Acts 5
Text: Apostelgeschichte 4,32-5,11 Erfreuliche Nachricht von dem vielfältigen Wohlstand der ersten christlichen Gemeinde zu Jerusalem, und zum Nachdenken erweckende Anzeige, wie die Lauterkeit und Wahrheit dieser neuen Gemeinschaft durch die vorgenommene scharfe Kirchenzucht erhalten worden sei. Wie angelegen dem HErrn JEsu das große Ziel war, es mit den Seinigen zum gründlichen Einswerden zu bringen, davon ist in der evangelischen Geschichte schon Anregung geschehen. Auch des anfänglichen Entgegenkommens zu diesem Ziel wurde schon oben Kap. 2:46-47 gedacht; hier aber wird es auf das Neue als eine Frucht ihres unter der ersten Kirchennot getanen gemeinschaftlichen Gebets angeführt. Das Mein und Dein richtet nicht nur in der Welt viel Streit an, sondern kann auch unter Gläubigen der Same der Uneinigkeit werden. Deswegen das Christentum auch hierin einen mäßigen und liebreichen Sinn pflanzt, wobei der Reichere und Vermögendere nicht auf das Seine hinfällt, wie auf einen Raub, noch sich an seinem Gut eine große Stütze zu haben einbildet, sondern sich mehr dessen rühmt, daß er durch das Evangelium mit einer inneren Geringschätzung desselben ausgerüstet sei: solche angebliche Geringschätzung des Zeitlichen aber auch durch mildes Austeilen von diesem Fremden bewährt. So muß von dem, was die Gemeinschaft der Güter zu Jerusalem Besonderes von Zeit und Ort her gehabt hat, doch dem Geist und Kraft nach in das Allgemeine und Bleibende geführt werden. Im nächstvorhergehenden Gebet drangen sie allermeist auf die Kraft und Freudigkeit im Zeugenamt an; die Frucht aber und das Wachstum wird nun so beschrieben wie es sich über alle Glieder des Leibes ausbreitete. Denn so beweist sich GOtt gern als ein GOtt aller Gnaden, im Vollbereiten eines Jeden. - Die Auferstehung des HErrn JEsu, wird als der köstlichste Mittelpunkt ihres Zeugnisses angeführt, aus welchem sie rückwärts seinen vorigen Lauf in der Welt beleuchten, und hinaus auf die weitere Offenbarung seiner Herrlichkeit führen konnten. Das war auch das Zeugnis, welches die Sadduzäer am liebsten hätten unterdrücken mögen. Doch war es von den Aposteln kein Trotz, daß sie gerade das trieben; sondern sie konnten nicht anders. - Daß es von dem Geld heißt: Sie legten es zu der Apostel Füßen, ist nicht dahin zu deuten, als ob diese einen so großen Respekt gefordert hätten. Sondern wie 2.Kor. 9:13 eine Steuer an die Armen, als ein Erweis einer untertänigen Bekenntnis des Evangeliums angezogen wird; so wurde es auch hier den Aposteln als eine Frucht ihrer am Herzen kräftig gewordenen Himmelreichslehre übergeben. - Barnabas kommt in der Apostelgeschichte noch oft als ein - dem Hausherrn brauchbares Gefäß vor. Und hier wird nun auch dieser seiner Entäußerung gedacht, eines Hilfsmittels dazu, wie im Gegenteil das Ankleben am Zeitlichen Manchem seine sonstige Brauchbarkeit schwächt. Nach so viel erfreulichem vom blühenden Anfang kommt nun auch ein betrübtes Aber. Die Plage mit falschen Geistern hat freilich früh angefangen. Der HErr JEsus selbst mußte mit Judas geplagt sein. Jetzt ist es auch nicht umsonst in die Geschichte der Apostel eingetragen, wie GOtt die erste Untreue an das Licht gebracht habe. Nach so langer Zeit sagt der HErr JEsus: Gedenkt an das Weib Lots (Luk. 17:32-33) . Und das gilt von allen solchen zur Warnung hingesetzten Salzsäulen. Es läuft immer auf das hinaus: Wer sein Leben lieb hat, der wird es verlieren. Vermutlich sind Ananias und Saphira schon zu dem Verkaufen mehr Schanden halber, von Anderer Exempel angetrieben, als mit völliger Willigkeit des Geistes geschritten. Daher konnte sie der Unglaube, der heimliche Zweifel, ob es mit dieser Gemeinschaft der Güter gut tun werde, leicht reizen, etwas für sich zurückzulegen, und zwar mit Überlegung, mit gemeinschaftlich darüber getroffener Abrede, ohne daß Eins das Andere gewarnt hätte. O wie viel Betrug spielt die Sünde, uns abzubringen von dem lebendigen GOtt, bei allem Licht der Gnade auf Werke der Finsternis zu denken! Die Nachfrage des Petrus gibt zu verstehen, daß ihm nicht unbewußt war, welcher Hauptfeind unter diesem Streich steckte, und was der Satan der Sache Christi für einen Abbruch damit zu tun gesucht habe. Aber durch das Warum? wie ist es zugegangen? Wie ist der zu solcher Macht bei dir gekommen? wird doch die Schuld wieder auf den Menschen selbst gelegt. So wird es heilsam, die Tiefen des Satans an einem leidigen Fall zu erkennen, aber das Warum? bei sich aufzusuchen. Es geht ja doch durch manche Überlegung, auch Bedenken und verklagende Gedanken, bis so etwas zu einem Vorsatz im Herzen aufkommen kann. Es ist zu vermuten, wenn Ananias, oder auch nachmals Saphira noch so viel Lust zur Wahrheit im Verborgenen ihres Herzens hätten aufbringen, und daraus eine Antwort geben können; so wäre von dem Einen oder Anderen das Gericht des Todes abzuwenden gewesen. Aber so war der ihnen jetzt begegnenden Geisteskraft nicht zu widerstehen, und zum willigen Nachgeben auch keine Lust in ihnen; darum ist es zu einem solchen Bruch gekommen, daß man daran ein Bild nehmen kann, was es ist, wenn es so von jenem Menschen der Sünde heißt: Christus werde ihn töten mit dem Odem seines Mundes. Dieses Gericht war nicht gegen die Art des Neuen Testaments, wie jenesmal, da die Jünger Feuer vom Himmel fallen lassen wollten: Denn dort betraf es Unwissende, die erst noch eines Besseren berichtet werden konnten und sollten; hier aber waren es solche, die sehr vorsätzlich und gegen ein starkes Licht selbiger Gnadentage sündigten. Ist es nur ein Verderben des Fleisches zum Seligwerden des Geistes auf den Tag des HErrn JEsu gewesen, so wird es dieser Tag klar machen. Den Schaden, welchen Ärgernisse anrichten können, bringt GOtt durch Gerichte, und die darunter erweckte Furcht herein. Das Weib hatte nicht nur längere Zeit zum Nachdenken, sondern Petrus machte ihr auch durch eine noch bestimmtere Nachfrage viel nähere Gelegenheit, in sich zu gehen, und GOtt die Ehre zu geben. Da sie aber noch frecher antwortete, so mußte sie auch ihr Urteil viel empfindlicher anhören, und auch noch erfahren, was bereits über ihren Mann ergangen war. Deswegen auch die dadurch bewirkte Furcht noch nachdrücklicher bewiesen wird. Wie denn auch anzumerken ist, daß hier der Name einer Gemeinde das erstemal gebraucht wird, nachdem nicht nur die Menge der Gläubigen so weit angewachsen war, sondern auch durch dieses ansehnliche Gericht das Wandeln des HErrn unter ihnen zum heilsamen Andenken für Alle behauptet wurde. Text: Apostelgeschichte 5,12-42 Weiteres Wachstum der Gemeinde setzt die Feinde der Wahrheit in neuen Eifer der zum Teil ausbricht, zum Teil durch eine bedächtliche Vorstellung noch auf eine Weile zurückgehalten wird. Das Gericht über Ananias und Saphira war ein öffentliches Zeugnis, daß es dem HErrn nicht um einen großen, aber vermischten Haufen zu tun sei, sondern daß Er allem Gemenge, worunter der unreine Geist einen Vorteil ziehen könnte, ernstlich steure; deswegen hatte es auch anfänglich die Wirkung, daß es Niemand wagte, sich so mitanzuhängen; sondern daß die Kraft des Geistes und der Wahrheit, die man in dem Gläubigen spürte, Andere zurückhielt, sich nicht ohne Grund für etwas auszugeben. Nun ist freilich bei uns eines solchen im Anfang schon vorkommenden Gerichts leicht vergessen. Aber wir sollten auch dazu nehmen, wie wir dem Tag entgegenrücken, daran der HErr seine Tenne fegen, und die Heuchler wegtreiben wird. An der weiteren Geschichte, die in diesem Kapitel beschrieben ist, hat man ein bedauerliches Bild von der Menschen ohnmächtigen Streiten wider GOtt, und eine tröstliche Probe, wie GOtt seine Zeugen zum Halten über dem Wort des Lebens gestärkt hat. Von den Worten des ewigen Lebens aus JEsu Munde waren vorher ihre Herzen eingenommen; und darunter konnten sie nun auch, selbst mit Gefahr ihres Lebens, über dem Zeugnis derselben halten, und wußten, was sie auch Anderen zum Leben ihres Herzens austragen würden. Was sie damit weiter für ein Kreuz übernehmen, war den Aposteln nicht verborgen. Aber die Worte des Lebens, und die Begierde, auch Anderen damit zum ewigen Leben behilflich zu sein, überwogen Alles. Auch der Widerspruchs Partei trat GOtt gleichwohl mit vielen Erweisungen seines zur Rechten erhöhten Sohnes in den Weg, um sie zum Nachdenken zu bringen. Aber ehe sie eine höhere Hand erkennen wollten, versuchten sie vorher Alles; wie noch Mancher alle Macht und Witz anwendet, um die in seinem Gewissen geschäftige Wahrheit GOttes durch Ungerechtigkeit abzutreiben; und wenn es ihm gelingt, so beredet er sich noch, er habe wohl daran getan, es sei nichts Göttliches, sondern nur ein blödes Gewissen darunter gewesen. Aber wer heißt einen Alles so wider GOtt anwenden, bis man in verkehrten und zum Prüfen untauglichen Sinn hingegeben wird, und in seinen Zweifeln sich zuletzt verfängt, daß man gar nicht mehr weiß, woran man ist. Inzwischen zeigt sich das Reich dieser Welt bei seinem Widerstand gegen das Reich GOttes immer als von Eisen und Ton gemengt; von Ton: in seiner Furcht aus Empfindung seiner inneren Schwäche; von Eisen: in seiner Härtigkeit, der Wahrheit nicht nachzugeben. Diese seine Härtigkeit zu beschönen ergreift man nur etwas von der Wahrheit, die einem auf das Herz getrieben wird, wie die Beschuldigung: Dieses Menschen Blut wollt ihr über uns bringen. Von der - ihnen auch hierüber angetragenen Vergebung gedenken sie nicht. So klagt man noch über manchen Vortrag, man verdamme darunter die Leute nur. Wie man aber den unter die Sünde Beschlossenen den Weg in das Erbarmen GOttes zeige, davon sagt man nicht. Man hält sich es eben schon für schimpflich, die Gnade so vom Kreuz unseres HErrn JEsu Christi her zu leiten. Das Evangelium predigt uns überall einen GOtt, der in das Mittel getreten, und gut gemacht hat, was wir verdorben haben. Auch das Mittel gebraucht GOtt gern an der Welt, daß Er sie durch Leute aus ihrer Mitte, wie durch Josef, durch Nikodemus, hier durch Gamaliel auf bessere Gedanken leiten will. Aber freilich hat Gamaliel nicht Alles dadurch verhüten können. Das Stäupen und Bedrohen, schlechterdings nichts in dem Namen JEsu zu reden, war doch auch ein Streiten wider GOtt. Der Welt bleibt immer der Scheingrund: Ja die Leute haben uns nicht pariert. Sie sind selber Schuld daran, daß wir härter mit ihnen verfahren müssen. Aber auf GOttes Werk und des Geistes Trieb darunter hat man eben gar nicht Acht
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