Psalms 104
Text: Psalm 104,1-35 Der 104. Psalm hat keine Überschrift, schließt sich aber ganz wohl an den 103. an, und setzt nun die Erweckung zum Lob GOttes fort, aus einem neuen Grund, nämlich aus der Betrachtung seiner Werke in der Schöpfung und Erhaltung der Welt. Die Ordnung gibt zu erkennen, daß wenn man nach dem 103. Psalm die Gnade des HErrn in Vergebung der Sünden und Heilung aller Gebrechen hat kennen lernen, und zum demütigen Wandel vor GOtt in seiner Furcht gekommen ist; so kann man erst auch das Reich der Natur und die Werke GOttes darin fruchtbarlich betrachten. Das hat auch der sel. Arndt in seinen Büchern vom wahren Christentum so wohl beobachtet, und hat im 1. Buch angefangen zu zeigen, wie in einem wahren Christen der alte Adam sterben, Christus aber in ihm leben soll, und wie er nach dem Bilde GOttes täglich erneuert werde, und in der neuen Geburt leben müsse. Hernach im 2. Buch, wie Christi Menschwerdung, Liebe, Demut, Sanftmut, Geduld, Leiden, Sterben, Kreuz, Schmach und Tod, unsern Seelen Arznei und Heil bringe, aber auch unser Spiegel und Vorbild sei, dein wir nachfolgen sollen, und wie ein wahrer Christ die Sünde, Tod, Teufel, Hölle, Welt und alle Trübsal durch Glauben, Gebet, Geduld und himmlischen Trost überwinden solle, und das Alles in Christo JEsu, durch desselben Kraft Stärke und Sieg in uns; und im 3. Buch, wie GOtt den höchsten Schatz, sein Reich ins Menschenherz gelegt, als einen verborgenen Schatz im Acker als ein göttliches inneres Licht der Seele, und wie dasselbe in uns zu erwecken und zu suchen sei. Und dann kommt er erst im 4. Buch darauf, wie das große Weltbuch der Natur von GOtt zeuge und zu GOtt führe. Arndt sagt: GOtt tut gleich als ein lieber Vater, der ein Kind zu sich ruft, und gewöhnt mit süßen Worten. Will es dann nicht kommen, so gibt er ihm einen Apfel oder Birn dazu, nicht daß das Kind diese Gabe so lieb haben solle, daß es daran hangen bleiben solle, sondern es soll an der Liebe des Vaters hangen, als des Gebers. Also läßt unser lieber Vater im Himmel es nicht dabei bewenden, daß Er uns durch so holdselige freundliche Worte, wie bei den Propheten und Aposteln stehen, zu sich ruft, sondern gibt und wirft uns auch viel gute Gaben zu in der Natur. Eben darum hat GOtt den Menschen so elend, dürftig, mangelhaft, nackend geschaffen, hungrig und durstig lassen geboren werden, daß ihn GOtt mit so vielen Wohltaten, Gaben und Geschenken zu sich ziehen, und der Mensch GOttes Liebe aus allen Dingen schmecken möge. In der übrigen Einteilung des Psalmen spürt man, daß der Mann GOttes die Werke GOttes nicht nur nach dem bloßen Aussehen der Natur betrachtet, sondern daß er die Anzeigen und Beschreibungen vor sich gehabt habe, die das Wort GOttes von der Schöpfung der Welt macht. Um so weniger soll man die kurzen Beschreibungen Mosis als verblümte Reden ansehen und entkräften, weil der Heilige Geist auch lange Zeit hernach andere Männer GOttes immer aus dieser Spur der Sechs Tagwerke fortgeleitet hat, wie jetzt auch dieser Psalm meist darnach eingerichtet ist. Das erste Tagwerk GOttes, als das Licht, wird bemerkt, V.1. 2. Das zweite Tagwerk, der Bau des Himmels, V.3. 4. Das dritte Tagwerk, Erde und Meer, wobei zugleich etwas vom fünften und sechsten Tagwerk angebracht wird, V.5-18. Das vierte Tagwerk, Sonne und Mond, wozu wieder etwas vom sechsten Tagwerk genommen wird, V.1 9-23. In der Bewunderung nimmt er Alles, was zur Schöpfung und fortwährenden Vorsorge und Unterhaltung gehört, zusammen, V.24-30. Den Beschluß macht ein freudiger Vorblick auf das, was GOtt noch künftig besonders mit der Erde vorhabe. Hier kommt das Hallelujah im Psalterbuch das erstemal vor, und wenn das, was der Psalm so mit Freuden voraus gesehen hat, in seine Erfüllung gehen wird, so wird im Himmel und auf Erden das Hallelujah, und so manches bisher aufgehaltene und gehemmte Lob GOttes in vollen Schwang kommen. Siehe Offenb. 19. Hallelujah, denn der allmächtige GOtt hat das Reich eingenommen, da wird auf der ganzen Erde das in Christo JEsu hergestellte Wohlgefallen GOttes an seinen Werken erst recht hoch gepriesen werden.
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