‏ Psalms 36

Text: Psalm 36,1-12 Der 36. Psalm heißt in seiner Überschrift: Ein Psalm Davids des HErrn Knechts, vorzusingen. David hat als ein Knecht des HErrn bei seiner Regierung viel Einsicht in den Weltlauf bekommen, und dabei bemerkt, wie teils die Bosheit der Menschen so groß, teils die Wege und Gerichte GOttes so unbegreiflich und unerforschlich sind wie z. E. ein Jonathan unter dem Gericht über seines Vaters Haus mit dahin gerufen werden kann, ein anderesmal ein Bösewicht länger bestehen bleibt, als menschliche Gedanken begreifen können. Über solcherlei Erfahrungen hat David sein Herz vor GOtt ausgeschüttet, und also davon keinen Schaden genommen, wie es bei uns oft geschieht wenn wir uns mit unserem Anblick, Nachdenken und Gesprächen zu viel in dem Weltlauf verlieren, sondern David hat sich vielmehr vor GOtt in seinem Haß gegen das Arge, und in seinem Anhangen an das Gute gestärkt. Bei solcher Aussicht hat David das gottlose Wesen seiner Zeit und den empfindlichen Eindruck, den er davon im Herzen hatte, nachdrücklich beschrieben, V.2-6. Wer beim Licht des göttlichen Wortes sich selber kennen lernt, und seinem Gewissen durch das Wort GOttes täglich mehr aufhilft, daß es ihm bei der Gerechtigkeit wohl wird, der kommt auch in den Stand, andere von der Ungerechtigkeit Gefangene so in ihren Tücken aufzudecken und zu beurteilen, daß sie sich oft selber nicht so genau kennen wie es ihnen ein Kind des Lichts sagen kann. Von diesem betrübten Anblick nun wendet sich David zu GOtt, und bewundert dessen allgemeine Langmut, wobei Er gleichwohl seiner Gerechtigkeit nichts vergibt, am allerwenigsten aber seine Gläubigen zu kurz kommen läßt, V.6-11. Wer auf der Menschen Bosheit sorglichen allein sieht, möchte kleinmütig werden und kann sich der Gedanken nicht erwehren, wohin es die Erden=Verderber noch bringen werden. Aber, wer auf GOttes Güte und Wahrheit sieht, kann sich und Andere trösten. Es hat bei GOttes noch so langem Zusehen nicht Gefahr, daß Ihm einer seine Gerechtigkeit untergrabt, oder seine Güte und Wahrheit von der Erde verdrängt. Aus beiden Betrachtungen, die David im Psalmen gehabt hat, macht er nun im Beschluß ein Gebet, und bringt darunter sein Verlangen vor den HErrn, V.11 bis zum Beschluß. O GOtt! laß auch mich Deiner in Deiner Güte mit allen frommen Herzen reichlich genießen, und von der Gemeinschaft der Gottlosen in Sünde und Strafe frei und los ausgehen.
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