Acts 3
Text: Apostelgeschichte 3,1-26 An Einem, der von Mutterleib an lahm gewesen, beweist sich die Kraft des Namens JEsu zu seiner schleunigen Genesung. Petrus nimmt daher Gelegenheit, diesen Namen umständlicher zu verkündigen. Petrus und Johannes werden in der Evangelischen - und so nun auch in dieser Apostelgeschichte bei manchen Vorfällen zusammengesetzt (Luk. 22:8; Joh. 13:23, 20:2, 21:20; Apg. 4:13, 8:14) . Der Natur nach stimmten sie nicht so genau miteinander; aber die Gnade kann auch zusammentreiben, und zum Besten des Reiches GOttes neben einander brauchen, was der Natur nach ungleicher Neigungen ist. Diamanten schleift man mit Diamanten. Diese zwei Edelsteine, Petrus und Johannes, mögen einander auch heilsamlich geschliffen haben. - Eine Betstunde zu besuchen hielten diese zwei großen Apostel nicht über ihren Stand. Zu was wird bei uns GOttes Haus weniger gebraucht als zu einem Bethaus? Die neunte Stunde war bei den Juden, was bei uns Nachmittag um drei Uhr ist; mithin auch zwischen die Arbeit hinein etwas auskaufen, um sich zu sammeln und seine Seele nüchtern zu machen, ist von großem Segen. Mit einem eindringlichen Blick und viel bedeutendem Ansehen hat unser lieber Heiland selbst Manches ausgerichtet; wie es jetzt auch zu seiner herrlichen Titulatur gehört; Er hat Augen, wie Feuerflammen. Und so haben auch die Apostel zuweilen solche Erregungen des Geistes zu treffenden Blicken bekommen (Apg. 13:9, 14:9) . - Welche Enthaltung, daß Petrus bei dem - zu seinen Füßen niedergelegten Geld doch sagen konnte: Silber und Gold habe ich nicht . Wieviel Silber und Gold hat nachmals Petri angeblicher Nachfolger an sich gebracht, und unter seine Kreaturen verteilt! - Aus JEsu Verheißungswort (Mark. 16) , und aus einer auch über die jetzigen Umstände empfangenen Anregung und Vollmacht des Geistes konnte Petrus dem lahmen Menschen seine Genesung antragen . Für die Wahrheit des Wunders, und für das nötige Aufsehen, so es machen sollte, war durch den öffentlichen Ort, an dem es geschah, durch die von ihrem langen Elend genugsam bekannte Person, durch ihr jetziges außerordentlich munteres Bezeugen gesorgt. Aber gar ernstlich verhütet nun Petrus, daß sich Niemand zu viel mit seiner Achtung bei ihnen aufhielte; und da wehrt er nicht nur aus Demut so, sondern weil es dem Herzensglauben und seiner Kraft so sehr hinderlich ist, wenn die Menschen mit ihrer Andacht und ihrem Vertrauen zur Ungebühr an Menschen oder sonst äußerliche Dinge gebunden werden. Aus den zwei Worten , die Petrus so sorgfältig von sich ablehnt, Kraft und Verdienst , sieht man im Gegenteil, was er dem Namen JEsus beilegt, nämlich beides, die verdienstliche Frömmigkeit, und Alles, was Er, um der Menschen Heil zu werden, mit Tun und Leiden übernommen, und die vom Vater nun empfangene Macht. Den jetzt angetragenen Segen des Evangeliums leiten die Apostel gern von der Verheißung, den Vätern geschehen , her, damit man ihnen weniger den Vorwurf einer ungebührlichen Neuerung machte, und alle in der Menschen Gewissen gemachte Vorbereitung zum Glauben benützt würde: So wie Petrus auch unter dem Vorwurf: ihr habt Ihn verleugnet, alle die besseren Erweisungen weckte, die sie aus seinen Worten und Werken haben könnten, von denen sie aber in jener Stunde und Macht der Finsternis sich abwendeten. Doch milderte Petrus diese Schärfe bald wieder durch den Zusatz, daß sie und ihre Obersten es aus Unwissenheit getan hätten; wie der Heiland das auch in seiner Fürbitte am Kreuz betrieben; und weist sie an, nun das Gute zu ergreifen, das GOtt aus diesem Bösen herausgebracht habe. O wohl Jeglichem, welchem der Blick aufgeht, aus der Zeit seiner Unwissenheit so hinüber zu blicken in das, was GOtt durch Übersehen derselben nun noch Gutes ihm vorbehalten hat! Wie haben die Apostel ihre Macht Sünden zu vergeben , so nachdrücklich zu gebrauchen gewußt. Wie haben sie zu ihrem Ruf zur Buße diesen Bußzucker so wohl angebracht, ja wie weit haben sie den Hoffnungsblick schon auf Zeiten der Erquickung hinausgeführt! O welcher Jammer, welcher Offenbarung des zukünftigen Zorns hat einer damals entrinnen, und auch seine Kinder entreißen können! Wie hängt noch zu aller und auch zu unserer Zeit, an dem himmlischen Beruf ein solches Kleinod der Hoffnung! Dazu muß man sich bequemen, einen Heiland zu glauben, den man nicht sieht, der sein Reich im Himmel einzunehmen hat, dessen wir aber von dannen zu warten haben, als Dessen, der das - unter seiner Hand zu Stand gekommene Vornehmen des HErrn endlich als ein ausgemachtes Werk darstellen wird. Der GOtt, welcher der Väter etlich tausendjähriges Warten zur Freude gemacht, und ihren Kindern seine Ehre gezeigt hat, wird gewiß auch an jedes Wort, auf welches er uns hoffen läßt, gedenken, und seine Wahrheit nicht fehlen lassen. Aber der Bann, vom Argestun, muß in der Bekehrung weggetan werden; sonst empfängt man alle Gnade vergebens.
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