gegen das Evangelium stießen die Juden auch den Grund ihrer väterlichen Religion, die Hoffnung Israels, um. Anfänglich antworteten ihm diese Ältesten der Juden auch glimpflich; doch daß sie am Ärgernis des Kreuzes oder erlittenen Widerspruchs krank liegen, verbirgt sich nicht. Daß aber das Evangelium aus so viel Widerspruch sich zum Sieg aufgeschwungen hat, das gibt vielmehr einen Beweis für die Wahrheit desselben ab. Über dem Reich GOttes, über der Hoffnung Israels, über dem Wort der Verheißung in Mose und in den Propheten über den bisherigen Wegen GOttes mit ihrem Volk, über ihren eigenen Tüchtigkeit zum Reich GOttes sie nachdenklich zu machen, das waren ja die allergeschicktesten Handleitungen, die Paulus an ihnen brauchen konnte, sie in die Lehre von JEsu überzuleiten. Bei ihrer ungleichen Gesinnung aber wurde dem Apostel freilich auch noch ein Wort abgedrungen, womit er sie zum guten Eifer reizen wollte, das aber mehr zu bitterem Neid bei ihnen ausschlug. Hat aber GOtt solches gerichtliche in seinem Wort zuvor verkündigt, und wohl vorausgesehen, daß ohne dergleichen Anzeigen das Rätsel von Einiger Glauben und Anderer Unglauben noch weniger aufzulösen wäre; so muß man sich nach eintretendem Anlaß auch solcher scharfen Worte nicht schämen, noch sie um des zu besorgenden Verdrusses willen, gar zurückhalten. Wer an seiner Fragsucht darüber zehren und auszehren will, dem muß man es überlassen. Das eigene Geding, und die Freiheit, darin zu bleiben, war eine gurte Folge von Fest glimpflichem Bericht seinethalben, und also auch ein Segen von seinem schon in Cäsarea geführten Zeugnis der Wahrheit. Aber es war auch ein Umstand, der Kosten erforderte, wozu dann besonders die Philipper willige Handreichung taten (Phil. 4:10-14, 19) . - Innerhalb zwei Jahren kann Vieles vorgekommen sein, und es auch seiner Sache halber bald mehr, bald weniger günstiges Ansehen gehabt haben. Seinen unverrückten Sinn unter Beidem beschreibt er Phil. 1:12-24, 20-26 . Unter solchen die er aufnahm, gab es auch manches in seinen Banden gezeugte Kind der Wahrheit wovon man eine Probe Philemon V.10-12, 22 sehen kann. Das reich GOttes predigen, und von dem HErrn JEsu lehren, das heißt etwas Ganzes vom Evangelium vortragen. Die Lehre von JEsu muß man nicht verstückeln, sondern mit der Predigt vom reich GOttes in ihrer ganzen Absicht und Schönheit vortragen. Die Predigt vom Reich GOttes muß man nicht wie eine Zeitung vom Lande der Zufriedenheit vortragen, sondern an die Lehre JEsu anknüpfen. Schönes Ziel der Apostelgeschichte! Lauf des Evangeliums von Jerusalem nach Rom! Wann wird es wieder einmal nach Jerusalem zurückkommen? Auch seine begabtesten Knechte hat GOtt eben seinem Willen zu ihrer Zeit in ihrem Teil zu dienen gebraucht. Das ganze zu übersehen ward Keinem gegeben, sondern dem HErrn vorbehalten. O GOtt! Dein Reich komme! Deine Lehre, o HErr JEsu! gewinne die Oberhand!
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