Philippians 1
Text: Philipper 1,1-2 Der Brief Pauli an die Philipper Einleitung Die beste Einleitung, die man in diesen Brief haben kann, ist aus Apg. 16, 9 ff . zu nehmen: denn daselbst findet man die Nachricht, wie Paulus mit dem Evangelio nach Philippen gekommen ist, und was dessen erster Segen daselbst war. Sie versuchten nämlich kurz zuvor in einigen Gegenden Asiens das Evangelium zu predigen, und fanden, daß ihnen vom Geist gewehrt ward ( Apg. 16, 6 + 7) . Darüber mag Paulus in der Nacht bekümmert gewesen sein, oder doch im Nachdenken über diese Wege GOttes sich niedergelegt haben; so erschien ihm ein Gesicht, ein Mann aus Macedonien, der erste Europäer, der sich in aller Namen nach dem Evangelio ausgestreckt hat, unter der sehnlichen Bitte: Komm hernieder in Macedonien und hilf uns. Das gab dem Paulo und seinen Gefährten eine gute Zuversicht und Gewißheit, daß sie der HErr dahin berufen habe. Und so kam das Evangelium aus dem benachbarten Asien in die europäischen Grenzen herüber, woselbst es nachgehends durch GOttes gnädiges Wohlgefallen auf lange Zeiten hinein so tiefe Wurzeln gefaßt, und so manche Frucht gebracht hat. Der Erfolg von Pauli Reise und Aufenthalt zu Philippis war zwar Anfangs nicht so groß, als man sich bei einem so deutlichen Beruf hätte versprechen mögen. Es hat auch hier erst das Weizenkorn in die Erde fallen und ersterben müssen, d. i. Paulus mußte in tiefe Schmach und Leiden gesteckt werden, ehe die rechte Frucht herausgekommen ist. O verachte doch Niemand kleine Anfänge, o verzage Niemand, wenn es das Ansehen hat, als ob dieselbe gleich beim Aufgehen wieder in den Boden getreten würde! GOtt wendet es immer wieder zu seines Reichs Vorteil, und zum Sieg derer, die Gehilfen seiner Wahrheit sind. Es muß oft nur alle Naturkraft und alles Vertrauen auf dieselbe untergehen, damit es desto mehr erkannt werde, wie die überschwengliche Kraft sei GOttes, und nicht von uns. Da der Apostel Philippen notgedrungen verlassen, so waren außer dem Haus der Lydia und des Kerkermeisters nur wenige Brüder, die der Apostel zu grüßen und zu trösten hatte ( Apg. 16, 40) . Allem Ansehen nach aber hat er ihnen bei seiner Abreise den Lukas oder einen anderen seiner Reisegefährten zurückgelassen; auch ist er nach etlichen Jahren selbst wieder nach Philippen gekommen ( Apg. 20, 6), und unter der Zeit hat das gute Werk zu Philippis solchen Fortgang gehabt, daß da der Apostel von Rom, aus seiner ersten Gefangenschaft daselbst, diesen Brief schrieb, er sie schon als eine mit Ältesten und Dienern versehene Gemeinde ansehen konnte. Der Anlaß zu diesem Brief war, daß die Philipper an den Banden des Apostels so mitleidige Gemeinschaft nahmen, und ihm nicht nur Epaphroditum zur Hilfe und Trost, sondern durch diesen auch etwas zur nötigen Unterstützung sandten. Über diesem Liebesdienst fiel Epaphroditus zu Rom in eine tödliche Krankheit, die für die Philipper und für Paulum keine geringe Prüfung war. Da ihn aber GOtt wieder aufrichtete, so eilte Paulus, ihn zurückzusenden, und gab ihm diesen Brief mit, nicht nur zu dankbarer Bescheinigung der – von ihnen empfangenen Liebesgabe, sondern auch sonst, unter ihren Versuchungen von betrüglichen Arbeitern und ihrem anderwärtigen Druck, sie zu unterstützen, und zu fröhlicher Fortsetzung und Vollendung ihres Christenlaufs zu ermuntern. Zur Einteilung mag man sich merken: Aufschrift Kap. 1, 1 und 2. Hauptvortrag Kap. 1, 3 – Kap. 4, 20. Beschluß und Segensgruß Kap. 4, 21–23 . Im Hauptvortrag bezeugt er seine Freude über ihren Stand im Glauben, seine weitere gute Zuversicht und herzliches Verlangen nach Wachstum ( Kap. 1, 3–11) , gibt Rechenschaft von seinem guten Mut in den Banden ( Kap. 1, 12–26) , fügt auf den Fall, daß er im Leben bleibe, Ermahnungen bei, daß sie fortfahren sollten, ihm zur Freude zu sein durch einen dem Evangelio würdigen Wandel ( Kap. 1, 27) , durch Demut und Eintracht untereinander, (Kap. 2, 1–11) , durch rechtschaffenen Ernst im Geschäft der Seligkeit ( Kap. 2,12–18) . Berichtet, daß er Timotheum bald, und jetzt gleich Epaphroditum sende ( Kap. 2, 19–30). Ermuntert sie zur Freude im HErrn mit Vermeiden derer, die der eigenen Gerechtigkeit nachhängen ( Kap. 3, 1–21) . Wünscht, daß Eintracht, Lindigkeit und Zufriedenheit die ununterbrochene Freude fördern ( Kap. 4, 1–9) , bezeugt den Philippern seine Dankbarkeit ( Kap. 4, 10–20). Kürzer: ich freue mich (Kap. 1 und 2) , freut ihr euch auch ( Kap. 3 und 4) . Text: Philipper 1,1-2 Aufschrift des Briefs mit apostolischem Segen. Paulus setzt sich hier seinem jungen Mitarbeiter Timotheus an die Seite, damit man auch zu diesem ein gegründetes Vertrauen fassen möge. Das Reich Christi ist eben durchaus ein Reich der Liebe, darin es Keiner allein zu sein begehrt, noch seine Gabe und Vorzüge zur Verkleinerung des Anderen mißbraucht, sondern vielmehr Jüngere, Schwächere aufzurichten, und damit nachzuziehen bedacht ist. Jener Wahrsagergeist zu Philippen schrie dem Paulo und seinen Mitgenossen nach: Diese Menschen sind Knechte GOttes, des Allerhöchsten ( Apg. 16, 17). Aber von dem wollte Paulus das Zeugnis nicht annehmen, um keinen Verdacht zu erwecken, als ob er mit ihm in Gemeinschaft stünde. Hingegen wessen ihm der Heilige Geist in gutem Gewissen Zeugnis gab, dessen nahm sich der Apostel auch freudig an. Die im Herzen kräftig gewordene Berufung GOttes in Christo JEsu macht den Menschen zu einem Heiligen, oder zu einem von der Welt abgesonderten und zum Eigentum GOttes in Christo JEsu ergebenen Mitgenossen der Gnade des Lebens. Die ganze Gemeinde zu Philippen ist Pauli Augenmerk bei diesem Brief, an sie wendet er sich gerade samt den Bischöfen und Dienern. Die Gemeinde ist das Hauptwerk, Bischöfe und Diener, Vorsteher und Diener sind um der Gemeinde willen, und gute Ordnung darin zu erhalten, da. So bald man davon abkam, so wurde der Grund zum Papsttum und aller Erhebung derer, die am Kirchendienst stunden, über das übrige Volk gelegt. Und das wird nun aus dem nämlichen Grunde, nur unter anderen Gestalten und Vorwänden, überall fortgetrieben. Der große Schaden davon ist der, daß, so viel man das Volk um seine Christenrechte bringt, so viel und so leicht läßt es denn auch seine Christenpflicht dahinten, macht sich aus der Religion gar nichts mehr, versinkt in Unwissenheit und Ruchlosigkeit, und schiebt zuletzt die Verantwortung davon denen auf den Hals, die sich von der Religion so viel Ehre und Genuß zuwenden. Die Apostel wendeten sich so an ganze Gemeinden, damit Vorsteher und Diener desto weniger, nach Art der alten Pharisäer und Schriftgelehrten, den Schlüssel des Erkenntnisses an sich reißen könnten, und die Übrigen nur so viel wissen ließen, als ihnen gut dünkte, sondern damit alle Heiligen mit eigenen Augen sehen durften. – Mit Gnade und Friede legt der Apostel auch hier den Grund zu der Freude, die er in diesem Brief allermeist treibt. So geht es auch aufeinander. Gnade macht den Anfang, Friede erlangt den festen Stand in der Gnade, und die Freude gibt vollends siegreichen Mut über Alles, was aufhalten will. Wer aus dem Evangelio Grund hat, GOtt einen Vater zu nennen, und JEsum einen HErrn zu heißen, der hat Gnade und Frieden. Text: Philipper 1,3-11 Der Apostel bezeugt mit viel teilnehmender Liebe seine Freude über der Philipper bisherigen Gnadenstand, und seine Zuversicht wegen derselben weiterer Bewahrung, welche Zuversicht er mit Gebet um ihr Wachstum unterstützt. Ein Diener GOttes hat sich auch darin als einen solchen zu beweisen, daß er bei jeder schicklichen Gelegenheit sein gutes Vernehmen, worin er mit seinem GOtt stehe, und seinen Zutritt, den er zu Ihm habe, merken lasse. Das ist kein guter Hirte und Lehrer, der nicht entweder dankt oder seufzt, oder beides abwechselnd treibt; wie unserem lieben Heiland sein Amt zuweilen besondere Freude veranlaßt hat, zuweilen aber auch der Menschen Not Ihn zum Seufzen darin gebracht hat. Was man im Gebet vor GOtt kund werden läßt, ist gar in treuen Schoß geschüttet, und kommt mit Segen entweder über das eigene Herz oder über Andere zurück. Wenn jemand an seinem Amt und dem dazu verliehenen Gedeihen GOttes Freude hat, so darf man es ihm nicht gleich als Eitelkeit ausrechnen. GOtt weiß schon ihn dabei in der Zucht und Demut zu halten. Gemeinschaft am Evangelio heißt der Apostel, was sonst Gemeinschaft mit dem Vater und seinem Sohne JEsu Christo heißt, weil man zu dieser durch den Ruf des Evangeliums gelangt. Diese ihre Bekehrung zum Evangelio nennt der Apostel das gute Werk , weil sich daran eine überschwengliche Kraft GOttes beweist ( Eph. 1, 19) . Daher der Glaube vorzüglich GOttes Werk heißt ( Joh. 6, 19) . Und es ist und heißt ein gutes Werk, weil darin alle noch hin und her zerstreuten Fünklein im Gewissen so gesammelt werden, daß sie unter der Unreinigkeit nicht ersticken, und also, von der Neigung zum Evangelio an, ein dauerhafter Anfang im Guten zu rechnen ist. Von da an rechnet die Schrift auf den Tag JEsu Christi, welches die gute Vermutung gründet, daß auch in jener Welt noch Manches zu der Gläubigen Förderung und Vollendung bereit stehe. Wer aber aus einer dergleichen geschmeidigen Schriftanzeige schnell ist, viel Anderes zu beschließen, und zu bestimmen, was darin nicht bestimmt ist, z. B. daß vieles in dieser Welt versäumte noch bis auf den Tag JEsu Christi könne hereingebracht werden, der kann sich übereilen. Und da wäre sicherer, in Bescheidenheit zu sagen: ich weiß nicht, ob es nach diesem Leben eine an einander hängende Gnadenordnung gibt, oder ob es nicht bloß zuweilen scheinende Gnaden = Strahlen und seltene Besuche vom Licht GOttes sind; ich weiß nicht, ob die hiesige Gnadenarbeit nur fortgesetzt wird, oder ob auch ganz neue Gnadenzüge angefangen werden; ich weiß nicht, ob es bei den Seelen nur durch Erinnerung an den – in der Welt genossenen Unterricht geht, oder ob ihnen zum Besten einen neue Predigt angerichtet wird; ich weiß nicht, ob auch dort noch eine Möglichkeit zu Versäumnis dieser Gnade ist, oder ob diese, vermöge der dortigen Umstände, notwendig ihren Zweck erreichen muß? Und dies und anderes in das Verborgene Gelegte darf ich nicht aus meinen oder Anderer gut gemeinten Mutmaßungen ergänzen, noch um der darunter befindlichen Wahrheiten willen Alles für gleich gegründet ausgeben. Bei Werken der Menschen ist vom Anfang nicht so zuversichtlich auf den Fortgang und Vollendung zu schließen, weil veränderter Sinn und Unvermögen dazwischen kommen kann; aber bei GOttes Werk ist es ein Anderes. Und auch was dabei auf der Menschen treue Anwendung ankommt, so ist es nicht für eine blinde Anhänglichkeit zu achten, wenn Einer für den Anderen gut sprechen will, sondern es kann eine wirkliche Frucht des Lichts und des Geistes sein, daß man einander so in Christo kennen gelernt. Besonders haben Versicherungen, die auch zur Zeit schwerer Umstände und in Todesgefahr nicht wankend werden, eine Festigkeit, die man nicht obenhin beurteilen muß; und der Zusatz: von Herzensgrund in Christo JEsu , deutet an, daß der Apostel solche Zuversicht nicht hätte, wenn es nicht Christus in ihm wirkte; auch daß er sich dadurch von einem – in Naturkraft gefaßten steifen Sinn unterscheide, daß Alles mit weiterem Gebet unterstützt werden müsse. Wie der Ausdruck: Eure Liebe , vermutlich aus dieser Stelle zur gewöhnlichen Ansprache an unsere Gemeinden und Zuhörer gediehen ist, so sollte freilich beim Gebrauch dieser Redensart nicht nur bei uns Liebe und Achtung für die Schafe, Mut, bei ihnen wieder den Wolf auszuhalten, sich finden; sondern wir sollten auch bei unseren Zuhörern eine Liebe zur Wahrheit, zu Christo und zu seiner Nachfolge vermuten können. Solche Liebe ist zwar auch gleich im Anfang nicht ohne Erkenntnis. Doch ist bei der ersten Kraft, die das Evangelium an den Herzen beweist, oft die Liebe und aus derselben allerlei Eifer und Trieb stärker, als Erkenntnis und Erfahrung. Deswegen ist es ein Wachstum, wenn die Liebe reich wird an Erkenntnis und übrigen Sinnen. Was unter den leiblichen Sinnen das Gesicht ist, das ist unter den geistlichen Sinnen die Erkenntnis. So viel Dienst der ganze Leib vom Gesicht genießt, so kann man doch das Gesicht nicht zu dem einzigen Sinn machen, sondern muß dem Gehör, dem Gefühl auch seinen Wert lassen. Ist schon Eines schwerer zu prüfen als das Andere, kann schon beim Einen eher Betrug einschleichen als beim Anderen; so gibt es doch immer auch Mittel und Arten, den Abgang des Einen mit dem Anderen zu ersetzen. Selbst das Prüfen was das Beste sei, geht nicht bloß durch Erkenntnis und deutliche Begriffe, sondern es hat sonst ein wachsames Gewissen, ein von der Gleichstellung der Welt abgekehrter Sinn viel Anteil daran. In natürlichen Dingen setzt man ja Vieles in einer wohlgetroffenen Wahl und genau beobachteten Unterschied. Beim Wachstum in der Erkenntnis läßt man sich nicht Böses für Gutes, Schädliches für Nützliches aufdringen, auch keine nachteilige Vermischung zwischen Beiden aufkommen. Beim Wachstum an anderen Sinnen und Erfahrung aber wird man auch vorsichtig, Niemanden Anstoß zu geben, oder an Anderen sich mit Anstoß aufzuhalten. Über solche Lauterkeit hat man vom ersten Tag an zu wachen, damit man am Tage JEsu Christi darin erfunden werden könne. Text: Philipper 1,12-20 Der Apostel gibt ihnen Nachricht, welchen Segen GOtt auch auf seine Gefangenschaft in Rom gelegt habe, und warum er auch in seinen Banden freudig sein könne. Weil man durch eine verfälschte Nachricht von eines Arbeiters Gang und Werk viel Vertrauen niederschlagen kann, so wird es oft nötig, mehr von sich zu sagen, als einem lieb ist. Weil es aber Anderen zum Heil geschieht, so muß man es tun. O wie Manches hat schon einem Hindernis für das Reich GOttes gleich gesehen, und wenn man es mit Glauben und Geduld angefaßt, GOtt darunter getraut, und die Geburtsstunde wacker durchgeschafft hat, so ist eine Förderung für das Evangelium daraus entstanden. Paulus war mit einer Kette an einen Kriegsknecht angeschlossen, der sein hütete, und wenn das, wie zu vermuten ist, abwechselte, so konnte bei der ganzen kaiserlichen Leibwache Nachricht von Pauli Banden auskommen. Durch das geschmeidige Leiden aber kann man unter so vielen Liebhabern ihres eigenen Lebens oft mehr zum dienlichen Salz werden, als durch alles Lehren. Von angesehenen Weltmenschen breitet sich leicht ein Vorurteil wider die Wahrheit aus; aber wenn sie der Wahrheit Zeugnis geben, so kann sich von ihnen aus auch schneller eine gute Meinung für die Wahrheit ausbreiten. Hatten Pauli Bande solchen Segen unter denen, die draußen waren, so konnten freilich Brüder, oder schon zur Gemeinschaft des Evangelii gebrachte Herzen noch genauer bemerken, wie es GOtt mit diesem seinen Knechte schaffe, und dadurch aus manchen kleinmütigen Gedanken aufgerichtet werden. Unter den Brüdern konnten aber auch damals auch schon falsche oder doch heimtückische Brüder sein, die Christum um Haß und Haders willen predigten; d. i. unter so viel tausend zu Christo bekehrten Juden waren noch viele Eiferer für das Gesetz. Die waren nun sehr wider Paulus eingenommen, als von dem sie dachten, daß er nicht nur den Heiden die Türe zum Glauben zu weit auftue, und sie ohne Gemeinschaft mit Israel zu GOtt führe, sondern daß er auch die Juden unter den Heiden lehre vom Gesetz abfallen. Diese wollten sich denn auch das Ansehen geben, daß sie Christum predigten, arbeiteten aber inmittelst doch dem Paulus entgegen. Das gibt denn Anlaß zu allerlei Spaltungen. Und weil sie damit eine Predigt von Christo aufbringen wollten, dabei nicht so viel Verfolgung zu befahren war, so wandten sie dem Apostel Bande der Trübsal zu, daß er mehr als ein hitziger Kopf die Leute zu Jerusalem ohne Not aufgebracht habe. Dem lieben Apostel war das freilich nicht ganz gleichgültig. Doch da die unlauteren Absichten mehr Pauli eigene Person betrafen, so wollte er gern so empfindlich darüber nicht sein, sondern GOtt zutrauen, daß er die ihm darunter zugedachten Trübsale werde zu mäßigen wissen, und sich freuen, daß inmittelst doch Christi Name durchdringe. Wie sich einer heutigen Tages freuen kann, daß jetzt das, worüber sich Luther, Arndt, Spener und ihre wackeren Gehilfen noch so haben leiden müssen, nun doch zur öffentlichen Predigt durchgedrungen ist, wenn schon diejenigen, welche am ernstlichsten darüber halten, auch wieder ihre Leiden haben, wie ihre Väter. Den verspürten Segen aber hat Paulus ihrer mit ihm kämpfenden Gebetskraft zugeschrieben, wie noch jetzt mancher spüren kann, was und wie für ihn gebeten wird. Übrigens ging Pauli Freudigkeit nicht auf eine Gewißheit, daß ihn GOtt wieder mit Ehren vom Kreuz herabnehmen werde, sondern vielmehr auf eine Zuversicht, daß er allenfalls auch mit freudiger Bekenntnis Christi daran sterben könnte. Text: Philipper 1,21-30 Der Apostel gibt weiteren Grund an, warum er auf das Leben und Sterben versichert sei, das Eins wie das Andere zur Verherrlichung Christi gereichen werde, und wie er deswegen nicht durch eigene Wahl den Ausschlag geben möchte; wohl aber in seinem Innern darauf gelenkt werde, daß er noch weiter im Fleisch zu bleiben habe, und daraus leitet er dann kräftige Ermahnungen für die Philipper her. Zum Grund seiner zuvor bezeugten Zuversicht gibt der Apostel also das an, daß Christus sein Leben sei, und er das, was er lebe nicht sich selbst, sondern, dem lebe, der für ihn gestorben und auferstanden ist. Darum habe ich auch beim Sterben nichts zu verlieren, sondern zu gewinnen. Dergleichen Versicherungen muß man nicht unter die – dem Apostel eigen gewesenen Vorzüge rechnen, sondern so gewiß jeden Gläubigen auch der Tod nicht von der Liebe GOttes scheiden kann, so gewiß jedes Schaf JEsu ewiges Leben hat, ohne Gefahr sich zu verlieren, oder mehr aus des Vaters Hand gerissen zu werden; so gewiß ist auch jedem Gläubigen das Sterben Gewinn. Es geht in – und nach dem Sterben in der Gemeinschaft mit GOtt, im Genuß des Lebens Christi nicht hinter sich, sondern für sich. Der Zusatz: Im Fleisch leben , setzt dies Leben und seinen Wert sehr herunter; das Folgende aber, daß darin noch ein Werk Christi auszurichten sei, davon sich auch Frucht über Andere ausbreitet, gibt ihm doch auch in des Glaubens Augen einen Wert; daß von der einen Seite die Lust abzuscheiden, und von der andern Seite die Begierde, im Dienst Christi noch etwas auszurichten, miteinander in das Ringen kommen. Mit welcher sieghaften Lust abzuscheiden einem Jeglichen bei seinem wirklichen Abschied des Todes Bitterkeit werde versüßt sein, kann Keiner zuvor bestimmen. Aber in gesunden Tagen soll sich unfehlbar bei Jedem das Gewächs der Wiedergeburt und Erneuerung auch in eine merkliche Lust abzuscheiden treiben, der Leib der Sünde und des Todes, der ärgerliche Lauf der Welt soll uns manchen Seufzer nach Erlösung auspressen, und was uns der Heiland von des Vaters Haus und von dem Daheimsein bei ihm sagt, kann nicht ohne Erregung eines geziemenden Heimwehs abgehen. Bei Christo sein, stillt das Herz genugsam, daß man alle näheren Bestimmungen auf die Hand Dessen kann ankommen lassen, dem man seinen abscheidenden Geist zum Aufnehmen empfiehlt ( Apg. 7, 58) . Aus Allem soll der Glaube Nahrung ziehen; wer nicht das, was menschlich ist, sondern das was göttlich ist meint, der wendet auch Alles, was ihm sonst natürlicher Weise angenehm wäre, zu einer Freude des Glaubens an. Die Hauptsache aber, den würdigen Wandel nach dem Evangelio, nach der Gnade und Hoffnung desselben, muß man auf nichts Äußerliches, auf keinen veränderlichen Umstand ausgesetzt sein lassen, sondern der hat immer Statt, es gehe mit dem Übrigen, wie es wolle. Wo man einmal über der Hauptsache des Evangelio einig geworden ist im Geist, da soll man auch das Übrige, was man sich sonst könnte aneinander irren lassen, so ebnen, daß das Stehen in einer Seele nicht verhindert werde. Wenn es auch miteinander über dem Evangelio zu leiden und zu kämpfen gibt, so wird man oft desto mehr zusammengeschmelzt. Weil das, sich erschrecken lassen, so tief in unserer Natur steckt, so macht es ein Stück von der Erneuerung in das Ebenbild GOttes aus, daß ein Mensch wieder einen standhaften Mut bekommt, über dem Guten zu halten. Mancher Widersacher des Evangelii nimmt aus seinem Vermögen, Schaden zu tun, ein Anzeigen, er sei recht daran, GOtt habe ihn um deswillen in dies und jenes Amt kommen lassen; aber wenn er einen Augenblick könnte nüchtern werden, die Stimme zu hören: Ich bin JEsus, den du verfolgest; da würde er auch das Anzeigen daraus nehmen, das der Apostel daraus herleitet. Unter der schon im Paradies gesetzten Feindschaft und unter dem daher fortwährenden sonst freilich beschwerlichen Krieg bringt GOtt doch mehr Gutes heraus, als wenn Alles in einem ungöttlichen Frieden entschliefe. Die Gabe zu glauben, und die Ehre darüber zu leiden, bleiben auch jetzt nicht lange voneinander getrennt. Die ersten Gläubigen haben darin etwas vor uns voraus gehabt. Gehe man nur GOtt in den jetzigen geringeren Proben nicht aus der Hand
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