Micah 5
Text: Micha 4,8-5,1 Der Prophet ist bemüht, diese herrliche Verheißung zu bestätigen und noch näher auf Jerusalem anzuwenden, besonders aber zu verwahren, daß man die viele Not, durch die es vorher hindurch mußte, sich nicht irren ließe. Wo kein oder wenig Glaube im Herzen ist, und die Menschen noch mit vieler Hochachtung des Irdischen behaftet sind; da gibt es manche zu frühzeitige und über den Verlust äußerlicher Vorteile allzu empfindliche Klagen, dagegen man oft auch bezeugen muß, es kann und wird noch weiter im Äußerlichen herunterkommen, und GOtt wird Seine Verheißung gleichwohl nicht fehlen lassen , sondern zeigen, daß Er die Gedanken der Völker wenden, Seinen Rat aber bestehend machen kann. Unser Herz versenkt sich entweder in die Not hinein, und vergißt darüber der Verheißung und des Trostes; oder wenn es ein Ohr zur Verheißung neigt, so meint es, es dürfe nichts Widriges dazwischen kommen. Wer Verheißungen und Drohungen GOttes zumal vor dem Gesicht hat, der kann erst etwas vom Rat des HErrn im Regiment der Kirche und der Welt merken. Es geht wohl schwächlich zu; doch muß GOttes Reich kommen. Halte fest, und leide dich; es muß das Kreuz die Kirche Christi gebären. Micha 5 Einleitung Mit der großen Verheißung von Christo und Seinem Reich tröstet der Prophet alle geängstigte Herzen, daß wenn es auch noch so weit mit dem Volk Israel herunterkäme, so solle man das Vertrauen auf die Verheißung nicht wegwerfen, denn diese werde doch erfüllt werden zur Zeit, da es das wenigste Ansehen dazu habe. Text: Micha 5,2-15 So leicht man den Hauptinhalt und die Hauptabsicht dieses Kapitels treffen, und auch in seinem Herzen vergnüglich genießen kann; so schwer ist es, und so manches Unausgemachte bleibt einem noch übrig, wenn man die nähere Deutung eines jeden Verses aufsuchen, und den Sinn eines jeden Ausdrucks treffen soll. Man kann aber in dem, was deutlich und gewiß ist, seine Weide finden, und vor dem Schwereren so viel Ehrerbietung haben, daß man glaubt, es liege auch darin etwas, daraus entweder schon Andere vor uns ihren Glauben gestärkt haben, oder auf das Andere nach uns noch besser achten lernen. Aus dem Anfang des Kapitels hat man Bethlehem, das Stammhaus Davids, für die Geburtsstadt Christi erkannt, wie nicht nur die Hohepriester und Schriftgelehrten die Frage des Herodes: wo Christus sollte geboren werden? so beantwortet haben: zu Bethlehem im jüdischen Lande; sondern auch unter dem Volk es eine gemeine Rede war: spricht nicht die Schrift, von dem Samen Davids und aus dem Flecken Bethlehem, da David war, solle Christus kommen? Christus wird aber auch hier vornehmlich als Der, so über Israel HErr sein sollte, verheißen, mithin in seinem Königreich. Wo bleibt denn Sein Hohenpriestertum, Seine Versöhnungsarbeit und Alles, was uns sonst im Evangelium von Ihm gepredigt wird? Das Alles hat seine Beziehung und Erfüllung im Königreich. Denn das Königreich setzt seine ganze Erlösung in Gang und seligen Genuß, und verschafft aller Gerechtigkeit GOttes ihre Erfüllung. Das war der Juden Fall, daß sie im irdischen Sinn aufs Königreich allein hineingefallen sind, und das Übrige an Christo nicht als den Weg dazu angesehen, sondern sich vielmehr daran geärgert haben; und jetzt kommt es bei Manchen in der Christenheit fast umgekehrt heraus, daß sie an Christo wohl Seine Versöhnung und Seine heilige Lehre erkennen, aber nichts vom Königreich nach der Verheißung der Propheten wissen wollen. Wie trennt man doch so gern, was zusammen gehörte, und was gibt ein geringer Mißverstand oft für Anlaß zum Unglauben. Vom zweiten Vers an fangen nun die Schwierigkeiten an. Durch die, so gebären sollte, verstände man am leichtesten die Maria, und die zu Bethlehem geschehene Geburt ihres hochgelobten Sohnes. Nur will damit nicht ganz übereinstimmen, teils daß die Plage der Gefangenschaft darum weit nicht bis an die Geburt Christi hingereicht hat; teils, daß es nach dieser Geburt sogar nicht besser gegangen ist, sondern vielmehr der größte Teil des jüdischen Volks sich zu ihrem bisherigen Gericht vollends reif gemacht hat. Deswegen haben Andere den Gedanken, diese Stelle weise auf Offenb. 12:1-5 hinaus, und verstehen unter der, die gebären sollte, das im Gesicht erschienene Weib, die Christum in Seinem Königreich gebären sollte; durch und nach welcher Geburt die Bekehrung Israels und alle im Kapitel noch weiter verheißenen Erweisungen Seines Reichs in Gang kommen würden. Dem Glauben ist es nicht so schwer zu fassen, daß wie Christus einmal Seiner Person nach zu Bethlehem geboren worden, und von da an durch alle Stufen des Alters und Wachstums durchgelaufen ist; also Er auch in Seinem Reich, als der durch so manche Schmerzen und Seufzer aller Gläubigen ausgeborne Nationen=Hirte sich einmal zeigen, und Alles zu dem im Vorsatz GOttes gefaßten Zier bringen werde. In solchem Sinn könnte man wohl auf Maria, und was auf ihre Geburt erfolgt ist, und auf das Weib in der Offenbarung, und was auf ihre Geburt erfolgen wird, zugleich sehen, und sich im Glauben und Hoffnung des Reichs Christi stärken, auf die gegenwärtige Führung desselben in Verborgenheit verständig werden, und zum Warten auf die Offenbarung wacker bleiben, ja auch zum Mittragen an den noch nötigen Geburtsschmerzen oder doch Leiden, die es über der jetzigen Verborgenheit gibt, sich willig machen lassen. O wer nur gern in seiner eigenen Fassung und Führung, und sodann in seinem Warten auf das Reich GOttes dem Gräslein gleich ist, das auf Niemand harret, noch auf Menschen wartet (V. 7). O wer nur gern die Rosse und alles Vertrauen auf ihre Stärke so von sich tun läßt (V. 10); und an dem allein bleibt, daß man den HErrn fürchtet und auf Seine Güte wartet; der wird das Zeugnis fühlen, das denen so wohl tut, die auf Ihn alleine zielen, wann sich Not und Trübsal find't!
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