‏ Romans 13

Text: Römer 13,1-7 In diesem nach Rom geschriebenen Brief, von wo aus nachgehends so viel für die Obrigkeit Nachteiliges ausgegangen, treibt der Apostel das rechtschaffene Verhalten gegen die Obrigkeit am ernstlichsten und ausführlichsten. Es macht einen eigenen Charakter von der Göttlichkeit der Heiligen Schrift aus, daß sie von der Obrigkeit so bedächtig lehrt, wie es weder zur Schmeichelei gegen die Gewaltigen, noch auch zur Unlittigkeit bei den Untergebenen, den geringsten Anlaß oder Vorwand geben kann. Sie treibt nämlich die Ordnung GOttes, und das daraus fließende Gute. Sie hält es dem gewissen zum Grund einer rechtmäßigen Ehrfurcht vor. Sie verleugnet aber auch das durch den Fürsten der Welt dazwischen gebrachte Unkraut nicht, und scheidet auch hier Gebrauch und Mißbrauch wohl aus einander; Stellt der Obrigkeit und Untertanen Gewissen sicher; stärkt Jeden auf das, was ihm zu tun und zu leiden auf dem Wege vorkommt; hält aber Beiden das Reich GOttes zum eigentlichen Ziel der Hoffnung vor, und verwahrt, daß sich Keiner den jetzigen Aufzug der Welt, der vergeht, möge blenden, und das unbewegliche Reich, das wir empfangen sollen verdunkeln lasse. Diesem Schriftsinn ist die Augsburgische Konfession recht nahe geblieben, und hat zu einer zeit, da viel dieser Materie halber in der Menschen Gemüter rege war, im 16ten Artikel von der weltlichen Obrigkeit, und im 17ten von Christi Zukunft zum Gericht gehandelt. Im ersten Entwurf den der selige Luther zur Augsburgischen Konfession gemacht hatte, kam es fast noch schicklicher so heraus, daß in umgewandter Ordnung zuerst vom jüngsten Gericht und Christi Wiederkunft dazu gehandelt werden sollte, und dann der Übergang so gemacht: indessen, bis der HErr zum Gericht kommt, und alle Gewalt und Herrschaft aufheben wird, soll man die weltliche Obrigkeit in Ehren halten, und derselben gehorsam sein als einem Stand von GOtt geordnet. In ihrem Titel: Von GOttes Gnaden, behalten die Regenten doch noch ein Angedenken übrig, daß ihr Stand von GOtt sei. Es gibt eine Furcht, die vor der Tat hergeht, und vom Bösen abhält; die soll bleiben (V.7). Es gibt aber auch eine Furcht, die auf böse Taten und freche Urteile folgt, deren kann man nicht überhoben sein. Ein gutes Gewissen ohne Furcht ist ein vorzüglicher Nutzen des Christentums. Bei dem Lob, das man von der Obrigkeit hat, darf man es sich auf diese Pilgrimschaft nicht befremden lassen, wenn es oft wie das Zeugnis des Pilatus von Christi Unschuld ist, das nämlich auf das Lob bald auch Geißeln und Kreuz nachfolgen; je nachdem der Fürst dieser Welt seine Hand in etwas schlagen kann. Je lieber ein Mensch an seine Fehler denkt, je gründlicher er im Mißtrauen gegen sich selber steht, und daraus abnimmt, wie nötig ihm Vorgesetzte, und von denselben Anweisung und Bewahrung ist, je geringer das Zeitliche in Einzelner Augen wird, desto leichter wird es einem auch werden, das zu lieben, was GOtt hierin ordnet, das zu leiden, was GOtt zuläßt, das zu tragen, was GOtt trägt. Text: Römer 13,8-14 Allgemeine Pflichten nach dem Gesetz und Evangelium. Die Schuld der Liebe muß der Christ immer auf sich behalten, und wenn er Alles getan hat, doch denken, daß er dem Liebesgebot noch viel schuldig sei. Auch Alles, was man tut, erhält aus der Liebe, worin es geschieht, seinen wert. Wer das, was er übrigens auch tut, nicht in und aus Liebe tut, den kann das Gesetz immer noch packen. Wer aber das, was er tut, in der Liebe tut, wie gering es auch ist, der hat daran großen Trost. Gib Achtung, ob dir dieses heimlich zuwider, oder ob es dir von Herzen recht ist. So viel einem der hohe Wert der Liebe noch heimlich zuwider ist, so viel steckt er noch in eigener Gerechtigkeit, die sich aus gestückelten Werken einen Rock zusammenflicken möchte. So viel es aber einem von Herzen recht ist, daß Alles nach der liebe geschätzt werden soll, so viel ist einem GOttes Wille durch den Glauben versüßt, und er aus der Versöhnung mit GOtt in die Lauterkeit und Willigkeit eingeleitet, alle seine Dinge nach der Liebe schätzen zu lassen, die man nur aus GOtt und der Gemeinschaft mit Ihm herhaben kann. Wie man uns nach der Natur anzusehen, und mit uns zu sprechen hat, das geben die übrigen Gebote: du sollst nicht töten, du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht stehlen, zu erkennen. Solches Argen hätte sich der Mensch vom anderen außer der Gnade Christi und dem Geist der Liebe zu besorgen. Durch den Glauben wird das Gesetz erst wieder so aufgerichtet, daß es in der Liebe seine Erfüllung findet. Hierzu tut dann aber auch die Hoffnung und das Warten des HErrn JEsu vom Himmel auf seinen großen Tag, einen großen Vorschub. Wo man sich aber in etwas auf die Dunkelheit der gegenwärtigen Zeit verläßt, sich in den Dingen, die Andere nicht erfahren, etwas gegen das Licht und die genaue Zucht desselben erlaubt, da kann einem die Sünde großen Betrug spielen, und eine Kraft des alten Menschen nach der anderen wieder zum Aufleben bringen.
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