Psalms 70
Text: Psalm 70,1-5 Der 70. Psalm heißt in seiner Überschrift: Ein Psalm Davids, vorzusingen zum Gedächtnis. Wie man im menschlichen Leben sagt: Ein Monitorium oder Bittschrift eingeben, oder eine Sache, die man schon einmal vorgestellt, durch wiederholtes Bitten wieder ins Angedenken bringen; so ist dieser Psalm zum Gedächtnis, eine Anmahnung ergehen zu lassen. Damit kommt der Inhalt überein, als welcher fast von Wort zu Wort aus dem Beschluß des 40. Psalmen genommen ist, nach dem 14. Vers, und folgenden. Selbiger Psalm ist ein Leidens=Psalm Christi. Und da nun der Geist Christi dem David so schickliche Seufzer in Herz und Mund gelegt hatte, so mag er sich derselbigen auch sonst gern bedient haben. Daraus sieht man, daß auch nach einer wackeren Vorschrift mit einerlei Worten mehrmals zu beten schicklich ist, wenn unsere innere Gestalt wohl darin ausgedrückt ist, und man sein Verlangen mit den wohleingerichteten Worten allemal aufs Neue vereinigen kann. Der Psalm selbst hat nun eine dringende Bitte um eilfertige Hilfe, den Feinden zur Beschämung und den Gottseligen zur Freude V.2-5. Im Beschluß faßt David noch einmal Alles zusammen, wie er sein Elend und seine Klagen darüber, seine Bitten und Gebet vor GOtt bringen will, V.6. Darf man denn dem lieben GOtt so Zeit zur eilfertigen Hilfe vorschreiben? Es ist beim Gebet so, wie es Römer 8:27 heißt: der die Herzen forscht, weiß, was des Geistes Sinn sei. Es ist oft beim Beten eine eilfertige Hilfe doch im Herzensgrund eine innige Aufforderung an GOtt und seinen Willen. Und so kann oft umgekehrt die Bitte den Worten nach sehr gelassen scheinen, und doch ein harter Eigenwille und verwerflicher Zweifelmut dahinter stecken. Man fühlt freilich das bekannte Wort: Vernunft wider den Glauben ficht, Aufs Künftige will sie trauen nicht: niemals beschwerlicher als um solche Zeit, wo uns eilfertige Hilfe Not zu sein dünkt.
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