Colossians 3
Text: Kolosser 3,1-4 Noch weitere Ermahnung, wie sie auch über ihrer Gemeinschaft mit Christi Leben, in der Herrlichkeit halten, und den Grund der Hoffnung, die daher in ihnen ist, doch nicht durch irgend ein begieriges Greifen nach dem, was auf Erden ist, schwächen sollen. Ihre Gemeinschaft mit Christi Auferstehung setzt der Apostel als etwas aus dem Evangelium Bekanntes (Kap. 2, 12 + 13) , und auch aus der Kraft des Glaubens erfahrungsmäßig an ihnen Versiegeltes voraus; führt sie aber nun an diesem Liebesseil zum Trachten nach dem, das droben ist. Sollte man das nicht vielmehr als eine Folge von Christi Himmelfahrt ansehen? Christi Auferstehung enthält schon auch die Macht, sich zur Rechten GOttes zu setzen. Mit der Auferstehung ging Christus schon in ein Leben der Herrlichkeit ein. Ich fahre auf zu meinem GOtt (Joh. 20, 17) , war eines seiner ersten Osterworte, und zu unserer Gemeinschaft mit Christi Auferstehung werden die drei Stufen gerechnet: samt Christo lebendig gemacht, samt Ihm auferweckt, samt Ihm in das himmlische Wesen versetzt (Eph. 2, 5 + 6) . Oben Kap. 2, 18 hat er sie vor der ungebührlichen Beschäftigung mit Dingen, deren man Keines gesehen hat, verwarnt; jetzt öffnet er ihnen aber einen freien Zutritt, zu Dem, was droben ist, aber dabei man sich nur an Christum und an sein Sitzen zur rechten Hand GOttes halten soll. An dem Hohenpriestertum JEsu, an seinem Erscheinen für uns vor dem Angesicht GOttes, an seiner fortwährenden Fürbitte, an dem Aufsteigen des Gebets aller Heiligen, an unserem Nahewerden durch sein Blut, an dem was die Geister der vollendeten Gerechten von diesem priesterlichen Königreich zu genießen haben, an ihrem priesterlichen Aufwarten vor GOttes Thron, an ihren neuen Beilagen, die ihnen von Zeit zu Zeit gegeben werden, an ihrem Warten auf ihre Brüder, die noch in der Welt zurück sind, kurz, in Allem, was es bei der durch Johannes geöffneten Tür nun zu sehen gibt von Dem, das droben ist, da Christus ist, hat man genug. Bis sich das mit unserem Glauben und Hoffnung vermengt, wird man nicht nach Anderem lüstern zu werden Ursache haben. GOtt hat deswegen auch in diesen Stücken Licht und Schatten, Offenbaren und Verbergen, so miteinander gemäßigt, damit sich der Menschen Liebe zur Wahrheit im Suchen und Trachten, im ganzen zum Himmel gerichteten Sinn, im Geschmack am Wort GOttes, als an dem Inventarium über Das, was droben ist, bewähren kann. Die Warnung: Nicht nach dem, das auf Erden ist, greift weiter, als das obige Selbsterwählte (Du sollst das nicht anrühren zc.) und läßt dem Eigenen, der Ehre bei Menschen, dem Schätzesammeln auf Erden zc. keine Nahrung übrig. O, wer sich einmal den Sinn hat einpflanzen lassen, sein Leben zu verlieren, um es zu erhalten, was darf man einem solchen nicht zumuten? Und wie sicher darf man von ihm die Übernahme auch des Schwersten als eines sanften Jochs hoffen? Christus selbst ist mit seinem in der Auferstehung angenommenen herrlichen Leben in GOtt verborgen worden. Die Welt wird mich nicht mehr sehen, hieß es von Ostern an. Nach vierzig Tagen wurden auch die – den vorerwählten Zeugen gewidmeten Erscheinungen und Erweisungen seines Lebens durch seine Himmelfahrt abgebrochen, und er mit seinem Leben so in GOtt verborgen, daß Er seinen Jüngern noch zunächst vor der Himmelfahrt alle eilfertigen Gedanken auf das baldige Offenbarwerden seines Reichs abschnitt (Apg. 1, 6) . Wie sie denn selbst bald darauf zeugten, daß Er nun den Himmel einnehme, bis alle Reden GOttes durch die Propheten ihre Erfüllung erhalten (Apg. 3, 19 f.) . Gleiche Bewandtnis hat es nun mit dem Leben der Gläubigen aus der Gemeinschaft mit Christo. Es hat tief in GOttes Vorsatz und seiner verordneten Weisheit seinen Grund, daß Christus uns so zum neuen Stammvater gegeben ist, in welchem wir vor GOtt wieder aufgelebt sind. So ist es auch bloß GOttes Kraft, durch die wir zur Erkenntnis und zum Glauben dieser Heimlichkeiten, die nur GOttes Geist kann deuten, gekommen sind. Und tief in GOtt verborgen ist es, daß wir noch im Fleisch leben, und so viel Ähnliches mit Anderen am Fleisch leiden und tun, und doch unserem Sinn, Absicht und Hoffnungsgrund nach so ein ganz anderes Leben in uns haben, das sich so verborgen mit Christo in GOtt durchdringen muß, und so unbekannt ist als Christus selbst der Welt (1.Joh. 3, 1) . Aber zum Offenbarwerden ist auch schon Zeit und Stunde gesetzt; und das wird Herrlichkeit sein für Ihn und uns und Alle, die sonst an dieser herrlichen Freiheit der Kinder GOttes Anteil nehmen. Text: Kolosser 3,5-17 Aus dem bisher vorgetragenen Geheimnis GOttes und Christi leitet nun der Apostel noch weitere Ermahnungen her, die ihnen teils um ihres vorigen Wandels willen besonders nötig waren, teils die ihnen nach ihrem Stand und Beruf eine Leuchte ihres Fußes abgeben konnten. Dem Rat GOttes, der Liebes = Absicht des HErrn JEsu, und auch der Macht nach, die uns beim Glauben gegeben ist, kann es heißen: Ihr seid gestorben. Aber der Pflicht nach, uns nun auch darnach zu halten, heißt es: Tötet jetzt. Töten aber heißt uns die Sünde nicht mit dem Gesetz, sondern mit der Kraft des Todes Christi angreifen. Beim Kreuz und Tod JEsu, der mich losgekauft hat von aller Ungerechtigkeit, der in seiner Person GOttes Gericht über die Sünde getragen hat, und doch in GOttes Liebe eingedrungen ist, wird es mir nun möglich, die Sünde zu verdammen, und GOttes Gericht über dieselbe zu rechtfertigen, weil ich merke, es ist darauf angesehen, mir armen von der Sünde überwältigten Sünder das Leben zu retten. Darum geht nun auch die Gemeinschaft mit Christi Tod, und das feste Eindringen in dieselbe der Sünde auf das Leben los, beschneidet den Dornstrauch der Natur nicht nur von Außen ein wenig, sondern sticht ihm die Wurzel ab. Der Glaube dringt ein in das, was droben ist; die Sünde zieht in das herunter, was auf Erden ist. Mithin streiten die – in ihrem Dienst dahin gegebene Glieder tödlich und mörderisch wider alles Leben aus GOtt; entweder müssen wir sie töten, oder fallen wir unter das Wort: So ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet ihr sterben. Dies Streiten wider die Seele geschieht, wenn man durch Hurerei an und mit Anderen den Willen des Fleisches vollbringt, oder durch Unreinigkeit für sich selbst und an seinem Leibe, Gliedern, Sinnen, Weide für das Fleisch sucht; oder durch schändliche Brunst , wenn dergleichen Hang zu einem inneren unruhigen Übel wird, daß das Rad unserer Natur immer erregt; oder durch böse Lust , womit man dem nachsinnt, nachgeht in Gedanken, Bücherlesen, Schauspielen, Fürwitz und Umgang, was solche Leidenschaften zu erregen oder zu vergnügen im Stande ist. Alles Richten des Geistes am Menschen ist von Anbeginn her fruchtlos geworden, je mehr er sich solchen Ergötzungen der Sünde überlassen hat, und daher keinen Mut gegen die Sünde zu fassen gestärkt war, oder, wann es auch zu einem anfänglichen Entfliehen gekommen ist, man doch bald wieder in solche Unsauberkeiten gezogen wird. Doch geschieht es auch, daß Manche bei veränderten Jahren und Reizungen der Natur in andere Stricke, wie z. B. in den Geiz fallen; wobei auch keine Liebe GOttes und kein Trachten nach dem, das droben ist, im Herzen aufkommen kann. Das ungestrafte Durchkommen in der Welt läßt man sich blenden, aber der Zorn GOttes wird es schon genauer suchen, als man jetzt nicht bedenkt. Doch hat sich die Macht der Gnade an Vielen verherrlicht, und ihnen auch aus dergleichen gewohnten, lang getriebenen, zum Leben und anderer Natur gewordenen Sünden geholfen. – Den Ernst anzuzeigen, der gegen das Fleisch und die von ihm herkommende Widerstände angelegt werden muß, heißt es: So tötet nun (V. 5) , wozu freilich aus Christi Kreuz und Tod alle Kraft geschöpft werden muß. Hingegen die Willigkeit anzudeuten, besonders wenn der Geist einmal zum Sieg schreitet, heißt es auch: So legt ab . Ablegen wollen ohne Töten, bringt es nicht weit. Das: Alles , greift freilich weit. Mit dem Allem, was zum alten Wesen gehört, wird man nie fertig. Doch darf man auch nicht verdrossen werden auf dem Wege: Mit kindlichem Sinn lernen, und seine Sache immer als im Werden achten, ist das Ruhigste. Zorn deutet die gewaltige Erregung des Gemüts an, bei deren man nimmer beurteilen kann, wie man einem zugestoßenen Unrecht oder Ungeschick begegnen solle, sondern es mit Gewalt von sich stößt. Grimm ist es, wenn das Feuer schon in Gebärden, Worten oder Werken ausschlägt. Bosheit denkt auf Rache, hängt dem Argwohn nach, deutet Alles zum Übelsten aus, dichtet, wie man sich in seinem Affekt und feindseligen Gedanken erhalten wolle. Lästerung möchte alles am Nebenmenschen aus GOttes Werk sich noch befindende Gute und Brauchbare verleugnen, und gibt daher oft Sachen vor, die man selbst nicht glaubt. Wären schandbare Worte durch eine dergleichen höllische Entzündung auch schon in den Mund gekommen, so verhütet es noch Etwas, wenn man sie doch nicht aus dem Mund kommen läßt. Lügen, wenn auch dem Nebenmenschen damit nicht großer Schade geschieht, hindert doch alles Gewächs der Wiedergeburt aus der verborgenen Wahrheit GOttes. – Die gesamte sündliche Verderbnis, so Adam durch seine Abweichung von GOtt auf sich gebracht hat, und die ein Geschlecht auf das andere nicht ohne viel Vergrößerung forterbt, heißt ein Mensch , weil es nicht nur einen oder den anderen Teil, Glied und Kraft an uns angreift, sondern Alles durchdringt. Der alte Mensch heißt es, weil er uns von der ersten Geburt her anhängt, und sich unserer ohne unser Denken bemeistert hat, also älter ist, als wir uns besinnen können. Bei der Bekehrung zu Christo, rechnet der Apostel, sei dieser alte Mensch ausgezogen, d. i. Sinn, Wille, Gelübde darauf gegeben, daß er abgeschafft sein soll. – Der durch die Geburt aus GOtt uns gegebene oder in uns geschaffene Geist heißt auch ein Mensch , weil er auch etwas Ganzes ist, ob er schon in seinen Äußerungen schwach gegen den alten Menschen anzusehen ist; sein Licht, Kraft, Wahrheit durchdringt doch Alles, und zieht nach und nach auch den äußeren Menschen und dessen Glieder unter sein Regiment. Daß er in uns durch das gegenseitige Gelüsten des Fleisches nicht gedämpft, sondern in seiner Kraft, des Fleisches Geschäfte zu töten, erhalten wird, dazu braucht es Erneuerns. Dies Erneuern geschieht zur Erkenntnis, denn es beruht nicht auf Einbildung, Anmaßung, viel weniger Irrtum, sondern hat Wahrheit zum Grund, und stimmt Alles so zusammen, daß GOttes Sinn und Zeugnis, und unsere Erkenntnis und Erfahrung zusammentrifft. GOtt hat nicht nur unsere ersten Eltern anfänglich zu seinem Bild erschaffen, sondern auch den neuen Menschen in der Absicht geschenkt, daß er als sein Same zur Aufrichtung des Bildes GOttes im Menschen fortwirken soll. In dieser Gnade der Wiedergeburt und täglichen Erneuerung hat Keiner einen Vorzug vor dem Anderen, oder hat sich Keiner eines Nachteils zu besorgen von seinen äußeren Umständen her. Die Hügel der eingebildeten Vorzüge sind geniedrigt, und die Täler der heiligen Scheue sind erhöht. Die Gnade Christi bringt Alles in das Ebene. Mithin gilt es aber auch nicht, sich auf seinen vorigen Stand, lange Gewohnheiten, anklebende Ungeschicklichkeiten berufen, und sich damit entschuldigt achten. Christus ist Alles. Wer sich rühmen will, kann nichts Gültiges aufbringen als Christum. Und Christus ist in Allen; Keiner ist Ihm zu gering, sein Werk in ihm zu haben. – Mit der schönen Ansprache: Auserwählte, Heilige und Geliebte , führt sie der Apostel auf den ersten Grund ihres Heils zurück, der im Vorsatz der Gnade über sie liegt, und auf die erste Kraft, so der himmlische Beruf an ihren Herzen bewiesen hat, sie aus der Welt heraus zum herrlichen Eigentum GOttes auszusondern, worunter ihnen freilich eine große und mannigfaltige Liebe bewiesen worden ist, die sie eben auch ihrem Vater in der Liebe nachzufolgen verpflichtet. – Herzliches Erbarmen wird oft dem lieben GOtt selbst zugeschrieben, wenn von dem Grund die Rede ist, aus welchem alle seine Friedensgedanken geflossen sind. Besonders heißt es öfters von dem Ebenbild des unsichtbaren GOttes bei seinem Wandel in der Welt: Es jammerte Ihn. So sollen nun auch wir teils beim allgemeinen Elend in allen Ständen, teils bei unseres Nächsten besonderer Not in einem Sinne stehen, der dem herzlichen Erbarmen GOttes entgegenkommt, nach welchem GOtt will, daß allen Menschen geholfen werde. Auch Freundlichkeit wird von GOtt gesagt (Tit. 3, 4) , und bedeutet seine Bereitwilligkeit, sich in aller seiner Güte den Menschen mitzuteilen. Bei uns ist es die Fertigkeit, Anderen unser herzliches Erbarmen wirklich zu beweisen, und damit ihr Bestes zu schaffen. Demut, die aus Gefühl ihres Elends, Unwürdigkeit und Untüchtigkeit gering von sich hält, kann sich auch in Worten und Gebärden so bezeugen. Sanftmut wird auch von unserem lieben Heiland ebenso in Verbindung mit der Herzensdemut gesagt (Matth. 11, 20) . Bei Ihm war es die unbegreifliche Herunterlassung, mit welcher Er sich nach der Bedürfnis derer gerichtet hat, denen Er ein gutes Herz zu sich machen wollte. Bei uns ist es die Beugsamkeit des Herzens, mit welcher man Allen allerlei zu werden bereit ist, oder ihnen doch mit Eigensinn keinen Anstoß zu machen Bedacht nimmt. Geduld läßt sich durch allerlei vorkommende Schwierigkeiten und Übungen den Mut nicht nehmen, sondern hält über herzlichem Erbarmen zc. dauerhaft aus. Alles zusammen stärkt zu vertragsamer Liebe . Demut hält die Schwachheiten Anderer für geringer als ihre eigene; Sanftmut tut gemach, und wartet des Anderen Besserung aus; Geduld hat eine geistliche Stärke, die nicht durch jeden Anlauf aus ihrem Vorteil gesetzt wird. Das zusammen heißt: Vertragsamkeit , wobei man die im menschlichen Leben vorkommende Übungen nicht zu hoch nimmt, sondern rechnet, daß der Andere auch etwas an uns zu tragen habe. Durch Vergeben aber werden auch wirkliche und schwerere Verschuldungen wider einander getilgt, und zwar schnell, zuvorkommend, gründlich, völlig, wie GOtt in Christo. Liebe faßt alle zum rechtschaffenen Bezeugen gehörige Fertigkeiten zusammen, ordnet es an ihren rechten Ort; wo Eins nachlassen will, kann man an diesem Band der Vollkommenheit wieder anziehen. Wer Liebe hat, ist auf alle Fälle gerüstet. Der Friede GOttes begreift die in der Rechtfertigung empfangene Versöhnung mit GOtt, den freudigen Zugang zu GOtt und seiner Gnade, und die über alle Angst und Sorgen in der Welt gehende Ruhe in GOtt: Das tut zu all' Obigem viele Förderung. Denn manche Menschen sind gegen andere so mürrisch, weil sie noch so wenig gründlich wissen, wie sie mit GOtt daran sind. Beim Regiment des Friedens GOttes aber geht Alles in der Ordnung, daß man sich unter der Dienstfertigkeit nicht zerstreut und verliert, sich nicht ohne Unterschied Alles zumutet, sondern so, wie der Friede GOttes im Herzen treibt, auch handelt. Der himmlische Beruf beruft uns auch zum Frieden mit allen Menschen und besonders zur gliedlichen Gemeinschaft mit denen, die Christo angehören. O wer kann genugsam danken, wenn er einsieht und erfährt, wie GOtt uns unseren mühsamen Lauf durch die Welt mit seinem Beruf zum Frieden versüßt. – Das Wort GOttes hat viel schöne Namen in der Schrift. Hier heißt es das Wort Christi , weil GOtt zuletzt zu uns geredet hat durch Christum, seinen Sohn, nach welcher völligen Offenbarung nun auf nichts Neues mehr zu warten ist. Zum Wort Christi aber gehören nicht nur seine eigenen ehemalen in der Welt geführten Reden, sondern auch was nachgehends der Geist der Verklärung Christi und seiner Reden auszusprechen gab. Ja, weil der Apostel bald im Folgenden auch von lieblichen Liedern sagt, so kann man auch das, was sonst aus dieser Quelle der Worte Christi unter des Geistes fortwährendem Leiten in alle Wahrheit Nützliches ausgeflossen ist, dahin rechnen. Dies Wort ist uns zwar eigentlich zum Wohnen in uns, zum Vermengen mit unserem Glauben, zum Bewahren in einem tiefen Herzensgrund gegeben, sodann aber auch zum Wohnen unter uns, daß es in all unserem Vornehmen Zugang und Einfluß bei uns hat, unsere Ratsleute abgibt, und daß wir es auch im Aufstehen und Niedergehen denen, die in unserem Haus sind, schärfen. Wer selbst seinen Sinn durch das Wort GOttes täglich ändern läßt, der wird das, was er mit Sanftmut gefaßt hat, auch wieder mit Sanftmut an Andere bringen können, und die sich dazu anbietenden schicklichen Gelegenheiten wohl benützen. – Eine alte und besonders erweckliche Weise, das Wort GOttes unter Mehreren in einen gemeinschaftlichen guten Gebrauch zu setzen, ist das Singen , da Viele zugleich in eine Erhebung der Herzen vor GOtt kommen können. Schon zu Mosis Zeiten kommen Spuren vom Singen vor, auch von musikalischen dabei gebrauchten Instrumenten (2.Mo. 15, 1) , und so ging es unter dem Volk Israel fort (Richt. 5, 1 ; 1.Sam. 2) bis zu Davids Zeiten die Offenbarung GOttes überhaupt, und so auch die Erweisung des Geistes durch Lieder besonders ausbrach; deren man sich bis in die Zeiten Christi hinein mit Segen bediente, wie sonderlich beim Osterlamm des Lobgesangs gedacht wird. Auf die Zeiten des Neuen Testaments waren neben anderen Gaben besonders auch neue Lieder und ein fröhlicher Geist dazu verheißen; wie es auch an der Erfüllung nicht gefehlt hat (1.Kor. 14, 26) . Zur Ausbreitung des Evangelii bei der Reformation hat die Gabe der Lieder nicht wenig beigetragen; und so beweist hierunter der HErr dem wir singen sollen noch sein Dasein, und vor dessen Thron einst priesterlich aufzuwarten alles Singen eine Vorbereitungsanstalt abgeben soll. – Aber mit Allem dem, was man dem Wort Christi auch durch Hausgottesdienst zum Wohnen unter uns einräumt, ist die Wahrheit GOttes doch nicht abgefertigt, sondern sie greift nach Allem, was man tut mit Worten und Werken. Das Wort GOttes zieht all unser Tun und Lassen in das Licht. Wer aus der Wahrheit ist, dem gibt das den festen Grund zu aller Ruhe ab, daß er es Alles so zusammenstimmen kann. Der Name des HErrn JEsu ist der Inbegriff vom Wort Christi. Denn alles Übrige ist zur Verklärung dieses Namens da. In Jemandes Namen etwas tun, heißt dem nächsten Verstand nach etwas so tun, wie es der Andere selbst würde getan haben, daß es den Wert, die Gültigkeit, die Annehmlichkeit hat, als ob es der Andere selbst getan hätte. So nennen die Apostel den Wandel der Gläubigen in der Welt ein Wandeln, gleichwie Er gewandelt hat (1.Joh. 2, 6) . Von allem Guten, was in uns geschieht, heißt es: Es geschehe durch JEsum Christ, und sei eine Frucht seiner Gerechtigkeit (Phil. 1, 11) . Daneben heißt in Jemandes Namen etwas tun, auch um seinetwillen, ihm zu Ehren und Wohlgefallen etwas tun (1.Kor. 10, 31 ; Joh. 15, 4 + 5) , also sich des Wohlgefallens GOttes durch den Namen JEsu versichern; seine Wege durch diesen Namen reinigen (1.Kor. 6, 11 ; 1.Joh. 1, 7) . Und so muß auch unser Dank = und Lobopfer durch die Hand dieses Mittlers gehen, um so zum süßen Geruch vor GOtt zu gedeihen. Text: Kolosser 3,18-19 Wie der Fleiß, Alles im Namen des HErrn JEsu zu tun, auch im Hausstand, und zwar zuerst zwischen Ehegatten, Alles in ein gutes Betragen setze. GOtt redet in seinem Wort gern mit einem Jeden in eigener Person, spricht Jeden um seinen Gehorsam und Wandel in der Wahrheit an. Eben so darf auch ein Jeder die Zeugnisse von der Gnade des Evangelii auf sich persönlich ziehen, als woraus alles Licht und Kraft zu Verfolgung solcher Pflichten fließt. Vermutlich würde auch im Stand der Unschuld zwischen Mann und Weib eine solche Ordnung gewesen sein, wobei das Weib erkannt hätte, daß sie um des Mannes willen geschaffen sei (1.Kor. 11, 9) . Aber die jetzt auferlegte Untertänigkeit rührt eigentlich vom Fall her, und ist dem Weibe teils zur Strafe, teils zur Arznei auferlegt, wodurch viel unordentliche Eigenliebe, Ungeduld, Ausschweifung der Sinnen, und sonstige Kraft der Sünde in den Gliedern gebrochen werden kann. Es gehört also ein Sinn dazu, der sich um GOttes willen aus Ehrerbietung vor seiner Ordnung, mit Erkenntnis des darunter liegenden Wohlmeinens, auch aus billigem Mißtrauen gegen sich selbst gern sagen läßt. Um der vielen häufig vorkommenden, unvermutet aufstoßenden, das eigene Leben und sein Klebenbleiben am Kleinsten oft so besonders angreifenden Gelegenheiten willen ist es nichts Geringes. Wenn aber solche Untertänigkeit im HErrn bewiesen werden soll, so muß man freilich auch im HErrn zusammengekommen sein (1.Kor. 7, 39) . Die meisten Irrungen in dem Ehestand sind Folgen von den Sünden der Jugend, sonderlich von den verführerischen Beredungen, unter denen die Ehen gestiftet werden. Was im Namen JEsu, mit Danksagung gegen GOtt geschieht, der in dem – so weislich angelegten und wohlbewahrten Pflanzgarten Ehe so viel Gutes schafft, so viel Versuchlichem abhilft; das bleibt bei allen Übungen doch ein Teil vom sanften Joch Christi. Ja auch noch das Befleckte, wenn man zur Zeit seiner Unwissenheit in eine mißliche Verbindung hineingeraten ist, kann noch durch den Namen des HErrn JEsu und durch den Geist GOttes abgewaschen, gereinigt und geheiligt werden. Man muß nur nicht schnell der Plage los sein wollen, sondern zuerst zufrieden sein, daß nur der Fluch und Zorn weggenommen ist. Wie alle Gebote in dem einigen verfaßt sind: Du sollst deinen Nächsten lieben, so sind auch alle Pflichten der Ehemänner in der Liebe verfaßt. Die Liebe tut dem Nächsten nichts Arges. Wer sein liebloses Herz kennt und bedenkt, wie das Wort GOttes den Männern besonders durch zwei Worte: Herzenshärtigkeit und Zorn, ihre böse Naturanlage aufdeckt, der wird bei der Liebe tief graben, und den Grund wohl legen. Wohlgefallen der Augen, Absicht auf Familien und Reichtum hält das Haus nicht, wenn Stürme kommen. GOtt ist die Liebe; und unter Zukehr zu Ihm muß die erstmalige Entzündung und tägliche Nahrung der Liebe gesucht werden. Nachlassen in der Liebe ist schon der erste Bruch in das Eheband. An der Liebe aber hat man eine Festung, die viel Anlauf aushalten kann. – Bitterkeit ist eine besondere Art der Feindseligkeit, wo sich zu der noch nicht gar erloschenen Liebe ein Haß schlägt, der im Gemüt so verfinstert, daß man den Anderen nimmer wohl tragen mag. Sein Wachstum und Starkwerden im inwendigen Menschen kann man allermeist aus seinem Verhalten prüfen, bei so behenden Versuchungen, wo man von keinen äußerlichen Rücksichten zurückgehalten wird, aus seinem nächsten Herzensgrund heraus zu handeln. Es hängt auch hievon viel Gemeinschaft mit GOtt als einem Licht ab; viel Gebet wird verhindert, viel Wandel im Licht durch das ganze Haus gefördert, je nachdem man hierin Christi Sinn beweist oder nicht. Hilf, JEsu, daß ich allezeit entfernt von aller Bitterkeit ablege die Sanftmutsproben! Text: Kolosser 3,20-4,1 Wie sich die Verpflichtung, Alles in dem Namen des HErrn JEsu zu tun, auch über die Verbindung zwischen Eltern und Kindern, Herrschaften und Gesinde zu vielem Segen ausbreite. Das gehört auch unter das Alles, was man nach V. 17 im Namen JEsu tun, und wobei man dem Vater danken soll, daß Er uns einen solchen Heiland bereitet hat, durch den uns, bei der Hingabe unter seine züchtigende Gnade, beim Gehorsam gegen seinen Geist, bei der Zuversicht, daß es in Ihm vor GOtt angenehm sei, auch von diesen Übungen Alles erleichtert und versüßt wird. Aus der in Christo erschienenen Leutseligkeit GOttes fließt auch diese Achtung für die Kinder, daß Er sie so um ihren Gehorsam anspricht. Je weniger einer noch weiß, und selbst erfahren hat, desto sicherer ist für ihn Gehorsam. Auch nach einer abgelegten schönen Weisheitsprobe heißt es von dem zwölfjährigen Jesusknaben: Er war seinen Eltern untertan. Durch Eines Ungehorsam sind wir Alle die eigenliebigen, eigenwilligen, unlenksamen Sünder geworden; durch Eines Gehorsam werden wir Alle gerecht, kommen unter billigem Mißtrauen gegen uns selbst in die Untertänigkeit unter die Gerechtigkeit GOttes, und damit in alle Willigkeit und Lenksamkeit hinein. In zarten Kinderjahren, und gegen Eltern, die ihr Regiment noch am meisten mit Liebe mäßigen, und also den Gehorsam versüßen, sollte es am wenigsten schwer fallen, Gehorsam zu lernen und zu üben. Auf dem Weg des Gehorsams nahm der HErr JEsus selbst auch zu an Gnade bei GOtt. Es war nämlich auch in den Gnadenbezeugungen GOttes über seinen im Fleisch geoffenbarten Sohn, wie über einen anderen Glaubenspilgrim bald mehr schickliches Verbergen, bald mehr deutliches Erweisen; und da gereichte der unter Einem, wie unter dem Anderen ungehindert fortgehende Gehorsamslauf dem himmlischen Vater zu vielem Wohlgefallen. "Es gefällt den Eltern"; bringt einem wohlgearteten Kind schon einen starken Trieb bei; aber einen ungleich stärkeren: "Das ist dem HErrn gefällig." Das Weib oder die Mutter ist nächst zuvor (V. 18) selbst zur Untertänigkeit gegen den Mann angewiesen worden. Das gibt dem Vater auch in der Kinderzucht, wie in der ganzen Regierung des Hauses einen merklichen Voraus. Das Gesetz erbittert und richtet Zorn an, wenn es schon in seinen Forderungen nicht unbillig ist, aber eben auf unser Unvermögen keine Rücksicht nimmt. So entsteht zwischen Eltern und Kindern Erbitterung, wenn man Alles bloß durch das Gesetz, Gebieten, Verbieten, Drohen, Strafen, auch durch den schrecklichen Sporn des Ehrgeizes ausrichten will. Wo man aber seine Kinder anfaßt, wie man selbst von der Barmherzigkeit GOttes angefaßt ist, ihr Unvermögen mit in die Rechnung nimmt, durch Vergebungsgnade einem willigen Geist bei ihnen aufhilft, und sie so durch ihre Schwachheiten und Hindernisse durchführt, da hat es Segen. Der himmlische Vater, der Vater der Geister, verhütet es selbst so sorgfältig, daß wir unter seiner Zucht nicht scheu werden (Hebr. 12, 5) , und es freut ihn nichts mehr, als wenn wir unser Vertrauen nicht wegwerfen, und so ist auch bei der Verbindung zwischen Eltern und Kindern viel daran gelegen, daß man unter den Fehlern nicht verdrossen wird, sondern auf den endlichen Sieg einen Mut faßt. Auch Knechte sollen sich nicht so wegschätzen, als ob an ihrem Tun nichts gelegen wäre. Auch ein Knecht kann die Lehre GOttes, seines Heilandes, zieren (Tit. 2, 10) , oder widrigenfalls Anlaß geben, daß der Name GOttes verlästert wird (1.Tim. 6, 1) . Wem sein Stand nicht hinderlich gewesen ist, daß GOttes Beruf an ihm kräftig geworden ist, an dem kann GOtt auch alles Wohlgefallen seines Willens ausführen. Wo noch in einem Haus zur Erhaltung der Ordnung, des Friedens, des vergnüglichen Wohlstandes Gehorsam blüht; da hat man es als einen großen Segen, als eine an dem Samen dieses Wort, – Seid gehorsam, – erwachsene Frucht anzusehen. Wer GOtt fürchtet, und GOtt durch Bewahrung seiner Gebote ehrt, den ehrt Er auch wieder damit, daß Er ihm ein gemäßes Ansehen zur Regierung seines Hauses schenkt. Menschengefälligkeit und Dienst vor Augen treibt zwar Anfangs stark, aber in die Länge kann man es nicht ausdauern. Reinigkeit des Herzens und Einfalt des Auges bewahrt vor Menschengefälligkeit, und GOttesfurcht treibt an, daß wir auch in Dingen, wo kein menschliches Auge auf uns sieht, doch Treue beweisen. Davon hat das Herz, wenn es getan ist, auch eine Befriedigung. Denn nach der Lindigkeit GOttes, will Er uns unserem leiblichen Dienst nach so veredeln, daß wir es Ihm zum Wohlgefallen darstellen dürfen, ja auf einen Schatz im Himmel rechnen können, wenn wir dabei Christo, mit Nachfolge in seine Fußstapfen, mit Glaube an sein Reich und die Vergeltung darin dienen. Was aber Jemand mit Ungehorsam, Untreue, Augendienst, Unrecht tut, dafür wird er seinen Teil mit den Ungerechten und Lügnern bekommen. Und was Jemand sich beredet hat, daß er sich auf seinen hiesigen mühsamen Stand herausnehmen dürfe, das wird ihm das Wort – Bei GOtt gilt kein Ansehen der Person – durchstreichen. – Hinwiederum nimmt GOtt auch die Knechte in seinen Schutz, und empfiehlt sie an ihre Herrschaften. Die meisten Herrschaften haben doch auch wieder Jemand über sich, und wissen also, wie sie gerne von denen behandelt sein möchten. Ich bin auch ein Mensch, sagt jener Hauptmann zu Kapernaum. Daran wird man einen schnellen Zeugen haben können, was recht und gleich sei, und wie man es im erforderten Gehorsam nicht übertreiben, bei vorkommenden Fehlern die Vergebung nicht erschweren solle. Der Allerhöchste, den wir als unseren HErrn im Himmel haben, sieht auf das Niedrige, hat in seinem Wort oft von Unterdrückung des Geringen gewarnt, und bezeugt, daß das Schreien der an ihrem Lohn gekränkten Arbeiter vor Ihn komme. So lieb dir deine Freudigkeit zu GOtt, deine Hoffnung, vor Ihm Barmherzigkeit zu finden, sein mag; so wenig verlege dir den Weg auch nur durch einen Dienstboten, der Klage wider dich hätte.
Copyright information for
Rieger