Galatians 4
Text: Galater 4,1-7 Der Apostel zeigt, wie mit einer guten, und auf einige Zeit nützlichen Einrichtung doch eine rechtmäßige Änderung gemacht werden könne, wenn Zeit und Umstände ein Anderes erfordern. So habe GOtt mit dem – inmittelst zu guten Absichten gebrauchten Gesetz doch eine rechtmäßige Änderung treffen können; und es ist um des vormaligen Dienstes willen, den das Gesetz getan hat, nicht gleichgültig, wenn man jetzt wieder unter das Gesetz kriechen wollte, sondern man muß auf GOtt, und was der zu jeder Zeit tut, sehen. Wie der Apostel in seiner Rede und bei der Vorstellung der Wahrheit immer Absätze macht, und einen neuen Anlauf nimmt, so geht es freilich auch bei einem Jeden mit dem Verstand und der fruchtbaren Anwendung dieser Wahrheiten nicht auf einmal. Man kommt darüber in das Gedränge und muß beten lernen. Erben waren die Gläubigen des Alten Testaments aus der Verheißung von Abraham her; GOtt schämte sich nicht zu heißen ihr GOtt, weil er ihnen eine Statt zubereitet hatte, auf welche sie warteten. Aber das junge unmündige Alter, und die dabei unvermeidlichen Schwachheiten lassen es nicht zu, daß man großen Unterschied zwischen dem Erben und einem Knecht macht; sondern erfordert es, daß man ihm die Güter und deren freien Gebrauch so wenig überlassen kann, als dem Knecht, sondern nötig hat, ihn durch solche Anstalten zum Verstand und Gehorsam zu bringen, die ihn einer Knechtschaft unterwerfen; Verheißung, Testament, der darin bezeugte Wille des Vaters machen ihn zum Herrn aller Güter. Nur seine Schwachheit, die Kostbarkeit der Güter und mithin sein eigenes Beste erfordern es, daß man eine Zwischenanstalt macht durch Pfleger , die den Erben und seine Aufführung in Obsicht haben, und durch Vormünder, die für die Güter und ihre Bewahrung sorgen. Das sieht auf der einen Seite schwach und beschwerlich aus; auf der anderen aber hat es seinen Nutzen. So muß man immer das Gesetz und alle Einrichtung desselben ansehen: durch uns freilich geschwächt, aber noch immer auf einige Zeit brauchbar und größeren Schaden verhütend. Und ist es der Sache selbst, und auch der bestimmten Zeit nach wohl eingerichtet. Es läßt sich nicht so ausreißen, auch wenn man sich unter den Unglauben verschlossen fühlt. Die Ungeduld tut es nicht, mit welcher einmal die Juden herausgefahren sind: Wie lange hältst du unsere Seelen auf? Da ist es noch nicht Zeit, daß einem freie Kindschaft mit ihren Gütern kann geschenkt werden; sich GOttes Ordnung in Demut gefallen lassen, ist besser. Auch wir müssen einander zu erfahrungsmäßiger Auseinandersetzung dieser Wege am Herzen Zeit lassen. Und da ist das Sicherste, wenn man nicht mürrisch gegen das Gesetz, und auch unter die darunter waltende Gnade nicht undankbar ist; aber auch nicht falsch noch träge gegen die sich jetzt anbietende Zeit der Besserung und Aufforderung zum Licht des Evangelii. Die Verwahrung unter den äußerlichen Satzungen oder ersten Buchstaben brachte doch die ersten zum Fortkommen untereinander unentbehrlichen Tugenden, mit Zuchtmeisters Ernst betrieben, in Gang, und malte daneben den unmündigen Erben die ihnen aus der Verheißung zustehenden Güter unter faßlichen Schattenbildern ab. Zur Bestimmung der Zeit und ihrer Fülle wird GOtt viele weise Ursachen gehabt haben; und man kann noch bei Aufrichtung des Glaubens = Gehorsams guten Gebrauch davon machen, wenn man Rücksicht auf das nimmt, was GOtt vorher an den Menschen getan, wie das Licht in der Finsternis geschienen hat, wie weit es bei der Menschen Schwachheit kommen konnte, wie zu rechter Zeit das wahrhaftige Licht nachkam. Da nun GOtt mit der Sendung seines Sohnes das größte Neue einführte, so wäre es ja höchst ungeschickt, sich hinter das Alte stecken, und des Neuen erwehren wollen. GOtt hat diesem seinem in das Fleisch gesandten Sohne einen solchen niedrigen Lauf durch die Welt, ein solches Tragen unserer Sünden und ihres Fluchs vorgeschrieben, und alles vom Gesetz auf die Sünde gelegte Urteil und Gericht an diesem seinem im Fleisch geoffenbarten Sohn ausgeführt, daß wir nun dem Gesetz unseren Mann stellen, und nicht als aus Ungehorsam und im Trotz entlaufene, sondern als erlöste und vom Vater auf die bestimmte Zeit in Freiheit gesetzte Kinder Zugang zu seiner Gnade brauchen können. Darum zog die Sendung des Sohnes auch den Geist des Sohnes und der Kindschaft nach sich, der den Sohn selbst und die – durch Ihn erworbene Gnade und Wahrheit der freien Kindschaft erklärt, und uns brauchen lehrt, allermeist im Gebet, das der Apostel hier ein Schreien: Abba, Vater! heißt, die kindliche Freimütigkeit und die darunter liegende Macht vor GOtt anzudeuten. Die Zueignung auf das Herz und den davon zu führenden Glaubens = Ruhm noch mehr zu erleichtern, macht der Apostel noch den ausdrücklichen Schluß: Also ist hier kein Knecht mehr, sondern Kinder, und der herrlichen Offenbarung ihrer Freiheit entgegen gehende Erben GOttes durch Christum. O GOtt! Ich danke Dir für die Kindschaft durch Deinen Sohn, und für das Zeugnis der Kindschaft durch den Geist Deines Sohnes. Text: Galater 4,8-16 Zwischen dem bisherigen Lehr = Vortrag und die darin geführten Beweise flicht jetzt der Apostel einige Vorstellungen ein, die ihr Herz zu lenken, und sie über ihren Zustand nachdenklich zu machen vermögend waren. An dergleichen zum Eröffnen der Herzen tauglichen Vorstellungen ist oft so viel, als an den gründlichsten Beweisen gelegen. Aus ihrer Ferne und aus ihrem Entfremdetsein von allem Licht und Leben GOttes, von allem Dienst GOttes im Geist und in der Wahrheit brachte sie GOttes an sie gebrachter Gnadenruf heraus, der ihre Zeit der Unwissenheit übersehen, und ein Auge der Gnaden auf sie geworfen hat. Es ist genug will der Apostel sagen, daß ihr die vorige Zeit so blind hinginget, wie ihr geführt wurdet; wollt ihr jetzt wieder freiwillig in einen Dienst hineinlaufen, und euch mit Dingen aufhalten, die viel zu schwach sind, als daß sie einen Ruhm an GOtt und eine Freudigkeit zu GOtt austragen; die viel zu dürftig sind, als daß sie zum Erbe GOttes fördern könnten? Die vorgewendete Notwendigkeit zum Seligwerden, das Bereden im Gewissen, daß man durch Halten der Tage, Festzeiten und Neumonde GOtt einen besonderen Dienst tue, und im Gegenteil sich an seiner Seligkeit einen Abbruch tue, das machte die Sache am bedenklichsten, und setzte den Apostel in Eifer und Furcht, daß die vorige Arbeit möchte vergeblich werden. An gründlichem Vertrauen zwischen Lehrern und Zuhörern muß doch mehr gelegen sein, als man insgemein rechnet, weil der Apostel sich so sorgfältig darum bewirbt, und auch sie versichert, er habe das Herz zu ihnen nicht verloren, sondern sei ihrer ersten Liebe noch gar wohl eingedenk; sie sollten auch wieder in den ersten Sinn, in die erste Freude, womit sie das Evangelium aufgenommen haben, zurückgehen, und sich erinnern, wie sie sich über die ihnen widerfahrene Gnade so selig gepriesen haben; aber auch bedenken, daß das Umschlagen von einem vormals gehabten großen Vertrauen und starken Liebeszug in ein solches Entziehen keinen guten Grund haben könne, und daß Feindschaft und Abneigung gegen diejenigen, welche einem die Wahrheit sagen, der Weg ist, den falschen Propheten in die Hände zu fallen. O GOtt, wende von mir den falschen Weg, und gönne mir dein Gesetz! Text: Galater 4,17-23 Der Apostel benimmt ihnen einige Vorurteile, die etwas Bezauberndes und Einnehmendes für sich hatten, und lehrt sie den scheinbaren Eifer der falschen Arbeiter gründlicher beurteilen; auch bei dem – ihnen vorgespiegelten Ruhm, Söhne Abrahams zu heißen, fragt er sie: Ob denn nicht Abraham Söhne von zweierlei Art gehabt habe? Der große Eifer, die Mühe, die man sich bei etwas gibt, die große Gewißheit, die man sich dabei anmaßt, ist gar etwas Einnehmendes für ein menschliches Gemüt. Aber der Eifer gibt allein keinen tüchtigen Beweis für die Wahrheit. Der Eifer muß nach der Lehre, und nicht die Lehre nach dem Eifer beurteilt werden. Der Eifer macht die Sache nicht gut, sondern die Sache muß den Eifer gut machen . Bei denen, die das Evangelium Christi zu verkehren suchten, war die Sache nicht gut, und die Art, wie sie sich Ansehen verschaffen, und des Apostels Kredit schwächen wollten, war eben so wenig fein. Man kann gewaltig wider das Ansehen der Menschen eifern, und doch inmittelst das Seinige aufrichten. Der sanftmütige und von Herzen demütige Lehrer schafft dem Menschen Ruhe für seine Seele; Menschen jagen ihn durch das Anhangen an ihre Lehre und Eigendünkel in unmäßigen Eifer hinein. Es ist freilich gut, wenn auch zwischen Lehrern und Zuhörern Liebe Gegenliebe erweckt und unterhält, Begierde und Drang nach dem Wort, Freude bei der Aufnahme desselben, auch Mut und Freude zum Vortrag erweckt und unterhält. Aber das baldige Nachlassen darin ist kein gutes Zeichen. Die Wiedergeburts = Arbeit, die er ihrethalben haben mußte, machte zwar nicht so viel Aufsehen, als der Eifer der Anderen; aber der mütterliche Sinn daran, daß er sie nicht unter die Zuchtmeister gefangen geben, sondern sie in der freimachenden Wahrheit Christi als Kinder GOttes darstellen wollte, war sehr edel. Und das war der Apostel auch so durchzusetzen bereit, daß er es nicht unausgemacht liegen ließ, sondern sie vollkommen in Christo darzustellen, oder Christi Wahrheit, Sinn und Bild in ihrem Glaubensgrund und in ihrem Lebenswandel aufzurichten, unermüdet war. Im Schriftlichen geht der Vortrag der Wahrheit in Einem fort; bei dem Mündlichen könnte man sich nach bemerkten Umständen, und dazwischen von der anderen Seite gemachten Äußerungen richten; darum zog der Apostel dieses vor, und bekennt gern, daß er unentschlossen sei, wie er sie behandeln solle, ob durch Ernst oder Liebe bei ihnen mehr auszurichten sei? Durch die Ansprache: sagt mir, fordert er sie so heraus, wie wenn sie mündlich Red und Antwort geben könnten. Der Wille hat gar viel Einfluß in den Glauben und Unglauben der Menschen. Auch unter dem Rückfall unter das Gesetz sucht der Wille des Fleisches seinen Vorteil. Das Gesetz ist überhaupt der Welt ihre listige Decke, unter welcher sie sich der Wahrheit Christi erwehrt; die muß man ihr herabziehen. Da will man sagen können, man tue Alles, was einem Menschen möglich sei, aber mit dem, was aus der Gemeinschaft mit Christo und seinem Kreuz möglich ist, solle man einen verschonen. Da dringt nun der Apostel in sie: Habt ihr das Gesetz gehört, auch ganz vernommen, den Sinn der Lehre Mosis, die Absicht der ganzen Einrichtung GOttes gefaßt? Mit der Ehre, Söhne Abrahams zu sein, durch Beschneidung zu seinem Samen gezählt zu werden, muß man ihnen besonders zugesetzt haben, und es mag auch ihnen eingeleuchtet haben. Nun mahnt sie der Apostel an, ob sie auch bedächten, daß Abraham zwei, und zwei sehr unterschiedliche Söhne gehabt habe? und ob sie also nicht statt in Isaaks Art in Ismaels Fußstapfen treten, und dessen Abfertigung bekommen könnten? An sich war es eine voreilige Geschäftigkeit der Vernunft, daß sie den verheißenen Samen nicht durch die unfruchtbare Sara zu erreichen besorgten, sondern nach der damals noch gewöhnlichen Vielweiberei die ägyptische Hagar in das Ehebett aufnahmen, mit welcher Ismael gezeugt worden. Doch brauchte es GOtt nachgehends noch zu vielen guten Absichten. Durch den Glauben empfing Sarah Kraft, daß sie schwanger ward. Und bei dem Glauben sah Abraham nicht an seinen – und der Sara erstorbenen Leib, sondern hielt sich an das göttliche Verheißungswort; und so wurde Isaak durch die Verheißung geboren, das sich bei Ismael nach dem Willen des Fleisches nicht ereilen ließ. Text: Galater 4,24-31 Er führt sie über die zwei Mütter und zwei Söhne in Abrahams Hause noch in weiteres Nachdenken, und veranlaßt sie, bei sich selbst aufzusuchen, ob nicht ihre Abweichung vom Evangelio in das Gesetz Anfangs den Schein einer schnelleren Fruchtbarkeit haben solle; aber wie der Ruhm, den das Fleisch darunter sucht, Alles wieder verderbe; da hingegen das Wort der Verheißung und der Glaube daran mit seiner Frucht später und unter dem Absterben des Fleisches aufkomme, aber mit seiner sanftmütigeren Art zum Bleiben im Hause des HErrn tauge. Unter der ganzen Begebenheit mit den zwei Müttern und ihren ungleichen Söhnen im Hause Abrahams liegt noch etwas Anderes. Das schließt der Apostel auf: wie es ihn der Heilige Geist gelehrt hat. Das hätte nun freilich kein Anderer gefunden. Inzwischen dient uns dieses Beispiel schon zur Verwahrung, daß man mit den Geschichten Alten Testaments nicht zu geringschätzig umgehe. Auch nur als Denkmale der ersten Wege GOttes mit den Menschen verdienen sie alle Achtung. Neben dem aber soll auch das weiteren Respekt einflößen, daß man rechnen darf, es liegt noch mehr darin, als man weiß. Was mir nicht klar, oder für meine jetzigen Umstände nicht angemessen ist, kann ein Anderer sehen, oder auch mir auf eine andere Zeit aufgespart sein. Der Einwurf: ja, so kann man aber weiß nicht was aus den Schriftgeschichten machen, ist zwar nicht leer, kann aber durch guten Unterschied wohl gehoben werden. Denn müssen alle weiteren Deutungen nichts zur Verkleinerung oder Schwächung der Begebenheiten selbst und ihres nächsten Sinnes einführen, sondern nach der historischen Wahrheit muß fest bleiben, was in jedem Ort geschrieben ist, damit man aus der biblischen Geschichte keine lehrreiche Fabel mache Etwas herausziehen, und es als eine Richtschnur des Glaubens und Lebens für Alle angeben; das gebührt freilich Keinem, als dem es der Geist so hat gegeben auszusprechen, wie hier dem Apostel. Und selbst dieser braucht die Art der Vorstellung erst nach anderen vorhergeführten Beweisen. Ein Anderes aber ist, was für einen jeden Gläubigen zu seines Fußes Leuchte dient. Da kann ja Der, welcher uns mit seinen Augen zu leiten versprochen hat, uns an etwas in seinen vorigen Zeugnissen einen guten Rat und Auskunft finden lassen. Wenn auch Andere aus der Tiefe der Schrift mehr schöpfen, als mir überzeugend wird, oder ich um Anderer willen für ratsam halte, so kann ich es doch stehen lassen, wenn es keiner anderen Wahrheit GOttes entgegen ist. Vieles kann in der Schrift Grund haben, das gerade nicht Alle einsehen. Die zwei Testamente oder Einrichtungen, zur Kindschaft und Erbschaft GOttes zu gelangen, sind nicht nur der Zeit nach, sondern noch vielmehr dem inwendigen Seelenzustand nach, wohl von einander zu unterscheiden. Denn es hat nicht die Meinung, als ob unter dem Alten Testament lauter Kinder von Ismael – und unter dem Neuen Testament jetzt lauter Kinder von Isaaks Art wären; sondern, wie Viele zur Zeit des Neuen Testaments noch unter dem Gesetz, ja viel gar ohne Gesetz unter der Sünde sind, so waren Viele zur Zeit des Alten Testaments unter der Gnade, und brauchten ihre Einrichtung, unter die sie GOtt stellte, zu einem Zuchtmeister auf Christum, und drangen damit in das Leben aus der Verheißung durch. Was unter und durch das Gesetz ausgerichtet wird, das hat man nicht zu verleugnen, nur aber das Mangelhafte daran zu zeigen. Man vernichtigt ja einem seine Naturkraft nicht, und was sie, wenn des Gesetzes Treiben dazu kommt, noch herausbringen, oder verhüten kann. Aber kindlicher, williger Geist kommt eben nicht heraus. Hagar heißt im Arabischen ein Fels, oder felsiger Berg. Daher mögen die in der Arabischen Wüste wohnenden Nachkommen der Hagar den Berg Sinai in ihrer Sprache Hagar geheißen haben. Um die Zeit des Ausgangs der Kinder Israel aus Ägypten war es mit diesem vorher durch das bloße Wort der Verheißung geleiteten Samen um der jetzigen jugendlichen Halsstarrigkeit willen dahin gekommen, daß ihm um der Sünde willen die Dienstbarkeit des Gesetzes aufgelegt ward. So viel nun noch an Jerusalem, und der dortigen gesetzlichen Anstalt allein hingen, ohne sich dadurch in die Gnade Christi leiten zu lassen, so viel glichen sie noch ihren am Sinai gestandenen Vätern in der ihnen auferlegten Dienstbarkeit. Nun sagt der Apostel: es ist ja aber vor der Gesetzgebung am Sinai und jener Einrichtung dem HErrn auch ein Volk des Eigentums, ein priesterliches Königreich gesammelt worden; von Adam bis auf Abraham; von Abraham bis auf die Miterben seiner Verheißung, Isaak und Jakob. Diese hat man als den ersten Kirchensatz anzusehen; diese machen auch wirklich die Stadt, die Gemeinde der Erstgeborenen im Himmel, aus. Wem es also um das Anschließen an die erste Kirche zu tun ist, der muß über Sinai hinausgehen. Alles was schon vor dem Gesetz auf Christum gehofft hat, gehört zu dieser freien Mutter und ihren Kindern. Seit dem nun die durch Christum zur Herrlichkeit geführt, und in das königliche Priestertum vor dem Thron GOttes und des Lammes zusammen gefaßt ist, so nimmt sie sich auch des Reiches GOttes und seiner Ausbreitung auf Erden an, daß es mütterlich herauskommt; und wir werden mit unserer Hoffnung und mit unserem Liebeszug auch hinaufgezogen, als auf das Ziel, wo das Vaterland, Mutterschoß und Erbschaft ist. Wie aber unter Hagars Fruchtbarkeit der Sara Hoffnung und einer Erbauung aus ihr eine Weile vergessen worden ist, so ist unter des Gesetzes Anstalt auch der vormaligen Freien und ihrer in den Propheten habenden Verheißungen eine Weile vergessen worden, bis GOtt mit seinem Ruf unter die Heiden kam, und damit ihre Kinder in Menge erweckte. Und so sind auch wir der Verheißung Kinder; haben unser Leben, unseren Ruhm der Hoffnung, darin wir stehen, einig der Verheißung zu danken. Das Fleisch hängt sich an das Gesetz, und will aus demselben doch noch Ruhm haben, was es auszurichten vermöge; wenn aber das, was aus der Verheißung unter des Fleisches Ertötung herauskommt, mehr gelten soll, so bricht Neid, Spötterei, und Verfolgungsgrimm aus. Das Gericht zum Ausstoßen kam anfänglich selbst dem Abraham hart vor; GOtt wird sich aber schon darin rechtfertigen. Wir wollen nichts sein, wozu uns GOtt und seine Gnade nicht gesetzt hat; von dem aber, was wir durch seine Verheißung und nach seiner Gnade sind, auch nichts zurücklassen. O GOtt! gib, daß ich nicht mehr und nicht weniger suche, als du mir zugemessen hast.
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