Obadiah
Text: Obadja 1,1 Der Prophet Obadja Einleitung In der Schrift kommen Mehrere vor, so diesen schönen Namen geführt, der einen Knecht des HErrn bedeutet. Der König Ahab hatte einen gottesfürchtigen Hofmeister dieses Namens (1. Könige 18:3-4) . Unter den Fürsten, deren Hülfe sich der gottselige König Josaphat bediente, um der Wahrheit GOttes in Israel wieder aufzuhelfen, hieß auch einer Obadja (2. Chron. 17:7) . Bei der Reinigung und Besserung im Tempel, die der König Josia vornahm, kommt auch ein Levit aus den Kindern Merari, als ein Vorsteher selbiger guten Anstalt vor, der Obadadja geheißen (2. Chron. 34:12). Unser Prophet Obadja meldet gar nichts, weder von seinem Geschlecht, noch von der Zeit, darinnen er gelebet; und daher ist auch nicht wohl zu bestimmen, ob er eine oder die andere von den obigen Personen könnte gewesen sein, oder wie er seiner Zeit und Geschlecht nach davon unterschieden? Aus dem Inhalt der Weissagung schließt man mutmaßlich, daß er mit Jeremia und Ezechiel zu einer Zeit, mithin um die babylonische Gefangenschaft oder unter derselben möchte gelebt haben; denn Seine Weissagung handelt zwar meist von den Edomitern, doch mit ganz genauer Absicht auf Israel. Es war freilich not, daß bei dem Schweren Gericht, So über Israel ging, der Wohlstand der Edomiter ihnen nicht zum Ärgernis würde, noch sie darüber an dem Bund GOttes mit ihren Vätern gar irre würden; Sondern GOtt suchen lernten, als Den, der, wenn Trübsal da ist, der Barmherzigkeit gedenkt, und die Verheißung Seines Reichs nicht auf die Erde fallen läßt. Daher in dieser Weissagung die den Edomitern bevorstehende Strafe umständlich beschrieben, auch die Schuld, womit sich Edom solches Gericht zugezogen scharf geahndet wird, zuletzt aber doch Alles auf Verheißung für Israel, und auf Behauptung, daß das Königreich des HErrn sei, hinausgeführt wird. Text: Obadja 1,1 Der Prophet setzt einen nachdenklichen Eingang zu seiner Weissagung. Ob der Prophet diese Weissagung nach Edom geschickt, und sie daselbst bekannt gemacht habe; oder ob er nur beim Volk Israel eine solche Nachricht von Edom beigelegt, und den Aufmerksamen eine Verwahrung vor Ärgernis und eine Stärkung ihres Glaubens beigebracht habe? steht dahin. Es sein Eines oder das Andere, so war dem Propheten meist darum zu tun, daß man dies Wort nicht für eine Mutmaßung, nicht für ein aus politischen Gründen gestelltes Prognostikon ansehe, sondern es als ein Wort des HErrn, das einen Glaubensgrund abgibt, aufnehme. Was als ein Rat der Heiden und unter den Völkern durch Botschaften ausgemacht ward, davon war noch früher was vom HErrn zu vernehmen; denn auch darin liegt ein Beweis von dem Königreich des HErrn, daß Er sich zu allen Zeiten auch anderer Völker, ihres Aufkommens und Unterganges so angenommen hat, und so zuverlässig davon hat verkündigen lassen. Text: Obadja 1,2-9 Nun wird es umständlich beschrieben, was der HErr HErr von Edom gesprochen habe. O wie kann GOttes gewaltige Hand Alles zunichte machen, auf was sich ein Mensch, Land und Volk verlassen will. Wie ist Derjenige, welchen sein eigen Herz einmal betrogen und zum Hochmut verleitet hat, so vielem andern Betrug ausgesetzt, denn alles Richtige, womit er seine hohen Gedanken unterstützt, wird ihn betrügen, und kann ihn nicht retten gegen GOtt, der den Hoffärtigen widersteht. Beim Propheten Obadja ließ es sich zwar ansehen, als ob Edoms Unfall bloß durch Menschenhände ginge, von der Feinde Grausamkeit und List, von der vormaligen Freunde ihrer Untreue so bereitet würde, Aber Jer. 49:10 schreibt es sich der starke GOtt selber zu: Ich habe Esau entblößet, und seine heimlichen Orte geöffnet, daß er sich nicht verstecken kann. Darum wer sich rühmen will, der rühme sich des, daß er den HErrn kenne, der Barmherzigkeit Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden. Alles Andere ist wie Heu, wann des HErrn Geist darein blaset. Text: Obadja 1,10-16 Nun wird die Schuld, womit Edom sich solches Gericht zugezogen habe, dergestalt beschrieben, daß die noch besser Gesinnten unter Edom daraus eine Abmahnung nehmen könnten, von ihrem bisherigen Wandel nach väterlicher Weise abzustehen. Im Psalm 137:7 . haben die Heiligen GOttes in einem durchdringenden Seufzer es Dem übergeben, der da recht richtet: HErr, gedenke der Kinder Edom am Tage Jerusalems, die da sagen: rein ab, rein ab, bis auf ihren Boden. Durch den Propheten wird die göttliche Antwort auf dies Angstgeschrei gegeben, und das göttliche Vergeltungsrecht versichert. Wie genau, wie oft eingeschärft, wie tief in aller Menschen Gewissen gegraben ist das: wie du getan hast, so soll dir wieder geschehen! Und doch wird es so oft aus den Augen gesetzt, und der Mensch ladet sich aus Heftigkeit seiner Passionen, aus betrüglicher Begierde, einen. Vorteil zu erjagen, so Manches auf, das ihn ins Verderben und Verdammnis versenkt. Was eine Drohung war, das konnten sich doch immer Solche, die sich noch fürchteten vor GOttes Wort, dahin zu Nutze machen, daß sie sich von Manchem zurückhalten ließen, und also auch an ihrem Gericht wenigstens noch etwas milderten.
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