‏ Romans 5

Text: Römer 5,1-11 Nun geht der Apostel um einen Schritt weiter, und zeigt, was die im Evangelium geoffenbarte Gerechtigkeit, oder das festgesetzte recht, Juden und Heiden nicht aus den Werken des Gesetzes, sondern aus Glauben zu rechtfertigen, für eine Seligkeit über den Menschen bringe, in welche einen Frieden mit GOtt und Ruhm an GOtt, nicht nur über der Hoffnung der Herrlichkeit, sondern auch selbst unter den Trübsalen, einer dadurch zu stehen komme. Wenn in der Werkstatt des Herzens die vier ersten Kapitel durchgemacht sind, d. i. wenn im Herzen Wahrheit ist, was in diesen vier ersten Kapiteln als die im Evangelium geoffenbarte Gerechtigkeit GOttes angegeben ist, so kann man einem so zusprechen: Nun wir denn gerecht geworden sind durch den Glauben, so haben wir Frieden mit GOtt durch unseren HErrn JEsum Christ. GOtt begegnet uns mit Frieden, und in uns legt sich auch der Zorn, den sonst das Gesetz anrichtet. Das Mißtrauen weicht, und unser Gewissen, das sich in keinerlei Werke jemals zufrieden geben konnte, fängt an, durch JEsum Christum sich Gutes und Friedliches zu GOtt zu versehen, und den von Christo Jesu am Kreuz gemachten und im Evangelio verkündigten Frieden anzunehmen und zu genießen. Man darf so mit einander sprechen. Aber nicht einander es so als eine Zumutung aufbürden: Du mußt Frieden haben; und so lange du nicht Frieden und Vergebung der Sünden hast, so ist deine Sache nichts. So macht es Paulus nicht. Sondern er tritt hin als ein Stärkerer und spricht es den Schwächeren vor: Nun wir denn gerecht geworden sind durch den Glauben, so haben wir Frieden. - Wenn also Viele um ihn herum waren, die sich dessen nicht anzunehmen, es sich nicht mit Freudigkeit zuzueignen wußten, deren Herz es aber doch sehnlich wünschte, und die sich das Vorbild der heilsamen Lehre von der - im Evangelium geoffenbarten Gerechtigkeit (Kap. 1-4) herzlich gern gefallen ließen, so spricht es der Apostel auch hier in dieser Unmündigen Namen: Nun wir denn gerecht geworden sind durch den Glauben usw.. So ist Vieles in den Schriften der Apostel, das sich auf die Gemeinschaft der Heiligen gründet, da Christen einander zusprechen: wo das Eine aus Betrübnis und Schwachheit nicht reden kann, so schließen es die Übrigen mit ein, und reden an seiner Statt, weil doch auch sein Herz und Sinn dabei ist. Ach wie weit ist man von diesen süßen Wegen des Evangeliums abgekommen, wie ist Alles in gesetzlichen Ordnungen und Trieben verfallen, weil man über solchen Dingen mit einer Menge Menschen zu tun bekommt, die Herz und Sinn gar nicht auf das Evangelium zu ergeben begehren. Durch Glauben ist man in die Gnade zu stehen bekommen, und der Glaube gibt seine Wirksamkeit nimmer auf, sondern dringt unter stetem Zugang zu GOtt immer mehr in die Gnade ein. Wir haben Frieden mit GOtt, und wir rühmen uns; das sind die zwei wichtigen Punkte, die vorwärts und rückwärts reichen, die Vergangenes, gegenwärtiges und Zukünftiges zusammenfassen. Durch die gerichtliche Rechtfertigung wird mit dem Leben, so sie gibt, auch das Ebenbild GOttes, die verlorene Herrlichkeit wieder aufgerichtet, und das ist schon der Anfang zur künftigen Herrlichkeit. O wie gern läßt man den obigen Ruhm dahinten (Kap. 3, 27), wenn am Faden der Rechtfertigung dieser Ruhm angesponnen ist. Auch ein im Staube Liegender, der seine Harfe an die Weiden hängen muß, sieht doch die Harfe sehnlich an, und hält sich zum Rühmen sehnlich verbunden. Lernt aber auch, wie das Rühmen unter den Trübsalen fortzuführen ist; denn die bleiben freilich nicht aus. Daran aber zeigt eben das, in was für einem Sinn man gegen GOtt durch die Rechtfertigung zu stehen gekommen sei, daß man unter den Trübsalen nicht gleich wieder arg denkend gegen GOtt wird, noch sich den Ruhm der Herrlichkeit nehmen läßt. Unter der Gnade der Rechtfertigung bringt Trübsal Geduld, oder die Stärke unter den Trübsalen die Hoffnung der Herrlichkeit fest zu halten. Das zieht Erfahrung oder Bewährung desjenigen nach sich, der unter der Trübsal geübt wird, und also erfahren hat, was wegfällt oder im Feuer die Probe hält. Den Menschen kommt immer wieder ein Zappeln an, wenn er den Streit merkt, aber die Hoffnung behauptet den Ruhm, daß sie nicht zu Schanden werden lasse. Die erbarmende, bei unserer Begnadigung erschienene Liebe, und die freundschaftliche unter den Prüfungen sich bewährende Liebe GOttes ist reichlich und zum Überwinden aller gesetzlichen Schrecken überschwenglich ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns Alles an dem Rat GOttes und dessen Ausführung zurecht legt. Christum aber zieht der Geist, als den größten Zeugen der Liebe GOttes an. Was man sich außer Christus von der Liebe GOttes einbilden will, geht nicht tief genug. Bei Christi Erscheinung hatte man es schon genugsam erfahren, daß sich unsere Natur nimmer selbst erholen, und zu einem Vertrauen auf GOtt aufrichten könnte. Christi Liebe ist freilich ein Exempel ohne Exempel. Doch können die Exempel, die man etwa hat, was Einer um des gemeinen Besten willen tun kann, so weit dienen, daß man doch daraus sieht, wie es ein GOtt geziemender Weg gewesen ist: Einer für Alle. Die Gnade rechtfertigt den Gottlosen, die Liebe umfaßt den Gerechtfertigten, stellt ihn sicher vor dem Zorn, und die Gemeinschaft verherrlicht den Geliebten als einen Tempel GOttes, als ein Glied am Leibe Christi. Zu solcher Gemeinschaft mit GOtt ist kein anderer Weg, als die Versöhnung. Was man sich außer derselben anmaßen will, ist mißlich.  Kann ein Anderer auch nicht viel Rühmen, wenn er nur Den im Glauben hält, der seine Versöhnung ist, so wird Er ihn gewiß auch zum Hallelujah im höchsten Ruhm bringen. Text: Römer 5,12-21 Der Apostel legt den Grund der Erkenntnis des Heils so tief, daß einem seinen Ruhm an GOtt zu behaupten, und gegen allen gegen den Glauben aufsteigenden Zweifeln zu begegnen, nie schwer werden soll, wenn man sich nur nicht von dem Grund treiben läßt, daß die Gnade in Christo noch weiter reiche mit ihren seligen Folgen, als Adams Fall mit all seinem angerichteten Unheil. Nach abgehandelter Lehre von der Rechtfertigung ist der Mensch erst im Stande, das zu ertragen, was man ihm vom Eindringen der Sünde und vom Durchdringen des Todes zu allen Menschen sagen kann. Die schwierigen Materien vom Ursprung des Bösen, von der Zurechnung der Sünde Adams, von Fortpflanzung des Verderbens usw. müßten Zorn anrichten, wo das Herz nicht vorher aus dem Evangelium mit Liebe GOttes durchsüßt ist. Aus der Gnade der Rechtfertigung mu0 der Mensch überzeugt werden, daß ihm GOtt nicht Unrecht tue, und das muß ihn willig machen, sich in Allem an GOttes recht zu ergeben. Freilich sind wir ohne unser Wissen und Denken von der Sünde überwältigt worden; das stellt der Apostel nicht in Abrede, er drückt sich von Sünde und Tod selber als von eingedrungenen Feinden aus. Es ist kein wunder, wenn es dem Menschen wehe tut, daß er so in Sünden = Not und Sünden Strafe geraten sein soll. Ja es ist gut, wenn es ihm recht wehe tut, und er nicht nachläßt, über dies Unrecht zu schreien, bis ihm aus dem Evangelium die Gerechtigkeit GOttes offenbart wird, nach welcher die Sünde wieder so hinaus muß, wie sie hereingekommen ist. Durch einen Menschen ist sie hereingekommen, durch einen HErrn JEsum Christ muß sie hinaus. Das ist der Grund zu dem, was der selige Bengel von sich schreibt: "In meiner inneren Übung stellte ich mich gern in die zwei Augenblicke hinein, da ich in Adam ein Sünder worden bin, und da JEsus Christus seinen Geist in des Vaters Hände überantwortete, und auch mich damit GOtt versöhnte und zuführte. Mein ganzes Christentum besteht darin, daß ich meines HErrn Jesu Christi Eigentum bin, und daß ich eben dieses für meinen einigen Ruhm und für alle meine Seligkeit hielte." Damit man aber nicht sagen könne: Ja durch das Gesetz ist erst die Not so gewachsen, oder, wie man jetzt spricht: man macht es mit dem Treiben der Sünden Not zuviel man lasse das Gesetz weg, das uns ja ohnehin nicht angeht; so antwortet der Apostel: der Tod und sein herrschen beweist genug, daß GOtt unsere unerkannten Sünden ins Licht vor sein Angesicht stellt. Wenn man aber freilich zum Regiment des Todes, zu seinem empfindlichen Stachel, nämlich der Sünde, auch noch die Kraft der Sünde, nämlich das Gesetz, kam, so wurde das Gefängnis noch enger, Alles aber in der Absicht, das Seufzen nach Hilfe und Erlösung desto mehr zu erwecken. Unter der Herrschaft des Todes wären wir gewesen, wenn wir auch unseren Schaden nicht durch so viele eigene Sünden gehäuft hätten. Nun aber durch das Gesetz auch das, was von uns selbst begangen ist, weiter ans Licht gestellt ist, so zeigt sich auch die Gnade darin mächtiger, daß sie nicht nur den von Adam her geerbten Schaden heilt, sondern auch aus so vielen wirklichen Sünden hilft, und zwar so überschwenglich, daß es zur Vergebung, zum Frieden mit GOtt, ja zum Ruhm an GOtt hinreicht. Von der Rechtfertigung geht’s fort bis ins ewige Leben hinein. Wo es in etwas, in der Erneuerung, in der Hoffnung der Herrlichkeit bei einem Gewissen Anstand hat, da muß man immer wieder die Rechtfertigung und die volle Gnade derselben ergreifen, so merkt man, daß einem gewiß auch immer eine Gabe nach der andern zu Diensten steht. Aber oft hat es über der Erkenntnis der Sünde nicht so viel Anstand, als sich über der Erkenntnis der Gnade Kampf erhebt. O wer beugt sich genug unter das Wort: durch Eines Sünde die Verdammnis über Alle; wer deutet aber auch das andere Wort: Durch eines Gerechtigkeit die Rechtfertigung des Lebens über Alle, begierig genug auf sich, und freut sich, daß es mit ihm bereits im Gericht GOttes durch diesen Prozeß hindurch ist. O wer nur nicht durch Selbst =Rechtfertigung an diesem tiefen Grunde stutzt, und damit den Geist hindert, daß er einem aus dem Wort des Evangeliums diese Geheimnisse deuten kann; wie wir zurechnungsweise, aber freilich hernach auch durch die wirkliche Abkunft von diesem doppelten Stamm = Vater, Adam und Christo, in Geburt und Wieder = Geburt auch innewohnender weise Sünder und Gerechte werden. Sünde und Gnade standen schon von Adam her mit einander auf dem Kampf = Platz. Das Gesetz kam unter Mose zwischen ein, als eine Zwischen = Anstalt, der zu unserer Rettung schon gemachten hauptsächlichen Gnaden =Anstalt zu dienen und dahin zu wirken, daß der Mensch unter Erfahrung von der Macht der Sünde, und von seinem Unvermögen, sich selbst daraus zu helfen, desto eher von aller eigenen Gerechtigkeit abstünde, und dieser Gerechtigkeit GOttes untertan würde. Der Thron der Sünde wird nun schon als umgestoßen, und ihre Herrschaft als geendigt und niedergelegt geachtet. Aber das herrschen der Gnade, mit welcher sich GOtt wieder zum Menschen gewendet hat, wird als ein so ewiges Reich angesehen, als Christus selbst, auferweckt von den Toten, lebt und regiert in Ewigkeit.
Copyright information for Rieger