Psalms 103
Text: Psalm 103,1-22 Der 103. Psalm heißt in der Überschrift: Ein Psalm Davids. Es ist bedenklich, wie auf die im nächstvorhergehenden Psalm so beweglich ausgeschütteten Klagen des Elenden nun in diesem Psalm so ein herrliches Lobopfer des Begnadigten folgt, besonders wenn man noch etwas näher bemerkt, wie Manches das im vorigen Psalmen als ein schmerzlicher Pfeil des Allmächtigen, klagweise ist angezogen worden, nun als eine zum Heil angeschlagene Kur gerühmt wird. Z. E. meine Tage sind vergangen wie ein Rauch, meine Gebeine sind verbrannt wie ein Brand, meine Tage sind dahin wie ein Schatten, und ich verdorre wie Gras. Hingegen in diesem Psalmen: Der dein Leben vom Verderben erlöst, und dich krönt mit Gnade und Barmherzigkeit; der deinen Mund fröhlich macht, und du wieder jung wirst wie ein Adler usw., so war auch der Trost aus GOtt im 102. Psalm daher genommen: Du aber, HErr, bleibst wie Du bist, und hier im Psalmen heißt es: Die Gnade aber des HErrn währt von Ewigkeit zu Ewigkeit über die, so Ihn fürchten; und seine Gerechtigkeit auf Kindeskind; daß man also wohl sagen mag: Sünde und Tod fühlen, und darunter um Gnade und Versöhnung ringen, und nach dem Reich GOttes und seiner Gerechtigkeit trachten, ist die Sache des 102. Psalmen: Sünde und Tod fühlen, und darüber Versöhnung und den Geist, der da lebendig macht, empfangen haben, und also seinen GOtt loben, und sich im Glauben und Geduld an alle Heiligen GOttes anschließen, ist die Sache des 103. Psalmen. Die Einteilung des Psalmen ergibt sich merklich in drei Teile. Der erste Teil enthält einen erwecklichen Aufruf zum Lob GOttes, womit er seiner eigenen Seele zuspricht, GOttes Wohltaten im Äußern und Innern dankbarlich zu erwägen, V.1-5. Hierauf folgt dann ein ausführliches Lob GOttes und Anbetung über seine Gerechtigkeit, Gnade und Reich, V.6-19. Der Beschluß macht einen wiederholten Aufruf zum Lob GOttes, der an die Engel und an alle Werke GOttes gerichtet ist, zuletzt aber sich doch wieder auf seine eigene Seele zurückzieht, V.20-22. So bald ein Mensch der Gerechtigkeit GOttes untertan ist, so kann er sich des ganzen Reichs GOttes, und alles Dessen, was GOtt darin zu seinem Lob bereitet hat, mit Freuden annehmen, und Gemeinschaft damit haben. Da läßt GOtt von seinem Hadern mit einem, und der Mensch läßt von seinem Streiten und Rechthaben wider GOtt ab, und gibt sich als einen von der Sünde überwältigten, in die Bande des Todes geratenen, sich selbst zu helfen unvermögenden Menschen hin, dem GOtt seinen richterlichen Beistand nicht versagen kann, sondern ihn nach dem in Gnade und Wahrheit festgesetzten Armen=Sünderrecht herausreißt, und ihm Herz und Mund bis zum Loben und Danken stillt und erfüllt. Da erfährt man, was es ist um eine ewige Gnade, die mithin auch einen ewigen unaufhörlichen Ausfluß und Zueignung über unser Herz bringt. Da gibt es ein fröhliches Leben im Willen GOttes, dabei einer an GOtt glaubt, sich in GOtt freut, Ihm aus herzlicher Liebe für seine Gnade dankt, Ihn vor der Welt bekennt, sich auch durch seinen Heiligen Geist regieren läßt zu all seinem Willen, und alle Demütigungen, darunter man dem Leib der Sünde und des Todes fühlt, und sich als einen Staub=Menschen empfindet, mit der fröhlichen Hoffnung des ewigen Lebens in der ewigen Gnade überwindet.
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