‏ Micah 4

Text: Micha 4,1-7 Micha 4 Einleitung Da hört nun der Prophet auf, die Gottlosen um ihres sündlichen Lebens willen zu strafen, und fängt an, das geringe Häuflein der Frommen zu trösten, auf daß sie in dem gemeinen öffentlichen Unglück hätten, womit sie sich trösten könnten, und solch Unglück alles durch die Hoffnung der zukünftigen Erlösung überwinden. Text: Micha 4,1-7 Auf die nächstvorhergehende Drohung über Zion, Jerusalem und den Berg des Tempels, wird nun in einer ansehnlichen Verheißung dieser gesamten Stücke wieder im Besten mit großer Hoffnung gedacht. Man hat bei dieser Stelle gute Gelegenheit, überhaupt den großen und so weit hinausreichenden Verheißungen und deren Gebrauch für jede Zeit nachzudenken. Die nächstvorhergegangene Drohung wurde zu den Zeiten des Königs Hiskias ausgesprochen, wie Jer. 26:18 deutlich steht. Damals stund noch der erste von Salomo erbaute Tempel; es war aber nimmer gar weit dahin, daß er unter Nebukadnezar zerstört wurde. Bei selbigem Unfall über Jerusalem und den Tempel wird man wohl wie die Drohung empfunden, so auch an dieser Verheißung sich aufgerichtet haben, und unter der Sündennot und Sündenstrafe den Glauben erweckt und gestärkt haben. Mithin konnten manche gläubige Herzen selbiger Zeit sich unter der den Tempel und ihr Land treffenden Verwüstung an dieser großen Verheißung aufrichten, und damit blieb auch das gläubige Warten auf den Messias noch unter dem Juden=Volk. Die obige Drohung ist aber so scharf, daß sie durch das, was zu Nebukadnezars Zeiten vorging, nicht völlig erfüllt wurde. Denn der Tempel ist zwar verbrannt, aber doch nicht zur wilden Höhe geworden, vielmehr hatte noch einiges Besuchen dieser gottesdienstlichen Stätte Platz, wie aus Jer. 41:5 zu sehen. Aber eben so ist auch die Verheißung zu groß, als daß man sie durch die von Cyrus und Darius wieder verstattete Erbauung des Tempels völlig erfüllt achten könnte. Denn wenn sie sich schon auch um selbige Zeit mit dieser Verheißung und mit allem Herrlichen, das ihnen der HErr von diesem zweiten Tempel sagen ließ, zu ihrem Werk daran werden ermuntert haben; so zeigte doch der Erfolg, daß weder Jerusalem noch der Tempel zu demjenigen Flor kam, wie solcherlei Verheißungen anzeigten. Unter den Heiden, allermeist den Samaritern war viel Neid über den Tempelbau, unter den Juden selbst viel Unordnung, daraus neue Bedrückungen mit viel Entheiligung des Tempels zu den Zeiten der Maccabäer entstunden; dadurch wurde jedes aufmerksame Herz mit der erwünschten Erfüllung solcher Verheißungen weiter hinaus gewiesen. Endlich kam Christus, durch dessen Gegenwart wurde freilich Jerusalem und der Tempel herrlich, und es gingen große Dinge in Jerusalem vor bis auf die Ausgießung des Heiligen Geistes und den Anfang der Predigt des Evangeliums, da wird wieder unter allen Gläubigen manche Achtung auf diese Verheißung und deren volle Erfüllung gewesen sein. Aber der Erfolg hat wieder gezeigt, daß um selbige Zeit nicht Alles so herwieder gebracht und hergestellt worden ist, wie GOtt geredet hat durch den Mund Seiner heiligen Propheten. Der Tempel zu Jerusalem wurde bald nach den Zeiten Christi wieder zerstört, und Jerusalem so zertreten, als vorher nie geschehen war. Das Reich GOttes wurde von den Juden genommen und den Heiden gegeben. Unter denselben brachte es zwar hier und da Frucht, doch kam das in der Welt nicht heraus, was nach diesen Weissagungen zu erwarten ist. Anfangs drückten die heidnischen Verfolgungen die christliche Kirche hart; als unter den ersten christlichen Kaisern schien Ruhe anzugehen, so nahm hingegen die innere Kraft, Eintracht und Rechtschaffenheit merklich ab, und über eine Weile wurde unter dem Namen GOttes und Christi ein weltmäßiges, fleischliches, der Art des Reiches GOttes ganz widerliches Reich in der Kirche Christi aufgerichtet, dadurch viel Menschliches wider die Gebühr erhoben, und viel göttliche Wahrheit verdrängt wurde. Dadurch wurde, wie vielem Guten, also auch der Bekehrung der Juden und anderer Völker immer mehr Hindernis gemacht; statt daß Juden und Heiden nun wüßten, wohin sie sich zu halten, und wo sie die Wahrheit zu suchen hätten, werden sie durch die Trennungen und Ärgernisse der Christen aufgehalten, und statt der heilsamen Lehre GOttes wird ihnen allerlei Greuel von Babylons Huren = Wein angeboten. Auch in unserer eigenen Kirche und bei der köstlichen Gewissensfreiheit, zu welcher uns GOtt geholfen hat, ist doch das Reich GOttes aller Orten vom Weltreich und Weltgeist eingeschränkt und unterdrückt, man kann nicht mit der geringsten Zucht aufkommen, viel weniger, daß man das Reich GOttes in der Macht spüren könnte. Mithin wird man auch noch heutigen Tags mit der Hoffnung weiter hinausgewiesen, und je größer die Not wird, je besser können einem solcherlei Verheißungen zu statten kommen. Auch wenn GOtt unsere Evangelische Kirche noch weiter und verderblicher heimsuchte, so müßte das unser Trost sein, daß wenn GOtt abbricht, was Er Selbst gebaut hat, Er alle lebendige Steine anderwärts zu Seinen Absichten brauchen werde. Die Gewißheit des Israelitischen Glaubens im Alten Testament, und die Festigkeit aller göttlichen Verheißungen durch die Propheten, hat zu allen Zeiten zur Bestätigung des christlichen Glaubens gedient, und so sollen uns alle für Zion, Jerusalem und den Tempel noch aufgesparte Verheißungen nicht fremd noch gleichgültig sein, sondern wir sollen es als das Ziel von unserer Christen = Hoffnung ansehen, als das, was Gelegenheit machen wird, daß noch auf der ganzen Erde JEsus hochgelobet werde! Text: Micha 4,8-5,1 Der Prophet ist bemüht, diese herrliche Verheißung zu bestätigen und noch näher auf Jerusalem anzuwenden, besonders aber zu verwahren, daß man die viele Not, durch die es vorher hindurch mußte, sich nicht irren ließe. Wo kein oder wenig Glaube im Herzen ist, und die Menschen noch mit vieler Hochachtung des Irdischen behaftet sind; da gibt es manche zu frühzeitige und über den Verlust äußerlicher Vorteile allzu empfindliche Klagen, dagegen man oft auch bezeugen muß, es kann und wird noch weiter im Äußerlichen herunterkommen, und GOtt wird Seine Verheißung gleichwohl nicht fehlen lassen , sondern zeigen, daß Er die Gedanken der Völker wenden, Seinen Rat aber bestehend machen kann. Unser Herz versenkt sich entweder in die Not hinein, und vergißt darüber der Verheißung und des Trostes; oder wenn es ein Ohr zur Verheißung neigt, so meint es, es dürfe nichts Widriges dazwischen kommen. Wer Verheißungen und Drohungen GOttes zumal vor dem Gesicht hat, der kann erst etwas vom Rat des HErrn im Regiment der Kirche und der Welt merken. Es geht wohl schwächlich zu; doch muß GOttes Reich kommen. Halte fest, und leide dich; es muß das Kreuz die Kirche Christi gebären. Micha 5 Einleitung Mit der großen Verheißung von Christo und Seinem Reich tröstet der Prophet alle geängstigte Herzen, daß wenn es auch noch so weit mit dem Volk Israel herunterkäme, so solle man das Vertrauen auf die Verheißung nicht wegwerfen, denn diese werde doch erfüllt werden zur Zeit, da es das wenigste Ansehen dazu habe.
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