Micah 3
Text: Micha 3,1-3 Micha 3 Einleitung Das dritte Kapitel enthält eine, teils an die Häupter und Vornehmsten im Volk, teils an die falschen Propheten und den verdorbenen Lehrstand gerichtete ernstliche Straf=Predigt, darin Anfangs der HErr noch selber das Wort führt, hernach aber der Prophet aus einer ihm besonders dazu geschenkten Geisteskraft das Urteil über sie spricht. Text: Micha 3,1-3 V.1-8: Der Prophet redet im Namen des HErrn jeden Teil ernstlich an, erinnert ihn seiner Pflicht, stellt ihm die dieser Pflicht zuwiderlaufenden Sünden nachdrücklich vor, und bedroht sie mit schweren Strafen. GOtt hat jedem Stand in der Welt wie seine Erträglichkeiten im Äußeren, so auch seine besondern Handleitungen zum Guten gegeben; so hätten auch die Großen und Vornehmen in der Welt an ihrer mehreren Kultur, Verstand und Einsicht, eine Handleitung, GOttes Rechte verstehen zu lernen. Aber wie sie diese Gnade versäumen, und ihrer äußerlichen Gewalt mißbrauchen, stellt der Prophet nachdrücklich vor; wenn Große in der Welt das Gute hassen, so ist es nicht nur ihnen selber ein leidiger Beweis, wie sie Kinder des Teufels seien, sondern gibt auch einen gewaltigen Höllenriegel für Andere ab, weil viel Gutes in seiner ersten Blüte gedämpft, wird durch den Haß oder doch bösen Verdacht, den die Großen darauf legen. Je mehr man sich von seiner Ungerechtigkeit Genuß und Vorteil machen kann, je weniger läßt man mehr davon. Text: Micha 3,4 So wenig es sonst der Gewaltigen ihre Sache ist, daß sie zum HErrn schreien, so können doch auch über sie im Krieg, bei schneller Todesgefahr, bei Schmerzen und Krankheiten, viele Umstände kommen, darunter das Schreien zum HErrn aufwacht. Wie die Verheißung von der Erhörung des Gebets das Tröstlichste für einen armen und in sich selbst so hilflosen Menschen ist; so ist die Drohung: nicht erhören, das Angesicht verbergen zc., das Schrecklichste. Man sehe Pred. 1:28-29 . O wer manchen Notleidenden, der eine gerechte Forderung an ihn hatte, der sich seines Amts und amtlicher Hülfe zu bedienen befugt war, so abweist, sein Angesicht vor ihm verbirgt, sich verleugnen läßt usw., der sehe zu, was er mit diesem bösen Wesen verdient. Text: Micha 3,5-8 Die Zeiten, wo es im weltlichen Regiment sehr trüb und unordentlich zugeht, führen gemeiniglich auch große Gefahr der Verführung in der Kirche mit sich. Bei überhandnehmender Ungerechtigkeit will noch Jeder mitessen, wo er zukommen kann, und vom Genuß des Irdischen an sich reißen, was er weiß. Das wirft auch einen so großen Teil vom Lehrstand in den irdischen Sinn. Desto mehr ist es mit Dank von GOtt zu erkennen, wenn Er gegen einen großen Verfall auch noch etwas aufstellt, das mit Seinem Geist und Kraft ausgerüstet ist. Botschafter an Christus Statt möchten freilich jetzt lieber ihr Amt, das die Versöhnung predigt, im Geist und Kraft führen, als nur Übertreten und Sünde anzeigen; aber sie können eben nichts wider die Wahrheit, sondern für die Wahrheit, und darum müssen sie das Verkündigen des Übertretens oft mit dazu nehmen. Text: Micha 3,9-12 Mit einem neuen, in seiner gewaltigen Strafpredigt genommenen Anlauf wendet sich der Prophet noch einmal zu den Vorstehern in den beiden obern Ständen, und braucht große Freimütigkeit, ihr Unrecht aufzudecken und ihr fleischliches Vertrauen niederzuschlagen. Der Mißglaube tut oft so großen Schaden als der Unglaube. Bei überhandnehmendem Verderben im Leben sich auf die Reinigkeit der Lehre allein verlassen, und sich um deswillen ferne vom bösen Tag achten, ist Mißglaube; im Geistlichen nur allein auf die Verheißungen sehen, und die auf die überhandnehmenden Sünden gesetzten Drohungen nicht achten wollen, ist so schädlich, als wenn man im weltlichen Regiment nur immer gute Nachrichten am Hof haben will, und dem, was den wahren Zustand aufdeckte, den Zutritt und die Einsicht versagt. Freilich gerät das Reich GOttes nie ins Stocken; aber inzwischen kann es doch von uns genommen und Andern gegeben werden. Da zu Jerusalem kein Stein mehr auf dem andern geblieben ist, hat GOtt anderwärts viel tausend lebendige Steine zu Seiner Behausung im Geist auferbaut.
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